Hallo ihr Lieben,
Ich habe ein kleines Problem bezüglich der Distanz in meiner Therapie.
Ich habe eine sehr liebe, einfühlsame und einfach tolle Therapeutin gefunden!
Sie geht sehr auf meine Bedürfnisse ein und hat auch bereits ein paar meiner Bedürfnisse, um die Vertrauensbasis zu stärken, umgesetzt und auch versucht mit mir zu erörtern, WAS mir fehlt, um die Vertrauensbasis zu stärken.
Mir wird langsam klar, was mir wirklich fehlt, um mich komplett auf sie einzulassen, habe jedoch noch nicht mit ihr darüber gesprochen, da ich mir dabei einfach doof vorkomme
Ich komme aus einem anderen kulturellen Hintergrund und dort ist der persönliche Raum, den man nicht durchbrechen soll, eben viel viel geringer als in Deutschland. Da ich schon ewig hier lebe und auch mich sehr an das Leben hier angepasst habe, dachte ich nie, dass mich so etwas so dermaßen im Vertrauen zu einer Person stören kann.
Ich sitze dann vor ihr, möchte ihr es erzählen, sie versucht mir zu helfen so weit es geht und dann merke ich immer wieder diese therapeutische Distanz, die mir sozusagen den Mund zuschnürt...
Ich habe auch bereits eine Therapie (wobei dies nur eine Kurzzeittherapie war) in meinem Heimatland gemacht, wo ich mich einfach besser öffnen konnte und mich freier gefühlt habe.
Ich finde es einfach ganz schlimm, wenn ich mich vor einer Person symbolisch nackt ausziehe und im nächsten Moment antwortet mir diese mit "Aber Frau XY, Sie müssen....". Dabei geht es mir nicht darum, wie ich sie anspreche, sondern wie sie eben MICH anspricht..
Ich habe auch bereits überlegt, ob ich die Therapie hier abbreche und wieder in mein Heimatland zurückgehe für ein paar Monate, um dort wieder eine Kurzzeittherapie zu machen.
Jedoch finde ich dies auf der einen Seite total traurig, da ich mit meiner jetzigen Therapeutin super zurecht komme, bis auf die Kleinigkeiten und ich nicht denke, noch einmal so eine Therapeutin direkt zu finden, bei der ich mich wohl fühle, wenn ich sie anschaue. Auf der anderen Seite habe ich eben die Bedenken, dass, auch wenn ich hier abbreche, zurückkehre und die Kurzzeittherapie mache, dies einfach nicht ausreicht, da ich definitiv in Deutschland bleiben möchte und eben nur für paar Monate aus meinem Leben hier fliehen könnte, um meine Probleme zu lösen. Jedoch treten manche Schwierigkeiten ja erst im Alltag auf bzw neue Alltagsschwierigkeiten kommen hinzu, da ich ja in meinem Heimatland wieder in einem neuen Umfeld wäre, was eben nicht mehr mein Alltag ist, von Menschen, Verhaltensweisen, einer Kultur umgeben bin, die nicht Teil meiner eigentlichen Umgebung des Alltags ist...
Habe mir auch überlegt, bei meiner Therapeutin zu bleiben, die Zähne einfach zusammenbeissen, Augen schließen und mich zu "zwingen" es einfach zu sagen. Jedoch meinte meine Therapeutin, dass dies so eben nicht gut ist, da ich so erzähle, WAS mich belastet, aber sie so (höchstwahrscheinlich) keinen Zugang zu meinen Gefühlen erhält, was eben das mitunter wichtigste dabei ist und wir nun erst daran arbeiten müssen, meine Bedürfnisse in der Therapie zu erörtern und zu analysieren..
Was würdet ihr tun? Stimmt ihr da mit meiner Thera überein, dass es so nichts wirklich bringt, wenn ich mich dazu zwinge?
Edit: Bitte lacht mich deswegen nicht aus ich hätte niemals gedacht, dass mich solche Kleinigkeiten so dermaßen einschränken, da ich meine Thera wirklich toll finde und sehr froh bin sie zu haben, da sie wirklich sehr auf mich eingeht. Ich weiß, dass mein Problem mit ihr eine Kleinigkeit ist, die ich am Anfang selbst ausgeblendet habe, da es mir so nichtig vorkam...
Probleme mit der Distanz in Therapie
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Besprich diese "Kleinigkeit" mit deiner Therapeutin. Sei offen und ehrlich und schildere ihr das gesamte Ausmaß des Problems. Vielleicht könnt ihr, Du und deine Therapeutin einen für beide passende Lösung/Änderung des Settings vornehmen.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
Denkst du, eine Kurzzeittherapie in meinem Heimatland könnte trotzdem helfen? Ich hätte dann nur vor eben maximal ein halbes Jahr dort zu bleiben aufgrund der Therapie. Aber danach möchte ich wieder hierher zurück. Könnte dies trotzdem, auch mit maximal 6 Monaten und danach wieder anstehenden Länderwechsel etwas bringen?Lockenkopf hat geschrieben:Besprich diese "Kleinigkeit" mit deiner Therapeutin. Sei offen und ehrlich und schildere ihr das gesamte Ausmaß des Problems. Vielleicht könnt ihr, Du und deine Therapeutin einen für beide passende Lösung/Änderung des Settings vornehmen.
