Wissen über den therapeutischen Prozess - hilfreich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
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Beitrag Di., 03.06.2014, 15:04

Peonia, danke für deine Antwort. Wenn du aus einem bestimmten Anlass die Therapie begonnen hast und ansonsten gut aufgestellt bist (wie es scheint), dann erklärt das natürlich einiges. Meiner Meinung nach erklärt es auch diesen gewissen Pragmatismus, den ich meine, bei dir wahrzunehmen. Es fühlt sich beim Lesen so ein bisschen so an, als seiest du ohnehin nicht so ein Am-Sinn-der-eigenen-Existenz-Zweifelnder. Vielleicht ist es da nur 'natürlich', dass du dich nicht so intensiv mit entsprechender Literatur beschäftigst?

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viciente
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Beitrag Di., 03.06.2014, 16:53

Betthupferl hat geschrieben:"aber" das ist ja doch schon auch genau DAS PROBLEM in diesem Bereich.
ja, zumindest ein wesentliches; im ersten beitrag hatte ich mich darauf bezogen (was m.m. nach die frage war), ob es gut ist, sich 1000 bücher über therapie(methoden), hintergründe, beispiele u.s.w. einzuwerfen, und hab mich darauf bezogen geäussert.
.. dann fiel mir dieser andere aspekt ein, und deshalb hab ich das nachgesetzt, aber ein bissl schlampig und verkürzt. ich stimme dir da völlig zu, dass man es - grade wenn man geschwächt ist bzw. hilfe sucht - nicht grade drauf hat sich brauchbar abzugrenzen, andererseits aber darf und soll man eben auch nicht alles schlucken, was einem vorgesetzt wird. therapeutInnen sind auch "nur" menschen und bei derart vertraulichen dingen ist es einfach immer gefährlich, sich mit fliegenden fahnen auf unbekanntes einzulassen; genau deshalb ist es so wichtig, sich - wie du sagst - schon auf die innere stimme zu verlassen, und sich - wenn sich etwas merkwürdig oder übergriffig anSPÜRT - sehr wohl andere (qualifizierte) meinungen dazu einholen .. bzw. ggfs. wexeln. es passen verständlicher weise nicht alle (auch nicht übergriffige) thera/klientInnen-konstellationen, und das ist nicht unbedingt versagen, auf keinen fall aber das der/des klienten.
.. wenn du dich (jemand sich) da nicht oder nur sehr begrenzt einlassen kannst, weil du dich eigentlich schützen musst, dann kann das nie funktionieren; grundlage sind ja berechtiges! vertrauen und die sicherheit des aufgehoben seins unter allen erdenklichen umständen. speziell therapeuten, die sich - unter dem deckmantel der "methode" - perfid durch verletzlichkeiten und die empfänglichkeit "bedürftiger" klientinnen einschleichen, gehören einfach ganz woanders hin, zumal das missbrauch ist und somit muster wiederholen kann, die sich massiv schädlich auf die betroffene auswirken können; da kann therapie zum albtraum werden bzw. zum gegenteil dessen, das sie sein soll.


Vincent
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Beitrag Di., 03.06.2014, 20:14

Widow hat geschrieben:bevor ich so werde wie die, werde ich ans Meer fahren (privatsprachliche Metapher fürs Hinscheiden ).
Möge das Meer dich wieder ausspucken, wenn du es in dieser Absicht betreten solltest! Mir scheint, du hast noch sehr viel zu tun in deinem Leben/in der Welt, bevor du abtrittst. Einsichten gewinnen z. B.; Einsichten, die (noch) nicht deine sind.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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kylie
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Beitrag Di., 03.06.2014, 23:11

hallo alle!

ich bin ganz neu hier, genau genommen, seit heute

hab hier in diesem thread nur ein wenig quergelesen und möchte gerne auf die ursprungsfrage zurück kommen. ich entschuldige mich gleich mal, sollte das schon geschrieben worden sein....

