WIe emotional ist eure Therapeutin?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 03.05.2013, 23:31

Ja, mein Thera ist auch beides, sachlich-emotional. Er hat einen sehr guten Zugang zu mir. Wenn er emotional reagiert, bin ich aber jedes Mal verwundert und überhaupt nicht darauf gefasst. Aber gleichzeitig ist es wie eine Welle, die mich berührt und aus meiner inneren Erstarrung löst. Da er morgens irgendwie lebendiger und ausgeruhter ist, schau ich nun immer, dass ich schon für den Morgen einen Termin bekomme, dasselbe bei meinem Hausarzt, der ist am Vormittag auch irgendwie wie ein frischer Wind, der mich aufpeppt.
Lieben Gruß
elana

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LovisTochter
Forums-Gruftie
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Beiträge: 769

Beitrag Sa., 04.05.2013, 00:42

Ihr Lieben,

strange, denn in meiner letzten Stunde ging es genau um dieses Thema. Meine Thera äussert ihren Unmut meist sehr deutlich. Ich glaube, dass sie dies tut um mich näher an geschehenes Unrecht heran zu führen. Sie ist auch gerne ganz vorne dabei, wenn es um verbale Bewertungen der Situation geht. Auch dies geschieht wohl um mir nahe zu bringen, das Gefühle wie Arger, Wut.. mehr als angebracht wären. Ich spüre dies alles noch nicht, aber sie lebt es mir vor und dies auch in Alltagssprache (was für ein berechnendes Ars*****, er ist ein A****, ...). Letzten Montag hatten wir genau das Thema, dass sie viel emotionaler reagiert als ich und warum ich solche Gefühle nicht annehmen und dementsprechend auch diese Situationen nicht wahrhaben will. In der Woche davor ist sie verbal etwas entgleist, hat dies gemerkt und hatte in dem Moment die Sorge, das jemand vor der Tür mitbekommen könnte wie die spricht (das muss ja nicht jeder mitbekommen). Ich schätze sie dafür sehr. Auch dafür, dass sie sich in solchen Situationen meiner Sprache anpasst une eigentlich alles in Bewegeung setzt um mich aus der Reserve zu locken.
Dementsprechend befürworte ich die Emotionalität von Theras solange sie ihre Klienten damit nicht einschränken.
Liebe Grüße,
LovisTochter
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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(e)
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Beitrag Sa., 04.05.2013, 08:06

Wow, gleich so ... !

Dann duzt ihr euch auch?

Ein Anwalt, bei dem ich einmal war wegen einem Beistandsfall, redete auch so, tat irgendwie gut, wie er sagte, was ich unausgesprochen fühlte.
Lieben Gruß
elana

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graue seifenblase
Forums-Insider
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Beiträge: 264

Beitrag Sa., 04.05.2013, 11:32

Das stimmt, es ist sehr angenehm, wenn sich unser Gegenüber auf unsere Art einstellt und wenn er etwas von uns unausgesprochenes dann in eigentlich unserer Art in Worte fasst.

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Muschelchen
Helferlein
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Beiträge: 32

Beitrag So., 05.05.2013, 00:32

Meine ist auf jeden Fall emotional dabei. Ganz gesunde menschlische Emotionalität finde ich (furchtbare Nominalisierung... fällt mir um die Uhrzeit nichts besseres ein -.-). Ist ungefähr so wie bei Elena. Sie sagt mir dann auch oft, was sie jetzt einfach empfindet - (ich sehe es meistens komplett anders), z.B. "Ich werde wütend, wenn ich das höre, es tut mir selbst schon weh, was dir da a n g e t a n wurde". Aber weinen oder so - nein, da hat sie glaube ich die Berufserfahrung, um sich selbst genug abzugrenzen.

