Nachbeelterung in der Therapie möglich?

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stern
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Beitrag Di., 06.12.2011, 16:50

Elana hat geschrieben:@Stern: Nachbeelterung in dem Sinne, dass z. B. der Thera erklärt, dass er in dieser Situation nun als mein Elternteil anders gehandelt hätte, wäre schon sinnvoll, wobei ich aber dieses Rollenspiel schon selbst durchnehme, indem ich mir überlege, wie ich als Elternteil gehandelt hätte, wäre ich damals in deren Alter gewesen.
Ja, wenn du das hinkriegst, dass du als dein Elternteil (klingt blöd, ich weiß) anders mit dir umgehen könntest... und das z.B. in ein Rollenspiel oder eine Imagination einpacken kannst, dann ist das super.

Muss überlegen, aber ich meine Aussagen wie "ich als ihr Elternteil/Vater/Mutter" hörte ich von Theras (weder stat. noch amb.) noch nie, wenngleich ich es einordnen hätte können *denk*... was nun aber nicht ausschließt, dass ein Thera irgendetwas "gerade rückt"... oder man zum Bleistift auf die Ebene kommt: Was hätten sie damals gebraucht, bräuchten sie jetzt... ODER ODER ODER. Und nee, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es immer transparent gemacht wird. Ich greife jetzt mal der Einfachheit halber das Beispiel von titus auf:
Titus hat geschrieben:Daher ist das für mich ganz neu, nun in der Therapie in so einer Situation zu sein, wo sich eigentlich fast alles völlig ohne Transparenz abspielt - weil es ja auch um das Unbewusste geht.
Wenn ein Patient ein hohes Transparenzbedürfnis hat (und z.B. auch früher ein relativ entgegengesetztes Klima bestand), dann könnte es schlichtweg passieren, dass der Thera diesem Umstand Rechnung trägt... und sich phasenweise etwas transparenter als üblich verhält. Ohne dass er explizit dazu sagt: Dass mache ich jetzt, dass sie etwas Vertrauen zu mir aufbauen können... und dass sie nicht wieder diesselbe Erfahrung zu machen, die sie schon kennen. "Triggert" ansonsten -wie ich schon gemerkt habe- zu viel in ihnen, was unserer Beziehung schaden könnte, auf die sie sich eh noch nicht einlassen können. Oder auch nicht explizit: Ich ihr Elternteil hätte sie sie so und so erzogen... und als angemesseneres korrektiv verhalte ich mich jetzt mal so und so.

Allerdings wie gesagt "kann"... was heißt "muss nicht"... weiß auch nicht ob AUSSCHLIEßLICH NUR "musterkompatibles" Verhalten passend wäre (wohl eher nicht)... denn es gehört ja auch dazu, dass man etwas robuster wird, wenn sich jemand (insbes. im RL) nicht musterkompatibel verhält. Aber gerade wenn eine Beziehung (noch) nicht gut tragfähig ist, macht's nun auch keinen Sinn genau treffsicher die Muster anzustechen, auf die der Patient besonders "negativ" anspringt... und dann umso negativer auf den Thera überträgt (bis die Beziehung endgültig den Bach hinuntergegangen ist). Oder auch je nach Methode kann vielleicht ein Thera eher erstmal etwas "Spannung" aufbauen lassen, z.B. um Übertragungen dann analysieren zu können. Aber wie gesagt: Vorgehensweisen können vermutlich SEHR individuell sein.

@ Titus: An deiner Stelle, würde ich, wie carö auch schon meinte, ansprechen, dass du dir etwas mehr Transparenz wünschen würdest... und evtl. wie es dir damit ergeht, "gefühlt" kaum welche zu haben. Irgendetwas wird er dann schon dazu sagen. Ich hab' in meinen Therapie gefühlt hinreichend Transparenz, warum genau: keine Ahnung. Nur weil es um das Unbewusste gehen kann, MUSS sich eine Therapie nicht ZWINGEND durch Transparenzlosigkeit auszeichnen. Vielleicht erkennt dein Thera das Bedürfnis noch nicht (ein Thera kann nicht hellsehen)... vielleicht geht er aus einem best. Grund nicht so darauf ein... kann niemand sagen. Vielleicht merkt er auch nicht, wie es dir damit ergeht. Aber du kannst es vielleicht mit ihm klären.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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montagne
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Beitrag Di., 06.12.2011, 18:14

Ich bin ja auch sehr für transparenz und kann das an Therapie auch nicht so ab, dass es eben nicht so transparent zugeht. das fängt ja schon dabei an, das die Therapeutin nicht sofort irgednwelche Deutungen rausposaunt, sodnern wartet bis zu einem zeitpunkt, an dem ich es vertragen kann. oder es eben in der Scheibchentaktik rüberbringt und mir nicht gleich den ganzen Knüppel über den Schädel zieht (meist).

