Hi @ll !
Seit 4 Wochen - genau seit dem 24.11.17 - erlebe ich immer wieder "endogene Entladungen", wie das, mein "Überpsycho" bezeichnet hat. Inzwischen habe ich auch ein bischen gegooglet, es gab auch einzelne Stimmen dazu im Zusammenhang mit anderen threads - das Phänomen scheint v.a. in der Physiotherapie und der psychotherapeutischen Körpertherapie bekannt zu sein.
Diese "Entladungen" äussern sich in spontanen, rhythmischen Zuckungen, die in fast allen Fällen im warmen Bett aufgetreten sind. Das Zentrum ist der Schulterbereich. Die Schultern rucken leicht nach vorne und oben (zum Kopf hin), die Arme "gehen irgendwann mit", gelegentlich zuckt der ganze Oberkörper leicht nach vorne. Die Beine bleiben zumeist ruhig, "gehen nur selten mit" - anders das Genital, denn diese Zuckungen werden durchaus als lustvoll, sexuell erregend wahrgenommen. Ich hielt sie selbst zuerst für "spontane trockene Orgasmen" - genauso fühlen sie sich auch an für mich.
Sie beginnen mit einzelnen Zuckungen, alsbald stellt sich der Rhythmus von 1-2 Zuckungen je Sekunde ein, es gibt Pausen, schnellere und "härtere", langsamere und "softere" Episoden und eine solche Entladung dauert meist 60 - 90 min. Sie treten seit dem o.g. Datum alle 2-3 Tage auf, schließen sich auch an sexuelle Aktivitäten an, manchmal setzen sie wenige Minuten nach einem Orgasmus ein.
Es ist nicht so, daß diese Zuckungen zwanghaft oder spastisch wären - man kann sie leicht unterdrücken, ich muß sie "zulassen". Das tue ich auch regelmässig mit Billigung meines Überpsychos.
Nach dem Abklingen der Entladungen fühle ich eine wohlige Tiefenentspannung - nach der allerersten hat ein trance-ähnlicher Zustand eingesetzt. Ich habe fast 24 h im Bett gelegen, in dieser Zeit nur 2 Tassen Tee und ein paar Kekse zu mir genommen, auch noch am nächsten Tag war ich "wie stoned", bin mal in der Straßenbahn an der Zielhaltestelle vorbei fast bis zur Endstelle gefahren - seelig lächelnd 1x quer durch Leipzig und zurück. Diese Tiefenentspannungen treten auch aktuell wieder ein, beschränken sich jedoch auf ein paar Stunden und sind deutlich "flacher".
Die allgemeine Leistungsfähigkeit ist jedoch stark gemindert seit dem 24.11. Ich schlafe sehr viel, "bekomme kaum noch was geregelt" (was ich aber als Frührenter und dank meiner Betreuerin auch ruhig "zulassen kann"), treibe in einem wohligen Erschöpfungszustand vor mich hin, der nur durch eine Intrusion für einige Tage unterbrochen wurde, aber das ist "OT".
Wir - Überpsycho und ich - interpretieren diese Phänomene als Abfuhr - "Entladung" - eines starken innerpsychischen Spannungszustandes. Die darin gebunden gewesene psychische Energie "entlädt" sich teilweise in die Motorik hinein. Der Spannungszustand, der gerade abgebaut wird, ist ein über 40 Jahre altes Täterintrojekt aus meinen sexuellen Kindheitstraumata (inzestuöser Kindesmißbrauch durch beide Eltern), das in einem permanenten "Grabenkrieg" mit dem Rest der Psyche liegt und das sich nunmehr ab- und aufzulösen beginnt. Das ist allerdings ein langwieriger Prozeß, der da gerade erst begonnen hat, die pathogenen Mechanismen sind noch lange nicht aufgehoben durch diese Ablösung sondern im Gegenteil sogar aktuell brandgefährlich - "das Introjekt schlägt wütend um sich" ... dies möge zum Hintergrund dieser "endogenen Entladungen" bei mir genügen.
