Stabilisierung <-> Trauma-Bearbeitung/-Konfrontation

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stern
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Beitrag Do., 21.08.2014, 20:35

Da das Thema ja nun breiter angelegt ist (danke!) philospohiere ich mal weiter: : Mal zum Stichwort "Traumabegriff".

Na ja, gibt halt Leute, die machen Traumatherapie und haben ein Trauma... und andere, die machen vielleicht gar keine Traumatherapie und/oder verwenden den Begriff inflationär. . Hmmmmmmmmmm.

Wenn man selbst eine möglichst stimmige Diagnose/Einordnung seiner Symptome (mit Hilfe eines Therapeuten) benötigt, so ist das für mich nachvollziehbar. Wenn es (auch) wichtig ist, in welche Schächtelchen andere gehören, nun ja, dann ist für mich nicht mehr ganz so nachvollziehbar, worum es geht. Aber sei's drum.

Die Schwere eines Traumas (i.S.d. ICD) korreliert dabei eh nicht unbedingt mit der Schwere der Folgesymptomatik... es trägt noch nicht einmal ein jeder eine Störung davon (auch nicht nach schweren Traumata, angeblich... whatever this means).

Plus (auch wenn es manche nervt... liegt in eigener Verantwortung, welche Beiträge man liest): Komorbide Störungen sollen bei z.B. PTBS eher Regel als Ausnahme sein. Sucht anführend (also als häufigste komorbide Störung... also man sagt, ca. 80% [habe ich eben nachgeschaut] der Suchtkranken haben auch eine schwere Traumatisierung [plus Störung] erlitten... usw.). Insofern denke ich eher: Je nach Bewältigungsmuster wird eine evtl. auch vorhanden Traumatisierung vermutlich auch mitunter übersehen. Inflationierung ist wohl in dem Fall ein unzutreffender Begriff: Aber man versucht -wie andernorts auch schon mal geschrieben- ja noch mehr Störungsbilder unmittelbarer als Traumastörung einzuordnen. Für mich klingt das stimmig.

So wurde im DSM 5 die PTBS von den Angststörungen in Trauma- and Stressor-Related Disorders umgruppiert (Detailänderungen weiß ich jetzt nicht, aber einzelne Kriterienänderungen gab es wohl auch). Auch im ICD 11, der in D eher relevant ist, sind Änderungen im Gespräch, z.B. Aufnahme der komplexen PTBS. Insofern bringt es vielleicht gar nicht so viel, sich an einem starren Begriff festzubeißen?
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Tupsy71
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Beitrag Fr., 22.08.2014, 23:40

Stern, finde dein Beitrag höchst interessant. Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass jetzt in der neuen Klassifikation der Psychiatriebücher oder wie man das nennt, sozusagen alles so hingedeutet, dass etwas gleich als Krankheit bezeichnet wird, obwohl es z.b. wie bei Jugendlichen nur die Pupertät ist. Sorry, mir ist klar, dass du es so nicht gesagt hast, doch ich glaub in die Richtung, oder?? Nun denn, mir ist mittlerweile auch schon aufgefallen, dass z.b. bei Kindern sofort ADHS diagnostiziert wir, obwohl einfach Lebendigkeit herrscht. Bin natürlich keine Fachfrau, aber ich frage mich halt, ob das bei Borderline und/oder Traumata auch so abläuft. Ich betrachte mich zwar nicht als krank(was Andere sehr wohl tun), weiß aber dass ich wie so viele mit Traumata zu kämpfen habe. Wo ist da dann die Grenze gegeben von schlimm oder nicht schlimm. Wo steht das Geschrieben.- mh sorry, weiß grad selber nicht was für ein scheiß ich da verzapfe und worauf ich hinaus wollte- sorry( ist jetzt am H. zu doof zum löschen, sonst würd ich es. Sorry)

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stern
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Beitrag Sa., 23.08.2014, 00:01

Ja, das hat meinem Beitrag in der Tat alles etwas tun. Eine Traumastörung hat mit Pubertät ja oder nein nichts zu tun, sondern ist eine ernsthafte Störung. Auf ADHS bezog ich mich nicht.