Und so ist es auch mit dem Reperanting. Abgesehen davon, dass ich es eher als Grundstimmung empfinde, gibt es schon sicher einzelne Dinge, die ich dem zuordnen kann. Aber wie gesagt wurde, muss es ja mehr als nur gespielt werden, es mus erlebt und gefühlt werden. Und in dem Moment wo die Aktion angekündigt und als "Nachbeelterung" benannt wird, aknn ich mir vorstellen ist das schonw eider so intellektualisiert, dass der Weg zum Gefühl versperrt ist und dann ist es erfolglos, kann nicht integriert werden.

Ich glaube aber auch solche Aktionen brauchen Kennen und Vertrauen auf beiden Seiten, sonst ist die Gefahr zu groß, dass es daneben geht. und auch überhaupt erstmal dosiert. Manchmal sind es ja die kleinen Gesten, bei mir Anfangs die besorgte Frage, warum ich den ohne Helm Rad fahre. Ob meine Jacke regendicht ist usw. Das konnte ich damals annehmen und verkraften, mehr aber auch echt nicht. Für mehr musste eben erst das Vertrauen wachsen und das sich kennen. Und auch das können. Nämlich das differenzieren können, wie viel von dem was sie sagt von der Therapeutin als Person kommt und ie viel vllt. woanders herkommt. Imaginiert, wie meine leibliche Mutter reagiert hätte oder imaginiert wie eine ideale Mutter reagiert hätte (die sie ja nicht ist).

Nur weil es teils gespielt ist, ist es ja nicht weniger wirkmächtig.
Eltern als Beispiel spielen ihren babys ständig was vor. Die übertriebene Mimik mit der sie das Baby spiegeln und wie sie in Kindsprache Dinge ausdrücken. Eine der ersten Mentalisierungsleistungen ist, das das ganz kleine Kind erkennt, dass es nicht der reine Affekt des gegenüber ist, sondern das da auch was ist, was es spiegelt. Das da übertrieben wird, was der gegenüber für sich, sich SO nicht verhalten würde. (Bsp. Augen aufreißen, sich den Bauch reiben und sagen: "Oi ist das lecker.") Das Kleinkind versteht sehr wohl, dass es eigene Affekte, Empfindungen gespiegelt und vorgespielt bekommt. So lernen Babys Gefühle zu differenzieren, wenns gut läuft. Und zwischen Subjekt und Objekt differenzieren.

So stelle ich es mir vor, habe es erlebt, dass sozusagen die eigene innere Mutter oder sagen wir Versorgerperson gespiegelt, gestärkt wird.
Wenn es passiert, dann merkt man es schon.. und so wirkt es...
amor fati

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(e)
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Beitrag Do., 08.12.2011, 05:50

Bei mir war es so, dass mir beim Aufziehen der nächsten Generation bewusst wurde, was ich damals nicht erhielt und ich als Elternteil anders gemacht hätte. Das war einerseits eine Art Retraumatisierung, aber es löste die Traumen auch teilweise auf. Ich sprach meine Eltern darauf an, weil ich wissen wollte, weshalb sie sich so verhielten. Sie hatten ein Einsehen, das half mir natürlich auch sehr.
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elana

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Proserpina
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Beitrag Do., 08.12.2011, 15:40

Elana hat geschrieben:Ich sprach meine Eltern darauf an, weil ich wissen wollte, weshalb sie sich so verhielten. Sie hatten ein Einsehen, das half mir natürlich auch sehr.
Da ich meinen Vater nicht kenne, habe ich das mit meiner Mutter durchgezogen. Ich habe sie derartig in die Zange genommen, dass sie am Ende nur noch ein weinendes Häufchen Elend war und dort, in diesem Moment, als meine Mutter sich eine gasnze Flasche Rescue-Tropfen verabreichte und in ihren Tee weinte, da habe ich es genossen ihr weh zu tun, so wie sie mir all die Jahre lang wehgetan hatte.

Und dann begann sie zu erzählen, nachdem ich mein Leben, den Missbrauch, die Gewalt, mein Hure Sein, meine Drogenexzesse, meine Not und meinen Hass über sie ausgekippt hatte, von ihrem Leben, das nicht minder schrecklich gewesen war denn meines. Und irgendwann stammelte sie unter Tränen: "Es tut mir so leid, ich wollte das doch nicht." ....