ich denke, es kommt immer darauf an, welche "beschwerden" der mensch hat. es ist sehr unterschiedlich, je nach "diagnose" und auch selbsteinschätzung, ob das wissen über den therapeutischen prozess hilfreich und wichtig ist, oder nicht.
prinzipiell glaube ich, dass es jeden interessiert, was im therap. prozess vor sich geht, was damit bezweckt werden soll, wie der aussehen soll.

je nach "diagnose" wird und soll darüber ausführlich gesprochen werden. mal mehr, mal weniger.
manche möchten einfach den weg beschreiten, andere brauchen länger zeit dazu. wieder andere müssen wissen, was die therapie bezwecken soll (da denke ich allerdings, dass das der großteil ist)
und wieder andere müssen alles wissen!

wenn ich von mir als traumapatient ausgehe, so ists für mich besonders wichtig, wie die therapie aussehen soll, was ich selbst tun kann, was sie bezwecken soll, wie der weitere weg sein soll, etc.
das wohl deshalb, weil ich 0 vertrauen hab und dieses erstmal langsam geweckt werden muss.
so manches ist mir sehr hilfreich, anderes nicht, da ich nicht mitarbeiten kann, obwohl ich es möchte.

was natürlich immer im vordergund steht und stehen muss: das wollen der mitarbeit, das wollen des sich veränderns! und das sieht immer anders aus.

lesen kann man natürlich vieles, nur darf es nicht so ausarten, dass man selbst die diagnose stellt und auch die therapie, auch wenn man sich in vielem wieder erkennen kann.
letzendlich muss das vertrauen in seinen therapeuten so groß sein, dass man sich mit seinen ideen der therapie idendifizieren, anfreunden kann.

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Peonia
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 07:51

viciente hat geschrieben:ich stimme dir da völlig zu, dass man es - grade wenn man geschwächt ist bzw. hilfe sucht - nicht grade drauf hat sich brauchbar abzugrenzen, andererseits aber darf und soll man eben auch nicht alles schlucken, was einem vorgesetzt wird. therapeutInnen sind auch "nur" menschen und bei derart vertraulichen dingen ist es einfach immer gefährlich, sich mit fliegenden fahnen auf unbekanntes einzulassen; genau deshalb ist es so wichtig, sich - wie du sagst - schon auf die innere stimme zu verlassen, und sich - wenn sich etwas merkwürdig oder übergriffig anSPÜRT - sehr wohl andere (qualifizierte) meinungen dazu einholen .. bzw. ggfs. wexeln.
Die Wahl des Therapeuten halte ich schon für ein "Glücksspiel". Gerade wenn ich im Hinblick auf ein Problem "Wiederholungstäter" bin, werde ich dazu neigen, einen Therapeuten zu wählen, der in mein Beuteschema passt. Das kann genau richtig sein, wenn der Therapeut das sieht und mir hilft da herauszukommen, das Muster zu erkennen und mich z.B. in einer Liebesbeziehung nicht immer mit dem größten Idioten einzulassen, der auf der Tanzfläche herumhüpft. Wenn das der Therapeut nicht hinbekommt, dann richtet die Therapie mehr Schaden an als sie behebt. Woran erkennt also der Patient in den ersten Sitzungen, dass der Therapeut zu seinem Problem passt, wenn er in der Regel noch gar nicht weiß, was sein Problem ist. Er kann doch oft nur Symptome benennen, die ihm Probleme bereiten.

Mich hat das damals auch sehr beschäftigt, wie ich den/die Richtige finde. Ich habe die Sucherei in drei Etappen eingeteilt. Ich habe zuerst von Tilmann Moser den "Kompaß der Seele" gelesen um herauszufinden, welche Therapieform überhaupt zu mir passt. (Ja, ihr habt mich erwischt, ich habe doch ein Fachbuch gelesen, wobei ich das mehr als Ratgeber denn als Fachliteratur betrachte).

