Nebenwirkungen, oder Wirkungen neben der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Schneerose
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Beitrag Sa., 16.08.2014, 08:17

Lieben Dank☺
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Krang2
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Beitrag Do., 21.08.2014, 09:48

In mir haben sich Dinge verändert, aber ich halte es für schwierig, allein auseinander zu halten, welchen Anteil die Therapie hatte.
Eine Wirkung, die sicher durch die Therapie kommt, ist bei mir die stärkere "Introspektion", aber auch - ungeplant - ein anderes Wahrnehmen/Hinsehen bei anderen. Ob bestimmte Wirkungen einer Therapie positiv oder negativ sind, liegt teilweise im Auge des Betrachters.
Ein gutes Beispiel ist das Berufliche - nur man selbst kann beurteilen, ob eine Entwicklung für einen selbst als positiv zu beurteilen ist.

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Wurstel
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Beiträge: 3081

Beitrag Sa., 06.06.2015, 13:47

Wurstel


Im Internet fand ich ein sehr interessantes Thema. Es geht darum, daß man oft gar nicht daran denkt, daß es auch gewisse Nebenwirkungen gibt. Diesen Bericht gibt es hier:
http://www.zeit.de/2012/48/Psychotherap ... packzettel

Von mir selber kenne ich diese Probleme nur zur Genüge.

Es ist ja auch naheliegend:
Viele Menschen gehen deshalb in eine Therapie, weil sie von anderen Leuten bevormundet werden und in der Therapie lernen wollen, sich vor Übergriffen zu schützen, Neinsagen zu lernen, Grenzen zu setzen, selbstbewußter zu werden, Durchsetzungsvermögen zu lernen. Wenn sie dieses Ziel dann erreicht haben (also das Therapieziel erfüllt worden ist, die Therapie in diesem Sinne also positiv war), dann kommen die Nachteile: Der Mensch wird nun als prüde, pingeling, nachtragend und egoistisch angesehen, verliert den Lebensgefährten, seine Freunde, seinen Job. Jetzt braucht er eine Therapie, um wieder Zugang zu den anderen Menschen zu finden - eine Therapie, die die Schäden, welche die Nebenwirkungen der ersten Therapie verursacht hat, zu beheben. Ein Teufelskreis, der sicher vielen Therapeuten ein regelmäßiges Einkommen sichert.

Was meint Ihr dazu?


Wurstel

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Miesel
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Beitrag Sa., 06.06.2015, 17:05

Ich meine, dass da sowohl Therapeut als auch Patient einiges nicht verstanden haben, wenn das so läuft.

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Nachtflamingo2014
sporadischer Gast
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Beiträge: 12

Beitrag Sa., 06.06.2015, 18:06

Alles kann auch Nebenwirkungen haben. Die Frage ist, wie gehe ich mit Problemen oder anderen Menschen um, nach einer Therapie? Nach Möglichkeit hat jemand in der Therapie erkannt auf Probleme neu/ anders zu reagieren.
Ich habe einige Verhaltensweisen von mir besser kennengelernt in meiner Therapie, habe durchgespielt, was kann sich ergeben, wenn ich es dann anders mache. Ängste vor dem was kommt, habe ich, aber auch die Zuversicht, das mir etwas einfällt, wie ich mit etwas umgehen kann.
Von anderen in der Familie und Freundeskreis heißt es, Du traust dich ja was. Ich fühle mich selbstbewusster. Wenn die Leute mit meinem Verhalten nicht zurecht kommen, ist es deren Problem, nicht meins. Manchmal ist es gut, sich aus krank machenden ,oder krankhaltenden Beziehungen zu trennen.


Igelkind
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Beiträge: 264

Beitrag Sa., 06.06.2015, 22:46

Hallo zusammen,

Dass ich mir um meinen Therapeuten und sein Leben so viele Gedanken mache, würde ich für mich eher als lästige Begleiterscheinung meiner Therapie, denn als Nebenwirkung bezeichnen.

