Dissoziation während der Therapiestunde

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Solage
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:22

mio hat geschrieben:[Das kenne ich aus einem Therapieansatz der schon sehr lange her ist, der Typ damals hat mir das auch immer "rückgemeldet" - ich habs allerdings überhaupt nicht verstanden. Für meine Begriffe WAR ich da. War ich auch irgendwie, nur eben rein intellektuell beobachtend und ohne jeden Kontakt zu ihm. Mit meiner jetzigen Thera kenne ich es eher "Themenbezogen", da wird dann was im Gespräch für mich irgendwie "schwierig" bzw. wahrscheinlich "wechsele" ich dann (?), mit ihr hat das meist nichts zu tun, ihr vertraue ich da eigentlich vollumfänglich und sie ist da auch immer gut mit umgegangen. Da sind es eher die Themen. Wie das damals war kann ich heute nur schwer rekonstruieren, aber ich glaube es war anders.
Schwer jetzt für mich mio, weil ich ja nicht Du bin und Dein Erleben nicht erlebt habe.
Aber so vom Bauch raus GLAUBE ich es verstehen zu können.
Mein Ex-Thera gab mir das Gefühl, dass ich es ihm NIE recht machen könne, dass ich alles falsch mache.
Meinem jetzigen Thera vertraue ich tatsächlich und ich habe auch nie das Gefühl, dass ich abliefern muss.
Ich kenne es auch aus der Körperthera, da ist es eigentlich fast noch "greifbarer" für mich, weil mein Körperthera da dann auch immer ganz sanft sagt: "Hmmmm...bleib bei mir..." (Damit meint er: Bleibe im - körperlichen - Kontakt mit meinen Händen auf Deinem Körper.) und ich es da dann nur darüber gemerkt habe zu Anfang. Da ging es mir genauso wie "damals" ein Stück weit, nur dass er halt besser "interveniert" oder so? Ich bilde mir allerdings da genauso ein "da" zu sein wie damals. Da findet aber auch keine "Kommunikation" statt, früher fand die dann auch nicht mehr statt. Bei meiner jetzigen Thera "kommuniziere" ich wohl schon, bzw. bin irgendwie noch "im Gespräch". Ich kriege es nur trotzdem teils nicht mit oder zumindest nur "beobachtend". Lässt sich schwer beschreiben...
Irgendwie verwirrend und für mich nicht klar, was Deins ist und was seins. "Bleib bei mir"? "Bleib bei DIR mit MEINEN Händen auf Dir?"
Gut, dass Du mit Deiner Thera noch im Gespräch bist!

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mio
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:30

Solage hat geschrieben: Irgendwie verwirrend und für mich nicht klar, was Deins ist und was seins. "Bleib bei mir"? "Bleib bei DIR mit MEINEN Händen auf Dir?"
Keine Sorge, dass ist schon alles koscher ... Es geht darum dass ich in seine Hände atme und darüber meinen Körper bewusster wahrnehmen lerne, ist eine Technik. Er merkt halt "vor mir" (und das ist es, was mich einerseits irritiert hat zu Anfang, aber andererseits auch ein "Augenöffner" und sehr hilfreich für mich war) wenn ich aufhöre wirklich zu "atmen" und mich innerlich "vollkommen anspanne" und in den "Kopf" (die rationalen Teile) abhaue und damit nicht mehr in meinem Körper bin dann. Das selbst wahrzunehmen musste ich erst lernen.

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Solage
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:33

Wenn du das magst mio und es Dir hilft....

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Disso
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:41

mio hat geschrieben:Er merkt halt "vor mir"
genau so ist das - Du glaubst noch dazusein und Dein Gegenüber sieht Dich schon eine Weile in andere Gefilde entschwinden

Mich hat mal ein Therapeut regelrecht angebrüllt, ich soll endlich Luft holen. Im ersten Augenblick habe ich überhaupt nicht verstanden, was er wollte und warum er sich so echauffiert. Ich bekomme das entweder gar nicht oder relativ spät mit. Die Anspannung wahrzunehmen, fällt mir definitiv einfacher. Viel unangnehmer finde ich aber diese extreme Körperunterspannung, wenn sich kein Muskel mehr anspannen lassen mag.

