Tiefenpsychologische oder analytische Therapie?
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Es ist zwar "leicht OT", aber die Anmerkung ist trotzdem am Platze: Nicht nur die Therapieform, sondern auch der Therpeut sollte zum Patienten passen, wie der Schädel zum Hirn - frei nach Rudolf Steiner. Diesem Ideal kann man sich erst recht heutezutage wohl nur noch sehr selten annähern. Aber es ist trotzdem so, daß die Wahl eines Therapeuten nicht weniger bedeutsam ist, und nicht weniger schwierig, als die eines Beziehungspartners. Es ist ja eine Beziehung - wenn auch keine Partnerschaftliche, sondern eine Asymetrische, die man nolens volens eingeht, und eine Beziehung, die in ihren Auswirkungen oftmals weit über diejenige der landläufigen "Beziehungen" hinausreicht.
Das "Medium" dieser Beziehung ist die Therapieform, die Therapieschule, zu der sich der Therapeut bekennt, und sich der Patient mehr oder weniger informiert, anerkennt. Aber dieses Medium ist nicht standartisiert. Jeder Therapeut interpretiert alle diese unüberschaubar vielen Schulen etwas anders. Ich bin ja, falls es einige noch nicht wissen sollten, ein glühender Verehrer Sigmund Freuds - und die "klassische Psychoanalyse nach Freud", wie sie meist genannt wird, ist die älteste Schule der Psychoanalyse schlechthin: Freud war es ja, der sie "erfunden" hatte. Das bedeutet aber, da wir nicht mehr zu Zeiten des Kaisers Franz-Josef und seiner Romy Schneider ("Sissy") und des Untertanen Dietrich Heßling leben, daß diese "Theorie" von jedem Analytiker, der sich zu ihr bekennen will, auf die heute Zeit und auf die eigene Person angepasst werden muß: "Maßkonfektion" sozusagen.
Jeder, der nach einer bestimmten Schule diagnostizieren und therapieren will, ist zu dieser Anpassungsleistung gezwungen. Sie fällt natürlich leichter, wenn die Texte, nach denen man sich orientiert, gerade mal 10 oder 20 Jahre alt sind. Aber daß diese Auseinandersetzung mit diesen Texten um so intensiver sein muß, je älter sie werden, ist auch nicht unbedingt ein Nachteil für ihren Anwender und dann auch für denjenigen, auf den angewendet wird.
Das letztlich entscheidende ist doch nur, ob dem Patienten geholfen werden kann, oder nicht. Dem einen helfen Kuscheltiere, dem anderen helfen sie nicht. Mir hilft es oft, in intellektueller Manier über Fachbücher zu diskutieren - vielleicht auch nur eine "sublimierte Form der Kuschelei" ? Für mich jedenfalls wäre der Einsatz von Kuscheltieren in der Therapie keinen Grund, den Therapeuten zurückzuweisen - solange er nicht darauf besteht, daß ich bei der Therapie einen Teddybären auf dem Schoß halte. Und auch nicht jeder andere Patient wäre wahrscheinlich begeistert, wenn er statt eines Teddybären ein Fachbuch in die Hand gedrückt bekommt, daß zur Hälfte aus Statistik besteht, und der Therapeut beim nächsten Mal darüber die Meinung des Patienten hören will. Und last not least: ich habe nie Gelegenheit gehabt, die verschlossenen Schränke meines intellektuellen "Überpsychos" zu inspizieren - es würde mich garnicht wundern, wenn es darin auch ein paar Kuscheltiere oder Schnuffeldecken gäbe.
Weil ich mich gerade etwas mit dem Phänomen der "Multis" (der multiplen Persönlichkeiten) beschäftige: diese Multis haben regelmässig Anteile im Kindesalter. Es sind ganz leicht Situationen denkbar, daß der Therapeut gerade mit diesen Anteilen in Verbindung treten will, sie deswegen nach "vorne" locken will (wenn soetwas überhaupt geht) - oder mit ihnen sogar reden muß, weil sie eben gerade mal "vorne" sind, sich "vorgedrängelt" haben. Der Patient verhält sich dann nicht nur, wie ein beispielsweise dreijähriges Kind, er ist es dann auch - und wer will es einem Dreijährigen verdenken, wenigstens ein Kuscheltier im Arm haben zu wollen, wenn ein fremder Onkel mit ihm spricht, unter Umständen auch über Dinge, die diesem dreijährigen Kind einmal sehr weh getan haben ?
