Kindheit aufarbeiten, welche Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Ninchen123
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Kindheit aufarbeiten, welche Therapie

Beitrag Do., 22.01.2015, 12:28

Hallo,

ich hatte heute Nacht wieder mal einen wunderschönen Traum. das Problem dabei ist, er hat mir wieder gezeigt das ich mit meiner Kindheit einfach nicht abschließen kann und am liebsten wieder Kind wäre und alles erleben darf wie es mir wünsche und erträume.

Ich versuche das Problem immer zu verdrängen oder runter zuspielen aber eigentlich weis ich dann genau, das ich heute nicht glücklich sein kann weil ich nie erwachsen werden will und alles versuche nach zu holen.

In welche Richtung muss ich den schauen was Therapien angeht wenn ich meine Kindheit aufarbeiten will und damit abschließen möchte?
Habt ihr einen Rat für mich?

Liebe Grüße

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Matzero
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Beitrag Do., 22.01.2015, 23:14

Vielleicht gleich vorweg: die Kindheit kann man nicht aufarbeiten, ebensowenig wie ein Trauma. Man kann aktuelle Folgen von Erlebnissen, insbes. traumatischen, im Hier-und-Jetzt bearbeiten. Dies leisten alle Therapieverfahren. Man sollte nicht dem Klischee erliegen, eine analytische Behandlung würde sich nur mit der Kindheit beschäftigen (und diese "aufarbeiten"). Dies ist nicht der Fall.

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Fify
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 06:19

Ich würde an deiner stelle, dann eine analytische Therapie machen, da kann man sich auch viel mit der eigenen Kindheit beschäftig und lernt auch seine Probleme nicht zu verdrängen, aber auch für sich gut zu sorgen.
Was findest du daran schlimm, dass du auch Kind sein möchtest?


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Ninchen123
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 08:51

@Fifiy, das hört sich zwar doof an. Aber ich kann einfach nicht akzeptieren das mein Leben meine Kindheit mit 13 vorbei war.
Damals haben sich meine Eltern getrennt und von einem Tag auf den andren musste ich stark und erwachsen sein.

Ich habe das Gefühl alles verpasst zu haben. Ich wäre auch so gerne eine gute Schülerin gewesen, mit Abi, mit Reisen ins Ausland, mit Musikunterricht, mit Sportverein, mit der ersten großen Liebe.

Stattdessen musste ich mein Leben lang nur kämpfen um jede Art von Normalität. Werde immer wieder enttäuscht und verletzt. Daher kann ich auch niemand vertrauen. Und ohne Vertrauen sind Beziehungen und soziale Kontakte immer schwerer.

Das Problem ist, ich weis das ich Hilfe brauche aber ich glaube nicht daran, ich kann nicht darauf vertrauen das mir jemand hilft.
Am Ende bin ich doch wieder nur allein und muss schauen wie ich klar komme. Ich weis einfach nicht mehr weiter.

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pseudologia
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 10:05

Die Person des Therapeuten ist viel wichtiger, als das Therapieverfahren. Schlussendlich geht es um Beziehungserfahrungen und da ist die Persönlichkeit des Therapeuten viel entscheidender als die Methode, welche schlussendlich immer von der Persönlichkeit überdeckt wird.

Aus meiner Sicht ist Psychoanalyse eine Therapieform, wo die Persönlichkeit des Therapeuten sich besonders krass entfalten kann. Das ist so wie mit dem Christentum und der Bibel -> Jeder liest das auch sich heraus, was ihm in den Kram passt. Teils mit sehr guten, teils mit echt schlimmen Ergebnissen.

