Induzierte Erinnerungen

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Sinarellas
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Beitrag Di., 12.04.2016, 15:40

Die Frage ist doch welche Substanz hat die Aussage deiner Therapeutin.
1. Weiß die Therapeuten ganz genau, dass du damit ein Problem hast mit der Aussage? (kann sie nicht riechen)
2. Auf den Fakten die sie hat, kann sie durchaus Vermutungen äußern, wie war der ganz genaue Wortlaut? (man interpretiert sehr gerne was rein ohne nachzufragen)
3. Psychischer und physischer sowie emotionaler Missbrauch sind unterschiedliche Dinge.
Beispielsweise kann ein Therapeut auch dann das Wort gerbauchen, wenn es um Verbalitäten, anhaltendes Niedermachen oder ähnliches einhergeht. Und "Missbrauch" als eigenständiges Wort würde sie sicherlich nicht in die Akten aufnehmen, sondern benennt genauer.
4. Was sagt eigentlich die Therapeutin zu der ganzen Geschichte. Das wirst du kaum verbergen können, das Misstrauen.
5. Auch zu beachten sind natürlich die Täter die als Therapeuten da sind und ihre eigene wasauchimmer ausleben. Thema Scharlanaterie, auch so eine Sache.


Ganz allgemein aber ist das Thema einfach scheiße, genauso wie "was ist ein Trauma", denn jeder einzelne Mensch erlebt viele Dinge so sehr viel anders und bei den einen kann es sein, dass die eine Gruppenvergewaltigung (man denke an die Medien und Indien etc.) aushält und mit Therapie und genügend Unterstützung relativ fix mit überleben kann, der andere bricht zusammen, wenn in der Arbeit Kritik geübt wurde an einem. Selbst wenn es zwillinge sind erlebt zwilling a das anders als B.

Wenn man das nur klar definieren könnte, was ist ein Trauma und was nicht sowie was ist sex. Missbrauch und was nicht (ersetze mit beliebigem anderen)


P.s. wenn wir grad beim Thema sind:
Eine ehemalige Klinikfreundin (dort kennengelernt) sagte bei einem Abend mit viel Wein, als ich aussprach, dass ich das GEfühle habe nicht alleine im kopf zu sein, dass ich nicht multiple sein kann, denn jene sind hochintelligent und was weiß ich.
Das hat mich fast 1 Jahr gekostet um überhaupt je wieder ein Wort zu verlieren über die Geschichte multiple sein.
Ich glaubte ihr und nahm meine Erinnerungen als völlige Lüge wahr.
..:..

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lilu
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Beitrag Di., 12.04.2016, 17:14

nochmal neu und von Anfang an....
Sinarellas hat geschrieben: 1. Weiß die Therapeuten ganz genau, dass du damit ein Problem hast mit der Aussage? (kann sie nicht riechen)
Das ist jetzt 6 Jahre her, es war eine Therapeutin einer Klinik...Ich kann mich an die folgenden Therapien bei ihr nicht mehr erinnern...
Sinarellas hat geschrieben: 2. Auf den Fakten die sie hat, kann sie durchaus Vermutungen äußern, wie war der ganz genaue Wortlaut? (man interpretiert sehr gerne was rein ohne nachzufragen)
Ist eine Vermutung äußern, nicht auch schon induzieren?

Ich hatte auch etwas weggelassen beim erzählen hier. Ich hatte der Thera von meinen "Bildern" erzählt, die immer mal wieder hochgekommen sind. Eindeutige Bilder. Ich erzählte von dem Mann mit schwarzen Haaren und Bart. Weder sagte ich, dass es meine Vater war, noch sonst wer. Einfach nur ein Mann mit Bart...In den Siebzigern, hatten fast alle Männer Bärte....Ich weiß trotzdem nicht, wie sie da automatisch auf meinen Vater kommt.