Nachdem ich mich für eine Analyse entschieden hatte, bin ich in die Ambulanz eines entsprechendes Ausbildungsinstituts gegangen und habe dort einen Therapeuten um ein Gespräch gebeten mit dem Ziel, den richtigen Kollegen für mich und meinen Schuß zu finden. Mit drei Namen bin ich nach zwei Stunden da heraus. Ein Name hat dann wunderbar gepasst.
Nur mit den gelben Seiten wäre das schon schwierig bis unmöglich geworden. Wenn ich ohne Vorgespräch zu meiner Thera gekommen wäre, hätte ich wahrscheinlich nach 20 Minuten die Praxis verlassen, weil sie mich gleich in der ersten Stunde in den Schwitzkasten genommen hat. War gut so, konnte nachher nicht mehr sagen, dass ich das mit dem Schwitzkasten nicht gewusst habe.

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Peonia
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 07:58

Hallo Kylie, ich bin eigentlich auch noch neu hier. Sei gegrüßt von Welpe zu Welpe.
kylie hat geschrieben: ich denke, es kommt immer darauf an, welche "beschwerden" der mensch hat. es ist sehr unterschiedlich, je nach "diagnose" und auch selbsteinschätzung, ob das wissen über den therapeutischen prozess hilfreich und wichtig ist, oder nicht.
Es kommt nicht nur auf die Beschwerden an, sondern auch auf den Menschen an sich. Jeder Jeck ist anders.
kylie hat geschrieben: das wohl deshalb, weil ich 0 vertrauen hab und dieses erstmal langsam geweckt werden muss.
so manches ist mir sehr hilfreich, anderes nicht, da ich nicht mitarbeiten kann, obwohl ich es möchte.
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Dann ist das Dein Weg, die Therapie so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Viel Erfolg dabei.
kylie hat geschrieben: lesen kann man natürlich vieles, nur darf es nicht so ausarten, dass man selbst die diagnose stellt und auch die therapie, auch wenn man sich in vielem wieder erkennen kann.
letzendlich muss das vertrauen in seinen therapeuten so groß sein, dass man sich mit seinen ideen der therapie idendifizieren, anfreunden kann.
Meine Thera würde Dich jetzt küssen, denn da Du nicht ihre Patientin bist, darf sie das dann ja.

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Peonia
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 08:19

leberblümchen hat geschrieben:Peonia, danke für deine Antwort. Wenn du aus einem bestimmten Anlass die Therapie begonnen hast und ansonsten gut aufgestellt bist (wie es scheint), dann erklärt das natürlich einiges. Meiner Meinung nach erklärt es auch diesen gewissen Pragmatismus, den ich meine, bei dir wahrzunehmen. Es fühlt sich beim Lesen so ein bisschen so an, als seiest du ohnehin nicht so ein Am-Sinn-der-eigenen-Existenz-Zweifelnder. Vielleicht ist es da nur 'natürlich', dass du dich nicht so intensiv mit entsprechender Literatur beschäftigst?
@Liebes leberblümchen:
Pragmatiker bin ich aus Überzeugung, die beste Theorie nutzt nichts, wenn sie sich im wirklichen Leben nicht beweisen kann.
Das sagt auch eine Technikerin, die das ein oder andere Mal eine tolle Idee in die Tonne hauen musste, weil sich die Realität einfach nicht an die Theorie halten wollte. Laborarbeit kann sehr ernüchternd sein und übt vielleicht, auch in anderen Bereichen seine "Theorien" zu überdenken und zurückzunehmen. In den Disziplinen, in denen nicht durch einen Versuchsaufbau oder mathematischen Beweis in "falsch" oder "richtig" unterschieden werden kann, kann man es sich vielleicht leichter im Wolkenkuckucksheim einrichten.

