Hallo,
ich komme gerade mit was nicht klar, gedanklich und auch emotional.
Weiß nicht, ob ich das so gut erklären kann....
Also mir ist bewußt, dass ich in der Therapie bestimmte Personen oder Verhaltensweisen auf meine Therapeutin projiziere, die eigentlich nichts mit ihrer Person zu tun haben. Was mich beschäftigt ist die Frage, ob eigentlich dort alles Projektion ist, weil es sich dabei ja nicht um eine alltägliche private Beziehung handelt.
Mal deutlicher formuliert: Als ich vor einiger Zeit den Eindruck hatte, dass sie über einen längeren Zeitraum unaufmerksam ist und irgendwie schlapp wirkt, führte das bei mir dazu, dass ich mich erstmal zurückgenommen habe, dass ich meinem Muster gefolgt bin, mich besonders pflegeleicht zu verhalten etc., weil ich dachte, dass ich sie nicht unnötig belasten will. Ich war also "brav", habe gut mitgearbeitet, sehr krisenhafte Zustände eher verschwiegen, mich zusammengerissen und mich bedürfnisloser gegeben, als ich wirklich war.
Außerdem habe ich Angst bekommen, dass sie vielleicht ernsthaft krank ist und als mir dann zu Hause die Pferde durchgingen, hatte ich sogar Angst, dass sie ihre Arbeit beenden wird.
Als ich das mit ihr besprochen habe, hat sie eben mit mir an der Projektion gearbeitet. Sie hat meiner Wahrnehmung widersprochen und ihr den Realitätsgehalt genommen und sie dadurch in meinen Augen abgewehrt.
Nun ist sie wirklich krank, irgendwie Burn out und sie braucht eine längere Pause und vergibt weniger Termin und so.
D.h. es war ja nicht nur Projektion, ich habe was gemerkt, was wirklich im Raum war.
Irgendwie verwirrt mich das total.
Ich würde mich über eure Kommentare dazu freuen.
Verdana
Projektion oder 'Realität'?
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Hi,
wenn ich dich richtig verstanden habe handelt es sich bei dem geschilderten doch eher um Übertragung?
Daß deine Wahrnehmung keine Einbildung war zeigt sich doch daran daß deine Thera nun kürzer tritt.
Vielleicht wollte sie sich das selber noch nicht eingestehen als sie dir das ausgeredet hat?
Psychologen sind ja auch nur Menschen.
Außerdem kann eine Übertragung doch auch einen realen "Kondensationskeim", einen Anlaß beim Gegenüber haben, bevor man dann anfängt seinen ganzen eigenen fiktiven Kram da reinzupacken. So wie bei dir mit deinem "Brav"-Programm das du dann abgespult hast.
Liebe Grüße
Yasae
wenn ich dich richtig verstanden habe handelt es sich bei dem geschilderten doch eher um Übertragung?
Daß deine Wahrnehmung keine Einbildung war zeigt sich doch daran daß deine Thera nun kürzer tritt.
Vielleicht wollte sie sich das selber noch nicht eingestehen als sie dir das ausgeredet hat?
Psychologen sind ja auch nur Menschen.
Außerdem kann eine Übertragung doch auch einen realen "Kondensationskeim", einen Anlaß beim Gegenüber haben, bevor man dann anfängt seinen ganzen eigenen fiktiven Kram da reinzupacken. So wie bei dir mit deinem "Brav"-Programm das du dann abgespult hast.
Liebe Grüße
Yasae
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Ich glaube auch daß es ausser in krassen Fällen beide Komponenten hat.
Deine Wahrnehmung war korrekt in dem Fall. Ich würde auch sagen eine real angeschlagene Person zu schonen ist nicht unbedingt eine Übertragung von irgendwas krankhaftem. Das ist doch normales und löbliches menschliches Sozialverhalten. Nur im Fall eines Tehrapeuten vernichtet das eben den Therapieeffekt.
Das Problem hier ist daß die Therapeutin auf Nachfrage nicht reell war und hier zu lange nicht die Konsequenz aus ihren Problemen gezogen hat.