Wir haben heute keinen Kontakt mehr. Es ging einfach nicht. Sie war mir viel zu übergriffig, in ihrem Bestreben, nun die Jahre wieder auszubügeln. Aber es war gut, diese Aussprache. Ich glaube, dass genau das es mir erspart hat, diesen Part noch aufarbeiten zu müssen. So blieb es bei der Aufarbeitung des Männerbildes und das war schon Arbeit genug.

....

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antiliving
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Beitrag Sa., 30.11.2013, 02:28

Wie finde ich einen Therapeuten, der Reparenting macht? Ich soll eigentlich eine DBT machen (BPS wurde bei mir diagnostiziert). Eine tiefenpsychologische Kurzzeittherapie habe ich bereits hinter mir. Und das war echt das letzte, denn der Therapeut war einfach zum kotzen
Auf einen Platz für eine DBT zu warten, dauert mir zu lange, da in meiner Gegend nur zwei Therapeuten sind, die diese Therapie machen und die Wartelisten sehr, sehr .. sehr lang sind.
Also wie finde ich einen Reparenting Therapeuten?


leberblümchen
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Beitrag Sa., 30.11.2013, 05:43

Das kommt vielleicht darauf an, was du gaenau darunter verstehst: Ich denke, reparenting ist etwas, das entsteht zwischen den Beteiligten; jedenfalls empfinde ich das so. Also nicht, dass der Therapeut sagt: "Ich mache jetzt Reparenting".

Meiner Ansicht nach ist das wie mit dem sog. inneren Kind: Es gibt Therapeuten, die offiziell sagen: "Suchen Sie Ihr inneres Kind!", und der Patient denkt: "HÄ?", und in anderen Therapien findet der Patient das innere Kind, ohne dass es gesucht wird; einfach, weil der Therapeut darauf hingearbeitet hat.

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Tigerkind
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Beiträge: 2175

Beitrag Sa., 30.11.2013, 10:55

Hi antiviling, erkundige Dich mal nach Pessotherapie, da findet viel mit Nachbeelterung statt.

Alles Gute für Dich!
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 30.11.2013, 21:39

Nachbeelterung ist auch in der Schema-Therapie ein großes Thema, kannst dich mal erkundigen.
Hat mich unheimlich vorangebracht. Gefunden habe ich einen, indem ich sämtlich Ausbildungsinstitute in Deutschland angemailt hatte und nachgefragt hatte, wer dort eine Weiterblidung in Schema-Therapie aus meiner Gegend gemacht hat. Es kamen wirklich einige Rückmeldungen diesbezüglich. So habe ich meinen gefunden.
Natürlich steht das eventuell auch auf der HP eines Therapeuten. Aber nicht alle Therapeuten haben ja eine HP.
Gruß
Wandelröschen

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(e)
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Beiträge: 3983

Beitrag Sa., 30.11.2013, 23:12

leberblümchen hat geschrieben:Meiner Ansicht nach ist das wie mit dem sog. inneren Kind: Es gibt Therapeuten, die offiziell sagen: "Suchen Sie Ihr inneres Kind!", und der Patient denkt: "HÄ?", und in anderen Therapien findet der Patient das innere Kind, ohne dass es gesucht wird; einfach, weil der Therapeut darauf hingearbeitet hat.
Ja, das lief bei mir so ab. Es kam von mir aus. Ich träumte während der Therapie vom Inneren Kind und schrieb meinem Thera darüber. Er hat mein Inneres Kind als Arzt reanimiert im Traum, denn es konnte kaum atmen. - Ja, das hat er wirklich gemacht. Und irgendwann konnte ich bzw. mein Inneres Kind wieder selbst atmen. Gerade schrieb ich ihm eine E-Mail über die Entwicklung meines Inneren Kindes während der Therapie. Es hat sich entwickelt!
Lieben Gruß
elana

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raue See
Helferlein
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Beiträge: 59

Beitrag So., 02.02.2014, 09:33

Hi, ich hoffe es macht euch nichts aus, dass ich diesen Thread mit über 200 Antworten nochmal nach vorne hole,
ABER ES IST DAS THEMA DAS MICH DERZEIT EXTREM IN DER THERAPIE BESCHÄFTIGT.

Ich empfinde es seit kurzer Zeit so,
dass NACHBEELTERUNG auf jeden Fall möglich ist,
wie das die verschiedensten Thera´s machen, ist sicher eine ganz individuelle Sache für sich...
man fühlt es auf jeden Fall...

mir geht es aktuell dabei so,
dass mich "mein" Thera vor kurzem "durch die Praxisgestaltung" SEHR IN MEINE KINDHEIT zurückverstetzt hat...
ich kam an mein inneres Kleinkind heran wie ich es nie vermutet hätte...

