Meine erste Sitzung irritierte mich

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Meine erste Sitzung irritierte mich

Beitrag Mo., 17.11.2008, 01:50

Hallo an Alle,

ich habe letzte Woche eine Therapie aufgrund mangelnder Selbstliebe, die in meiner Vergangenheit und Gegenward begründet ist angefangen.

Mein erster Termin ist nun vorbei und ich ging mit einem Gefühl aus der Sitzung heraus, was echt sehr schwer zu beschrieben ist. Vielleicht kann ich es so am besten schreiben: ein Schiff, das die Segel gesetzt hat, den Hafen verlassen hat und sich nun auf eine Reise befindet. Es war eine Stille in mir, eine Stille verbunden mit dem Gefühl, endlich Hilfe zu bekommen und den Dingen eine andere Sicht geben zu können und dementsprechend sein Verhalten ändern zu können.

Was mich irritierte war, dass die Therapeutin während des Erstgesprächs ab und zu von ihren Erlebnissen erzählte, also sehr viel Privates. Jetzt frage ich mich, hat dies einen besonderen Grund gehabt? Ich muss dazu sagen, dass sie schon etwas älter ist, also über 60 Jahre. Sie meinte, zwischendurch das man von sich erzählen darf (aus der Sicht der Therapeutin) wenn die Sache abgeschlossen ist. Vielleicht wollte sie eine Vertrauensbasis schaffen oder das ich sehe, dass man sich von Problemen befreien kann. Mmmh.

Insgesamt habe ich mich in den Räumlichkeiten recht wohlgefühlt. Die Stühle, bzw. Sitzliegen waren recht weit auseinander. Ich denke dies diente für Distanz. Sie meinte auch, dass wir hier nicht alle Probleme lösen können, bzw.das ich nicht, als ein neuer Mensch aus der Therapie hervortrete. Ich denke auch, dass ich vielleicht mehrere Therapien machen muss, um Stück für Stück die vorhandenen Baustellen zu beseitigen.

Was ich sehr gut fand, war, dass sie nicht auf die Zeit geachtet hat. Sie hatte keine Uhr und brach auch nicht direkt nach 50 Min die Sitzung ab. Ich musste zwar ne halbe Stunde im Wartebereich auf meinen Termin warten, da meine Vorgängerin noch Gesprächsbedarf hatte. Dies empfand ich aber nicht als problematisch, da es mir zeigte, dass sich die Therapeutin Zeit für ihre Patienten nimmt.

Sie stellte mir auch sehr offene und direkte Fragen, was erst komisch war, aber im Nachhinein auch befreiend. Ich war nur, wie bereits erwähnt ein bisschen verdutzt, dass sie sehr viel aus ihrem Leben erzählte. Vielleicht lag es an ihrem Alter oder es war ein therapeutischer Grund.

Ich freue mich auf Eure Antworten!

lg
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GoodHope
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Beitrag Mo., 17.11.2008, 07:56

die Psychotherapeuten erzählen viel aus ihrem eigenen Leben, damit man Vertrauen zu ihnen gewinnt. so war das bei meiner die ich mal hatte auch. nur das hat nicht geklappt das vertrauen aufzubauen, weil die geschichten die sie mir erzählte, hat sie frei erfunden und sind nich wirklich passiert.
das gab mir dann schließlich den ruck die therapie abzubrechen.

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Offy
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Beiträge: 470

Beitrag Mo., 17.11.2008, 08:15

Hallo Starflash,

im Grunde hast du dir die Antwort schon selbst gegeben.

Es ist gut möglich, dass deine Thera dir demonstrieren wollte, dass sie offen und ehrlich ist und mit dir gemeinsam erst mal eine Vertrauensbasis schaffen will. Ich würde in den nächsten Sitzungen darauf achten, ob es weniger wird. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn sie etwas Privates erzählt, aber es geht hauptsächlich um dich, also sollte sich das in Grenzen halten.


Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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Zwiebel
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1096

Beitrag Mo., 17.11.2008, 10:24

Hallo Starflash,

die erste Therastunde dient dem Kennenlernen und dazu gehört auch das du ein wenig über den Menschen erfährst dem du intimste Dinge anvertrauen wirst.

Ich bin seit 2 1/2 Jahren in Thera und weiß nicht allzu viel über die Privatperson. Klar, manchmal ergibt sich im Gespräch etwas oder ich Frage wenn es mich interessiert. Die Antwort ist nicht immer befriedigend. Er hält sich diesbezüglich sehr bedeckt und das ist auch ok. Nicht viel über die Person des Thera zu erfahren dürfte auch die Regel sein, es gehört zur Abgrenzung die erforderlich ist um dir helfen zu können.

Also, abwarten was mit deiner Thera wird und egal was dich im laufe der Therapie stört: sprich es an!

Gruß

Zwiebel



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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beiträge: 827

Beitrag Mo., 17.11.2008, 10:58

Liebe Starflash,

ich kann mich Zwiebel nur anschließen: wenn Sie etwas stört, dann sprechen Sie es an. Es ist von beschränktem Nutzen, wenn Sie hier den Inhalt Ihrer Stunden und Ihre Gefühle ausbreiten (auch wenn ich mich über Ihr Vertrauen dem PT-Forum gegenüber freue) - Ihre Therapeutin muß davon erfahren!
Auch werden Sie ja wohl kaum die Bedürfnisse anderer Menschen (PatientInnen) zum Maßstab dafür machen wollen, was Ihre eigenen Bedürfnisse betrifft - ganz wie im richtigen Leben...

Ganz allgemein orte ich Probleme mit der Struktur - was sich im Moment aus narzißtischen Gründen noch gut anfühlen mag ("sie nimmt sich solang für mich Zeit, wie ICH es brauche!") kann bald zu einer Verwaschung der Grenzen führen. Dazu passt auch das offenbar recht starke Einfließen von Privatem Ihrer Therapeutin in IHR Gespräch. Wie gesagt - sprechen Sie das an.

Herzliche Grüße und einen weiteren guten Start für Ihre Therapie,
Richard L. Fellner

p.s. @ BlackHope: ich weiß nicht, woher Sie diese Theorie haben , für mich jedenfalls trifft sie definitiv nicht zu. Ich hielte derartige Beweggründe für manipulativ und damit nicht okay.

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Beitrag Di., 18.11.2008, 21:15

Vielen Dank für Eure Antworten.

Bei meiner nächsten Sitzung werde ich meine Therapeutin darauf ansprechen. Ich denke dies ist der beste Weg, um Klarheit gewinnen zu können.

lg
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