Deine Wahrnehmung war korrekt in dem Fall. Ich würde auch sagen eine real angeschlagene Person zu schonen ist nicht unbedingt eine Übertragung von irgendwas krankhaftem. Das ist doch normales und löbliches menschliches Sozialverhalten. Nur im Fall eines Tehrapeuten vernichtet das eben den Therapieeffekt.
Das Problem hier ist daß die Therapeutin auf Nachfrage nicht reell war und hier zu lange nicht die Konsequenz aus ihren Problemen gezogen hat.
Ich tippe, ohne deinen konkreten Fall zu kennen, auf eine Mischung aus beidem. Vielleicht bist du aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit sehr feinfühlig, was die Bedürfnisse anderer Menschen (hier die der Therapeutin) betrifft und stellst dem entsprechend deine eigenen Bedürfnisse zurück.
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Die dritte Möglichkeit ist, dass du die Anzeichen ihrer Erschöpfung wahrgenommen hast, bevor es ihr selbst bewusst war. Gerade bei Burn-out ist der/die Betroffene oft die letzte die auf sich selbst schaut (sonst würde sie schon früher kürzer treten).
Ich halte es generell für ein Unding, jede zwischenmenschliche Regung in der Therapie sofort als Projektion oder Übertragung zu analysieren, kein Wunder dass manche total unsicher werden, was an ihren Gefühlen jetzt echt oder unecht ist.
Ich hatte lange Zeit Angst, dass ich meiner Therapeutin mit einem bestimmten Thema fürchterlich auf die Nerven gehe, dass sie es nicht mehr hören kann. Immer wieder bestätigte sie, dass dem nicht so ist und immer wieder war ich überzeugt davon, dass es sehr wohl so ist. Bis sie mir endlich klar machen konnte, dass ich meine eigenen Gefühle zu diesem Thema auf sie projezierte. Das ist z.B. ein klarer Fall von Projektion, den hier war ich diejenige, die die Realität (es geht IHR nicht auf die Nerven) stets verleugnet habe.
Das ist aber in meinen Augen kein Theraphiephänomen, sowas passiert stets im zwischenmenschlichen Bereich.
Ebenso, kann ein Patient in der Lage sein, Stimmungsmerkmale oder wie in deinem Fall, Vorläufer von Krankheitszeichen, zu erkennen und richtig zu deuten. Es sitzen sich trotz allem zwei Menschen gegenüber und Mensch bleibt Mensch.
Ich versteh in diesem Fall allerdings das Verhalten deiner Therapeutin. Sollte sie zu dir sagen (falls sie es gewusst hatte): "Ja, ich bin krank". Wäre vielleicht ehrlich gewesen aber dich hätte es zu noch mehr Zurückhaltung gezwungen (deine Rücksichtnahme) und noch mehr Ängste ausgelöst, sprich, dir wäre es sicher nicht gut gegangen und das wollte sie sicherlich verhindern. Dass es nun doch so gekommen ist, ist einfach Pech, erinnert allerdings auch daran, dass es sich in der Therapie um ein reines Arbeitsbündnis handelt (sprich das Privatleben der Theras und vor allem iher Probleme absolut draußen zu bleiben haben).
Es ist ganz logisch, dass du dir einen Kopf darum machst, jeder würde darüber grübeln aber such hier den Fehler nicht bei dir oder bei deiner Therapeutin. Ihre Krankheit ist einfach eine absolut ungünstige Konstellation in deiner Therapie und die Interpretation als deinerseitige Projektion war eine Riesenpanne aber ich schätze sie wusste es in dem Moment nicht besser.
Ich würde es an deiner Stelle in Ruhe ansprechen, vielleicht nicht auf die Art "Ich hatte ja doch Recht" sondern eher im Hinblick auf Rehabilitation deiner Wahrnehmungsfähigkeit. Das steht dir absolut zu.
lg
Flugente
Ich halte es generell für ein Unding, jede zwischenmenschliche Regung in der Therapie sofort als Projektion oder Übertragung zu analysieren, kein Wunder dass manche total unsicher werden, was an ihren Gefühlen jetzt echt oder unecht ist.
