Nachdem heute in meiner Sitzung etwas Entscheidendes passiert ist, bin ich mal wieder sehr verwirrt und kann nichts für mich einordnen.
Ich habe in den letzten Jahren mehrere Klinikaufenthalte hinter mich gebracht und bin (was irgendwie logisch ist) einmal durch den halben psychiatrischen Diagnosekatalog gehüpft.
Einmal war meine Depression eine Anpassungsstörung, dann war sie schwer mit psychotischen Symptomen, dann habe ich diverse Persönlichkeitsstörungen oder auch mal eine veränderte Wahrnehmung.
Mir ist klar, dass ich bei drei verschiedenen Therapeuten drei verschiedene Meinungen und damit auch Diagnosen bekommen kann, aber irgendwie fühle ich mich in der Luft schwebend. Ich weiß nicht, in welche Nische ich mich einnisten kann und wann mal Ruhe herrscht und ich mich einfach nur auf das konzentriere, was wirklich da ist.
versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass es wenig bringt, nur auf das Etikett zu achten und die dahinterliegenden Probleme/Symptome ja das Ausschlaggebende sind. Aber fühlt ihr euch nicht auch sicherer, wenn ihr endlich mal Klarheit habt? Immerhin wird durch eine Diagnose ja auch die Behandlung bestimmt.
Meine Therapeutin meinte heute zu mir, sie trüge schon länger eine Vermutung mit sich herum. Eigentlich hatte sie die schon am Anfang unserer gemeinsamen Arbeit mal geäußert und sich dann erstmal dagegen entschieden, nachdem wir uns jetzt aber bereits seit ca. zwei Jahren kennen, hat sich bei ihr doch der Verdacht erhärtet, ich hätte eine Bipolare Störung (keine klassische, sondern eher eine der Unterformen). Sie betonte sehr deutlich, dass es tatsächlich nur eine Hypothese ihrerseits sei und Psychologie eine "weiche" WIssenschaft, die eben ihre Erkenntnisse aus Beobachtung und diagnostischer Erfahrung zöge (im OTon etwa: Es braucht sehr viel diagnostische Erfahrung, um Diagnosen stellen zu können).
Da sie eine Verfechterin der Transparenz ist, hat sie mir auch erklärt, weshalb sie dabei so vorsichtig ist: Sie arbeitet sehr häufig mit Patienten mit Bipolaren Störungen zusammen und denkt deshalb, sie könnte dabei einen "Blinden Fleck" haben, weshalb sie mich gebeten hat, zur Diagnostischen Abklärung in eine spezielle Ambulanz zu fahren, um von Außenstehenden Medizinern mit sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet eine objektivere Antwort darüber zu bekommen, ob ihre Hypothese tatsächlich stimmt.
Und nun sitze ich hier, bin unruhig und verwirrt und geladen und alles und dreh mich im Kreis.
Natürlich habe ich mich mit dem Krankheitsbild auch etwas auseinandergesetzt und sage: Yay, irgendwie passt das. Aber das habe ich bei allen anderen Diagnosen auch gemeint (obwohl ich nie richtig davon überzeugt war, wirklich eine emotional-instabile PS [als Teil einer kombinierten PS] zu haben und beharrlich im Alltag auf kleinste Anzeichen geachtet, die mir die Diagnose bestätigen).
Und dann geht der Gedankenkreis wieder los. Alles Vergangene wird untersucht: Stimmt nicht... nee, war gar nciht so. Ach, du erinnrst das sowieso total falsch und schätzt deine Gefühle viel zu extrem ein.
Heute Morgen bin ich noch wie eine Irre durch die Wohnung gerast, weil ich durch meinen Schlafentzug total aufgedreht war und entsprechend hibbelig bei der Therapie und wieder viel gequatscht und geplappert. und dann dreht sich alles und ich liege lethargisch auf dem Sofa und kann nicht verstehen, wie ich mich vor kurzem noch so gefühlt haben kann.
Irgendwie passt nichts und ich weiß nicht, was wahr ist.
Die unendliche Diagnosestellung
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Hallo Dengue.
So verwirrt finde ich dich garnicht. Aus meiner Sicht siehst du die Dinge ziemlich klar. Die wissenschaftlichen Lehren prägen die Therapeuten, diese bestimmen die Diagnosen und die Diagnosen bestimmen die Therapie. Verschiedene Therapeuten geben verschiedene Diagnosen und verschiedene Diagnosen ergeben verschiedene Therapien. Und jetzt ist eine weitere Vernutung hinzugekommen, eine Bipolare Störung. In 2 Jahren kommt die schizioffektiv-verhaltenskreative Kaninchenstörung dazu. Jedes Mal versuchst du dich mit einem dieser Wörter zu identifizieren. "Ich bin Kaninchenstörung"...das gibt eine gewisse Ruhe...und immer dann, wenn du endlich weist, wer du bist (willkürliches Wort, was du einfach mal bist), wechselt man die Kulissen und ein neuer Akt wird im Theater aufgebaut.