Mit der entsprechenden Literatur habe ich mich nach der Therapie beschäftigt. Das war und ist interessant und führt auch heute noch zu Aha-Erlebnissen. Nur, was ist denn die entsprechende Literatur? Welchen Literaturkanon würdet denn Ihr für einen Therapieanfänger zusammenstellen? Und warum, was war an dem oder dem Buch so hilfreich für die Therapie? Und was soll tunlichst im Regal verstauben, weil es nicht zum Therapieprozess beigetragen hat?

Ich fange an: Tilmann Moser, Kompaß der Seele - das Buch ist als Leitfaden gedacht und mehr ist es auch nicht; es hat mir einen guten Einblick in das Thema Psychotherapie geboten und mich damals mit einem besseren Gefühl in die Erstgespräche gehen lassen.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 08:38

Nur, was ist denn die entsprechende Literatur? Welchen Literaturkanon würdet denn Ihr für einen Therapieanfänger zusammenstellen?
keine rhetorische Frage?

Ich glaube, das kommt auf die Persönlichkeit des Lesers an. Witzigerweise habe ich tatsächlich die Vermutung, dass die Art der Lektüre zumindest 'unterstützend' den Therapieverlauf beeinflussen kann. Es kann sein, dass du ein Buch liest und denkst: "Wow!" - und dass du bei einem anderen Buch vielleicht einen anderen Weg gegangen wärest. Gut ist (und anders funktioniert es ja wohl auch nicht wirklich), wenn das "Wow!"-Buch zu dir passt - aber sonst gäbe es vielleicht auch keinen "Wow!"-Effekt?

Ich habe angefangen zu lesen, als ich gemerkt hab, so ca. sechs Wochen nach Therapiebeginn: Der Motor fängt an zu laufen. Und genau dieses Bild hatte ich, und dann fing es an, dass ich in Bildern dachte. Mein Therapeut ist ein ruhiger Typ und niemand, der mit bunten Kissen und großen Worten und Gesten um sich wirft. Ich wusste, dass etwas am Entstehen ist - nur ich wusste nicht, was. Aber genau das wollte ich herausfinden. Da hat es mich in die Bibliothek gezogen. Gleichzeitig haben wir 'umgewandelt' in die Analyse, und es war klar: Es wird ein größeres Projekt, das sich mit "ich gehe mal ein paar Monate zur Therapie" nicht mehr begreifen lassen würde.

Mein erstes Buch, glaube ich jedenfalls, war Greenson, Technik und Praxis der Psychoanalyse. Nein, ich würde es nicht wirklich weiterempfehlen für Leute, die womöglich noch etwas unsicher sind in Bezug auf die Therapie... Aber mir hat es damals geholfen. Auch wenn es ein Amerikaner vor Jahrzehnten geschrieben hat (und sich inzwischen ja einiges geändert hat...). Ich konnte dadurch etwas über die Art der Intensität der psychotherapeutischen Beziehung spüren. SELBST fühlen ist der nächste Schritt; das Lesen jedoch hat mir diese Tür geöffnet. Ich wusste: Ich darf das alles hochkomen lassen, was so kommt: Liebe, Eifersucht, sexuelle Phantasien, peinliche Träume usw. Von da an gab es kein Zurück mehr für mich.

Ich glaube, aber das hab ich erst nach Monaten so richtig wahrgenommen, dass mein Therapeut etwas 'überrascht' war ob meines 'Materials'. Ich nehme an (bzw. man hat es mir hier bestätigt), dass es keinesfalls 'normal' ist, so intensive Prozesse entstehen zu lassen, von wegen: "Ich will den Therapeuten mit Haut und Haaren, weil ich mir davon verspreche, mich besser zu verstehen" - ich war nicht gerade zimperlich, was meine Ansprüche an ihn betraf...

Ohne dieses Buch hätte ich diesen Aspekt meiner Persönlichkeit sicher eher versucht zu unterdrücken, von wegen: "Die gute Patientin träumt nicht von Sex".