Wie schnell Borderline oder Traumastörungen im allgemeinen diagnostiziert werden, weiß ich nicht. Dann hat man vielleicht keine guten Arzt, denn im Optimalfall sollte eine eine Diagnose natürlich sorgsam erfolgen, insbes. auch die von PS... bei manches Störungen kann es jedoch Überschneidungen geben.

Eine Quelle, dass nicht jedes traumatische Ereignis sich zu einer Störung auswachsen muss bzw. dass man nicht linear vom Ereignis auf den Grad der Störung schließen kann, kann ich später evtl. noch suchen. Das ist mein Kenntnisstand, dass das so ist.

Sind Traumata eine Krankheit, kann man natürlich (wie man das auch bei manch' anderen Störungen könnte, die eher "Anpassungsreaktionen" sind) hinterfragen. Persönlich sehe ich das nicht sooo eng, wenn ich etwas als Störung bezeichne, was im ICD nunmal gelistet ist. Man muss sich ja selbst nicht damit identifzieren. Evtl. Stigmatisierung psychischer Erkrankungen ist natürlich leidig.
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Tupsy71
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Beitrag Sa., 23.08.2014, 00:16

Ja, ich hasse es auch, eenn man mich als krank bezeichnet. Ich bin deppert und blöd oder sonst noch alles mögliche aber nicht krank! Es ist eigenartig, wenn ich Menschen begegne, die von sich aus ständig über ihre Krankheit reden. Sorry weiß grad nicht wie man das richtig ausdrücken kann- will niemanden verletzen. Ich tu mir halt schwer, wenn man in eine Lade gesteckt wird. Anderseits verstehe ich aber auch, dass man die Dinge irgendwie sozusagen Kategorieren muss um einen Anhaltspunkt zu finden. Mir kommt nur vor, dass jetzt, durch die neuen Vorlagen einfach wirklich fast jede Person in eine Psycholade gesteckt wird, doch das ist eine andere Geschichte. Zurück zum Thema: Wie weiß man, ob Traumaarbeit mehr Schaden zufügt als helfen? Ich werd ja in Kürze zu ner Traumaunit kommen und ich hab voll Angst, dass z.b. innerer Schmerz noch schlimmer wird usw. . Danke fürs Lesen und evtl. Antworten
Tupsy

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Schneerose
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Beitrag Sa., 23.08.2014, 06:04

hi tupsy,

ich habe eher erfahren in Therapie, dass viele Therapeuten eher davon wegkommen wollen, Patienten in eine Lade zu schieben; was aber mich irritiert hat, PATIENT zu sein,
da fühlt man sich automatisch krank???

Mein Therapeut wollte das garnicht wenn ich selber nach einer "Diagnose" suchte; mir half es jedoch Einsicht zu bekommen,
warum ich wie handeln könnte,
und für mich ist es so,
ich kann erst etwas FÜHLEN lernen, wenn ich vorher verstanden habe.

Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Tupsy71
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Beitrag Sa., 23.08.2014, 07:39

verstehe SChneerose. Ja, meine Thera sagt auch manchmal wenn ich grad mal irgendwie reagiere oder was sage, dass ich doch mal das Borderlinische zur SEite schiebe oder so. Mich irritiert das dann meist, weil ich war ja einfach naja ich oder eben so irgendwie. Krank fühle ich mich aber trotz all der Diagnosen nicht, weil naja, ich hab zwei gesunde Arme und zwei gesunde Beine, das haben Andere nicht. Sicher durch die ES und Diabetes macht der KÖrper nicht mehr so toll mit wie er wohl sollte, doch das ist meine eigene SChuld-denk-. Mit dem Fühle ist es so ne Sache. Ich fühle nur Hass gegen mich selber und eben SChmerz usw., doch nichts positves.
Mh, selber eine Diagnose suchen würde ich nie, weil ich eben nicht als krank bezeichnet werden möchte. Alle Schimpfwörter der WElt passen auf mich, aber nicht krank. Naja -grübel- ist das krank?
Thera versucht schon seit vielen Jahren mir die Dinge näher zu bringen und manchmal bin ich auch klarer um zu verstehen, doch bleibt nichts hängen. Ich vergesse einfach alles so schnell und kaum gehe ich zur Türe raus ist es sowieso weg. Doch mittlerweile schaffe ich es schon etwas länger nach dem Gehen drüber nachzudenken, aber eben nicht lang genug-denk-
Mh , also wenn mich jemand als krank bezeichnet, dann müsste ich mich ja eben krank fühlen, oder? und das tu ich nicht. O.k., ich hab viele Schwierigkeiten , aber das haben ja Andere auch und ich hoffe halt, dass diese SChwierigkeiten jetzt in der KLinik verschwinden werden. Theras sagen zwar, dass das eine Udopie wäre, doch naja vielleicht komme ich endlich heil raus.