Ich würde vielleicht mal eine Pause machen und die Verwirrung wirken lassen. Die ordnet sich m.E. selbst.
So wie du dich liest, bist du schlau genug, die Dinge, die sich nach und nach in deinem Kopf als Schwebeteilchen absetzen, neu zu ordnen. Und durch das klarer werdende Brackwasser hindurch zu kucken. Wenn die Therapie selber letztlich immer nur noch alles aufwirbelt, aber keine Erleichterung verschafft, macht sie m.E. keinen Sinn mehr.
Du könntest selber mal erforschen, ob es nicht diese Erleichterung, die durch dieses "ich bin das und das" eintritt...auch in anderen Lebensbereichen gibt, außerhalb einer Therapie. Beispielsweise bei körperlichen Aktivitäten oder wenn du dich in irgendeiner anderen Form mitteilst, ausdrückst oder mit einer kleinen grünen Gießkanne eine Sonnenblume gießt und dabei den Wind im Gesicht spürst. Psychologie sind Worte. Worte sind das Handwerkszeug des Denkens. Gleichsetzungen und Unterscheidungen. Psychologie versucht das Denken zu ordnen, einzuordnen. Daher die ganzen tollen Begriffe. Aber dabei musst du nicht stehen bleiben. Ich würde weiter tapsen und kucken, was sich in deinem Leben sonst so zeigt. Manchmal muss man einfach von einem Esel absteigen, wenn man merkt, er ist schon tod. Es ist dann erstmal ungewohnt, auf den eigenen Füßen weiter zu laufen, aber die Füße können auch abseits eingetretener Eselspfade laufen.
Viele Grüße
Hiob
So verwirrt finde ich dich garnicht. Aus meiner Sicht siehst du die Dinge ziemlich klar. Die wissenschaftlichen Lehren prägen die Therapeuten, diese bestimmen die Diagnosen und die Diagnosen bestimmen die Therapie. Verschiedene Therapeuten geben verschiedene Diagnosen und verschiedene Diagnosen ergeben verschiedene Therapien. Und jetzt ist eine weitere Vernutung hinzugekommen, eine Bipolare Störung. In 2 Jahren kommt die schizioffektiv-verhaltenskreative Kaninchenstörung dazu. Jedes Mal versuchst du dich mit einem dieser Wörter zu identifizieren. "Ich bin Kaninchenstörung"...das gibt eine gewisse Ruhe...und immer dann, wenn du endlich weist, wer du bist (willkürliches Wort, was du einfach mal bist), wechselt man die Kulissen und ein neuer Akt wird im Theater aufgebaut.
Ich würde vielleicht mal eine Pause machen und die Verwirrung wirken lassen. Die ordnet sich m.E. selbst.
So wie du dich liest, bist du schlau genug, die Dinge, die sich nach und nach in deinem Kopf als Schwebeteilchen absetzen, neu zu ordnen. Und durch das klarer werdende Brackwasser hindurch zu kucken. Wenn die Therapie selber letztlich immer nur noch alles aufwirbelt, aber keine Erleichterung verschafft, macht sie m.E. keinen Sinn mehr.
Du könntest selber mal erforschen, ob es nicht diese Erleichterung, die durch dieses "ich bin das und das" eintritt...auch in anderen Lebensbereichen gibt, außerhalb einer Therapie. Beispielsweise bei körperlichen Aktivitäten oder wenn du dich in irgendeiner anderen Form mitteilst, ausdrückst oder mit einer kleinen grünen Gießkanne eine Sonnenblume gießt und dabei den Wind im Gesicht spürst. Psychologie sind Worte. Worte sind das Handwerkszeug des Denkens. Gleichsetzungen und Unterscheidungen. Psychologie versucht das Denken zu ordnen, einzuordnen. Daher die ganzen tollen Begriffe. Aber dabei musst du nicht stehen bleiben. Ich würde weiter tapsen und kucken, was sich in deinem Leben sonst so zeigt. Manchmal muss man einfach von einem Esel absteigen, wenn man merkt, er ist schon tod. Es ist dann erstmal ungewohnt, auf den eigenen Füßen weiter zu laufen, aber die Füße können auch abseits eingetretener Eselspfade laufen.
Viele Grüße
Hiob
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