Autonomie fördern (bei Langzeittherapien)?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 16:21

Sunna hat geschrieben:Die Therapie als solche zu thematisieren, wird oft genug abgelehnt, weil es bereits ein Herausgehen aus der Therapie ist.
Das ist genau der Grund, warum ich keine Lust habe, mich über sowas zu streiten und damit Zeit auf was zu verschwenden, was für mich gar nicht so wichtig ist bzw. kein Problem darstellt. Wenn ich "in der Beziehung" bleibe, dann kann ich was für mich erkennen. Wenn ich mich auf so eine "Du das, ich das" Metaebene begebe und mich dann damit auseinandersetze, dann bin ich raus aus dem Kontakt und kann es nicht mehr für mich nutzen.

Das mag manchmal wichtig und auch richtig sein, als Sinn der Therapie sehe ich es aber nicht an in Bezug auf mich.

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mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 16:25

MariJane hat geschrieben:Es soll in einem therapeutischen Setting aber möglich sein, ohne Blessuren davon zu tragen. Und wenn ich an meiner Wahrnehmung zweifeln müsste, wäre das für mich schon schwierig.
Klar, das sollte möglich sein. Und gerade das mit den "Wahrnehmungszweifeln" war bei mir auch Thema. Und es tat gut zu spüren: Nein, muss ich nicht. Auch nicht, wenn sie mir widerspricht. Ich kann das gar nicht genau beschreiben, aber mir hat es eigentlich sogar geholfen, mehr auf meine Wahrnehmung zu vertrauen. Keine Ahnung wieso. Das ist wohl ziemlich subtil abgelaufen...


MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 16:34

Hauptsache es funktioniert! Wie auch immer das bei dir gelaufen ist. (Ich kann mich überhaupt nicht reindenken, weil ich glaube, was mir jemand sagt, auch wenn ich nen anderes Gefühl habe. Mich würde das dann total verunsichern.)

Bei mir ist es definitiv so, dass mein Therapeut mit mir ehrlich sein muss und ich denke, dass weiß er auch und agiert dementsprechend.


mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 16:48

MariJane hat geschrieben:(Ich kann mich überhaupt nicht reindenken, weil ich glaube, was mir jemand sagt, auch wenn ich nen anderes Gefühl habe. Mich würde das dann total verunsichern.)
Ich glaube genau diesen Bogen hat sie "exzellent" geschlagen - so ein bisschen Hase und Igel mässig - indem sie mich in ein sozusagen "überzeugtes" Zweifeln brachte glaube ich. Ich könnte jeden dieser Zweifel verargumentieren, selbst dann, wenn ich ihn nicht beweisen kann. Aber meine Argumentation hätte Hand und Fuss. Ich denke ich habe dadurch irgendwie "gelernt" dass ich meiner Wahrnehmung vertrauen kann, weil sie nicht von "ungefähr" kommt. Selbst dann, wenn mir jemand widerspricht und ich es nicht "beweisen" kann. Und das ich das auch gar nicht "brauche".

Lässt sich echt schwer beschreiben und war ja auch ein "längerer Prozess", hat aber echt super funktioniert. Hätte sie mir immer nur verbal gesagt: Sie können ihrer Wahrnehmung vertrauen! Dann hätte ich ihr wohl eher nicht "geglaubt", zumindest nicht "vollumfänglich". Das hat sie natürlich auch getan, aber das für sich genommen hätte wohl nicht den Effekt gehabt, den es so hatte.

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MariJane
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Beitrag Di., 10.01.2017, 17:08

Das klingt tatsächlich gut und vor allem so, dass es dir geholfen hat, dich auf dich selber zu verlassen. Davon bin ich noch weit entfernt und freue mich immer sehr, wenn der Therapeut eben genau damit einen guten Umgang pflegt. Vielleicht blüht mir sowas ja auch noch irgendwann...


Thread-EröffnerIn
isabe
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Beitrag Di., 10.01.2017, 19:37

Sunna hat geschrieben:Die Therapie als solche zu thematisieren, wird oft genug abgelehnt, weil es bereits ein Herausgehen aus der Therapie ist. In Einzelfällen mag das sicherlich sinnvoll sein, aber in der Regel findet die Therapie doch in der Beziehung statt, die als solche passiert. Sie passiert nicht, wenn sie angesprochen wird.
Verstehe ich nicht - zumindest nicht für analytische Therapien: Hier wird doch ständig oder mindestens häufig die Beziehung thematisiert und besprochen und die Wahrnehmung der Beteiligten angeschaut und mit der Wahrnehmung des Anderen verglichen. Einfach so "passieren" tun andere Beziehungen ja auch.


mio
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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:16

isabe hat geschrieben: Verstehe ich nicht - zumindest nicht für analytische Therapien: Hier wird doch ständig oder mindestens häufig die Beziehung thematisiert und besprochen und die Wahrnehmung der Beteiligten angeschaut und mit der Wahrnehmung des Anderen verglichen. Einfach so "passieren" tun andere Beziehungen ja auch.
In der Analyse arbeitest Du ja explizit in der Übertragung, da ist das gewünscht. In anderen Therapieformen arbeitest Du dann zwar im Zweifel AN der Übertragung, aber eben nicht IN der Übertragung. Dh. der Patient bleibt Thema, nicht die "Beziehung" zwischen Patient und Thera. Sowas soll da ja gar nicht so stattfinden, sondern wird nur bearbeitet wenn es auftaucht, dann aber hinsichtlich des Patienten mittels direkter Deutung der Thera. Die Thera selbst ist da "raus".

So wird in der TfP dann eben direkt eine vermutete "Mutterübertragung" vom Thera ausformuliert und das wird dann geklärt, eben damit diese gar nicht zu sehr entsteht.


Sunna
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Beitrag Di., 10.01.2017, 21:26

Mio hat es ganz gut erklärt - soweit ich da durchblicke. Noch muss ich viel Unwissen sortieren und bitte um Entschuldigung, wenn ich zu viel durcheinanderwürfel und für ein wenig Unübersichtlichkeit sorge. Das werde ich bestimmt noch öfters machen . Das gehört für mich zum Lernen dazu.

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