Ich weiß, einfach ansprechen wäre wohl einfacher, aber mir ist das schon sehr peinlich, eben weil es eine kleine und nichtige Sache ist im Gegensatz zu den anderen Dingen die mich beschäftigen....
Melody,
ich sehe keinen Grund, warum irgendjemand darüber lachen sollte...
Meine erste Therapeutin (da war ich Anfang 20) hatte ich gleich am Anfang gefragt, ob wir uns duzen könnten. Sie wollte wissen warum, ich habe es ihr erklärt so gut ich konnte. Sie meinte sie müsste drüber nachdenken (heute denke ich, dass sie es ganz sicher in der Supervision besprochen hat). Ergebnis: Wir haben uns dann geduzt.
Was mir damals sehr geholfen hat, die (gefühlte) Distanz zu überbrücken.
Ich kann mir vorstellen, dass es noch viel mehr Dinge gibt, die dich beschäftigen, weil du zwischen verschiedenen Kulturen "wanderst" und in beiden irgendwie ein Stückweit zuhause bist. Das macht doch auch was mit dir. Von daher finde ich es nicht seltsam sondern total nachvollziehbar, dass du dir das auch in der Therapie anschauen und besprechen willst...
Und: bei mir ging/geht es immer wieder um die Meta-Ebene. Also dem Verhältnis zwischen meiner Therapeutin und mir. Und für mich hat das unbedingt Platz in so einem Therapie-Prozess - sollte aber nicht zum allein bestimmenden Thema werden. Aber diese Meta-Themen führen bei mir ganz oft zu ganz elementaren Fragen, da bin ich selbst oft überrascht, wie diese Verbindung jetzt zustande gekommen ist.
Von daher: Ja, sprich es an und erzähle ihr, was für dich hilfreich wäre, um die Distanz zu überbrücken! Ich drück dir die Daumen dass du es schaffst.
LG Lisbeth.
ETA (Alter bei meiner ersten Therapie).
ich sehe keinen Grund, warum irgendjemand darüber lachen sollte...
Meine erste Therapeutin (da war ich Anfang 20) hatte ich gleich am Anfang gefragt, ob wir uns duzen könnten. Sie wollte wissen warum, ich habe es ihr erklärt so gut ich konnte. Sie meinte sie müsste drüber nachdenken (heute denke ich, dass sie es ganz sicher in der Supervision besprochen hat). Ergebnis: Wir haben uns dann geduzt.
Was mir damals sehr geholfen hat, die (gefühlte) Distanz zu überbrücken.
Ich kann mir vorstellen, dass es noch viel mehr Dinge gibt, die dich beschäftigen, weil du zwischen verschiedenen Kulturen "wanderst" und in beiden irgendwie ein Stückweit zuhause bist. Das macht doch auch was mit dir. Von daher finde ich es nicht seltsam sondern total nachvollziehbar, dass du dir das auch in der Therapie anschauen und besprechen willst...
Und: bei mir ging/geht es immer wieder um die Meta-Ebene. Also dem Verhältnis zwischen meiner Therapeutin und mir. Und für mich hat das unbedingt Platz in so einem Therapie-Prozess - sollte aber nicht zum allein bestimmenden Thema werden. Aber diese Meta-Themen führen bei mir ganz oft zu ganz elementaren Fragen, da bin ich selbst oft überrascht, wie diese Verbindung jetzt zustande gekommen ist.
Von daher: Ja, sprich es an und erzähle ihr, was für dich hilfreich wäre, um die Distanz zu überbrücken! Ich drück dir die Daumen dass du es schaffst.
LG Lisbeth.
ETA (Alter bei meiner ersten Therapie).
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Ja, sehr nichtig, so das du sogar die Therapie deswegen abbrechen willst. Also echt Super Super Super nichtig, ähm wichtig trifft es wohl eher.MelodySun hat geschrieben:
Ich weiß, einfach ansprechen wäre wohl einfacher, aber mir ist das schon sehr peinlich, eben weil es eine kleine und nichtige Sache ist im Gegensatz zu den anderen Dingen die mich beschäftigen....
Du schämst Dich es in der Psychotherapie anzusprechen, warum? Ist deine Psychotherapeutin eine so strenge Mutter? Würde sie Dir dem Kopf abreißen. Oder Dich auslachen?
Eine Psychotherapie ist dazu da über Schwierigkeiten zu sprechen, auch und gerade über Schwierigkeiten mit dem Psychotherapeuten!!!
Es gibt Psychotherapie die allein mit der Beziehung zum Psychotherapeuten und den sich dabei entwickelnden Schwierigkeiten arbeiten. Es geht nur um das was sich zwischen Pat. u. Th. entwickelt.
So ein Thema ist immer ein ganz wichtiges Thema, in jeder Psychotherapie.
Und ausweichen hilft Dir nicht.
Liebe Grüße
Lockenkopf
Lockenkopf
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