Oft sagt sie mir auch, was sie gerade einfach nur für "normal" und menschlich selbstverständlich halten würde; beispielsweise, sich neben mich setzen, mich zu umarmen oder einfach nur vorsichtig festzuhalten, die Hand halten; was ich daraus mache, ist meine Sache. Meistens frägt sie dann vorsichtig, ob das gut wäre und wenn ich nicke dann macht sie es; wenn ich nicht reagiere (aus welchen Gründen auch immer), versucht sie es, aber achtet drauf, wie ich reagiere. Oder ich schüttle den Kopf, oder bringe 100 Gründe die Minute, wieso das nicht sein darf (alá bin zu eklig...). Dann ist es auch gut

Ich schätze es wahnsinnig, dass meine Therapeutin emotional dabei ist. Meine frühere Verhaltensthera war da steif wie ein Stein. Ich konnte weinen, wegdriften, 60 Minuten lang Zittern und nicht ansprechbar sein - sie blieb bei diesem typisch analytisch-verhaltentherapeutischem, nüchternem Verhalten.
Ich meine es muss nicht in Knuddel-Stunden ausarten, aber einen gesunden Mittelweg finde ich da toll

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(e)
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Beiträge: 3983

Beitrag So., 05.05.2013, 15:40

Ja, das verstehe ich. Also nein, mein Thera reagiert da auch sehr sensibel, wie ein Seismograph. Das half mir auch, den Zugang zu meinen Gefühlen zu finden. Er wurde mir im Verlaufe der Therapie immer vertrauter in seinen Reaktionen, irgendwo habe ich das dann aufgenommen in mein Wahrnehmungsbild und ebenso angewendet. Es kommt oft vor, dass ich Sachverhalte dann mit seinen Augen betrachte bzw. genau weiß, was er dazu sagen würde. Also die Objektkonstanz habe ich, dass er irgendwie gegenwärtig ist in meinen Gedanken und auch Beurteilungen. Und wenn ich an meine Jugend denke, irgendwie getriggert werde, dann sehe ich ihn innerlich wie einen Begleiter, denn ich erzähle ihm das ja sowieso, also wird das gleich zum inneren Bild des Mitwissers, wie gerade jetzt, wo einige Erinnerungen intensiv auftauchen, wo ich einfach froh bin, dass ich nicht allein damit bin.
Lieben Gruß
elana

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Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Mi., 30.12.2015, 00:18

Sachlich-emotional trifft es. In den Situationen, wo er Mitgefühl zeigt, weil ich ein Häufchen Elend bin, registriere ich gar nicht so bewusst, was er da tut oder sagt. Ich habe aber festgestellt, dass es nicht unbedingt die Worte sind, die Wärme und Mitgefühl rüberbringen und mich letztendlich wieder beruhigen, sondern seine unglaublich ruhige Art, die Stimmlage, und auch die Gestik und Mimik. Und vor allem die Augen. Er kriegt dann einen ganz komischen Ausdruck in den Augen. Und er zeigt kein geschocktes Mitleid - das würde ich als total fehl am Platz empfinden, weil ich dann mit Scham und Rückzug reagiere. Manchmal sagt er auch gar nichts, guckt mich nur an und sitzt ganz ruhig da mit einer mir zugewandten offen-herzlichen Körperhaltung. Das empfinde ich in Situationen, in denen ich unter extremem Stress stehe, als sehr angenehm.


Speechless
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 10:10

Ich finde meine Thera ist meistens schon sehr sachlich, aber wenn es mir schlecht geht ändert sich sofort ihre Stimmlage und ihre Art zu reden und sie wird leiser und passt sich mir an. Ich weiß nicht, ob das schon als emotional bezeichnet wird, ist vllt eher die Grundemphatie, die jeder Thera haben sollte, aber es so genau zu spüren ist schön.
Einmal hatte sie Tränen in den Augen, das war eingentlich das erste Mal, dass ich auch wirklich den Beweis dafür hatte, dass ihr die Dinge doch auch nahe gehen..das war für mich wichtig, da sie so gut wie nie Meinungen äußert oder Bewertungen abgibt, ich wusste bis dahin nicht mal, ob sie meine Geschichte wirklich auch als schlimm empfand.

