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So., 27.12.2015, 14:35
Ich habe inzwischen auch die Patientenakte überflogen.
Dort fand ich einen Hinweis, dass sie früher schonmal dachte ich habe ihr Auto zerkratzt.
Der Wortlaut war in etwa so: Nach den Sommerferien entdeckte ich einen tiefen Kratzer auf der Fahrerseite des Autos, mein erster Gedanke "Es könnte die Patientin gewesen sein" erschrak mich. Als ich sie daraufhin befragte, verneinte sie authentisch & glaubwürdig - sodass ich fast ein schlechtes Gewissen bekam sie danach zu fragen. Allerdings hat die athentische Verneinung wohl mit der Spaltung zu tun.
--> Was kann man daraus erfahren?
Das Sie obwohl ich glaubhaft verneinte soetwas getan zu haben, Sie weiterhin fest davon überzeugt blieb, es meinen Spaltungsmechanismen zuschrieb. Ergo, ich habe es getan, weiß es nur nicht mehr. Bedeutet: Extrem schwer gestört.
Ich habe in der Zeit der Vorfwürfe mein ganzes Umfeld umgegraben, meine Eltern befragt, ob ihnen solcherlei Dinge schon einmal aufgefallen waren. Ob Dinge verschwanden, kaputt waren u.s.w. nichts, ich konnte nirgends ein Indiz darauf finden.
Auch der Vorwurf, ich hätte ihre Zeitschriften geklaut. Wenn dem so wäre, ich es vergessen hätte, dann wären aber irgendwann die Zeitungen bei mir aufgetaucht, sodass ich sie entdeckt und mich gewundert hätte. Wenn ich bei ihr vor der Tür gelungert hätte anstatt in der Uni zu sein, dann hätten meine KOmmilitonen mich nicht in der Uni sehen können.
Also inzwischen bin ich mir sicher, meine Therapeutin ist vor einiger Zeit auf diesem Holzweg gelandet, und scheint der festen Überzeugung zu sein, dass ich das alles getan habe, obwohl sie keinen Beweis hat. Sie hat nur so ein Gefühl bzw. eine Phantasie, die für Sie selbst aber nichts weniger als die Realität ist. Und so verhält Sie sich leider auch.
Ihr ganzes gemeines, strafendes, kaltes, abweisendes Verhalten habe ich ewig nicht verstanden, es ergab überhaupt keinen Sinn für mich. Es ist einzig unter der Prämisse sinnvoll, dass Sie der festen Überzeugung ist, dass ich es war.
Tja...das ist wirklich übel, und ganz ehrlich die letzten Wochen waren wirklich schwer.
Ich bin bei der Analytikerin, das hilft mir sehr, mich zu ordnen. Denn ich habe mich lange Zeit selbst zerfleischt um das benannte BÖSE in mir, ausfindig zu machen und zu stellen. Ohne Erfolg allerdings, alles was ich fand war ein mickeriger Schatten, wie ihn jeder von uns hat.
Worüber ich aber ernsthaft nachdenken sollte ist, warum ich so lange da geblieben bin,obwohl ich längst erkannte dass es mir nicht gut tut. Warum ich nicht den Mut aufgebracht habe zu gehen, oder warum ich diese Möglichkeit nicht nutzen konnte. Warum ich stattdessen dablieb, mich weiter sadistisch von Ihr malträtieren ließ und hoffte es würde alles wieder gut werden, wenn ich mich nur genug anstrengte. Was ja letztlich nichts half, da scheinbar alles was ich tat und versuchte falsch und manipulativ war.
Mein Selbstwertgefühl, meine Selbstsicherheit und Vertrauen haben sehr unter diesem Ereignis gelitten.
Neben der Trauer, der bitteren Enttäuschung und der Wut gibt es aber auch Trotz.
Ich gönne ihr einfach nicht, dass sie soviel Macht über mich bekommt, dass ich mich nun jahrelang wegen ihr ausweine und meine Lebenspläne über den Haufen werfe und mich gehen lasse. Das ist jemand wie Sie gar nicht wert. Es kommt mir so vor, als sei die Frau die ich als hilfreiche Therapeutin erlebte irgendwann gestorben und durch eine andere mit Wahnideen ersetzt worden. Falls ich sie jemals wiedersehen sollte, wird es eine Fremde sein, jemand den ich nie kannte.
Ich betrauere das Ende, wie einen Todesfall. Halte mich an das was mir in den schweren Jahren Kraft, Zuversicht und Hoffnung gab und das letzte Jahr und das Ende, sind für mich und mein weiteres Leben irrelevant. Nicht in dem Sinne das ich es verdränge, aber in dem das ich ihr und dieser ganzen Scheiße nicht unendlich viel Raum in meinem Leben gebe. Ich habe die letzten Wochen und Monate ausgiebig getrauert und verdaut und auch wenn es immer mal wieder hochkommen kann, werde ich diesem Ereignis sowenig Raum wie möglich geben, durch die Tiefs durchgehen und weitermachen.
So ist der Stand der Dinge.
Stern, ich finde Deine Beiträge sehr hilfreich, lass Dir also von niemandem was anderes erzählen.
Münchnerkindl, ja Du hast viell. Recht wie viel diese kleinen Worte ändern können, vorallem wenn kleine Worte auf eine große Bedürftigkeit treffen.