Gefühl Therapeutin hasst mich

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mondlicht
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 15:36

Kathlea hat geschrieben:Ich habe ihr wieder deutlich angemerkt wie genervt beziehungsweise unzufrieden sie mit mir ist. Diesmal hat sie mir auch gesagt dass wir nicht weiterkommen und dass ich nach mehr als 15 Sitzungen jetzt immer noch nicht aus mir rauskomme.
Liebe Kathlea,
das ist sehr traurig, was du da beschreibst. Das klingt so, als wärest du es der Therapeutin nach ihrer Auffassung "schuldig", aus dir herauszukommen. Vielleicht fühlt sie sich auch selbst in Frage gestellt. Jedenfalls ist das alles nicht dein Bier. Ich glaube nicht, dass dir diese Therapeutin weiterhilft. Ich würde mich dieser Situation nicht länger aussetzen. Die Therapie scheint dir mehr Probleme zu bereiten, als dass sie hilft. Ich teile Broken Wings Empfehlung: geh' da weg.

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Thread-EröffnerIn
Kathlea
Helferlein
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 16:17

Ich möchte die Therapie ungern aufgeben und mit etwas emotionalem Abstand jetzt zur letzten Sitzung, erscheint mir doch wieder vieles übertrieben in meiner Ansicht bzw. falsch gedeutet. Ich würde nicht ständig so hin und herschwanken, wenn es nicht auch Sitzungen gäbe, wo ich mich sehr wohl gut aufgehoben und verstanden bei ihr fühle - es sind eben jene Sitzungen in denen ich erzähle. Wenn ich erzähle ist sie ganz anders - aufmerksam, entgegenkommend, verständnissvoll und manchmal sogar ein wenig einfühlsam.

Da Sie mir zu Beginn bereits sagte, dass ich mit anderem Hintergrundwissen in die Therapie starte und somit andere Voraussetzungen gegeben sind als bei anderen, denke ich, dass sie deswegen so "hart" vorgeht. Ich bin ehrlich, ohne mein Hintergrundwissen wäre ich schon längst weg, weil ich alles sehr persönlich nehmen und mich angegriffen fühlen würde. Jetzt nehme ich es natürlich auch persönlich aber immer nur direkt nach "schiefgelaufenen" Sitzungen. Mit etwas Abstand wie jetzt, merke ich, dass diese Strenge bei mir bewirkt, dass ich reden möchte und wieder viel motivierter bin (nur in der Sitzung selbst bewirkt es eine Steigerung meines Drucks und meiner Blockaden). Ich hoffe einfach, dass sie die Sitzungen nach dem Belohnungs-Bestrafungssystem aufbaut und ihr Verhalten nicht wirklich in Abneigung und Genervtheit mir gegenüber gegründet ist.

Ich habe mir jetzt schon so oft vorgenommen, genau diese Gedankengänge bei ihr anzusprechen, da es für mich etwas sehr wichtiges klären und mich auch beruhigen würde. Aber ich traue mich nicht, vllt. auch deswegen weil ich Angst habe, dass sie sagt, dass ihr Verhalten nicht auf einem therapeutischen System beruht, sondern sie die Therapie bei mir wirklich als gescheitert ansieht und deswegen so frustriert mir gegenüber ist.


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Mi., 10.02.2016, 16:49

Kathlea hat geschrieben: Ich möchte die Therapie ungern aufgeben und mit etwas emotionalem Abstand jetzt zur letzten Sitzung, erscheint mir doch wieder vieles übertrieben in meiner Ansicht bzw. falsch gedeutet.
Aber was ist es, dass dich in der Stunde "vieles übertrieben bzw. falsch deuten lässt"? Und warum nimmst du deine ersten direkten Gefühle in der Stunde nicht ernst? Sicher, vieles wirkt mit etwas Abstand nicht mehr so dramatisch, und manchmal muss man sogar extra einige Zeit verstreichen lassen, um selber zu erkennen, dass das, was sich erst mies anfühlte im Prinzip gut war. Aber bei dir ist es ja leider so, dass du ständig (bzw. sehr sehr oft) negativ aus der Stunde kommst, und sehr enttäuscht/frustriert wirkst, was deine Therapeutin angeht. Ich stelle es mir schwer bis unmöglich vor, bei so einer Konstellation Vertrauen aufzubauen.
Kathlea hat geschrieben:Ich würde nicht ständig so hin und herschwanken, wenn es nicht auch Sitzungen gäbe, wo ich mich sehr wohl gut aufgehoben und verstanden bei ihr fühle - es sind eben jene Sitzungen in denen ich erzähle. Wenn ich erzähle ist sie ganz anders - aufmerksam, entgegenkommend, verständnissvoll und manchmal sogar ein wenig einfühlsam.

