Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT)

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Goldbaer
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Beitrag So., 18.05.2014, 11:15

Hi,

in meiner jetzt in die letzten Stunden gehenden Verhaltenstherapie habe ich eine Menge über ACT gelernt. Mit keiner Idee bin ich bisher so gut weitergekommen, wie mit dieser. Leider kann ich keine Gleichgesinnten finden, die sich ebenfalls ernsthaft für ACT interessieren oder sogar danach leben. Weder in meiner Real-life-Selbsthilfegruppe noch in einem anderen SHG-Forum, dem ich seit Jahren angehöre. In FB denke ich schreibenderweise ein wenig so vor mich hin. Ist aber im deutschsprachigen Raum eine etwas einsame Angelegenheit.

Ich glaube aus der Erfahrung sehr daran, dass Gruppen sehr hilfreich sind. Daher möchte ich auch nach der Therapie mit Menschen Kontakt haben, die in immer wieder neuen Lebenssituationen mit ihren wenig hilfreichen Gedanken und Gefühlen umgehen müssen, um ihren Werten weiter folgen zu können.

Gibt es vielleicht hier einige ACTies, die sich austauschen und ein wenig über diese Methode herumphülosofieren möchten ?
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sandrin
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Beitrag So., 18.05.2014, 12:19

Ich lese gerade zwei Bücher drüber: Ein Theoriebuch und eines mit Therapietools. Ich find den Ansatz sehr gut, weil ich das selbst schon so oft erlebt habe, dass ich mir mit meiner Kontrolle selber im Weg stehe. Außerdem empfinde ich diesen Kampf gegen "negative Gefühle" auch als ungleich und aussichtslos, wie es ACT postuliert. Es erscheint mir stimmiger, das "Monster", wie es methaphorisch genannt wird, mitzunehmen, mich mit ihm zu arrangieren. Dann verabschiedet es sich eventuell von selber wieder, als wenn man ständig im Kampf mit ihm ist.
In ACT geht es ja auch viel um Achtsamkeit, um Akzeptanz und um Werte, mit denen man lebt oder eben auch nicht, weil man in einem Vermeidungsverhalten ist.

Ich finde den Ansatz spannend. Er gehört zu der so genannten dritten Welle der Verhaltenstherapie und stellt sich ausdrücklich gegen Techniken der KVT, die negative Gedanken und Gefühle ja als etwas ansieht, was es durch Gegengedanken und Einstellungsänderungen zu verändern gilt.

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Goldbaer
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Beitrag So., 18.05.2014, 13:05

Vom Wengenroth die Bücher?

Die KVT zwang mich immer in Situationen mit größtmöglicher Angst. In der Hoffnung, diese Furcht würde sich abnutzen. Das war jedoch niemals der Fall. Beim nächsten Mal stand ich vor exakt der selben Wand. Nun geht es darum, die Situationen nach dem dahinterstehenden Wert auszuwählen. Ich gehe auch nicht mehr blindlings hinein, sondern lerne, mit den dabei entstehenden Gedanken und Gefühlen umzugehen. Hilfreich finde ich das Begrenzen von Situationen. Meinethalben zeitlich. Ich hatte arge Problemen, mit anderen Menschen auszugehen. So habe ich anfangs gesagt 'Ok Leute. Ich komme mit. Aber ich habe nur bis X Uhr Zeit.' Das hat nie jemand irgendwie bewertet. Und es hat funktioniert.
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sandrin
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Beitrag So., 18.05.2014, 13:10

Ja, genau die.

Ich finde nämlich auch nicht, dass sich die Angst abnützt. Genauso wenig, wie ich finde, dass man lediglich ein paar gute Erfahrungen braucht, um z. B. Beziehungsängste zu überwinden. Ist mir auch alles viel zu plakativ. Menschen sind komplizierter.

Mich entlastet das halt ungemein, mir vorzustellen, dass ich diesen Kampf gar nicht gewinnen KANN. Dass es also nicht mein Versagen ist, wenn Kontrollmechanismen nicht wirken, sondern dass es gar nicht funktionieren kann. Wie sehr leiden viele unter solchen Versagensgefühlen und wissen gar nicht, dass es ein aussichtsloser Kampf ist und dass Loslassen das ist, was einen weiterbringt.

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Krang2
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Beitrag Di., 20.05.2014, 09:04

Ich habe mir mal aus Interesse die Kurzbeschreibung durchgelesen und finde, daß solche Methoden einen Versuch wert sind. Allein schon der erste Satz zu den Grundlagen trifft genau den Kern meiner Probleme.

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Goldbaer
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Beitrag Di., 27.05.2014, 08:36

Wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem Versuch.

Meiner Ansicht nach gibt es zwei wesentliche Fragen, die helfen könnten, sich für einen solchen Versuch zu entscheiden oder überhaupt Interesse für ACT zu wecken.

1. Habe ich eine Vorstellung davon, nach welchen Werten in mein Leben leben möchte?

2. Waren die bisher von mir ergriffenen Maßnahmen hilfreich, um ein nach meinen Werten ausgerichtetes Leben zu führen?

Es geht nicht nur darum, wie ich diese Fragen beantworte. Sondern auch darum, ob ich vielleicht auch ins Nachdenken komme und wissen möchte, was dahinter steckt.
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