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mio
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:42

Solage hat geschrieben:Wenn du das magst mio und es Dir hilft....
Wäre es nicht so, bräuchte ich wohl gar nicht erst zu einem Körperthera gehen ... Ich hab einfach schon ziemliche Probleme mit unbewussten Verspannungen und auch mit dem "Wahrnehmen" selbiger bzw. hatte sie. Mittlerweile habe ich im Gegensatz zu früher zB. meist einen so lockere Kiefermuskulatur, das hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können vorher.."unbewusst" verbeissen" gehörte zu meinen scheinbar absolut unlösbaren "Verspannungsmustern" - kein gutes Verspannungsmuster. Ein paar andere sind noch da, aber auch die lösen sich zunehmend. Teils war es durch die Körperthera, teils durch die Psychothera. Ja, mir hilft das so und zwar sehr. Ich würde es jederzeit empfehlen, so da keine individuelle innere "Sprerre" besteht, dann wäre es wohl eher kontraproduktiv. Aber sowas sagen einen verantwortungsvolle Körpertheras auch.


mio
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Beitrag Mi., 02.03.2016, 22:52

Disso hat geschrieben:Viel unangnehmer finde ich aber diese extreme Körperunterspannung, wenn sich kein Muskel mehr anspannen lassen mag.
Das kenne ich nur aus der Theorie, persönlich bin ich da wohl eher ein "Überanspanner". Bei mir hat allerdings eine zu heftige Massage viel "mit akut ausgelöst", danach war meine "Muskulatur" ganzkörperlich derart zerschossen, dass auch gar nix mehr ging mit "Anspannung" - das war der Horror pur und hat überhaupt erst dazu geführt, dass alles "in sich zusammenbrach" mit einem Schlag. Wahrscheinlich ein "ähnliches Grundprinzip" nur halt "von außen".

Nach fest kommt ab, oder wie sagt man so schön?

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doppelgängerin
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Beitrag Do., 03.03.2016, 14:23

Disso hat geschrieben:Ich kann ja nur von mir reden, denke aber, dass es dann auf "Ansage" bei ihr scheinbar funktioniert und sie trotzdem nicht richtig anwesend ist, sonst würde sie nicht schreiben, dass sie nach der Stunde solche Schwierigkeiten hat.
Ja, so ist es. Ich merke nur das richtige "krasse" Wegsein. Evtl das Schwindelgefühl, das dann manchmal dazu kommt, so, als würe man mit Schwung kopfüber zu Boden kippen.
Ich funktioniere noch halbwegs in der "leichteren Form". Ich gebe einsilbige Antworten und kann, wie gesagt, mich auch noch vernünftig verabschieden. Die Therapeutin merkt den Unterschied vielleicht nicht so, da ich auch sonst in der Stunde immer mal nur einsilbig bin, viel zu Boden schaue oder gar nicht Reden kann. Da ist das Wegdriften dann vielleicht schwerer mitzubekommen? Und ich merke es auch erst viel später.

Ich nehme es so wahr, dass ich mich immer mal wieder freikämpfen kann, dann aber wieder zurückgezogen werde in die Dissoziation. Und ja, ich bin da noch sehr machtlos - auch im Alltag - leider! Habe nicht das Gefühl, dass ich da so gut Kontrolle drüber habe.

Ich arbeite beinahe immer nach der Therapie. Und das geht auch gut und ich empfinde es oft als Erleichterung, weil ich "funktioniere" und wieder ganz da bin - wenn ich mit Leuten zu tun habe. Aber irgendwie kann es auch da sein, dass ich dann immer wieder weggezogen werde, wenn die Leute weg sind. Dass ich mich auf dem Weg nach Hause nach der Arbeit ein zweites Mal verirre, oder mit em Fahrrad sehr unkonzentriert im Straßenverkehr bin oder oder...

Ich empfine es als Kampf. Als Kampf gegen diesen Nebel, der so lang noch nach den Stunden da ist. Aber das, was ich ohne Nebelsuppe fühlen würde, wäre vielleicht auch nicht so gut auszuhalten.

Inzwischen habe ich eshalb schon Angst vor den Stunden. Ich hatte es einmal, dass ich morgens um 9:00 den Termin hatte, dann den ganzen Tag in einem mal mehr, mal weniger starken Zustand festhing, nachts kaum schlief und am nächsten Tag ging es weiter bis zum Abend. Das war gar nicht schön, auch nicht für meine Kinder.
Deshalb will, MUSS ich es schaffen SOFORT zu reagieren, wenn ich abrutsche innerlich, damit ich da gar nicht erst so tief reingleite.

Ich kann auch gar nicht so genau sagen, was mich triggert. Wir sind nicht an den Traumata dran, es geht um Alltagsthemen und Stabilisierung. Scheinbar lässt mich alles, was emotional schwer auszuhalten ist, weggehen. Selbst ihre Empathie.

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