Das kenne ich. Meiner ist, wenn ich unwillig bin, nicht unfreundlich, aber sehr kühl und eher "uninteressiert". Nicht, dass er ablehnend wirkt, aber einfach so nach dem Motto: "Wenn du nicht willst, dann muss ich mich ja auch nicht anstrengen". Trotzdem ist da immer noch das Gefühl "die Tür ist einen Spalt auf", und wenn ich einen Ansatz mache, springt er auch drauf an, und ist voll da. Wie ist das bei dir?
Kathlea hat geschrieben:Da Sie mir zu Beginn bereits sagte, dass ich mit anderem Hintergrundwissen in die Therapie starte und somit andere Voraussetzungen gegeben sind als bei anderen, denke ich, dass sie deswegen so "hart" vorgeht. Ich bin ehrlich, ohne mein Hintergrundwissen wäre ich schon längst weg,

Kann es sein, dass dein Hintergrundwissen in diesem Falle hinderlich, und nicht förderlich ist? Weil du mit diesem Wissen übertünchst, dass die Therapie, so wie sie läuft, nicht das richtige für dich ist?
Kathlea hat geschrieben: Mit etwas Abstand wie jetzt, merke ich, dass diese Strenge bei mir bewirkt, dass ich reden möchte und wieder viel motivierter bin

Das kenne ich nur zugut. Und bei mir hat es immer einen (positiven) Lerneffekt gehabt. Das hat zwar immer etwas gedauert, und es war definitiv nicht einfach für mich.
Kathlea hat geschrieben:Ich hoffe einfach, dass sie die Sitzungen nach dem Belohnungs-Bestrafungssystem aufbaut und ihr Verhalten nicht wirklich in Abneigung und Genervtheit mir gegenüber gegründet ist.

Es beschäftigt dich sehr, wie sie vorgeht, frag sie doch einfach danach. Das ständige Spekulieren bringt auf Dauer nichts. Das macht nur mürbe, und zieht Energien ab, die man für wichtigeres brauchen kann.
Kathlea hat geschrieben:Ich habe mir jetzt schon so oft vorgenommen, genau diese Gedankengänge bei ihr anzusprechen, da es für mich etwas sehr wichtiges klären und mich auch beruhigen würde. Aber ich traue mich nicht

Wäre es einfacher für dich das Thema anzusprechen, wenn du sie z.B. ein paar Tage nach einer "schiefgelaufenen" Stunde anrufen könntest, um ihr dann zu sagen, dass die Stunde für dich nicht stimmig war? Und sie bitten, einiges in der nächsten Stunde nochmal von sich aus anzusprechen? So hab ich das mal gemacht, als ich das Empfinden hatte, dass da was unrund gelaufen war. Es hat micht furchtbare Überwindung gekostet, 2 Tage nach der Stunde anzurufen und zu erklären, was los war. Es hat sich aber sehr gut und richtig angefühlt danach.

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LovisTochter
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 20:00

Liebe Kathlea,

ich empfinde die Ansage, dass Du jetzt, nach nunmehr 15 Stunden mal langsam in die Gänge kommen und vertrauen sollst als sehr druckaufbauend. Und das auch, wenn Du mit einem anderen Hintergrund startet, als ein vollkommener Therapieneuling, der mit der ganzen Thematik noch nie etwas zu tun hatte. Du bist doch auch neu, neu bei diesem Menschen. Und Vertrauen, puh, ein schwieriges Thema, ich hab ca. 3 Jahre gebraucht bis ich ansatzweise wirklich vertrauen konnte. Und auch heute, nach mehr als 8 Jahren bin ich mir noch immer nicht zu 100% sicher.
Klar, die Therapiestunden sind begrenzt, deshalb wahrscheinlich auch die Ansage. Aber was bringt Dir das? Nichts, ausser Druck und schlechten Gefühlen (dich nicht genug anzustrengen, eine schlechte Patientin zu sein...), oder?

