Erstverschlimmerung nach Therapieanfang

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doppelgängerin
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Beitrag Mo., 09.05.2016, 09:34

Liebe Manudia,

ich kann so verstehen, dass Du sehr verletzt bist. Aber ich finde es schade, dass diese Erfahrung Dich so ganz davon abbringt, es weiter mit einer Therapie zu versuchen. Viele Leute machen eine ganze Hand voll dieser Erstgespräche mit verschiedenen Therapeuten, bis sie "fest" zu einem gehen - man kann nicht nach dem 1. Gespräch merken, ob er/sie wirklich passt. Und es gibt ne Menge schräger Vögel unter den Theras. Ich würde Dir wünschen, dass Du es nochmal probierst und vielleicht jemanden findest, der Dir mit echter Geduld und wahrem Interesse und viel Empathie begegnet.
Solche Therapeuten gibt es!

Meine ganz ehrliche Meinung: Selbsthilfe mit Bücher sind sicher nicht schlecht, aber das, was DU beschreibst, dass Du eindeutig ein Nähe-Distanz-Problem hast, also einer Verletzung, die die zwischenmenschliche Ebene betrifft, die wirst Du nicht mit Dir selbst lösen können. Dafür braucht es ein Gegenüber.

Ich wünsche Dir alles Gute!

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manudia
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Beitrag Fr., 13.05.2016, 20:09

Hallo liebe Doppelgängerin!

Spät aber doch, möchte ich noch auf Dein letztes Posting antworten.

Im Grunde hast Du ja recht, aber ich "tröste" mich halt im Moment damit, dass Therapie ja grundsätzlich auch nur Hilfe zur Selbsthilfe ist. Und warum sollte man es dann nicht auch mit ausschließlicher Selbsthilfe schaffen?

Ich gehöre leider nicht zu jenen Menschen, die zahlreiche Erstgespräche haben und solange hartnäckig auf der Suche bleiben, bis sie den passenden Thera gefunden haben. Halte dies aber grundsätzlich für total richtig und wichtig.

Schon jetzt beim 1. Mal war es eine große Herausforderung und Selbstüberwindung für mich einen Thera aufzusuchen. Und dass es gleich so geendet hat, macht die Sache leider auch nicht gerade leichter...

Ich glaube ich werde meine Probleme einem Dritten gegenüber nie artikulieren können, egal wer mir gegenüber sitzt. Deshalb möchte ich auch keine Therapie mehr machen, halte dies einfach nicht für zielführend. Vllt. ist das auch gar nicht so wichtig.

Ich möchte im Moment eigentlich nur meine "Symptome" in den Griff kriegen... und ja, ich weiss selbst, dass das nicht die optimale Lösung ist, weil "Symptombekämpfung" nicht an der Ursache ansetzt...

Darf ich Dich noch etwas Persönliches fragen? Wie lange machst Du schon Therapie? Brauchtest Du auch "mehrere Anläufe"?

LG
Manudia


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Fr., 13.05.2016, 20:44

manudia hat geschrieben:Ich glaube ich werde meine Probleme einem Dritten gegenüber nie artikulieren können, egal wer mir gegenüber sitzt. Deshalb möchte ich auch keine Therapie mehr machen, halte dies einfach nicht für zielführend. Vllt. ist das auch gar nicht so wichtig.
Dann lass es einfach erstmal mit der Therapie. Für dich klappt es jetzt ohne, und das ist doch vollkommen ok. Niemand muss Therapie machen, wenn er/sie nicht will.
Wenn es nicht mehr klappen sollte, wirst du es merken. Dann wird es dir so mies gehen, dass du einfach nur Hilfe willst, und für diese Hilfe dann auch Therapeutensuche, (Erst-)Gespräche und das sich Öffnen gegenüber Dritten akzeptierst und erträgst. Und dann funktioniert die Therapie auch.
manudia hat geschrieben:Ich möchte im Moment eigentlich nur meine "Symptome" in den Griff kriegen... und ja, ich weiss selbst, dass das nicht die optimale Lösung ist, weil "Symptombekämpfung" nicht an der Ursache ansetzt...
Das ist doch schon mal eine gute Erkenntnis. Aktuell fährst du gut mit deiner Medikation, aber du hast im Hinterkopf, dass das nicht die dauerhafte Lösung aller Probleme ist.

Vielleicht kommt irgendwann der Tag, wo du keinen Bock mehr nur auf Symptomunterdrückung hast, oder wo es dir so schlecht geht, dass du wirklich Hilfe willst - dann bist du bereit für eine Therapie.
Bis dahin wünsche ich dir alles Gute und viel Kraft, dein Leben so zu meistern, wie du es dir wünscht.

Ich bin zwar nicht Doppelgängerin, aber ich gebe dir mal Auskunft, wie es bei mir war:
Ich habe 2 Anläufe gebraucht. Beim ersten Therapeuten hat es mich unglaubliche Überwindung gekostet, überhaupt eine Mail zu schreiben. Und das danach folgende Telefonat war auch nicht leichter. Ihm dann noch in sehr groben Zügen zu erzählen, worum es ging, war noch schwieriger. Und als er mir ein paar Wochen später erklärte, dass er mich nicht nehmen kann, aber an einen Kollegen "weitergeben" könnte, war auch das eine harte Sache. Bei dem zweiten hab ich mich ebenfalls sehr schwer getan. Ich hab mich ein paar Wochen lang sehr geziert, ihn überhaupt zu kontaktieren. Das erste persönliche Gespräch war katastrophal. Er hats dann mir überlassen, ob ich mich nochmal bei ihm melden will. Ich hab einen ganzen Tag gehadert, letztendlich die Zähne zusammen gebissen, und ihn doch angerufen. Wie du siehts, ist das alles keine leichte Sache. Für niemanden.

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Thread-EröffnerIn
manudia
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Beiträge: 26

Beitrag Sa., 14.05.2016, 17:21

@Alyssa

Vielen Dank für Deine Antwort und vorallem dafür, dass Du mir über Deine Therapieanfänge berichtet hast.

Ich finde aktuell nicht die richtigen Worte, aber es ist irgendwie beruhigend und tröstend, dass es offensichtlich vielen Menschen in bezug auf Therapie so geht. Ich denke, dass macht vielen hier -auch mir- Mut.

Schön, dass Du so willenstark und ausdauernd warst. Offensichtlich hat es sich gelohnt und Du hast einen guten und empathischen Thera gefunden. Ich freue mich für Dich.

LG
Manudia

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