Ich hab anderes gelesen, das aber mehr, um etwas über meine Störung selbst zu verstehen. Wieder andere Bücher hab ich aus Spaß gelesen, weniger zu therapeutischen Zwecken, sondern um das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu sehen (z.B. Und wer therapiert die Therapeuten von E. Jaeggi).

Ach so, die harmlosere Variante zu Greenson ist sicher ... 3525014678 - das könnte wirklich für fast alle interessant sein. Allerdings geht es nicht in die Tiefe. Aber dafür wird nichts ausgelassen, wie der Titel schon sagt...

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Peonia
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 09:03

@leberblümchen:
Ist das der Greenson, der Marilyn Monroe und halb Holywood in der 50gern auf seiner Couch hatte? Ich habe das Buch "Marilyns letzte Sitzung" gelesen und fand ihn da als Analytiker unmöglich. Möchtest Du, dass die Highlights aus Deinen Stunde als Gästeunterhaltung auf den berühmten Parties Deines Analytikers dient?
Aber er kann ja trotzdem gute Bücher geschrieben haben, auch wenn er im Hinblick auf seine Patienten die Grenzen überschritten hat. Ich werde es mal anlesen und - bei gefallen - weiterlesen.
Ein großer Schritt für mich, früher habe ich jedes Buch durchgelesen, auch wen es gequirlte Sch**** war. Denn was man anfängt, das bringt man auch Ende. Eines unser heiligen Familiengebote.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 09:15

Möchtest Du, dass die Highlights aus Deinen Stunde als Gästeunterhaltung auf den berühmten Parties Deines Analytikers dient?
Die Frage stellt sich für mich ja nicht. Ich hab ihn ja nicht gelesen, weil er so eine schöne Patientin hatte. In jenem Buch geht es ja um was anderes.

Aber er hat durchaus Grenzen überschritten. Mein Therapeut meinte mal, er würde auch gerne mehr tun, aber so jemand wie Greenson würde mir eher schaden. Das ist mir schon klar.


montagne
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 14:49

Ich bin an der Aussage vom Zaubertrick hängen geblieben. Für mich sind Therapie und Zauberei beides Handwerkskünste. Nur mit dem Unterschied, dass man eine Zaubervorstelling genießen und dann nach Hause gehen kann und das wars. (Und Zaubertricks, Illusionen funktionieren oft immer noch, auch wenn man weiß wie die Illusion erzeugt wird.) Einen gravierenden Unterschied sehe ich darin, dass Therapie ja keine Illusion ist. Das fühlen und sprechen dort von beiden Seiten, die Beziehung der Austausch sind doch echt. Manchmal Spiel, aber auch ein Spiel ist ja echt.
Und vor allem, geht man nach einer Therapie nicht "nach Hause". Im Gegensatz zu einem Zuschauerraum kann man sich und sein Leben schwerlich verlassen. Man wird doch nie alles Alles besprechen können, nie fertig sein. Schon weil das Leben immer neue Entwicklugsaufgaben stellt. Nicht nur Krisen überwinde, sondern eine Entwicklung ist dch wirklich notwendig.

Also erscheint es mir, dass man gut beraten ist, die Handwerkskunst für den eigenen Prozess zu lernen oder gelernt zu haben bis zum Ende der Therapie. Und diese Handwerkskunst besteht sicher einerseits aus Kunst, Fühlen, Mut, Geschick. Andererseits besteht sie aber auch aus Wissen, Üben, Können. Und wie erlangt man nun dieses Wissen, den Handwerksteil?
Da empfinde ich Literatur unterschieldcher Art als echt hilfreich. Ist nicht das einzige fürs Handwerk, aber ein Teil. Letzlich wird es in einigen Therapieformen ja auch so gehandhabt, dass Klienten verbal oder mit Literaturhinweisen zu diesem Theorieteil oder Handwerksteil unterstützt werden. Therapeuten wie Reddemann schreiben ihre Bücher auch explizit für Therapeuten und Klienten.
amor fati