Mir hat (auch heute noch) schreiben zu dürfen immer viel geholfen. Grade auch meine Sorgen, Fragen und Befürchtungen bezüglich der Therapie formulieren zu können. Im Gespräch hätten mir meist ganz einfach die passenden Worte gefehlt. Ja, und manches fühlt sich mit Abstand nicht mehr so schlimm an. Aber! In der Situation war es schlimm! Und ich finde es legitim, dies der Therapeutin auch rückzumelden. Wenn sie nicht weiß wie es Dir mit ihrem verhalten und ihren Ausagen geht, wird sich auch nichts ändern. Und wenn Du Dich und Deine Gefühle nach 1-2Tagen wieder zurücknimmst, tust Du Dir damit am wenigsten einen Gefallen.
Ich kenn sowas auch von mir. Deshalb schreibe ich jetzt immer direkt wenn mir etwas unter den Nägeln brennt. Ja, manchmal kann ich meine Sorgen, Gefühle und Befürchtungen in der nächsten Stunde so nicht wieder holen oder so intensiv fühlen. Aber ich habe es als hilfreich erlebt, genau das, was da war formulieren zu können um es dann gemeinsam mit ihr ansehen zu können.
Vielleicht bringen Dir meine Zeilen etwas. Wenn nicht, lass sie einfach liegen

Viele Grüße,
LovisTochter
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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rafiki
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Beiträge: 162

Beitrag Mi., 10.02.2016, 20:20

Kathlea hat geschrieben:Ich habe Angst, dass ich mich nicht ändern kann und die Therapie deswegen zum Scheitern verurteilt ist.
Die Frage ist doch, warum du anscheinend ein inneres Bedürfnis hast, diese Therapie scheitern zu lassen. An wem willst du dich damit rächen? Und wer trägt letztlich den Schaden davon?
Achtung! Feind liest mit!

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Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 2978

Beitrag Mi., 10.02.2016, 21:14

@ LovisTochter: Du hast zwar in meinen Augen Recht damit, dass der Befehl, schön langsam mal in die Gänge zu kommen inakzeptabel ist. Aber die TE will doch genau das. Sie möchte streng erzogen werden. Warum ihr das manchmal taugt, ein andermal nicht, verstehe ich nicht. Im SVV-Fall soll sie hart durchgreifen aber nicht, wenn sie ihren sonstigen Vorstellungen nicht gerecht werden kann.

Und in ihrem letzten Beitrag möchte sie, dass die Therapeuten diese Gangart noch steigert, auch wenn sie jetzt schon Angst davor hat, wichtige Angelegenheiten zu besprechen. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Es m8 daher auch gar keinen Sinn zu schreiben, was alles angesprochen werden sollte, da nichts angesprochen werden wird.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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LovisTochter
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Beiträge: 769

Beitrag Mi., 10.02.2016, 21:31

@ BW
aber einen Versuch ist es doch wert, oder nicht?
Ich kann diese Ambivalenzen nachvollziehen. Aber genau deshalb finde ich es wichtig, dass die Gefühle die direkt in oder nach der Stunde entstehen, thematisiert werden können. Und es gibt ja Möglichkeiten dies zu tun. Wenn diese für die TE keine Möglichkeit sind, dann weiß ich allerdings auch keine Lösung, bzw. hab dann keine Vorschläge mehr. Wir wissen ja alle: nur sprechenden (schreibenden) Menschen kann geholfen werden.
Dennoch finde ich es auch wichtig zu zeigen, dass nicht immer alles so schnell gehen kann wie es Therapeuten oder KKs es verlangen und es als "normal" erachtet wird.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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