Zweifel am Therapeuten

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zombie78
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 06:29

Hallo Nora,

ich zweifel im Moment auch an meinem Therapeuten. Habe zuvor auch schlechte Erfahrung gemacht. Und jetzt bei ihm fällt mir auf, dass ich sehr oft Dinge nochmal sagen muss, die ich ihm aber schon erzählt habe. Und das obwohl er immer wieder sagt, er vergesse die wesentliche Dinge nicht. Er hat aber auch schon wesentliche Dinge wieder gefragt, als hätte ich diese noch nicht mitgeteilt. Außerdem dreht er, so macht es den Eindruck, alles so hin, damit ich zufrieden bin. Ich wollte eine Diagnose, dann sagte er ein paar Verdachtsdiagnosen. Eine davon empfand ich als sehr schlimm. Als ich ihm das dann sagte meinte er: Ja, so richtig sehe ich sie nicht in diesem Krankheitsbild, nur Tendenzen dahin. Und redete sich dann irgendwie wieder heraus. Vertrauen ist aber ohnehin mein Problem.
Ich weiß aber grade auch nicht, wie und ob es weiter gehen soll/kann. Finde es aber wirklich auch schwer, wenn man in Therapie Zweifel hat. Man weiß ja nie, ob es woanders anders wäre oder nicht.

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Candykills
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 08:39

Hallo Zombie

Die Situation, die du bezüglich der Diagnosen beschreibst empfinde ich als ziemlich normal. Er muss ja verschiedene Störungsbilder voneinander abgrenzen und Verdacht heißt ja erst mal nur, dass es in Erwägung gezogen werden muss. Und auch wenn du die Diagnose schlimm findest...man kann sich leider seine Diagnose nicht aussuchen. Ich schätze er wollte dich einfach beruhigen und sagen, dass er es mit in Erwägung ziehen muss.
Und Therapeuten empfinden manchmal andere Situationen als wesentlich. Mein Tipp wäre ihn darauf mal anzusprechen, denn nur er kann die Situation mit dir auflösen und sich verbessern oder dir sagen, warum er etwas nicht als "wesentlich" sieht.

Lieben Gruß
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


leberblümchen
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 08:54

Es kommt vor, dass Therapeuten Dinge vergessen. Die können unterschiedlich wichtig oder unwichtig sein. Das darf auch wehtun, so was festzustellen. Das Erzählte hat für einen Therapeuten nicht dieselbe Bedeutung wie für den Patienten, und es muss m.E. auch gar nicht so getan werden, als sei das der Fall. Sie haben viele Patienten, nicht nur gleichzeitig, sondern es kann auch sein, dass Patienten, die längst weg sind, mit ihren Geschichten noch präsent sind. Sie achten auch auf andere Dinge als nur auf den Inhalt des Gesagten. Therapie hat auch viel mit Stimmungen zu tun und mit der Situation, die in einer bestimmten Stunde entsteht. Für einen Therapeuten ist nicht primär der Inhalt des Gesagten relevant (auch wenn dieser Gedanke schmerzhaft ist), sondern das Gesamtbild und der Moment.

Vielleicht hat er vergessen, dass du ihm vor zwei Wochen erzählt hast, dass dein Vater im Krankenhaus liegt (Beispiel); dafür erinnert er sich daran, dass du in jener Stunde zum ersten Mal geweint hast. Für dich ist dann zwar vordergründig der Gesundheitszustand deines Vaters wichtig, für den Therapeuten aber - ehrlich gesagt - nicht. Für den ist wichtig, wie es dir geht in der Stunde, was du fühlst, was du verdrängst usw.

Mein jetziger Therapeut erinnert sich auch nicht an alles; ich erwarte das aber auch nicht. Manchmal schmerzt es, aber meist denke ich, dass ich es gut einordnen kann. Mein erster Therapeut hat sich an wirklich alles erinnert. Erst war das schmeichelnd. Dann aber, nach Jahren, hab ich gemerkt, dass er damit letztlich auch was verdrängt hat, nämlich seine "Lust" am Schlampigsein (vereinfacht gesagt). Er hat seine Hausaufgaben gemacht und stolz präsentiert, aber nicht primär meinetwegen, sondern um gut zu sein. Das hat wirklich nicht viel damit zu tun, ob ein Therapeut gefühlsmäßig auch wirklich bei dir ist, wenn er sich alles merkt. Und wenn er sich nicht so viel merkt, heißt das nicht, dass er nicht da ist.

Wir alle vergessen immer mal was, auch wichtige Dinge. Ich merke das, wenn ich Aufzeichnungen aus alten Stunden lese; ich kann mich an Dinge nicht erinnern, die damals total wichtig für mich waren.