JETZT IST ES ABER SO
DASS DIESES INNERE KIND noch viel mehr Angst spürt, den "Therapie Vater/Eltern" zu verlieren...
es ist die alte Angst von früher...
das will jetzt therapeutisch begleitet werden und braucht sicher eine Weile...
die Angst "ihn" wieder hergeben zu müssen ist sehr groß,
gleichzeitig stellt sich ein Gefühl ein,
als ob ich vernachlässigte Reifungsschritte von damals anchhole...
z.B.
(die Frau "meines" Thera´s ist auch Therapeutin im selben Haus),
dass ich wohl die letzten Wochen sowas wie den "weiblichen Ödipuskomplex überwunden habe = Verliebt in Therapeuten "klingt ab" -
dafür fange ich an, seine Frau "zu bewundern"...
das ist ja denke ich die nächste Stufe,
eines kleinen Mädchens,
erst Papi heiraten wollen und Mami als Konkurrentin sehen,
und irgendwann will man werden wie Mami, denn sie ist einfach toll!

So könnte für mich die Nachbeeleterung funktionieren,
bzw. braucht es natürlich auch noch einige Gefühle dazu die "nachgeholt" werden wollen...

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lia17
Helferlein
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weiblich/female, 34
Beiträge: 54

Beitrag Di., 15.07.2014, 21:57

Hallo Ihr Lieben,

auch ich grüble gerade wegen dieser Nachbeelterung. Ich finde diesen Thread sehr spannend und es ist schon vieles geschrieben worden, was ich alles nachvollziehen kann. Aber ich habe ein Problem, was mich nicht mehr schlafen lässt.

Ich mache jetzt seit 2 1/2 Jahren Therapie wegen Ängste, Panik und Depressionen als Folgen mehrerer Traumatas aus meiner Kindheit. Das zentrale Defizit liegt wie bei vielen in dem Gefühl des Alleineseins, immer auf Liebe und Anerkennung angewiesen zu sein und dadurch Beziehungsprobleme zu haben. Dadurch das auch ich durch meine Eltern keine Zuwendung und Liebe erfahren habe, war die Atmosphäre, die meine Therapeutin geschaffen hat, für mich immer mit Wärme und Geborgenheit gefüllt. Ich hatte am Anfang meiner Therapie mich noch heftig gewehrt, dies anzunehmen, weil ich immer dachte, dass es nicht sein darf, ich es nicht verdiene und ja eh alles nicht echt ist.
Bis ich gemerkt habe, ich komme so nicht weiter. Noch nie habe ich in meinem Leben so eine Sicherheit, Wärme und Geborgenheit gefühlt. Ich habe es dann zugelassen, konnte viel Vertrauen fassen und auch ein Stück heilen. Es fühlte sich so toll an. Und was ist nun?
Ich mag meine Thera sehr sehr gern, vertraue ihr sehr und schätze diese Sicherheit, die sie mir gibt.
Jetzt kam in der letzten Stunde von ihr ein Spruch, dass in dieser therapeutischen Nachbeelterung leider nicht alles möglich ist, d.h. ich mir natürlich im "realen" Leben Kontakte suchen muss, die dieses Loch füllen bzw. nähren können. Hintergrund dieser Aussage ist, dass ich eine Freundin habe, die ich seit 2 Jahren kenne, mir sehr ans Herz gewachsen ist, sie aber immer wieder mich verletzt mit für mich wichtigen und wertzuschätzenden Dingen, die zu einer Freundschaft gehören. Jedenfalls für mich. Z.B. Vergaß sie meinen Geburtstag, kommt nur, wenn sie was braucht etc. Also, ist es keine Freundschaft, wie ich sie suche bzw. zu mir passt und für mich stimmig ist. Also wieder Rückzug meinerseits.
Auch wenn ich um die therapeutische Beziehung wusste, dass es eben nur eine therapeutische Beziehung ist und nicht mehr, fühlten sich diese Worte "therapeutische Nachbeelterung" ausgesprochen wie ein Faustschlag ins Gesicht an. Ich schämte mich plötzlich so sehr, fühlte mich reingelegt, weil ja doch alles nicht "echt" war oder ist, sondern eben ein therapeutischer Rahmen, den sie mir bietet!
Seit dieser Aussage von ihr, ist irgendwas kaputt gegangen. Ich will so gern etwas Echtes, es muss doch möglich sein, außerhalb der Therapie auch solch schöne Beziehungserfahrungen zu machen, die ehrlich gemeint sind, oder? Und wenn ich jetzt an die nächste Therastunde denke, denke ich mit Scham daran, weil ich es nötig habe, nachbeeltert zu werden, weil ich es im realen Leben nicht hinbekomme, mir das selbst zu geben bzw. "echte" Freunde zu finden.

