Kurz- vs Langzeittherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Mi., 31.08.2016, 23:06

mio hat geschrieben: Für meine Begriffe ist es bereits auffällig, dass hierzu "fremdgefragt" werden muss und die entsprechenden Antworten nicht in der Therapie gefunden (oder auch gesucht) werden, denn nur dort können sie gegeben werden.
Das sehe ich eher als Klassiker, dass Menschen im direkten Kontakt nicht reden können, sonst gäbe es wohl auch nicht so immense Depressionen heutzutage.

candle
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mio
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Beitrag Mi., 31.08.2016, 23:11

candle. hat geschrieben:Das sehe ich eher als Klassiker, dass Menschen im direkten Kontakt nicht reden können, sonst gäbe es wohl auch nicht so immense Depressionen heutzutage.
Und gerade deshalb wäre es nötig, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen. Und das ist formal die Aufgabe des Theras. Wer selbst transparent und offen spricht ermöglicht auch dem anderen mehr Transparenz. So verstehe ich das und so verhält sich meine Thera auch.

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stern
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Beitrag Do., 01.09.2016, 06:45

Die Mehrheit der Therapien sollen KZT sein. Wobei hier sicherlich interessant wäre, wie hoch der Anteil der Therapien ist, die Patienten auslaufen lassen, weil sie unzufrieden sind. Vielleicht geht er ja davon aus, dass das langt. Das hängt sicherlich auch von der Problematik ab. Ich empfinde es eher so als hätte er noch eine zusätzliche Begründung gesucht, weswegen er keine Probesitzungen gibt: Schlechte Bezahlung und dass 20 oder 25 Sitzungen nicht den großen Unterschied machen (aus seiner Sicht). Aus Patientensicht bin ich bei montagne - gerade bei einer KZT: Hier kann jeder Sitzung wertvoll sein/werden. Für ihn sind das dann ein paar € Euronen mehr pro Sitzung (wenn die Therapie zu Ende ist, holt er den nächsten Patienten herein, er bietet also nicht weniger Sitzungen an). Für den Patienten sind es geschlagene 5 Sitzungen weniger (wenn er 5 Probesitzungen als Sitzungseinheit abrechnet). Zu der Therapeutin wäre ich eh nicht gegangen, zum Glück: Ich habe es bisher einmal erlebt, dass eine Therapeutin wegen des Berichts jammerte (Arbeitsaufwand). Auf mich hat das eine Wirkung. Ich bin nicht der Typ, der das getrennt sind (wie ja manchmal user schreiben: Die formale Ebene sei ein anderer Stiefel als die Beziehungsebene... hat nichts damit zu tun). In Wirklichkeit sollte es ja so sein, dass ein Therapeut oder Arzt schaut: Ist Therapieangebot xy indiziert bzw. notwendig. Und in den vorgesehenen Fällen muss man dann bei der KK beantragen. Und wenn ein Arzt/Therapeut sich zu schlecht bezahlt sieht, so hat er eine Lobby, die ihn vertritt. Aus Patientensicht begünstigt das Abhängigkeitsverhältnis bzw. dass man auf Hilfe angewiesen ist (bzw. eine besondere Notlage) bzw. das Therapeuten oft freundlich sind evtl., dass das akzeptiert wird. Bzw. evtl. kennen Patienten die Abläufe nicht (Probesitzungen). Dass es Therapeuten gibt, die möglichst wenige anbieten, hat auch nichts mit besonderem Misstrauen zu tun, sondern Erfahrung. Und ich frage mich schon, wie man die Situation des Patienten in so kurzer Zeit einschätzen will, ob sein Angebot tatsächlich stimmig ist. Und das IST abzuklären. Und da kann man als Patienten noch so viel Vertrauen: Wenn in der "Diagnostik" (hier im weiteren Sinne gemeint) unsorgfältig gearbeitet wird, so wird das durch Vertrauen nicht aufgewogen. O.k. durch einen ausführlichen Anamnesebogen sieht man auch einiges... einiges aber auch nicht. Daher finde ich es auch zu wenig, die Probesitzungen sozusagen dadurch zu ersetzen. Wenn man Zweifel hat (die hier auch in eine Forum führten), so finde ich das in solchen Fällen normal, um nicht zu sagen: hausgemacht. Für meinen Teil finde ich es umso besser, je weniger ich mich mit Formalitäten auseinandersetzen muss. In solchen Fällen habe ich die Wahl, ich nehme das hin... wenn nicht: Müsste ich mich damit und dem Therapeuten auseinandersetzen. Wie wohl jemand darauf reagiert, der die eigenen Finanzen als Begründung anführt?
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mio
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Beitrag Do., 01.09.2016, 13:32

stern hat geschrieben:In Wirklichkeit sollte es ja so sein, dass ein Therapeut oder Arzt schaut: Ist Therapieangebot xy indiziert bzw. notwendig. Und in den vorgesehenen Fällen muss man dann bei der KK beantragen. Und wenn ein Arzt/Therapeut sich zu schlecht bezahlt sieht, so hat er eine Lobby, die ihn vertritt. Aus Patientensicht begünstigt das Abhängigkeitsverhältnis bzw. dass man auf Hilfe angewiesen ist (bzw. eine besondere Notlage) bzw. das Therapeuten oft freundlich sind evtl., dass das akzeptiert wird. Bzw. evtl. kennen Patienten die Abläufe nicht (Probesitzungen). Dass es Therapeuten gibt, die möglichst wenige anbieten, hat auch nichts mit besonderem Misstrauen zu tun, sondern Erfahrung. Und ich frage mich schon, wie man die Situation des Patienten in so kurzer Zeit einschätzen will, ob sein Angebot tatsächlich stimmig ist. Und das IST abzuklären. Und da kann man als Patienten noch so viel Vertrauen: Wenn in der "Diagnostik" (hier im weiteren Sinne gemeint) unsorgfältig gearbeitet wird, so wird das durch Vertrauen nicht aufgewogen.
Das sehe ich auch so. Und ich finde es fast schon "vermessen" zu glauben, dass sich anhand eines Anamesefragebogens alles "zeigt". Da dürfte jeder seriöse Therapeut ein Veto einlegen, meiner Einschätzung nach.