Daneben kann es natürlich auch ein Übertragungsgeschehen sein, wenn er was vergisst. Die Beschreibung eurer Beziehung klingt ja sehr vage: "Erzählen und Vergessen. Wissen und nicht Wissen. Zufrieden und nicht zufrieden. Woanders oder nicht woanders". Es könnte sogar so sein, dass du selbst ihn auf Abstand hältst - das kann man aber von hier nicht beurteilen.

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zombie78
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Beiträge: 424

Beitrag Mi., 18.11.2015, 09:25

Leberblümchen,

was du schreibst kommt mir bekannt vor. Mein Psychologe davor hatte auch immer noch Dinge gewusst, die ich als nebensächlich sah. Mir kam das auch als aufmerksam oder gut vorbereitet vor. Aber es war wie du schreibst. Am Ende war es große Distanz und eine negative Erfahrung, auch was das vertrauen angeht.
Ja, ich sehe es schon auch so, dass er nicht immer alles noch wissen muss und es scheint so auch aufrichtiger zu sein, denn wie sollte er sich all die Infos von seinen pat. auch merken.
Meine derzeitigen Zweifel rühren eben auch noch vom Verlust des Vertrauens aus der vorigen Beratung und sind nicht direkt auf den Therapeuten bezogen. Ich bin misstrauisch, aber nicht wegen dem Thera, sondern weil das eben mein Problem ist.

Liebe Grüße

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mariebelle
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Beitrag Mi., 18.11.2015, 19:37

**AufdemWeg** hat geschrieben:Mariebelle,

inwiefern hat er dich manipuliert und damit zum Abbruch per Mail gezwungen?

Ich habe auch nach langer TFP am Telefon beendet
und manchmal denke ich auch, es war so von ihr herbeigeführt.
Aber ich weiss nicht: ist das nur eine böse Phantasie oder war es so.

Auch ich hatte eine abstinente TFP, die auch eigentlich nur schaute
wenn ich das nun mit meiner Analytikerin vergleiche.

Woher nimmst du die Sicherheit?

Was hast du vor zu unternehmen?

LG ADW
Hallo und Danke für Deine Rückmeldung!
Ich habe letztendlich keine Sicherheit sondern viele Eindrücke und Aussagen, die mich auf die Idee brachten.
Er hat mich öfter einfach hängen lassen oder üble Kommentare abgelassen, bei denen er genau wusste das diese das Vertrauen und die Nähe zerstören.
Er hat im Endeffekt genauso agiert und reagiert, um sich sicher zu sein, dass der Patient abbrechen muss.
Er hatte sich mit meinem Thema einfach übernommen und hatte nicht die Traute es mir zu sagen, ist ja auch sicher verdientes Geld.
Ich hatte nicht die Möglichkeit vorher auszusteigen, weil ich keine Alternative hatte.
Sein Verhalten und seine Taten, nämlich lange Pausen und hängen lassen, haben genau zu diesem Ergebnis geführt und das wusste er. Deshalb Manipulation!
Ich bin derzeit bei einer Krisenintervention und weiß noch nicht ob ich etwas gegen Ihn unternehme.
Möglicherweise werde ich sobald ich wieder etwas Energie habe, eine Bewertung bei der Ethik -Kommision abgeben.

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Hänsel
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Beitrag Di., 08.12.2015, 00:41

Das Thema betrifft mich gerade irgendwie auch. Auch ich zweifle an meinem Therapeuten, bzw. an seiner Arbeitsweise. Ich weiss nicht, ob es von ihm so beabsichtigt ist und ob er denkt, dass es mir etwas bringt, aber er ist einfach so passiv. Es ist eine TFP. Es ist irgendwie so enttäuschend! Seit Jahren gehe ich schon zu ihm. Meine Frequenz liegt bei einem Termin zwischen 4 und 6 Wochen. Was soll man denn bei so einer Zeitspanne bearbeiten? Ich könnte es mir auch irgendwie ganz sparen! Es wird auch gar nichts konkret bearbeitet, sondern ich berichte dann nur von den letzten Wochen. Dafür brauche ich keinen Therapeuten! - Ich frage mich gerade, ob er mein Anliegen überhaupt richtig verstanden hat?