Neben mich setzen und umarmen fehlt noch, das würde sie aber wohl eher nicht tun, zumindest würde es nicht von ihr ausgehen.

Auf jeden Fall ist sie sehr warm und zugewandt, was mir eigentlich reichen würde, aber ich habe nichts dagegen, wenn sie mal emotional wird. Da es nur einmal passiert ist habe ich auch nicht das Gefühl sie deswegen schonen zu müssen oder so.

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 13:43

Nein, mein Therapeut reagiert in der Regel eher kühl. Er zeigt seine Emotionen nicht.
Beim Thema Mißbrauch hat er allerdings gestöhnt.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Mi., 30.12.2015, 16:53

Speechless hat geschrieben: Neben mich setzen und umarmen fehlt noch, das würde sie aber wohl eher nicht tun, zumindest würde es nicht von ihr ausgehen.
Sowas wie neben mir sitzen, Hand halten oder Umarmen o.ä. gibts bei meinem gar nicht. Ist aber wohl seine Art, Distanz zu wahren, und auch seine Massnahme, um nicht doch evtl. persönlich zu sehr involviert zu werden. Und auch wenn ich fragen würde, würde er das sicher nicht mitmachen.


Speechless
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Beiträge: 992

Beitrag Mi., 30.12.2015, 19:47

Alyssa hat geschrieben:
Speechless hat geschrieben:
Sowas wie neben mir sitzen, Hand halten oder Umarmen o.ä. gibts bei meinem gar nicht. Ist aber wohl seine Art, Distanz zu wahren, und auch seine Massnahme, um nicht doch evtl. persönlich zu sehr involviert zu werden. Und auch wenn ich fragen würde, würde er das sicher nicht mitmachen.
Hand halten und näher zu mir rücken gab es schon, auch auf ihren Vorschlag hin, umarmen würde ich mich auch nicht trauen zu fragen..

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Tannenbaum
Helferlein
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Beiträge: 85

Beitrag Do., 31.12.2015, 11:35

Meine Therapeutin würde, glaube ich, eher nicht weinen, aber ich merke, wenn ihr etwas nahe geht. Sie hat dann eine andere Stimme. Auch wenn ich über etwas spreche, das mir peinlich ist oder schwerfällt, ist ihre Stimme ganz weich und vorsichtig. Ich habe mich auch schon gefragt, ob sie das extra macht :D Aber es ist natürlich schön zu merken, dass sie kein Block aus Eis ist. Manchmal sage ich auch irgend etwas Lustiges (meist eher unabsichtlich) und dann kann sie auch einfach mal lachen. Ich finde es gut, wenn die Stimmung etwas locker ist. Damit meine ich nicht oberflächlich oder lustig sondern dass auch die Therapeutin nicht stocksteif ist sondern sich ein bisschen mit einbringen kann.


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Sa., 02.01.2016, 17:05

Tannenbaum hat geschrieben: ist ihre Stimme ganz weich und vorsichtig. Ich habe mich auch schon gefragt, ob sie das extra macht :D
Klar, die haben doch gelernt, wie sie Stimme (und auch Mimik/Gestik) bewusst einsetzen können. Ich finde es angenehm und sehr beruhigend, wenn meiner in brenzligen Situationen so eine Stimme bekommt. Da ist es dann auch fast egal, was er sagt, weil ich eh nur höre wie er klingt.
Tannenbaum hat geschrieben: Ich finde es gut, wenn die Stimmung etwas locker ist. Damit meine ich nicht oberflächlich oder lustig sondern dass auch die Therapeutin nicht stocksteif ist sondern sich ein bisschen mit einbringen kann.
Stimmt, wenn alles nur todernst zuginge, wäre es auf Dauer furchtbar beklemmend. Es reicht doch schon, dass man unangenehme Sachen mitbringt, da kann/darf die Stimmung gerne mal lockerer sein. Ich finde es auch nicht merkwürdig, wenn man am Ende einer harten Stunde trotzdem mit seinem Therapeuten lachen kann (oder manchmal über ihn ).

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