Für mich die wichtigste (positive und unerwartete) Nebenwirkung:
Anfangs hatte ich aufgrund meiner Therapie meine Eltern fast ganz "verloren", die Beziehung zu ihnen verschlechterte sich mit all dem Ausgesprochenen, wurde zu sehr belastet, und niemand konnte damit wirklich umgehen.
Darauf liess ich sie in Ruhe und lernte für mich einen anderen Umgang mit mir und meiner Geschichte.
Währenddessen arbeitete es auch bei meinen Eltern, und weil der Kontakt nie abgebrochen wurde, veränderte sich auch ihre Einstellung zu mir und meiner Geschichte, meinen Problemen.
Ich liess ihnen Zeit, sich dem allem anzunähern, hatte aber die Hoffnung aufgegeben, dass sie mich je ganz verstehen und akzeptieren, also auch jene "dunkle" Hälfte, die ich mit mir halt herum trage.
Nun hat sich das Verhältnis seit ein paar Monaten zu meinen Eltern, besonders zu meiner Mutter plötzlich sehr verändert.
Sie hat den Schritt machen können und akzeptiert, dass es ist, wie es ist, weil es war, wie es war, und dass ich bin, wie ich bin, weil es war, wie es war.
Sie hat sich von ihrem heile-Familie-Bild verabschiedet, mit viel Trauer, aber sie sagt, sie will jetzt die Wahrheit sehen, und fühle sich dadurch sehr befreit.
Weil sie aber gleichzeitig so traurig war, habe ich ihr zuerst vorgeschlagen, zurück zum Verleugnen zu gehen, wenn es ihr damit besser geht. Ich käme klar damit, lebe ja schon über 30 Jahre so. Aber sie sagte, sie wolle nicht zurück.
Sie gab ihr krampfhaft zurecht gerücktes Heile - Welt - Bild meiner Kindheit auf, um jetzt richtig bei mir zu sein. Weil ich nicht mehr in dieser heilen Welt sein konnte, es ja eigentlich nie wirklich war.
Sie hat mich endlich gefunden, in meiner nicht heilen Welt...
Sie hat einen ähnlichen Prozess durchgemacht wie ich in der Therapie, bloss hinkte sie zuerst lange hinten nach und verschloss weiterhin die Ohren und Augen, und dann plötzlich sah sie klar und überholte mich rechts im Turbotempo.
Ab diesem Punkt hat sie mich schlagartig erkannt, akzeptiert und angenommen, wie ich es selbst noch gar nicht konnte.
Ich musste sie fast etwas bremsen, so sehr verwirrte mich das anfangs. Aber es ist sooooo schön!!!
Ich dachte nie, dass ich das noch erleben darf.
Die Kommunikation fliesst plötzlich ungehindert, wir hören uns, verstehen uns, sprechen die gleiche Sprache... und leben in derselben, halt nicht ganz heilen Welt.
Es ist fantastisch.
Plötzlich habe ich eine Mutter, dort in mir, wo ich sie so lange am meisten vermisst hatte, und ich hoffe, ich kann sie noch lange Zeit "geniessen".

LG Igelkind

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Fify
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Beiträge: 391

Beitrag So., 07.06.2015, 06:23

Liebes Igelkind,

es freut mich sehr, welche Erfahrung du mit deiner Mutter jetzt gemacht hast.

lg fify


Igelkind
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Beiträge: 264

Beitrag So., 07.06.2015, 09:21

@ Fify
Danke

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Wurstel
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Beiträge: 3081

Beitrag Do., 11.06.2015, 12:41

Wurstel
Miesel hat geschrieben:Ich meine, dass da sowohl Therapeut als auch Patient einiges nicht verstanden haben, wenn das so läuft.
Daß es so läuft, ist ja das Ergebnis der Therapie.

Möglicherweise wurde nicht damit gerechnet, daß derartige Probleme auftreten?
Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich mir recht schwer damit tue, etwas Neues auszuprobieren: Weil die Gefahr, erst recht in die Bredeille zu geraten, recht groß ist.


Wurstel

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Fr., 12.06.2015, 05:36

Auf dich und auf deine Bedürfnisse zu achten, das ist was du lernen sollst in der Therapie.
Wenn du dadurch dann gleich prüde, pingeling, nachtragend und egoistisch wirst, dann hast du nicht verstanden, worum es geht und der Therapeut hat das auch nicht, denn der sollte das sehen.
Das ist doch genau das, was Thema in der Therapie ist. Deine Beziehungen, wie du sie führst und handelst, wohin das führt und ob es für dich gut ist.