Ich hatte lange Zeit Angst, dass ich meiner Therapeutin mit einem bestimmten Thema fürchterlich auf die Nerven gehe, dass sie es nicht mehr hören kann. Immer wieder bestätigte sie, dass dem nicht so ist und immer wieder war ich überzeugt davon, dass es sehr wohl so ist. Bis sie mir endlich klar machen konnte, dass ich meine eigenen Gefühle zu diesem Thema auf sie projezierte. Das ist z.B. ein klarer Fall von Projektion, den hier war ich diejenige, die die Realität (es geht IHR nicht auf die Nerven) stets verleugnet habe.
Das ist aber in meinen Augen kein Theraphiephänomen, sowas passiert stets im zwischenmenschlichen Bereich.
Ebenso, kann ein Patient in der Lage sein, Stimmungsmerkmale oder wie in deinem Fall, Vorläufer von Krankheitszeichen, zu erkennen und richtig zu deuten. Es sitzen sich trotz allem zwei Menschen gegenüber und Mensch bleibt Mensch.
Ich versteh in diesem Fall allerdings das Verhalten deiner Therapeutin. Sollte sie zu dir sagen (falls sie es gewusst hatte): "Ja, ich bin krank". Wäre vielleicht ehrlich gewesen aber dich hätte es zu noch mehr Zurückhaltung gezwungen (deine Rücksichtnahme) und noch mehr Ängste ausgelöst, sprich, dir wäre es sicher nicht gut gegangen und das wollte sie sicherlich verhindern. Dass es nun doch so gekommen ist, ist einfach Pech, erinnert allerdings auch daran, dass es sich in der Therapie um ein reines Arbeitsbündnis handelt (sprich das Privatleben der Theras und vor allem iher Probleme absolut draußen zu bleiben haben).
Es ist ganz logisch, dass du dir einen Kopf darum machst, jeder würde darüber grübeln aber such hier den Fehler nicht bei dir oder bei deiner Therapeutin. Ihre Krankheit ist einfach eine absolut ungünstige Konstellation in deiner Therapie und die Interpretation als deinerseitige Projektion war eine Riesenpanne aber ich schätze sie wusste es in dem Moment nicht besser.
Ich würde es an deiner Stelle in Ruhe ansprechen, vielleicht nicht auf die Art "Ich hatte ja doch Recht" sondern eher im Hinblick auf Rehabilitation deiner Wahrnehmungsfähigkeit. Das steht dir absolut zu.
lg
Flugente
Eisberg voraus!
Ist jetzt off topic, aber ich finde das sehr schön geschrieben und auch sehr gut erklärt, Flugente.
Hallo und vielen Dank für eure Beiträge.
Ich werde bei dem Thema wirklich besser am Ball bleiben und das mit ihr besprechen.
Und hoffen, dass mein augenblickliches Misstrauen und meine Skepsis dadurch in die Realität gebracht werden und sich vielleicht etwas besänftigen lassen.
Viele Grüße
Verdana
Ich werde bei dem Thema wirklich besser am Ball bleiben und das mit ihr besprechen.
Und hoffen, dass mein augenblickliches Misstrauen und meine Skepsis dadurch in die Realität gebracht werden und sich vielleicht etwas besänftigen lassen.
Viele Grüße
Verdana
Hallo Verdana,
Ich könnte dir zahlreiche Beispiele aus meiner eigenen Therapie nennen, wo etwas als Übertragung oder Projetion interpretiert wurde, was aber in Wahrheit mit der Person und/oder dem Verhalten der Therapeutin zu tun hatte. Mal ein krasses Beispiel: Meine Analytikerin hatte vergessen einen Verlängerungsantrag zu stellen. Das erwähnte sie mal eben so nebenbei am Ende der Sitzung und erklärte mir beim Rausgehen, dass wir uns deshlab nächste Woche nicht sehen werden. Ich reagierte verärgert darüber, dass sie mir das mal so eben nebenbei zwischen Tür und Angel beim Rausgehen erzählte. Von ihr bekam ich nur zu Antwort: "An was erinnert Sie mein Verhalten?". Sie versteckte sich hinter ihrer Übertragungstheorie, um ihren Fehler nicht eingestehen zu müssen.
