Probleme zu sprechen, Therapie unmöglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Felix0710
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Probleme zu sprechen, Therapie unmöglich?

Beitrag Di., 12.12.2017, 21:22

Hallo,

Wie der Titel schon sagt habe ich Probleme zu sprechen. Auch ganz allgemein. Mir fällt es auch schwer Smalltalk zu halten was ein soziales Leben nicht einfach macht. Aber darum geht's jetzt ja nicht.

Ich soll/müsste eigentlich Therapie machen. Einerseits habe ich PTBS, Borderline, dissoziative störung usw
Ich vermeide das aber vollkommen bis es nicht mehr geht und ich kurz in der Klinik und danach so weitermache als wäre nichts. Ich will oft nicht einsehen,dass Therapie notwendig ist, aber weiß dass es so nicht geht.

Wenn ich dann kurzzeitig in der Therapie bin ist es schwierig zu sprechen. Vieles entzieht sich meinem Bewusstsein und ich verbringe, wenn ich sprechen kann, viel Zeit damit mich irgendwie verständlich zu machen. Was in mir vorgeht und warum kann ich meist nicht sagen.
Also erstes Hindernis wenig Informationen die ich mitteilen kann.

Zweites ist es extrem stressig wegen angstbelastung überhaupt hinzugehen wegen der Angst sprechen zu müssen. Obwohl ich selber vorher gar nicht weiß was ich großartig mitteilen kann. (unlogisch?)

Dann kommt es zu dem Punkt wo dieser druck so groß ist dass ich es nicht mehr aushalte und abbreche also kurzzeitig entlastet bin weil der Druck weg ist. Aber dann geht es ja von vorne los.

Im extremfall ist es so dass ich dann auch erstarre und kein einziges Wort mehr sprechen kann weil etwas mir sagt ich dürfte nicht sprechen. Das die anderen Feinde sind. Und wenn ich spreche dann passiert etwas schlimmes. Ich hab dann sehr große Angst weiß aber nicht konkret wovor. Ich habe dann das Gefühl mich ersatzweise selbst bestrafen zu müssen wenn ich spreche.
Kennt das irgendwer?!?!?!?!?

Und noch ein Hindernis ist, dass ich nicht nachvollziehen kann wie andere so selbstverständlich Therapie machen können. Für mich ist das eben ein professioneller Rahmen der so distanziert ist dass es total unnatürlich ist. Man redet normalerweise doch nicht mit fremden über sehr persönliche Dinge die man überhaupt gar nicht kennt. Und das ist irgendwie so gesehen überhaupt nicht das was ich brauche seelisch gesehen.
Ich finde schon diese Fragebögen ekelhaft diese Art der Bewertung, eiskalt objektiviert. Versteht das irgendwer?

Aus all diesen Gründen kriege ich es nicht hin Therapie zu machen. Aber so kann ich auch nicht leben.

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lisbeth
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Beiträge: 4023

Beitrag Di., 12.12.2017, 21:30

Hallo Felix,

Hast du mal "nonverbale" Therapie-Ansätze ausprobiert oder in der Klinik kennengelernt?
Da geht es eher ums Spüren und Fühlen als ums Reden. (Körper- bzw. Konzentrative Bewegungstherapie)
Oder darum, deine Gedanken/Gefühle im bildlich oder musikaltisch auszudrücken (Kunst/Gestaltungstherapie bzw Musiktherapie). Falls du mit Tieren gut kannst: Vielleicht sind tiergestützte Therapie-Ansätze dann auch eine Möglichkeit?
Ist nur so ein Gedanke, dass du über diese Schiene/n dann vielleicht eher weiterkommst, als übers Reden.

Was sind deine Ziele, die du mit Therapie erreichen willst? Wo willst du hin, welche Dinge willst du lernen, welche willst du evtl hinter dir lassen?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Beitrag Di., 12.12.2017, 22:33

Hi!

Also ich habe genau die gleichen Probleme.

Meine Therapeutin meinte letztens zu mir: "Andere Patienten fangen irgendwann im Laufe des ersten Jahres an zu sprechen, wenn man lange schweigt zum Beispiel, aber nicht Frau ~~~." :-D Also meine Therapeutin meinte das in dem Zusammenhang nicht vorwurfsvoll oder so....