Wenn ein Therapeut verantwortungsvoll im Sinne seines - hier ja auch von der Krankenkasse vorgegebenen - Auftrags arbeitet, dann "nutzt" er auch die vorgesehenen "Instrumente" die da wären: Probatorische Sitzungen. Diese nicht zu nutzen stellt für meine Begriffe einen unseriösen Alleingang dar, der im schlimmsten Falle auf dem Rücken des Patienten ausgetragen wird.

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Beitrag Di., 06.09.2016, 06:55

Entwarnung: ich habe meinen Thera gestern darauf angesprochen und er hat mir gesagt, dass eine Verlängerung bei mir sogar sehr wahrscheinlich ist und ich mir daher um die prob. Sitzungen keine Sorgen machen soll.

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stern
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Beitrag Di., 06.09.2016, 07:06

Gut also dass du gefragt hast... das kann nämlich auch nur der betroffene Therapeut beantworten und hat sich hier in Wohlgefallen aufgelöst. Allerdings verstehe ich die Schlussfolgerung bezüglich der Probesitzungen nicht. Diese haben mit einer etwaigen Verlängerung jedenfalls nichts zu tun (sondern diese hat man so oder so).
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Beitrag Di., 06.09.2016, 12:35

Ich verstehe deinen Einwand. Er wollte mich damit einfach nur beruhigen und sagen, dass er solange verlängern wird, wie es bei mir nötig ist. Ich werde also nicht merken, dass die probatorischen Sitzungen weggefallen sind.


mio
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Beitrag Di., 06.09.2016, 12:45

StatueOfFreedom hat geschrieben:Er wollte mich damit einfach nur beruhigen und sagen, dass er solange verlängern wird, wie es bei mir nötig ist. Ich werde also nicht merken, dass die probatorischen Sitzungen weggefallen sind.

Ich finde es auch super, dass Du gefragt hast!

Dass Du es nicht merken wirst, dass die probatorischen Sitzungen weggefallen sind, empfinde ich allerdings als "halbgares" Argument. Denn es sind einfach fünf potentielle Stunden mehr oder weniger, da kommt er nicht dran vorbei, auch wenn er es gerne möchte.

Er kann nicht endlos verlängern (=solange es nötig ist), sondern nur bis zu einem bestimmten Stundenkontingent. Das solltest Du zu Deinem eigenen Besten im Auge behalten.

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stern
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Beitrag Di., 06.09.2016, 12:56

Wenn es so kommt, ist es gut... da Therapie aber irgendwann einen Schlusspunkt hat, ist es in der Tat so, dass am Ende noch Sitzungen noch jede Sitzung zählen kann. Das kann man nicht vorhersehen. Wirklich austherapiert ist man ja nie. Aber gut, wenn er dann versuchen würde, eine Lösung zu finden... bleibt halt abzuwarten.
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mio
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Beitrag Di., 06.09.2016, 13:11

stern hat geschrieben:da Therapie aber irgendwann einen Schlusspunkt hat, ist es in der Tat so, dass am Ende noch Sitzungen noch jede Sitzung zählen kann. Das kann man nicht vorhersehen. --- Aber gut, wenn er dann versuchen würde, eine Lösung zu finden... bleibt halt abzuwarten.
Die Erfahrung habe ich leider auch gemacht und ich hätte mir das zu Anfang nie vorstellen können. Und ich hatte IMMER im Kopf, dass es ein Ende gibt, trotzdem hat es mich noch mal so richtig "gerissen" als es soweit war.

Es gibt auch dann noch die Möglichkeit, weitere Hilfe zu erhalten, aber sie sind dann an Bedingungen gebunden. Entweder einen Therapeuten bzw. Verfahrenswechsel oder aber Quartalsstunden. Da Quartalsstunden aber auch schlechter bezahlt werden als Therapiestunden, hätte ich meine Zweifel, ob er die dann anbietet, wenn er schon die probatorischen nicht in Anspruch nimmt.

Wichtig ist, dass Du nicht davon ausgehst, dass Du so lange bei ihm bleiben kannst, wie es nötig sein wird. Denn das hat viel damit zu tun, wie lange Du brauchst bzw. wie "kooperativ" er ist, falls Du es in der vorgesehene Stundenanzahl nicht schaffst. Sonst fällst Du am Ende in ein Loch und bist schwer enttäuscht (das muss gar nicht so "bewusst" passieren) und Dein Zustand verschlechtert sich vielleicht noch mehr.

Ich will Dir damit keine Angst machen, nur darauf hinweisen, dass sowas vorkommen kann und es von daher gut ist, seine Möglichkeiten zu kennen, aber auch, sich darauf einzustellen, dass das eventuell passieren kann. Dann hast Du ein wenig mehr "inneres Sicherheitsgefühl" für Dich falls es dazu kommt und kennst Deine weiteren Möglichkeiten.

Muss natürlich nicht so kommen und ich wünsche Dir, dass Du es auf eine für Dich gute Art in der vorgegebenen Zeit mit ihm hinbekommst. Nur ist diese Zeit leider limitiert, zumindest als "Therapiezeit".

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