Hallo,
ich habe ein paar Fragen zur Forensik bzw. dem Maßregelvollzug. Allgemein geht es mir um die Frage, ob der Vollzug an sich strenger oder weniger streng als der normale Strafvollzug ist. Also z.B. darf man Besuch von Freunden und Angehörigen empfangen oder nicht, darf man Briefe schreiben und empfangen, was wird zensiert, was nicht, darf man Bücher lesen, selbst schreiben, Sport treiben, wie sieht es mit Fördermöglichkeiten abgesehen von der Therapie aus, ist die Beweglichkeit größer oder kleiner, sind die Räumlichkeiten besser oder schlechter, ist die Einflußnahme des Strafverteidigers eher größer oder kleiner als im Gefängnis,... Ich habe fast nur Informationen über den normalen Knast gefunden, ansonsten nur wenige Dokus bei Youtube.
Was mich noch interessieren würde, unterscheiden sich die dort angebotenen Therapien wesentlich von den "freiwilligen" Therapien, und wie lange dauert es durchschnittlich von der Einweisung bis zur ersten Sitzung? Ich glaube mal gelesen zu haben, daß es Fälle gab, die jahrelang ohne Therapieangebot in der Psychiatrie saßen, stimmt das, wie ist das möglich?
Stimmt es, daß die freiwillige Einnahme von Medikamenten die Verweildauer beeinflußt, und bezieht sich das auf alle Inhaftierten oder eher auf die Psychotiker?
Ist der alltägliche zwischenmenschliche Umgang mit anderen Insassen und Pflegern/Wärtern eher entspannter oder eher problematischer als im normalen Gefängnis (auch in Bezug auf Schlägereien, mafiöse Strukturen u.ä.)?
Noch eine letzte Frage, es war mal die Rede von einer Gesetzesänderung, wonach die Aufenthaltsdauer nach dem Verhältnismäßigkeitsprinzip die Maximalstrafe bei voller Schuldfähigkeit nicht mehr so lange überschreiten darf, gibt es da schon etwas Neues?
Ihr könnt gern auch über PN antworten! Vielleicht kennt jemand auch informative Seiten, die ich nicht gefunden habe (ich nutze als Rechnerdoofi nur Google und dergleichen)? Vielen Dank im voraus!
Forensik - wer hat etwas Ahnung?
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Ich kann nur auf diesen Teil deines Textes antworten.Krang2 hat geschrieben:Hallo,
ich habe ein paar Fragen zur Forensik bzw. dem Maßregelvollzug. Allgemein geht es mir um die Frage, ob der Vollzug an sich strenger oder weniger streng als der normale Strafvollzug ist. Also z.B. darf man Besuch von Freunden und Angehörigen empfangen oder nicht, darf man Briefe schreiben und empfangen, was wird zensiert, was nicht, darf man Bücher lesen, selbst schreiben, Sport treiben, wie sieht es mit Fördermöglichkeiten abgesehen von der Therapie aus, ist die Beweglichkeit größer oder kleiner, sind die Räumlichkeiten besser oder schlechter, ist die Einflußnahme des Strafverteidigers eher größer oder kleiner als im Gefängnis,... Ich habe fast nur Informationen über den normalen Knast gefunden, ansonsten nur wenige Dokus bei Youtube.
Ich habe mich in eine Forensische Klinik im Rahmen meiner Ausbildung für einige Stunden aufgehalten. Es gab eine Führung und eine Fragestunde durch den zuständigen Psychotherapeuten und auch überwachter Kontakt zu einigen Pat. die ihren Alltag auf der Station zeigten.
Eine Forensische Klinik ist ein Psychiatrisches Krankenhaus, ist so ausgestattet und wird auch so geführt. Nur die Sicherung nach außen ist die eines Hochsicherheitsgefängnisses. Die Stationen sind durchweg geschlossen. Ausgang auf dem Gelände ist eingeschränkt.
Die Bewegungsfreiheit auf der Station ist je nach Krankheitsbild sehr großzügig. Die Pat. gestalten ihren Alltag und entscheiden viel selbständig. Die Zellen sind individuelle gestaltet. Bücher, Computerspiele und sonstiger persönlicher Bedarf wird von den Insassen von Taschengeld z.B. im Internet eingekauft.
Es gibt vorwiegend Ergotherapie/Arbeitstherapie und Psychotherapie. Die Arbeitstherapie ist unter den Pat. sehr beliebt. Es können garnicht so viele Pat. beschäftig werden, wie an der Arbeitstherapie teilnehmen wollen.
Arbeiten zu können, sich sinnvoll beschäftigen zu können ist ein Privileg für einen psychisch Kranken.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
Vielen Dank, daß du dir die Mühe gemacht hast, so ausführlich wie möglich zu antworten. Ich gehe davon aus, daß die Arbeitstherapie nichts war, was einem für den ersten Arbeitsmarkt nützlich ist, also in Form einer Weiterbildung oder Arbeit, wie sie in Gefängnissen möglich ist, sondern eher reine Beschäftigungsmaßnahme, habe ich das richtig verstanden?