Insgesamt werden diese "endogenen Entladungen" und der Zustand wohliger Trägheit in dieser Phase nicht nur subjektiv als lustvoll, sondern auch objektiv als Zeichen eines erheblichen Fortschritt im Heilungsprozeß gewertet - in der Psychotherapie ist es ja oft so, daß man subjektiv als Patient oftmals jahrelang kaum eine Veränderung wahrnimmt ("Wozu tue ich mir das alles eigentlich an ?!") und wahrnehmbare Fortschritte schlagartig "von einem Tag auf den anderen" eintreten können - "Psychodrama" eben.
Weil ich nur recht oberflächliche Beschreibungen zu diesen "endogenen Entladungen" im Netz gefunden habe, möchte ich mal an Euch die Frage stellen:
Hat hier irgendjemand solche Entladungen einzeln oder in Form einer längeren Phase mit häufigeren Entladungen im Rahmen seiner Therapie (oder "therapeutisch begleitet") erlebt und hat Lust, sein Erleben, seine Erfahrungen und den jeweiligen "therapeutischen Rahmen" zu beschreiben und sich darüber auszutauschen ?
Diese Frage oder Aufforderung richtet sich natürlich vornehmlich an "Beteiligte" von körpertherapeutischen Verfahren, aber auch alle anderen. Bei mir sind diese Entladungen ja während der Psychoanalyse beim Überpsycho eingetreten und halten noch an - die letzte 90-min - Entladung fand heute morgen statt, ging von ca. 7:30 bis ca. 9:00 Uhr.
Wie isses - kennt Ihr sowas auch ?
Gruß
Möbius
'Endogene Entladungen' - Erfahrungen ?
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Hallo Möbius,
genauso würde das meine Kunsttherapeutin, die auch eine "Somatic Experiencing"-Ausbildung hat und auch körperorientiert arbeitet, interpretieren.
Vielleicht lohnt es sich für dich, mal ein wenig zu Somatic Experiencing zu lesen? Peter Levine hat dazu glaube ich eine Menge geschrieben und auch in der Tierwelt dazu viele Beobachtungen gemacht. zB dass bei Tieren, die vor einem Angreifer geflohen sind (= extremster Stress mit Todesangst) genauso eine "Entladung" stattfindet, nachdem die Gefahr vorüber ist und sie wieder "sicher" sind. Damit wird die durch das Adrenalin freigesetzte überschüssige Energie aus dem System heraus geschafft und diese Stress-Energie verfestigt sich dadurch nicht im (Körper-)Gedächtnis.
VG von lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Ein sehr gutes Buch, wie ich finde, zu diesem Thema ist "Sprache ohne Worte" von Peter Levine. Er schreibt auch von seinen eigenen Erfahrungen mit dem "Zittern", also dem Abbau von traumatischer Energie, nach (s)einem Autounfall.
Ich selbst habe auch schon so eine Entladung in der Therapie erlebt. Allerdings fand ich dies nicht lustvoll, sondern eher beängstigend da mein ganzer Körper enorm und völlig plötzlich zitterte. Danach hatte ich zwei, drei Tage lang Muskelkater als hätte ich den iron man bewältigt. Meine Beine waren schwer wie Blei. Ich konnte den Vorgang als solchen auch nur durch die gute Begleitung (meine EX-Thera praktizierte auch SE) in der Stunde annehmen.
Von daher finde ich toll wie du diese Entladungen erlebst und damit umgehst.
Ich selbst habe auch schon so eine Entladung in der Therapie erlebt. Allerdings fand ich dies nicht lustvoll, sondern eher beängstigend da mein ganzer Körper enorm und völlig plötzlich zitterte. Danach hatte ich zwei, drei Tage lang Muskelkater als hätte ich den iron man bewältigt. Meine Beine waren schwer wie Blei. Ich konnte den Vorgang als solchen auch nur durch die gute Begleitung (meine EX-Thera praktizierte auch SE) in der Stunde annehmen.
Von daher finde ich toll wie du diese Entladungen erlebst und damit umgehst.
Jo, kenn ich, würd ich aber psychomäßig bei weitem nicht so hoch aufhängen. Und immer schön zu wissen, dass das nichts Neurologisches hinter steckt, kann in sehr seltenen Fällen nämlich sowas wie z. B. ALS sein.
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Ich habe das gelegentlich und dachte, das ist nur ein Mineralstoff- oder Vitaminmangel. Ich nehme dann Magnesium und Vitamin B-Komplex. Ich finde die Zuckungen eher lästig. Vielleicht ist es auch nicht das gleiche, was ich manchmal habe.
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