Schneerose, ich freue mich für dich, dass es dir näher gebracht werden konnte, so dass du jetzt fühlen kannst.
Wünsch dir viel KRaft weiterhin
Tupsy

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Beitrag So., 24.08.2014, 09:52

Hallo Tupsy
Tupsy71 hat geschrieben:Ja, meine Thera sagt auch manchmal wenn ich grad mal irgendwie reagiere oder was sage, dass ich doch mal das Borderlinische zur SEite schiebe oder so. Mich irritiert das dann meist, weil ich war ja einfach naja ich oder eben so irgendwie.

Wenn ich so etwas öfters hören täte, würde mich das auch irritieren oder sogar stören, auch irgendwie Schubladendenken des Theras und Aufrechterhaltung des gleichen.
Tupsy71 hat geschrieben:Krank fühle ich mich aber trotz all der Diagnosen nicht,
Ging mir auch so, ich hab zwar unter diversen Symptomen gelitten (sonst , also ohne Leidensdtruck, hätte ich ja keine Therapie begonnen), aber krank war das ja nicht.
Gruß
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Beitrag So., 24.08.2014, 09:56

Hallo Schneerose
Schneerose hat geschrieben: ich habe eher erfahren in Therapie, dass viele Therapeuten eher davon wegkommen wollen, Patienten in eine Lade zu schieben
Oder sie sagen zumindest dem Patienten nicht das, was sie meinen, was der Patient hat – das Nicht-sagen heißt also noch lange nicht, dass sie den Patienten nicht trotzdem in eine Schublade stecken. Aber ich denke schon auch, dass die meisten Theras so vernünftig sind und nicht das starre Schubladendenken betreiben, da ja auch im Laufe der Therapie sich das ein oder andere erst herauskristallisiert, so á la Zwiebeltechnik.
Schneerose hat geschrieben:Mein Therapeut wollte das gar nicht wenn ich selber nach einer "Diagnose" suchte; mir half es jedoch Einsicht zu bekommen, warum ich wie handeln könnte,
Ja, das ist bei mir auch so.
Meine erste Thera sagte mir nicht, was ich habe, als ich sie nach einer ganzen weile bei ihr danach fragte, auch als ich nach einiger Zeit nochmals fragte (danach fragte ich nicht mehr). Sie begründete es damit, dass die meinsten Patienten eh nichts damit anfangen könnten, sie es eher belaste. Was sie nicht sagte (ich inzwischen aber durchaus annehme, dass sie auch dieser Auffassung ist), ich aber inzwischen schon des öfteren gehört/gelesen (auch in Fachbüchern) habe, ist, dass sich dann durchaus Patienten zu der Diagnose alles Mögliche anlesen und sich zumindest so in ihre Diagnose hineinsteigern, dass sie dann Symptome presentieren/entwickeln, die sie vorher nicht hatten. Kann ich durchaus nachvollziehen.

Aber -> auch das ist ja eigentlich Schubladendenken seitens meiner Thera.

Außerdem triggerte dieses mir bewusste Vorenthalten von Infos auch eine weitere Baustelle bei mir an, von der Seite war das sogar noch absolut kontraproduktiv. Und des weiteren ist so ein Verhalten aus meiner Sicht auch nicht gerade sehr vertrauensaufbauend, was auch der therapeutischen Beziehung im Wege steht.
Und wenn man dann mit der Zeit doch schon etwas gestärkt ist und selber sucht und findet, entwicktelte ich zumindest Schuldgefühle, etwas verbotenes gemacht zu haben, was die Thera nicht wollte (ja, ja, alles wohlbekannte Muster damals) …

Sei es drum, mir hat es auf jeden Fall eher geholfen, gesagt zu bekommen, was Sache ist. (bei meinem jetzigen Thera) Das eh vorhandene Kind hat einen Namen bekommen, ich schwamm nicht mehr im Nichts und man hatte einen gemeinsamen Ansatzpunkt, von dem aus man konstruktiv arbeiten konnte.