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mitplauderin
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 16:07

Peonia hat geschrieben: Nur, was ist denn die entsprechende Literatur? Welchen Literaturkanon würdet denn Ihr für einen Therapieanfänger zusammenstellen? Und warum, was war an dem oder dem Buch so hilfreich für die Therapie? Und was soll tunlichst im Regal verstauben, weil es nicht zum Therapieprozess beigetragen hat?
So generell lässt sich das nicht beantworten. Ich habe festgestellt, dass mich Bücher "finden". Ich nehme mir aus Büchern mit, was momentan für mich passt. Es gibt viele Bücher, die ich nicht bis zu Ende gelesen habe. Es gab Zeiten, da habe ich in mehreren Büchern gleichzeitig gelesen.
Eines aus meiner gelesenen Kleinbibliothek ist mir noch in guter Erinnerung, weil es erfrischend, undogmatisch und sehr anregend für mich war:
Sheldon B. Kopp "Triffst du Buddha unterwegs . . . " - Psychotherapie und Selbsterfahrung.
Ein Beispielsatz auf Seite 9: "Der Patient behauptet zu Beginn der Therapie meistens, dass er sich ändern möchte, aber in Wahrheit will er so bleiben, wie er ist, und der Therapeut soll nur etwas unternehmen, damit er sich besser fühlt. Er will einfach ein erfolgreicherer Neurotiker werden und bekommen, was er sich wünscht, ohne das Risiko des Neuen auf sich nehmen zu müssen. Die Sicherheit des bekannten Elends ist ihm lieber als die ungewohnte Blöße der Ungewißheit."

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Peonia
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Beitrag Fr., 06.06.2014, 22:13

@mitplauderin
Aufgrund des Titels hätte ich jetzt etwas Esoterisches erwartet. Die Beschreibung der Bequemlichkeit von uns Gewohnheitstieren ist sehr treffend. Es ist erstaunlich, was man an bekannten Plagen aushält, weil man das Unbekannte fürchtet.

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mitplauderin
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Beitrag Sa., 07.06.2014, 09:17

Peonia hat geschrieben:@mitplauderin
Aufgrund des Titels hätte ich jetzt etwas Esoterisches erwartet.
nicht immer ist innen drin, was aussen draufsteht

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 25.07.2015, 13:22

Ich habe während meiner Therapie und auch danach noch sehr viel gelesen.
v.a. die Fachliteratur hatte es mir angetan.
IM nachhinein verstehe ich das als Versuch meine Therapeutin zu verstehen und zu durchschauen.
ZU verstehen um ihr näher zu sein und zu durchschauen, um ein bisschen Kontrolle zu behalten.

Beides ist mir (natürlich und gottseidank) nicht wirklich gelungen

Aber das Lesen hat mir oft sehr geholfen ich habe das ganz ähnlich wie Montagne erlebt- da muss ich gar nichts mehr hinzufügen. Nur unterschreiben


Was ich sehr schwierig fand, waren dagegen Erfahrungsberichte anderer. Schon das hat mich manchmal z.B. auch hier im lange praktizierten stillen Mitlesen sehr verwirrt und aus dem Konzept gebracht.
Ich hatte bisweilen das Gefühl, dass mein eigenes erleben verwässert und ich nicht mehr genau unterscheiden konnte, ob eine Entwicklung wirklich meine eigene Entwicklung war, oder ob ich Teile von anderen, in denen ich mich wiederzufinden glaubte, einfach übernommen hatte.

(Was für mich gar nicht gegangen wäre, war das Schreiben über meinen eigenen therapeutischen Prozess. Nicht, weil ich nichts von mir preisgeben mochte, sondern weil ich durch unterschiedliche Blickwinkel sehr verunsichert wurde und mein eigenes Erleben extrem schnell in Frage gestellt habe.

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