Ich weiß, daß ich von klassischer Psychoanalyse einiges weiß. Aber ich weiß auch, daß ich von allen anderen Therapieschulen - nichts weiß. Deswegen versuche ich, es zu vermeiden, über Dinge den Stab zu brechen, von denen ich nichts verstehe.
Das "Medium" dieser Beziehung ist die Therapieform, die Therapieschule, zu der sich der Therapeut bekennt, und sich der Patient mehr oder weniger informiert, anerkennt. Aber dieses Medium ist nicht standartisiert. Jeder Therapeut interpretiert alle diese unüberschaubar vielen Schulen etwas anders. Ich bin ja, falls es einige noch nicht wissen sollten, ein glühender Verehrer Sigmund Freuds - und die "klassische Psychoanalyse nach Freud", wie sie meist genannt wird, ist die älteste Schule der Psychoanalyse schlechthin: Freud war es ja, der sie "erfunden" hatte. Das bedeutet aber, da wir nicht mehr zu Zeiten des Kaisers Franz-Josef und seiner Romy Schneider ("Sissy") und des Untertanen Dietrich Heßling leben, daß diese "Theorie" von jedem Analytiker, der sich zu ihr bekennen will, auf die heute Zeit und auf die eigene Person angepasst werden muß: "Maßkonfektion" sozusagen.
Jeder, der nach einer bestimmten Schule diagnostizieren und therapieren will, ist zu dieser Anpassungsleistung gezwungen. Sie fällt natürlich leichter, wenn die Texte, nach denen man sich orientiert, gerade mal 10 oder 20 Jahre alt sind. Aber daß diese Auseinandersetzung mit diesen Texten um so intensiver sein muß, je älter sie werden, ist auch nicht unbedingt ein Nachteil für ihren Anwender und dann auch für denjenigen, auf den angewendet wird.
Das letztlich entscheidende ist doch nur, ob dem Patienten geholfen werden kann, oder nicht. Dem einen helfen Kuscheltiere, dem anderen helfen sie nicht. Mir hilft es oft, in intellektueller Manier über Fachbücher zu diskutieren - vielleicht auch nur eine "sublimierte Form der Kuschelei" ? Für mich jedenfalls wäre der Einsatz von Kuscheltieren in der Therapie keinen Grund, den Therapeuten zurückzuweisen - solange er nicht darauf besteht, daß ich bei der Therapie einen Teddybären auf dem Schoß halte. Und auch nicht jeder andere Patient wäre wahrscheinlich begeistert, wenn er statt eines Teddybären ein Fachbuch in die Hand gedrückt bekommt, daß zur Hälfte aus Statistik besteht, und der Therapeut beim nächsten Mal darüber die Meinung des Patienten hören will. Und last not least: ich habe nie Gelegenheit gehabt, die verschlossenen Schränke meines intellektuellen "Überpsychos" zu inspizieren - es würde mich garnicht wundern, wenn es darin auch ein paar Kuscheltiere oder Schnuffeldecken gäbe.
Weil ich mich gerade etwas mit dem Phänomen der "Multis" (der multiplen Persönlichkeiten) beschäftige: diese Multis haben regelmässig Anteile im Kindesalter. Es sind ganz leicht Situationen denkbar, daß der Therapeut gerade mit diesen Anteilen in Verbindung treten will, sie deswegen nach "vorne" locken will (wenn soetwas überhaupt geht) - oder mit ihnen sogar reden muß, weil sie eben gerade mal "vorne" sind, sich "vorgedrängelt" haben. Der Patient verhält sich dann nicht nur, wie ein beispielsweise dreijähriges Kind, er ist es dann auch - und wer will es einem Dreijährigen verdenken, wenigstens ein Kuscheltier im Arm haben zu wollen, wenn ein fremder Onkel mit ihm spricht, unter Umständen auch über Dinge, die diesem dreijährigen Kind einmal sehr weh getan haben ?
Ich weiß, daß ich von klassischer Psychoanalyse einiges weiß. Aber ich weiß auch, daß ich von allen anderen Therapieschulen - nichts weiß. Deswegen versuche ich, es zu vermeiden, über Dinge den Stab zu brechen, von denen ich nichts verstehe.
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