Ich halte solche Vermutungen für kontraproduktiv, weil da m.E. ein fertiges Bild suggeriert wird. Ich fände es besser abzuwarten, was da aus einem selbst kommt. Ich möchte keine Vermutungen von Außen hören...
Sinarellas hat geschrieben: 3. Psychischer und physischer sowie emotionaler Missbrauch sind unterschiedliche Dinge.
Beispielsweise kann ein Therapeut auch dann das Wort gerbauchen, wenn es um Verbalitäten, anhaltendes Niedermachen oder ähnliches einhergeht. Und "Missbrauch" als eigenständiges Wort würde sie sicherlich nicht in die Akten aufnehmen, sondern benennt genauer.
wasauchimmer ausleben. Thema Scharlanaterie, auch so eine Sache.
und @ Lockenkopf

Sie meinte sM. Sie bezog sich da auf meine "Bilder"...
Sinarellas hat geschrieben: 4. Was sagt eigentlich die Therapeutin zu der ganzen Geschichte. Das wirst du kaum verbergen können, das Misstrauen.
Wie gesagt, das ist lange her...


Von meiner "Lieblings"thera kenne ich es so, dass sie alles was ich sage, so nimmt. Weder bewertet sie etwas, noch stellt sie Vermutungen an. Ich denke, da liegt auch der Knackpunkt. Wenn ein Therapeut anfängt, Vermutungen anzustellen, ist es nicht mehr das Eigene des Patienten, sondern etwas, was der Therapeut daraus MACHT....Und das fühlt sich falsch an...(im Bezug auf Erinnerungen)
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
Verweinen laßt die Nächte mich, solang ich weinen mag.

Goethe


mio
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Beitrag Di., 12.04.2016, 17:41

lilu hat geschrieben:Und das fühlt sich falsch an...
Ich denke, wenn es sich falsch anfühlt, dann ist es auch falsch. Entweder, weil es einfach tatsächlich falsch ist, oder aber, weil ich noch nicht "bereit" dazu bin. Beides sind für mich gute Gründe solche "falschen Annahmen von außen" abzulehnen und von mir zu weisen.

Was ich zwar bedenklich, aber nicht zwingend problematisch, finde, sind Vermutungen. Das ist für mich wieder der Bereich des "fruchtbaren Bodens". Wenn jemand eh sehr selbstunsicher ist (entweder als Mensch oder aber in Bezug auf bestimmte "Fragen"), dann ist es meiner Meinung nach sehr gefährlich wenn Vermutungen geäußert werden. Das sollte ein Thera schon auf dem "Schirm" haben.

Ich habe es allerdings auch erlebt, dass meine Thera das Thema "sexueller Missbrauch" vorsichtig "abgeklopft hat. Ist halt einfach die häufigste Ursache bei DIS. "Gefunden" hat weder sie was noch ich. Komplett ausschließen kann ich es allerdings auch nicht, wenn auch mittlerweile zu 99%. Auch durch das "Abklopfen". Ist halt schwierig, wenn man sich selbst an vieles was war nicht erinnert.

Ich hab da eigentlich immer auf mich gehört, denn nur das, was aus freien Stücken aus mir heraus auftaucht ist das, was für mich Relevanz hat. Alles andere trifft entweder nicht zu oder ich bin noch nicht "bereit" dafür. Da bin ich recht pragmatisch. Das weiss meine Thera aber auch. Was für mich nicht passt lehne ich ab und das ist auch ok so. Schlimmer fände ich es, wenn sie dann auf "ihrer Version" beharren würde und mir diese als "meine" verkaufen wollte. Da wäre sie nicht lange meine Thera gewesen...so Leute brauche ich in meinem Leben einfach nicht mehr. Beide Versionen neben einander stehen lassen kann ich, aber aufdrücken würde ich mir da nix lassen. Und so Situationen hatten wir durchaus auch. War sehr heilsam, dass das dann gut ging miteinander ohne große "Zwistigkeiten". Eben ganz problemlos "ihrs" und "meins" in einem gemeinsamen Raum. Das ist was, was ich sehr schätze. Und zu dieser "Ehrlichkeit" gehört eben auch, dass sie sich auch mal aus dem Fenster lehnt dabei.

