Sagt Ihr es Eurem Therapeuten, wenn die Therapie nicht hilft?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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willowtree
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 15:08

@Lisbeth:
Darf ich dir mal eine Off-Topic Frage stellen:
lisbeth hat geschrieben: Ich dissoziiere in solchen Momenten auch ziemlich schnell und massiv und wende dann auch *alles* was von meiner Therapeutin kommt (auch das, was definitiv wohlwollend und zugewandt ist und was ich normalerweise auch so empfinde) als gegen mich gerichtet...
Wenn du sagst, dass du in solchen Situationen dissoziierst, was genau meinst du damit? Das du dann quasi nur noch als Leere Hülle da sitzt und dein Geist aber Meilen entfernt ist und nichts mehr von der Umgebung deines Körpers mitbekommt?

Ich frage, weil mir ja auch schon drei Therapeuten unabhängig voneinander gesagt haben, dass ich dissoziiere und nur bei einer habe ich mal das oben beschriebene direkt in der Stunde unfreiwillig gemacht.

Ich behandle den Teil von mir aber eher stiefmütterlich, von daher hatte ich noch nie das Bedürfnis mich da mal genauer einzulesen, oder mit meiner Therapeutin direkt drüber zu sprechen. Mir wird allerdings in letzter Zeit langsam doch bewusster, dass ich mich damit mal auseinandersetzen müsste, statt in den Situationen, bzw. davor mich nur auf meine Chili Bon Bons zu verlassen.

Daher hier mal ein vorsichtiges rantasten an die Thematik indem ich dich frage, wie sich das bei dir äußert -Natürlich nur, wenn du es auch beantworten magst.

LG Willowtree

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Alyssa
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 16:46

Meiner hat mich gleich am Anfang gebeten, ihm eine Rückmeldung zu geben, was bei ihm gut ist und was schlecht. Die Rückmeldung hat er dann auch fast direkt bekommen, und so hab ich es beibehalten. Wenn mir etwas nicht passt, wenn ich unzufrieden mit dem Verlauf der Therapie bin, horche ich erst in mich hinein, warte evtl. 1 Woche ab, wäge ab ob wirklich Mitteilungsbedarf besteht, und teile meinem Therapeuten meine Unzufriedenheit dann ziemlich unverblümt mit. Mal per Telefon, mal per Mail, meistens zu Beginn der darauffolgenden Stunde.

Einmal wollte er mch deswegen schon vor die Tür setzen, nach dem Motto "Na, wenn das hier alles nichts bringt und ich nur nerve, dann muss das ja nicht sein" und hat mich knallhart ohne neuen Termin heimgeschickt. Lag dann an mir, nochmal auf ihn zuzugehen, oder es sein zu lassen.
Die anderen Male hat er das Thema aufgegriffen und wir haben es ausdiskutiert.
Kommt irgendwie alle naslang vor, dass ich denke, er kann nichts und er bringt (mir) nichts, und ihn dann anmache.
Als ich mal von mir aus sagte, dass mich ja keiner zwingt zu ihm zu kommen, ich nicht auf ihn angewiesen bin, und ich ja einfach nicht mehr kommen brauche, wenn es mir nichts mehr bringt, hat er aber schon etwas erschrocken reagiert.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 18:14

@willowtree: Hast eine PN von mir.
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― Anne Lamott


mio
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 20:01

lisbeth hat geschrieben:Mich interessiert in diesem Kontext, ob andere hier etwas Ähnliches kennen und wie sie dann damit umgehen...
Ja, ich kenne das.

Gut, ich war zu Beginn meiner Therapie nahezu überall mit dieser plötzlich "aufgebrochenen" Angst konfrontiert (vorher war das gar nicht so, oder eben nicht bewusst so dass ich es bemerkt hätte oder es "durchgängig" so gewesen wäre, es gibt aber Situationen wo ich heute weiss, dass das schon immer so war oder schon immer zumindest die Gefahr bestand, aber an sich war ich da eher "kontraphobisch"), aber ich hatte zu Beginn eine absolut unerklärliche irrationale Angst vor meiner Therapeutin. Und zwar völlig überzogen und völlig irrational, auf allen Ebenen. Mittlerweile geht es, aber ein bisschen ist es immer noch da.

Ich denke, dass es "Übung" braucht um auch emotional zu kapieren: Da passiert nix schlimmes... Rein vom Kopf her lässt sich das nicht steuern, meiner Erfahrung nach. Aber jedes "erneute" Durchgehen durch diese Angst hat sie bei mir ein wenig "kleiner" werden lassen, die "neuen" Erfahrungen überschreiben sozusagen die "alten" nach und nach. Ungefähr so erlebe ich das.

Es war sogar ein Stück weit gut für mich, dass diese Ängste gerade in der Therapie so massiv waren, viel massiver als im Alltag. Denn so fiel es mir im Alltag oft verhältnismässig leicht, mich dem dann "entgegenzustellen" mit einem "bewusst gesteuerten und neuen" Verhalten. Zumal meine Thera mich in dem Punkt auch immer sehr unterstützt hat.

Nichts desto trotz muss man denke ich "sturr gerade aus gehen" in die richtige Richtung (Richtung Angst). Und mit jedem Schritt den man geht verändert sich ein klein wenig was emotional und wird ein wenig "leichter" und "selbstverständlicher" und "angstfreier".