LG,
Hänsel


leberblümchen
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Beitrag Di., 08.12.2015, 14:30

Hallo, Hänsel (ich finde es gerade seltsam, dass auf deinen Beitrag noch niemand geantwortet hat und somit ungefähr dasselbe passiert wie in deiner Therapie),

eine Therapie, bei der man sich nur alle 4-6 Wochen sieht, ist eigentlich keine Therapie, schon gar keine tiefen(!)psychologische. Wie auch immer man die Metapher der "Tiefe" findet (und ein Tiefenpsychologe sollte damit schon was anfangen können): Wenn ich ein tiefes Loch graben will, reicht es nicht, alle 4-6 Wochen mal eine Schaufel in die Hand zu nehmen.

Allerdings hast du ansonsten nicht viel geschrieben und auch keine richtige Frage gestellt (was mich wieder zu meiner Klammer weiter oben bringt): Warum ist die Frequenz denn so niedrig? Wie wird das begründet? War das schon immer so? Wird es über die Kasse finanziert und wenn ja: Wie viele Stunden hattest du schon?

Du hast Recht: Wenn du nur berichtest, was es Neues gibt, kannst du das auch einem Hamster erzählen; davon hättest du wahrscheinlich mehr.

Vielleicht magst du noch ein bisschen schreiben über dich? Die Frage ist ja auch: Wenn du aufhörst, was dann? Bist du halbwegs gesund? Würdest du eine andere Therapie machen? Und so weiter. Aber einfach nur aus Gewohnheit würde ich mir das nicht antun; dafür wäre ich mir zu schade; du solltest deinem Therapeuten mal was zumuten

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Hänsel
sporadischer Gast
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Beiträge: 14

Beitrag Di., 08.12.2015, 17:33

Danke für deinen Beitrag, leberblümchen! Ja, ich hatte keine Frage gepostet. Ich musste nur mal meinen Frust über die Therapie, bzw. Therapeuten von der Seele schreiben.

Ich sag einfach mal so: Ich habe diese Passivität lange genug hingenommen. Mir reicht das aber jetzt und werde meinen Therapeut bei der nächsten Sitzung diesbezüglich mal ansprechen.

Vielleicht bin ich auch einfach selbst zu passiv. Habe es einfach so vorausgesetzt, dass mein Therapeut wohl schon weiss was mein Problem ist, was gut für mich ist und was ich brauche. Aber ich zweifle inzwischen daran.

Wie gesagt, ich habe keine konkrete Frage. Nur Frust! Jedenfalls, dank dir noch mal, leberblümchen! Auch für deinen Rat meinem Therapeut mal etwas zuzumuten!

LG,
Hänsel

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mariebelle
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Beitrag Mi., 09.12.2015, 23:19

Wieviele Stunden hast Du denn noch bei Deinem Therapeuten. Diese Frequenz kann keine sinnvolle Arbeit hervorbringen. Geht es Dir denn so schlecht, dass Du Ihn noch brauchst oder ist es einfach die Sicherheit wohin zu können, sei es auch nur alle 6 Wochen. Um wirklich was zu erreichen in einer Therapie sollten die Stunden min. einmal wöchentlich liegen. Alles andre kann nicht wirklich weiterhelfen.

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Hänsel
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 15:24

mariebelle hat geschrieben:Wieviele Stunden hast Du denn noch bei Deinem Therapeuten. Diese Frequenz kann keine sinnvolle Arbeit hervorbringen.
Keine Ahnung?! Wenn es so weiterläuft (ca. alle 4-6 Wochen 1 mal), dann noch ungefähr 1 Jahr.
Als ich (schon) einmal die Therapie in Frage stellte, sagte er nur, dass jede Therapie anders verläuft.
Wenn ich darauf bestehen würde 1x wöchentlich zu kommen, würde er das vielleicht sogar machen. Nur würde es an den Sitzungsabläufen nichts ändern. Es sei denn, ich beschwere mich auch noch deswegen. Aber dann kann ich auch alles alleine machen. "Wenn ich wüsste, dass ich mir selbst helfen kann, brauche ich keinen Therapeuten" (Würde ich meinem Thera am liebsten mal sagen...)
mariebelle hat geschrieben:Geht es Dir denn so schlecht, dass Du Ihn noch brauchst oder ist es einfach die Sicherheit wohin zu können, sei es auch nur alle 6 Wochen. Um wirklich was zu erreichen in einer Therapie sollten die Stunden min. einmal wöchentlich liegen. Alles andre kann nicht wirklich weiterhelfen.
Na ja, es geht mir nicht so schlecht, dass ich nicht ohne Therapie durch's Leben käme. Nur befindet sich in mir drinnen ein Konflikt, den ich weder beschreiben, geschweige den selbst auflösen kann. Und ich will diesen nicht mein Leben lang mit mir herum schleppen, denn er ist nicht gerade leicht zu tragen/ertragen...

Vielen Dank, mariebelle!
Liebe Grüße,
Hänsel

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