Danke für`s Zuhören. Versteht es bitte nicht falsch, diese therapeutische Nachbeelterung ist was ganz tolles, aber ausgesprochen mit dieser Klarheit, wie es durch meine Thera kam, fühlte sich wie eine Ohrfeige an.

Liebe Grüße

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Miesel
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Beitrag Mi., 16.07.2014, 07:02

Ja, lia....ich verstehe sehr gut wie Dir zumute ist.
Mir geht's ähnlich.
Die Beziehung zu meiner Therapeutin fühlt sich soooo gut an.

Und dann kommt mal wieder eine Bemerkung, oder manchmal auch nur ein Gedanke von mir, der mich abprallen lässt.
Sofort steigt dann auch bei mir die Scham hoch und ich frage mich:

Wie kannst Du Dich nur emotional sooo hingeben, wenn Du doch weißt, dass das nur eine Geschäftsbeziehung ist.
Ich schäme mich dann sehr, dass ich das nötig habe, ich fühle mich dann irgendwie schuldig, affig, als Bittsteller.

Aber bisher konnte ich es schaffen, diese Gedanken kurz zuzulassen und dann wieder wegzuschicken.

Ich denke mir dann:
Das macht nichts. Lass es zu. Du musst dich nicht schämen. Das tut so gut. Nimm es mit.
Es steht dir zu. Lass dich fallen.

Und ich merke, ich kann mit der Zeit immer besser damit umgehen.
Anfangs hab ich noch Tag und Nacht an meine Therapeutin gedacht. Ich wollte sie bei mir haben, sie aufsaugen, sie verinnerlichen. Sie sollte an mich denken, sich um mich sorgen, mich wollen.

Inzwischen kann ich ganz gut Switchen.
Das heißt, ich lebe mein Leben, denke natürlich oft an sie, aber sacht, liebevoll, dankbar.
Sie begleitet mich nicht mehr permanent so intensiv in meinen Gedanken.

Wenn ich aber dort bin, kann ich mich öffnen. Sie intensiv fühlen, sie aufsaugen, Kraft tanken, mich geborgen fühlen und ich kann akzeptieren, dass das begrenzt ist. Dass sie mich zwar auch mag, aber dass sie da ist um mich zu heilen, um mich ein Stück zu begleiten, mich zu nähren und mich dann - wie das bei Eltern auch so ist - in die Welt hinaus zu entlassen.


Shiny
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Beitrag Mi., 15.10.2014, 23:03

Hallöchen,

ich habe jetzt ziemlich viel in diesem Thread gelesen und ich würde sehr sehr gern einen Psychologen finden, der mit einer Nachbeelterung arbeitet.
Wisst ihr, wo ich da suchen könnte??
Ich denke aber eher, dass man das nicht herausfinden kann oder?weil dies kein Psychologe angibt, denn es ist ja auch eher eine Haltung, dass man den Patienten nachbeeltert, die ja nicht im Lehrbuch steht, sondern die man vielleicht aus einem persönlichen Gefühl heraus anbietet, ja?
Ich bin ziemlich verzweifelt und habe das Gefühl, dass mir eine Nachbeelterung wirklich helfen könnte...
Wenn ihr Tipps und Hinweise habt, würde ich mich sehr freuen!!Liebe Grüße, Shiny

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Wandelröschen
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Beiträge: 994

Beitrag Mi., 15.10.2014, 23:13

Hallo Shiny
Shiny hat geschrieben: Ich denke aber eher, dass man das nicht herausfinden kann oder?weil dies kein Psychologe angibt, denn es ist ja auch eher eine Haltung, dass man den Patienten nachbeeltert, die ja nicht im Lehrbuch steht, sondern die man vielleicht aus einem persönlichen Gefühl heraus anbietet, ja?
Diese Haltung und Arbeitsweise zur Nachbeelterung ist ein Zentrales Thema bei der Schematherapie. Die sollten das alle auf der Platte haben. Bei anderen Theras musst du halt fragen.
Gruß
Wandelröschen

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Shiny
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Beiträge: 2

Beitrag Do., 16.10.2014, 08:35

Hallo Wandelröschen,

danke dir!!Ich werde mich mal einlesen bei der Schematherapie!!liebe Grüße, Shiny

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