Ja. Krass, dass du das schreibst mit dem Gefühl das die anderen Feinde sind... genau das gleiche Gefühl hatte ich am Anfang richtig extrem bei meiner Therapeutin... habe ich heute auch immer noch mancham wenn das ausgelöst wird, auch wenn es keinen Sinn macht, habe ich aber trotzdem das Gefühl, sie will mir Schaden (also mir hat es immer geholfen darüber zu reden/schreiben u irgendwann ist es weniger geworden).

Ich bin auch oft am Anfang aus der Therapie rausgerannt, weil ich das Nichtsprechen nicht mehr ausgehalten habe.
Faszinierend dass das bei dir auch so ist. Hab bisher noch niemanden getroffen bei dem das genauso stark ausgeprägt war mit dem Nichtsprechen, den Gedanken, dass alle Feinde sind... usw.

Das mit der Distanziertheit usw. finde ich aber eher gut. Ich würde nicht einen Freund oder so was aus meinem Umfeld mit meinem ganzen Kram belasten wollen... da hätte ich ein schlechtes Gewissen. Bei der Thera denke ich es ihr Job. Außerdem baut man in der Therapie ob man will oder nicht eine Art Bindung zum Therapeuten auf.... da ist das mit der Distanziertheit auch irgendwann nicht mehr so wichtig.... oder gerade wichtig damit man da nicht in so eine Abhängigkeit rutscht.

Ich hab übrigens ganz normal Verhaltenstherapie gemacht. Meine Therapeutin kennt sich allerdings mit Borderline etwas aus. Das würde uch dir raten dir wenn dann so jemanden zu suchen.
Also ich habe geschrieben in der Therapie anstatt zu reden gerade am Anfang. Also genau so wie du jetzt zum Beispiel dass ich sie als Feind sehe u deshalb nicht reden kann. Ich habe ihr auch immer wieder erklärt schriftlich, warum ich nicht reden kann. Das haben wir dann in der Stunde besprochen. Bzw. besprochen ist etwas übertrieben. Sie hat erzählt u ich habe genickt oder mit dem Kopf geschüttelt.

Später hat sie mich unter Druck gesetzt damit ich mehr rede. Das hat aber eher zum Gegenteil geführt. ... naja dann haben wir eben andere Sachen ausprobiert. Aber in letzter Zeit (nach Jahren Therapie) habe ich seit neuestem das Gefühl dass sich irgendwas geändert hat. Also das ich manchmal einfach ein paar Sätze reden kann, dass ich ihr irgendwie vertraue, dass Misstrauen nur noch selten da ist. Ich habe auch aufgegen mich mit anderen Patienten zu vergleichen. Ich mach einfach mein eigenes Ding in der Therapie. Also alles ist ok solange es mir weiter hilft...


Also theoretisch kannst du schon eine Therapie machen, wenn du diese ganzen Anstrengungen auf dich nehmen willst... ich denke, wenn du ein bisschen suchst, findest du bestimmt eine Therapeutin, die dich da auf dem Weg begleitet. Ich hatte 2 unterschiedliche Therapeutinnen (wegen Wohnortwechsel) und bei beiden war das mit dem Schweigen jetzt nicht so dramatisch.... solange du den Wunsch äußerst wirklich was ändern zu wollen.

Mir gehr es zumindest besser wenn ich einen "professionellen Ansprechpartner" habe.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf


shesmovedon
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Beiträge: 2203

Beitrag Mi., 13.12.2017, 10:00

Nein, verunmöglichen tut es eine Therapie nicht direkt, solang du an einen Therapeuten gerätst, der den aktiven Part übernimmt. Manche TfPler machen das und VTler sind da sowieso lockerer drin. DAs Problem ist eher, dass du abhaust und nicht die Zeit gibst, die du brauchst, um sprechen zu können.
Wir haben auch sehr, sehr, sehr lange gebraucht mit dem Sprechen. Knapp zwei Jahre haben wir die Therapeutin weder angesehen, noch konnten wir von uns aus sprechen. Sie musste immer das Gespräch führen, uns irgendwas zum andocken anbieten, was uns etwas aus der Sprachlosigkeit befreite.

Du solltest mehr Geduld mit dir haben :-)

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