Weißt du, ob die Patienten außer von dir auch von Verwandten/Freunden Besuch bekommen haben? Darf ich noch fragen, wie groß du die Station in qm ungefähr einschätzen würdest, also den Bereich freier Beweglichkeit? Gab es einen Sportraum o.ä.?
Weißt du, ob die Patienten außer von dir auch von Verwandten/Freunden Besuch bekommen haben? Darf ich noch fragen, wie groß du die Station in qm ungefähr einschätzen würdest, also den Bereich freier Beweglichkeit? Gab es einen Sportraum o.ä.?
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Ich hab vor kurzem eine doku im TV gesehen, erinnere nicht nicht genau, wenn ich sie finde, schick ich dir den link. Bei YouTube gibt es zB "weg gesperrt", eine doku über Psychiatrie und gefängnis
"i am the master of my fate: i am the captain of my soul" Henley, Invictus
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Google mal Arbeitstherapie. Es handelt sich um 2 Bereiche. In einem Bereich wird künstlerisch gearbeitet. Ich habe noch nie vorher so schöne oder/und phantasievolle Tonarbeiten, Tonskulpturen gesehen.Krang2 hat geschrieben: Ich gehe davon aus, daß die Arbeitstherapie nichts war, was einem für den ersten Arbeitsmarkt nützlich ist, also in Form einer Weiterbildung oder Arbeit, wie sie in Gefängnissen möglich ist, sondern eher reine Beschäftigungsmaßnahme, habe ich das richtig verstanden?
Der andere Bereich ist eine Schreinerei, also Möbelproduktion. Sowohl die Möbel wie auch die Kunstgegenstände werden gewerblich verkauft, durch die Anstalt.
Erwähnt wurde auch das einige Insassen ihren Schulabschluss oder Berufsabschluss dort machen und dabei unterstützt werden.
Ja, Besuch kann empfangen werden. Ich weis aber nicht mehr wie oft im Jahr.Weißt du, ob die Patienten außer von dir auch von Verwandten/Freunden Besuch bekommen haben?
Darf ich noch fragen, wie groß du die Station in qm ungefähr einschätzen würdest, also den Bereich freier Beweglichkeit? Gab es einen Sportraum o.ä.?
Die Stationen sind in etwa so groß wie eine durchschnittliche Station in einem Krankenhaus. Ob es einen Sportraum gibt, weis ich nicht mehr.
Mein Besuch dort liegt schon ca. 7 Jahre zurück.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
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Lieber Krang
hier ein Video einer Forensischen Klinik, es ist wirklich sehenswert. https://www.lwl.org/LWL/Gesundheit/Mass ... ken/Rheine
hier ein Video einer Forensischen Klinik, es ist wirklich sehenswert. https://www.lwl.org/LWL/Gesundheit/Mass ... ken/Rheine
Liebe Grüße
Lockenkopf
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Vielen Dank für eure Antworten. In ein paar Bereichen kann ich mir zumindest ein besseres, wenn auch immer noch reichlich verschwommenes Bild machen.
Dokumentationen zu dem Thema zu finden, die weder nach Horrorszenarien (Folterhölle) noch nach Werbung (Kurort) klingen, finde ich schwierig. Ich mag am liebsten solche Dokus, die ausführlichere Einblicke und Interviews mit Patienten und Mitarbeitern bieten.
Dokumentationen zu dem Thema zu finden, die weder nach Horrorszenarien (Folterhölle) noch nach Werbung (Kurort) klingen, finde ich schwierig. Ich mag am liebsten solche Dokus, die ausführlichere Einblicke und Interviews mit Patienten und Mitarbeitern bieten.
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Da finde ich die 7 Tage Serie ganz gut.
-> http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/7 ... e2202.html
Fehlt nurnoch was zu deinem Thema.
-> http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/7 ... e2202.html
Fehlt nurnoch was zu deinem Thema.
..:..
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Warst Du schon mal auf einer geschlossenen Station?
Wenn nicht, besuch mal die örtliche Psychiatrie.
Die Stationen sind wirklich vergleichbar, nur das die Zimmer Zellentüren haben.
Es gibt je Station mindestens ein Bett mit Gurten zur Fixierung, das immer bereit steht.
Und natürlich auch eine Gummizelle.
Eine Forensische Klinik ist kein Kurort und auch keine Folterhölle.
Wenn nicht, besuch mal die örtliche Psychiatrie.
Die Stationen sind wirklich vergleichbar, nur das die Zimmer Zellentüren haben.
Es gibt je Station mindestens ein Bett mit Gurten zur Fixierung, das immer bereit steht.
Und natürlich auch eine Gummizelle.
Eine Forensische Klinik ist kein Kurort und auch keine Folterhölle.
Liebe Grüße
Lockenkopf
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