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lisbeth
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Beitrag So., 22.01.2017, 11:35

mio hat geschrieben:Ich denke, dass es "Übung" braucht um auch emotional zu kapieren: Da passiert nix schlimmes... Rein vom Kopf her lässt sich das nicht steuern, meiner Erfahrung nach. Aber jedes "erneute" Durchgehen durch diese Angst hat sie bei mir ein wenig "kleiner" werden lassen, die "neuen" Erfahrungen überschreiben sozusagen die "alten" nach und nach. Ungefähr so erlebe ich das.

Es war sogar ein Stück weit gut für mich, dass diese Ängste gerade in der Therapie so massiv waren, viel massiver als im Alltag. Denn so fiel es mir im Alltag oft verhältnismässig leicht, mich dem dann "entgegenzustellen" mit einem "bewusst gesteuerten und neuen" Verhalten. Zumal meine Thera mich in dem Punkt auch immer sehr unterstützt hat.
Ja, das ist auch der Ansatz, der bei mir am "besten" funktioniert. Immer wieder in einer solchen Situation die Erfahrung machen, dass es möglich ist, ohne dass mir etwas Schlimmes passiert. Steuern lässt sich das nicht, das weiß ich auch. Ich habe trotzdem immer wieder Phasen wo ich mit mir selbst ungeduldig werde.

Dass es in der Therapie deutlicher auftritt als im Alltag kenne ich auch. So ist es momentan und so kann ich damit auch umgehen und arbeiten. In Phasen wo es mir richtig schlecht ging, war es auch in anderen Kontexten so - auf der Arbeit und mit Freunden... Das war dann richtig heftig.

Ein weiterer Punkt, der für mich dabei oft auftaucht ist die "Angst vor der Angst". Das ist ja gelerntes Verhalten. In meiner Kindheit habe ich gelernt: Das ist gefährlich und vor gefährlichen Sachen hat man Angst. Und die Angst ist aus dem Ruder gelaufen, weil sie verhindern musste, dass ich mich den Gefahrenzonen überhaupt nähere... Jetzt mache ich die Feststellung, dass das Erleben dieser Angst manchmal für mich heftiger ist als die "gefährlichen" Situationen selbst. Ich vermeide da oft und viel. Wobei ich glaube, dass ich inzwischen weniger die Situationen vermeide als die Angst, die diese Situationen in mir auslösen... Falls sich das überhaupt trennen lässt?
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― Anne Lamott


mio
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Beitrag So., 22.01.2017, 13:58

lisbeth hat geschrieben:Dass es in der Therapie deutlicher auftritt als im Alltag kenne ich auch. So ist es momentan und so kann ich damit auch umgehen und arbeiten. In Phasen wo es mir richtig schlecht ging, war es auch in anderen Kontexten so - auf der Arbeit und mit Freunden... Das war dann richtig heftig.
Ich bin aufgrund dessen - also der Alltagsproblematik - ja überhaupt erst zu dem Schluss gekommen dass es ohne Therapie nicht gehen wird. Umso erstaunlicher fand ich es, dass es sich da dann so sehr "zeigte" obwohl ich da ja ganz klar sicher war und ich das auch wusste und nicht wirklich "angezweifelt" habe, aber ein Teil von mir hatte höllische Angst vor der Thera. So, als ob sie sich von jetzt auf hier in ein mich mordendes Monster verwandeln wird. Völlig absurd, aber vorhanden.

Allerdings konnte ich dadurch, dass es so absurd war, auch verhältnismässig gut darüber sprechen und hab das von Anfang an offen getan. Was ihr dann natürlich auch was "an die Hand" gegeben hat um damit gut umgehen zu können. Ich weiss nicht wie oft ich die Aussage gehört habe, dass ich jederzeit Kommentarlos gehen darf, wenn ich es nicht mehr aushalte. Oder eben "Stopp" sagen, so was zu viel wird. Wir haben sogar ein "Handzeichen" was das ausdrückt.

Genau das selbe Problem hatte ich in der Hardcorephasen eben auch im Alltag: Dieses heftige Gefühl einfach nur WEG zu müssen, RAUS aus der Situation. Auch da war mir klar, dass das völlig irrational ist, aber es auszuhalten und in der Situation drin zu bleiben war ein Kraftakt ohne gleichen lange Zeit. Und immer gelang er mir auch nicht, selbst dann nicht, wenn ich wusste, dass es wichtig ist nicht "zu sehr" "nachzugeben".

Dadurch, dass ich in der Therapie die "Erlaubnis" bekam, stand ich auch im Alltag mehr dazu und "erlaubte" es mir auch dort, so es gar nicht ging. Oder "behalf" mir halt soweit möglich. Das war schon gut zum "lernen".

Angst vor der Angst hatte ich (bewusst) eigentlich erst, als die Angst nachließ. Da aber eine Zeitlang massiv. Ich hab dem "Frieden" einfach nicht getraut.... Mittlerweile geht das, zum Einen weil ich weiss, so schnell kommt das nicht wieder. Und zum Anderen weil ich weiss, es geht auch wieder vorbei, wenn es denn wieder kommt.

Und na ja, die Ungeduld, die kenne ich leider auch... Hilft aber nix, es dauert so lange es eben dauert. Mehr als dranbleiben geht wohl nicht.

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