Des Weiteren hält aber dieses Nichtsagen aber auch das „Machtgefälle“ zwischen Patient und Therapeut weiter aufrecht, was durchaus auch einige Therapeuten brauchen. Nicht alle haben als Ziel, den Patienten auf Augenhöhe zu bringen.
Schneerose hat geschrieben:und für mich ist es so, ich kann erst etwas FÜHLEN lernen, wenn ich vorher verstanden habe.
Bingo, ist bei mir auch so, bin halt auch ziemlich „kopflastig“. Geht auch halt erst alles durch den Kopf, ehe es weiter nach unten sackt.
Gruß
Wandelröschen

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Ephraim
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Beiträge: 414

Beitrag So., 24.08.2014, 11:29

Tupsy71 hat geschrieben:Stern, finde dein Beitrag höchst interessant. Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass jetzt in der neuen Klassifikation der Psychiatriebücher oder wie man das nennt, sozusagen alles so hingedeutet, dass etwas gleich als Krankheit bezeichnet wird, obwohl es z.b. wie bei Jugendlichen nur die Pupertät ist. Sorry, mir ist klar, dass du es so nicht gesagt hast, doch ich glaub in die Richtung, oder?? Nun denn, mir ist mittlerweile auch schon aufgefallen, dass z.b. bei Kindern sofort ADHS diagnostiziert wir, obwohl einfach Lebendigkeit herrscht. Bin natürlich keine Fachfrau, aber ich frage mich halt, ob das bei Borderline und/oder Traumata auch so abläuft. Ich betrachte mich zwar nicht als krank(was Andere sehr wohl tun), weiß aber dass ich wie so viele mit Traumata zu kämpfen habe. Wo ist da dann die Grenze gegeben von schlimm oder nicht schlimm. Wo steht das Geschrieben.- mh sorry, weiß grad selber nicht was für ein sch*** ich da verzapfe und worauf ich hinaus wollte- sorry( ist jetzt am H. zu doof zum löschen, sonst würd ich es. Sorry)
Im Mai 2013 hat die American Psychatric Association ihre Diagnosehanduch (DSM-5), ein Standartwerk, zum fünften Mal überarbeitet und veröffentlicht. Darin wurden einige Krankheitsbegriffe erweitert, wie z.B. die Altersgrenze bis zu der bei Kindern ADHS diagnostiziert werden kann von 7 auf 12 Jahre angehoben.

Oder eine Trauerphase die länger als zwei Wochen ist, kann als Depression klassifiziert werden, auch "Wutkrankheit" oder "Fresssucht" sind Neuerungen, die man wohl auch mitunter als gewöhnliches Verhalten bezeichnen könnte.

Ist alles besser in dem Artikel beschrieben

http://www.stern.de/gesundheit/neues-st ... 18295.html

http://psychotherapie-lehrbuch.de/dsm-5.html


Landkärtchen
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Beitrag Di., 26.08.2014, 08:00