Dies z.B. im Gegensatz zur Schematherapie, die viel strukturierter ist und so wohl weniger in Gefahr gerät, durch die Persönlichkeit des Therapeuten in etwas völlig anderes verzerrt zu werden. So gibt auch die Ergänzung durch sehr gute Selbsthilfeliteratur mehr Sicherheit: http://www.amazon.de/Raus-aus-den-Lebensfallen-Schematherapie-Patientenbuch/dp/3873877775/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1422003659&sr=8-1

Aber eigentlich: Was ist daran falsch, eine Kindheit nachholen zu wollen?
http://www.amazon.de/sp%C3%A4t-eine-gl%C3%BCckliche-Kindheit-haben/dp/3861451735/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1422003858&sr=8-1

Oder was heisst überhaupt "erwachsen sein"?
Ehemals EinTheraput - Jetzt aber krankheitseinsichtig!

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Matzero
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 18:13

und so wohl weniger in Gefahr gerät, durch die Persönlichkeit des Therapeuten in etwas völlig anderes verzerrt zu werden
Die Verzerrung geht ja nur, wenn es etwas gibt, wovon verzerrt werden kann. Die Analyse hat sich ja nun zum Glück davon seit den 1990ern Jahren befreit (auch, wenn es sich unter den sog. "klassischen" oder "orthodoxen" noch nicht vollends herumgesprochen hat).

Ob es eine Gefahr ist, wenn der Therapeut seine Persönlichkeit "entfaltet", ist ja nun umstritten. Zumindest von Seiten der prozessorientierten Forschungen, die sich auch auf die moderne Säuglingsforschung beziehen (das zum Thema Kindheit und "Nachreifung" (was die Schematherapie auch will, aber mit einem Therapeuten, der ohne Persönlichkeit und nach Manual beeltert?!)), wird das ganz anders beurteilt, schon gar nicht als Gefahr.


pandas
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 23:24

Ja, das hängt ja auch von der jeweiligen Persönlichkeit des Therapeuten ab. Nicht jeder Therapeut hat so wunderbare Basischaraktereigenschaften, deren freie Entfaltung dem Patienten in der Regression förderlich sind. Das kann sich dann auch schnell ins Gegenteil verkehren - bei einem Patienten, der wegen der Regression gerade nicht genug Zugang zu seinen erwachsenen Anteilen hat und sich demzufolge nicht gegen ein narzistisches Ausagieren des Therapeuten wehren kann. Ziel einer jeden Therapie sollte doch vorrangig die Entfaltung der Persönlichkeit des Patienten sein.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht doch manche Psychologen dazu kommen, cholerisch gehässig zu werden, wenn sie beispielsweise vom Patienten in ihrer Entfaltung kritisiert werden oder wegen ihrer Deutungen nicht bewundert werden oder selbst etwas mal nicht verstehen oder - ganz schlimm - sich in ihrem Besitzstand bedroht sehen.

Da kann mehr Basis wie in einem Verfahren wie der Schematherapie dem Patienten durchaus zu gute kommen.
Es wird doch auch nicht so sein, dass Akademiker mit einer mehrjährigen Weiterbildung lediglich ein Manual abarbeiten, vielmehr werden sie doch in der Lage sein es als Werkzeug zu sehen, dessen Einsatz in ihrer eigenen Kunst liegt und sich an der individuellen Persönlichkeit des Patienten orientieren soll?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 23.01.2015, 23:27

Matzero hat geschrieben: das zum Thema Kindheit und "Nachreifung" (was die Schematherapie auch will, aber mit einem Therapeuten, der ohne Persönlichkeit und nach Manual beeltert?!),
??
Informiere dich mal über die Schema-Therapie. Ich habe da auch hier im Forum schon einiges zu geschrieben, hab selber eine gemacht und schließe meine Therapie gerade sehr erfolgreich ab, die nächste Stunde wird meine letzte sein.
Gerade in der Schema-Therapie geht der Therapeut so intensiv in Beziehung wie kaum in einer anderen Therapieform, bringt sich dort mit seiner Persönlichkeit sehr intensiv ein. Nachbeelterung ist in der Schematherapie etwas zentrales, gerade wenn Schemata vorliegen, die aufgrund von Kindheitstraumata oder gestörten Bindungen entstanden sind. Das geht doch gar nicht ohne Persönlichkeit und strickt nach Manual („Kochrezept“).
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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