War gerade in der letzten Stunde mal wieder "witzig" weil sie mittlerweile wohl manchmal "vergisst" dass sie nicht mit ner Kollegin redet und dann immer ein bisschen ins Trudeln kommt in dem Moment wo ihr wieder einfällt, dass ich ja Patientin bin ...mir hingegen hilft diese Art des Miteinanders. Ich krieg das innerlich dann schon sortiert und gemanagt und wenn nicht, weiss ich, dass ich es nochmal zum Thema machen kann und wir das dann klar bekämen miteinander. Und das finde ich das eigentlich entscheidente. Das da die Kommunikation stimmt. Da darf sie sich dann auch gerne mal aus dem Fenster lehnen oder "vermuten". Bei den Vermutungen war nämlich auch schon recht hilfreiches dabei für mich, auch wenn ich manchmal ne Zeit gebraucht habe um da für mich ne eigene Klarheit reinzukriegen.

Ich würde es für mich wohl so sehen: Alles darf, nichts muss.

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lilu
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Beitrag Di., 12.04.2016, 17:56

Das Einzige was mich im nachhinein irritiert, ist meine sehr heftige Reaktion auf ihre Vermutung. Mir wurde schwindelig, bin nach innen gegangen, hatte extremen Brechreiz und hab laut geweint wie ein Kind. Und es war wieder dieses fremde Weinen, nicht meines...ICH war mir da völlig fremd. Und Bilder von einem Mann mit schwarzen Haaren (manchmal mit, manchmal ohne Bart) gibt es auch heute noch. Ich sehe da, aber immer noch kein Gesicht...und vielleicht bleibt das auch so.
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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mio
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Beitrag Di., 12.04.2016, 20:49

Das kann ich verstehen Lilu. Ich würde es aber erst mal nicht überbewerten. So ein Bild kann alles mögliche bedeuten. Irgendwas ist da wahrscheinlich schon, aber es kann auch was ganz anderes sein.

Wenn es Dir wichtig ist und es Dich nicht los lässt, dann würde ich versuchen da "assoziativ" ranzugehen. Also völlig "ungerichtet". Wie gesagt: Es kann alles mögliche bedeuten und manchmal wird aus einem "ersten" Bild auch ein völlig anderes als erwartet.

Wenn es für Dich eher nicht wichtig ist oder es was ist, wo Du merkst: Mag ich mich nicht mit beschäftigen! würde ich es einfach erst mal so "lassen". Ich glaube da ja irgendwie dran, dass unser "U-Bewusstsein" sehr schlau ist im Grunde und wenn wir drauf hören, dann passt das schon auch irgendwie gerade.

Also mach Dich bitte nicht verrückt. Alles bekommt seine Zeit so es sie bekommen soll.

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lilu
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Beitrag Di., 12.04.2016, 21:06

Danke mio,

ich hatte schon viele Bilder...ich habe letztens in der Klinik beschlossen, sie nicht mehr zu bewerten. Ich beschreibe/zeichne sie und klebe sie in ein kleines Heftchen. Dort dürfen sie sein. Ich schaue da nur rein, wenn was Neues dazu kommt. Ansonsten bleibt es zu. Ich habe mir auch ein schwarzes Kästchen gemacht, indem ich die Taten aufbewahre. Ich hab sie aufgeschrieben und ganz klein zusammen gefaltet. Sie dürfen nun auch im Kästchen sein. Das Kästchen steht gut versteckt in einem Schrank, den ich selten öffne.

Das ist meine Art, damit umzugehen. Es wird alles dokumentiert, weil ich Angst vorm Vergessen habe, aber es wird auch alles weggelegt, um es dort ruhen zu lassen.

Lg Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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mio
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Beitrag Di., 12.04.2016, 21:28

Das klingt doch gut, nach Deinem Weg. Und darum geht es ja letztlich. Wenn Du irgendwann das Bedürfnis haben solltest, da was aufzuklappen oder zu entfalten, um es (mit) zu teilen, dann wirst Du das tun (können).

Das ist auch eine Form von "Freiheit". Ganz persönliche Freiheit.

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