sandrin hat geschrieben:
Auch in Bezug auf die Definition psychischer Erkrankungen habe ich dieselben Erfahrungen gemacht. Wenn man zu fünf verschiedenen Therapeuten geht, wird man fünf verschiedene Diagnosen erhalten. Und auch bei mir war da von simpler Anpassungsstörung bis Persönlichkeitsstörung alles dabei. Ich zweifle die Objektivität, Reliabilität und Validität psychischer Diagnosen inzwischen massiv an und nehme diese auch nicht mehr für bare Münze.
Das kann ich aus meiner naturwissenschaftlichen Sicht auch nur jedem raten.
Die Objektivität muß man nicht nur anzweifeln, die ist schlichtweg nicht vorhanden, weil sie nicht vorhanden sein kann. Vielmehr ist es die Privatmeinung einer Person über eine andere. Mit objektivierbarer Wissenschaft hat das gar nichts zu tun.
Insofern muß ich auch hinterfragen - wenn hier jemand sagt, daß ihm PT geholfen hat - wie ist objektivierbar, daß es die PT war, die geholfen hat ? Studien gibt es auch über die vermeintliche Wirksamkeit von Homöopathie.
Ich wollte auch noch zu einem anderen Punkt etwas sagen - nämlich zum Thema Diagnostik Mediziner/Psychotherapeut:
Der größte Fehler, der meiner Meinung nach heute passiert ist, daß alles, was medizinisch nicht diagnostizierbar/meßbar/feststellbar ist, automatisch mit einer psychischen Ursache begründet wird. Auch das ist wissenschaftlich nicht korrekt. Denn nur, weil etwas nicht körperlich nicht diagnostizierbar ist, heißt das eben noch lange nicht, daß es keine körperliche Ursache geben kann und noch weniger, daß es mit Sicherheit eine psychische Ursache hat.
Da braucht man sich doch nur die Geschichte ansehen. Früher konnte man einige Dinge auch nicht diagnostizieren bzw. ursächlich begründen - aber nur deshalb, weil man eben noch nichts darüber wußte. Heute tut man aber so, als wüßte man, daß es in jedem Fall ein psychisches Problem sein muß, wenn eben nichts körperliches gefunden wird. Und in Wahrheit weiß es aber genau niemand - vielmehr hat es sich etabliert, weil diese Ansicht möglichst oft so verbreitet wurde.
Und einmal beim Psychotherapeuten angekommen, kommen dort die Leute nicht mehr so schnell weg. Weil bei der Vielzahl an "Diagnose"-Möglichkeiten ist für jeden etwas dabei. Daß dann ein PT auf die Idee kommt, daß ein Problem körperlicher Natur sein könnte, ist glaube ich eher eine Illusion.
Und die Mediziner machen es kaum besser: Die fahren nämlich schon alleine aus Zeitgründen das 0815-Programm mit dem vorrangigen Ziel, daß jeder wieder möglichst schnell aus der Praxis verschwindet. Und sind teilweise auch betriebsblind.
Ich habe im Bekanntenkreis einen Fall, wo eine Frau mit immer wieder auftretenden Hautauschlag schon mit sämtlichen Salben und Pulvern eingedeckt wurde. Die allesamt nicht helfen oder eben nur symptomatisch. Auf die Idee, daß es sich um eine Nebenwirkung der schon zuvor vorhandenen Medikamente handeln könnte, kam noch keiner, obwohl es bei dieser Art von Medikamenten durchaus vorkommen kann. Den Rat einen PT aufzusuchen gab es allerdings schon. Der hat nämlich den unschätzbaren Vorteil, daß der Patient mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wieder dort auftaucht, um dem Arzt zu schildern, daß auch Medikament XY nicht geholfen hat.
Und bei den Medizinern wird auch allerhand esoterischer oder sogenannter ganzheitlicher Unsinn angeboten. Dafür gibt es zwar nicht den geringsten Wirkungsnachweis, aber es füllt die Kasse und eignet sich wunderbar für Kandidaten, wo man ohnehin nichts objektivieren kann.