Zu unterscheiden zwischen gesundem Egoismus (dann kann schon jemand beleidigt sein, wenn man sich bisher mehr um ihn gekümmert hat, als ihm zusteht und dir gut tut) und schlechtem (ich stoße alle Menschen vor den Kopf, weil ich ohne Rücksicht auf Verluste NUR noch an mich denke), das gehört doch grad in die Therapie.

Wenn irgendwann danach festgestellt wird, dass aus dem Patienten nun ein egoistisches *** geworden ist, dann ist der Patient kopflos in eine Richtung gerannt und der Therapeut hat es nicht gesehen.
Das halte ich für einen Kunstfehler und nicht für eine Nebenwirkung.

Wie schon Nachtflamingo schrieb:
Manchmal ist es gut, sich aus krank machenden ,oder krankhaltenden Beziehungen zu trennen.
Das kann auch mal schmerzhaft sein.
Wenn das aber generell schief läuft und man gar nicht mehr mit anderen Menschen umgehen kann, dann hast du einen verdammt schlechten Therapeuten erwischt.

Angst davor, dass dir das passiert, brauchst du nicht zu haben, denke ich, eben weil du da aufmerksam bist und darauf achtest was passiert und abwägst.


Jenny Doe
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Beitrag Do., 29.10.2015, 11:13

Heute erschienen:

Psychotherapie - Wie Sie mit Nebenwirkungen richtig umgehen
Stiftung Warentest
https://www.test.de/Psychotherapie-Wie- ... 4932347-0/
(...)
Nebenwirkungen lassen sich zwar nicht verhindern, aber eingrenzen oder auffangen. Die Aufklärung durch den Psychotherapeuten ist dabei ein wichtiger Schritt – und seine gesetzliche Pflicht. Oft brechen Patienten die Behandlung ab, weil sie falsche Erwartungen haben und nicht mit Begleiteffekten rechnen.
(...)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beiträge: 5037

Beitrag Mo., 23.11.2015, 12:09

Risiken & Nebenwirkungen von Psychotherapie
STOFF-Vortrag von Dipl. Psych. Julia Rheker über die Erforschung negative Therapieeffekte bei Psychotherapie.
http://www.uni-giessen.de/ueber-uns/ver ... nwirkungen
(...)
Der Komplexität der menschlichen Psyche ist es jedoch auch zu verdanken, dass die Effekte der Therapie manchmal auch negative Seiten mit sich bringen. Neben klassischen Behandlungsfehlern und falschen Diagnosen verändern sich manche Patienten auch im Laufe der Psychotherapie. So können beispielsweise Beziehungen in die Brüche gehen. Manche Patienten erleben sogar eine Verschlechterung Ihrer Symptomatik weil Therapiegespräche sehr aufwühlend sein können.
Um die Qualität der Behandlung psychischer Erkrankungen zu verbessern ist es unabdingbar Nebenwirkungen und deren Ursachen zu kennen.
(...)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beiträge: 5037

Beitrag Do., 19.05.2016, 14:57

Die Psychotherapie und ihre Nebenwirkungen
18.5.2016 | 20.00 Uhr | 27:38 min
http://swrmediathek.de/player.htm?show= ... 26b975e0ea
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Broken Wing
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Beitrag Do., 19.05.2016, 16:22

Schon wieder irgendeine Mischform und das in der Gruppe und noch dazu stationär. Also abstoßender ginge es ja gar nicht!

Ich krieg die Krise bei diesen stationär kranken. Heulbojen, Dauerschlatzer, medikamenteninduziertes Parkinson.

Und die dazugehörigen Therapeuten! Also die direkt am Patienten arbeiten, mindere Qualität, zum auf den Mond schießen, der es sogleich zurück auf die Erde kotzen würde.

Aber zum Beitrag: Den kann man sich schenken.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Lockenkopf
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weiblich/female, 52
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Beitrag Do., 19.05.2016, 23:12

In der kl. Tiefenpsychologie gibt sich der Psychotherapeut als Mensch oft nicht wirklich zu erkennen, die Kommunikation ist künstlich, entspricht nicht der Alltagssprache, was Übertragungen und Abhängigkeiten fördert. Das ist so gewollt.

In der Verhaltenstherapie ist das nicht so. Der Therapeut gibt sich als Mensch zu erkennen. Es wird eine normale Alltagssprache gesprochen. Frage und konkrete Antwort, Rede und Gegenrede.
Wie es da zu Abhängigkeiten kommen kann, ist mir ein Rätzel.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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