Belastungsprobe Schwach-sein

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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SoundOfSilence
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Beitrag Di., 07.07.2015, 07:50

...Ich bin jetzt ein bisschen froh zu hören, dass es dir auch nicht leicht fällt - ich habe hier manchmal das Gefühl alle wurden das einfach mal machen (an Thera schreiben , was vorlesen etc) . Und mir fällt das so schwer , ich glaube nicht, dass ich das bringe . Aber ich drücke dir die Daumen
Du hast schon recht, ich denke tatsächlich, wenn ich etwas sage muss ich "perfekt " wissen, was ich sagen will sprich was ich fühle - das kommt einfach daher ,dass ich so oft in Missverständnisse verstrickt war und bin ...
Ich will ja gerne - aber ich traue mich nicht. Und ich versuche einen Ausweg daraus zu finden, indem ich eben wage bleibe und hoffe, dass er gut im Raten ist...
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Sarana
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 09.07.2015, 13:41

Hallo SoundOfSilence,

tut mir leid, dass ich erst jetzt zum Antworten komme, die letzten Tage waren bei mir etwas turbulent.

Es gehören Mut und Vertrauen dazu, solche Dinge offenzulegen, ob mans jetzt vorliest oder spontan sagt. Es geht aber auch mit z.B. nur wenig Vertrauen, und dann kann dadurch Vertrauen wachsen (oder eben auch nicht). Es geht auch mit wenig Mut, wenn z.B. die dahinter stehende Verzweiflung einfach so groß ist, dass es gar nicht mehr viele Möglichkeiten gibt: Entweder ersaufen oder nach dem Strohhalm greifen...

Zwei Dinge fallen mir bei deinem Beitrag auf/ein:

Wenn du immer vage bleibst, sind Missverständnisse die Konsequenz. Du sagst ja selbst, dass du hoffst, dass dein Thera gut raten kann, und da geht es eben schnell, dass er vollkommen daneben liegt.

Wenn du nur dann (offen) redest, wenn du dich "perfekt sortiert" hast und denkst, deine Gefühle und Gedanken gut erklären zu können, wird dein Therapeut nicht richtig einordnen können, warum es dir an anderen Stellen so schwer fällt, dich klar auszudrücken. Wenn du ihm aber zumindest schon mal sagst, dass du oft das Gefühl hast, deine "innere Welt" gar nicht richtig in Worte fassen zu können, könnt ihr gemeinsam versuchen, da ein wenig Ordnung reinzubringen. Das ist eine der großen Chancen in einer Therapie! Wenn dann das nächste Mal so eine Situation auftritt, wirst du dich nicht mehr verstecken müssen, sondern kannst klar und deutlich sagen, dass bei dir gerade gar nichts klar und deutlich ist...

Übrigens: Habs geschafft. Ich hab fast die ganze Stunde gebraucht, um mich zu trauen, da war viel Schweigen, aber zwischendurch näherten wir uns dem Ganzen mehr und mehr.

Er freute sich. Sehr. Wohl darüber, dass ich mich wirklich getraut hatte...
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SoundOfSilence
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Beitrag Do., 09.07.2015, 20:37

Hey Sarana,

wie toll, dass du das geschafft hast!! Habe mich riesig gefreut das zu lesen! Und ich finde die Reaktion deines Theras auch sehr, sehr nett (im Zitate-Faden gesehen...). Ich weiß gar nicht, wie meiner reagieren würde, wenn ich ein Blatt Papier mit auf die Couch nehme... Schätze mal, dass ich nicht die erste wäre

Aber irgendwie glaube ich, dass ich mich das noch weniger traue, weil ich dann das Gefühl hätte, nicht "abbrechen" zu können. Das ist für mich immer extrem wichtig, dass ich einen "Exit" habe - sonst gibt es Panik... Und wenn ich anfange und nach 3 Sätzen abbreche, dann sieht er ja, dass da noch mehr steht... Ich müsste es einfach so mal schaffen...

Du hast natürlich recht, dass es mir AUCH schwer fällt, wenn ich noch nicht sortiert bin - und er auch deshalb vielleicht gar nicht mitkommt, wenn ich es mal unsortiert versuche... Und ihn "raten" zu lassen ist unfair, ich weiß. Ihm gegenüber und mir selber gegenüber auch. Ich war an dem Punkt auch schon mal ein bisschen weiter... Warum das jetzt wieder so arg ist - keine Ahnung...

Ich habe in der Klinik mal etwas gelesen über die Bindungstheorie und dass desorganisiert gebundene Kinder diejenigen sind, die zur Bezugsperson hinrennen und dann doch wieder reiß aus nehmen. Ich weiß noch, als ich das gelesen habe, sah ich mich selber, wie ich als Kindergartenkind in der rot lackierten Tür zur Teeküche stehe und die Kindergärtnerin (so hieß das damals noch) etwas fragen möchte - und dann doch wieder weg gehe. Manchmal habe ich ihr zugeschaut, und wenn sie mich gesehen hat, dann bin ich schnell abgehauen... Seltsam, denn wenn es nicht um mich selber ging, sondern ich z.B. von einer anderen Kindergärtnerin geschickt wurde, dann ging das Ansprechen ohne Probleme... Naja, jedenfalls erinnere ich mich gut an das Gefühl, dieses hin und her gerissen sein und in der Tür stehen. Die Vorfreude, die sich breit machte, solange ich noch in dem Gefühl "ich spreche sie an" bin, und die Erleichterung, wenn ich (unverrichteter Dinge) den Rückweg angetreten hatte... Aber auch die Hilflosigkeit, die Enttäuschung, weil sie nicht "erraten" hat, was ich brauche. Ein bisschen so fühle ich mich in der Therapie auch immer wieder mal...

Vielleiht sollte ich DAS mal sagen - nur was dann? Wie geht es von da aus weiter?

Morgen bin ICH dran! Ich hoffe, dass ich mich überwinden kann. Entweder das Thema von Montag - dann aber auch richtig - oder die "Metaebene" und seine unzulänglichen Ratekünste... Nein, vermutlich wäre die Beziehungsebene wichtiger, weiß ich - macht es aber noch schwieriger!

Genieße deinen Erfolg (ich hoffe es war dann auch erfolgreich in der Besprechung des Gelesenen!)!!
Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

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SoundOfSilence
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Beitrag Fr., 10.07.2015, 16:44

... und nicht geschafft.

Ich habe das eigentliche Thema zwar noch einmal angeschnitten, und diesmal hat er es im Grundsatz schließlich verstanden - aber er versteht (glaube ich) nicht, warum es mich belastet... Für ihn ist das ein (normaler?) Schutzmechanismus oder so.

Wie schwer mir das momentan fällt konnte ich ihm nicht sagen, und auch nicht die Beispiele erzählen, die (glaube ich) sehr deutlich gemacht hätten, warum das ein Problem IST...

Selbst Schuld, schon klar...

Und ausgerechnet heute macht der auch noch früher Schluss

... bin enttäuscht von mir selber und habe das Gefühl, dass ich mich momentan massiv selber "sabotiere".
Hello darkness, my old friend...

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