Hallo Jenny Doe,

ich möchte kurz noch mal auf deine Zeilen über deine Imaginationerfahrungen (vom 19.08.) kommen. Ich finde, dass du sehr deutlich beschrieben hast, dass dein Inneres sich gegen eine weitere Imagination / Stabilisierung vehement sträubte.
Ich habe das bei mir ähnlich erlebt. Doch vorab etwas zum Hintergrund. Schon als Kind konnte ich hervorragend imaginieren: auf einem fliegenden Teppich flog ich aus meinem Elternhaus davon und erkundete die weite Welt. Ich ging auf Reisen. Erst durch das Lesen der Bücher von Luise Reddemann erfuhr ich, dass dies eine wunderbare Technik ist, sich „Auszeiten“ zu nehmen um Abstand von fürchterlichen Erlebnissen zu erhalten.
Ich wendete diese Technik auch während meiner „Traumatherapie“ an. Jetzt reiste ich auf meine Almhütte. Meine Therapeutin freute sich und ich zunächst auch. Auf der Hütte war ich sicher und es ging mir gut. Aber langfristig spürte ich, dass ich mit dieser Imagination nur in die Vermeidung ging. Ich vermied es (und meine Therapeutin leider auch) mich mit dem Trauma und den dahinterstehenden Gefühlen auseinanderzusetzen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die Imagination für mich eine andere Form der Dissoziation war und genau diesen Punkt finde ich bei einer Therapie, die vorwiegend auf Stabilisierung fußt, fatal. Ich habe nichts gegen Imagination und Imaginationstechniken. Sie können eine stabilisierende Wirkung ausüben insbesondere während einer Traumaaufarbeitung. Doch dabei darf es meiner Meinung nach nicht bleiben. Die wunderbare Gabe (imaginieren zu können) kann auch zu Stillstand und Verdrängung führen. Das sollte von Therapeutinnen erkannt, benannt und dementsprechend behandelt werden.
Während du das Bild eines Tsunamis entwickeltest gelang es mir nicht mehr zu imaginieren. Keine Almhütte und kein fliegender Teppich der mich in den Orient schickte. Beides sind deutliche Zeichen, dass sich Widerstände entwickelten. Es wäre gut gewesen, wenn unsere Therapeutinnen sich diese angesehen und dementsprechend reagiert hätten. Als ich nach langer (Leidens-)Zeit meine damalige Therapeutin daraufhin ansprach hörte ich nur "das Stabilisierung und Ressourcenorientierung das Maß aller Dinge in der Traumatherapie sei. Alles andere ist fahrlässig und retraumatisierend". Daraufhin wechselte ich die Therapeutin und das war aus der heutigen Perspektive gesehen ein guter, wichtiger Schritt.
Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

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Freifrau
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Beitrag Sa., 13.09.2014, 10:48

Ich habe jetzt mal einiges mitgelesen, aber nicht alles, weil ich dann schon Knoten ins Gehirn bekam.

Wollte nur mal beisteuern, wie es bei mir war mit Traumakonfrontation. Meine ambulante Thera bremste mich, weil es mir mal schlecht ging, nachdem ich ihr was (noch eher unbedeutendes) erzählt habe. Sie sagte, sie möchte dann lieber nicht, dass ich noch was erzähle, weil ich ja dann raus auf die Straße gehe und sie nicht weiß, ob ich dann klar komme.

Ich konnte das einerseits nachvollziehen. Andererseits fand ich es sehr unangenehm, dann immer gerade die Themen zu vermeiden, die mir doch so auf der Seele brannten.

Dann kam ich stationär in eine Traumaklinik. Ich wollte vorerst stabilisieren, denn ich fühlte mich, auch beeinflusst durch meine ambulante Thera, nicht stabil genug für Konfrontation. Trotzdem hatte ich - Konfrontation hin oder her - immer den starken Wunsch, das einfach mal jemandem erzählen zu können. Da war noch so ein Kind in mir, das einfach jemanden brauchte, der das Schlimme erfährt, was da passiert ist, denn ich habe das ja noch NIE jemandem erzählt und war immer alleine damit. Da habe ich das im Kopf noch gar nicht so als Konfrontation gesehen.

Die Thera in der Klinik war dann eher so, dass sie lieber früher als später konfrontieren wollte. Sie hielt es für besser, das nicht zu lange heraus zu zögern. Erst war ich erschrocken und auch ängstlich. Ist ja auch normal, dass man dann auch Angst bekommt. Aber ich wusste immer, dass es letztendlich meine Entscheidung war und sie jede Entscheidung akzeptiert hätte. Ich habe mich dann dafür entschieden. Erst ging es mir schlechter, seit kurzem geht es mir besser.

Ich finde es aber auch verständlich, wenn Therapeuten sehr instabile Menschen mit z.B. starker Selbstverletzung noch nicht konfrontieren möchten. Die Frage ist halt, ob sich der Therapeut da wirklich Sorgen um den Traumatisierten macht oder eher Versagensängste hat.

Viele Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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