Seit dieser (und anderen) Erfahrung(en) gucke ich genau hin, was mit mir zu tun hat und was mit meiner Therapeutin.
Das, was Flugente schreibt, kenne ich auch sehr gut. Ich betrat mal eine therapeutische Praxis (Erstgespräch), ... schwer zu beschreiben, was ich fühlte. Ich fühlte Krankheit und Tod, doch die Therapeutin sah kerngesund aus. Ich sprach sie auf meine Wahrnehmung an. sie war sehr überrascht und gestand mir, dass sie gerade ihr Testament geschrieben hat und sich in der Tat gerade mit dem Thema Tod beschäftigt. Sie war übrigens tatsächlich gesund - zumindest zu diesem Zeitpunkt. Ein Jahr später erkrankte sie tatsächlich schwer und verstarb schließlich. Ich habe da was wahrgenommen, was sie selber nicht wahrnahm bzw. nicht wusste, nämlich, dass sie krank ist.
Manchmal sieht man es einem an, manchmal sind es einfach hoch sensible Antennen, die man selber hat.
Und man sieht es einem auch an, ob jemand müde ist und ein Burn out hat. Man spürt es. Die Aufmerksamkeit des anderen ändert sich und so vieles mehr.
Schau genau hin, was Projektion ist und was mit der Person zu tun hat, die dir gegenübersitzt und vetrau Deiner Wahrnehmung. Es ist nicht immer alles Projektion, auch wenn viele Therapeuten glauben, sie seien ein Neutrum, das nichts ausstrahlt und auf das Gegenüber keine persönliche Wirkung hat.
Viele Grüße
Jenny
Es ist nicht immer alles Projektion oder Übertragung, was in der Therapie passiert. In der Therapie treffen, wie im Realleben, zwei Menschen aufeinander, die miteinander interagieren. Du reagierst auf sie, sie auf dich und wie man auf den anderen reagiert, wie man den anderen wahrnimmt, hat oft/meistens nichts mit Projektion zu tun, sondern mit der Person selbst, die einem gegenüber sitzt.ob eigentlich dort alles Projektion ist, weil es sich dabei ja nicht um eine alltägliche private Beziehung handelt.
Ich könnte dir zahlreiche Beispiele aus meiner eigenen Therapie nennen, wo etwas als Übertragung oder Projetion interpretiert wurde, was aber in Wahrheit mit der Person und/oder dem Verhalten der Therapeutin zu tun hatte. Mal ein krasses Beispiel: Meine Analytikerin hatte vergessen einen Verlängerungsantrag zu stellen. Das erwähnte sie mal eben so nebenbei am Ende der Sitzung und erklärte mir beim Rausgehen, dass wir uns deshlab nächste Woche nicht sehen werden. Ich reagierte verärgert darüber, dass sie mir das mal so eben nebenbei zwischen Tür und Angel beim Rausgehen erzählte. Von ihr bekam ich nur zu Antwort: "An was erinnert Sie mein Verhalten?". Sie versteckte sich hinter ihrer Übertragungstheorie, um ihren Fehler nicht eingestehen zu müssen.
Seit dieser (und anderen) Erfahrung(en) gucke ich genau hin, was mit mir zu tun hat und was mit meiner Therapeutin.
Das, was Flugente schreibt, kenne ich auch sehr gut. Ich betrat mal eine therapeutische Praxis (Erstgespräch), ... schwer zu beschreiben, was ich fühlte. Ich fühlte Krankheit und Tod, doch die Therapeutin sah kerngesund aus. Ich sprach sie auf meine Wahrnehmung an. sie war sehr überrascht und gestand mir, dass sie gerade ihr Testament geschrieben hat und sich in der Tat gerade mit dem Thema Tod beschäftigt. Sie war übrigens tatsächlich gesund - zumindest zu diesem Zeitpunkt. Ein Jahr später erkrankte sie tatsächlich schwer und verstarb schließlich. Ich habe da was wahrgenommen, was sie selber nicht wahrnahm bzw. nicht wusste, nämlich, dass sie krank ist.
Manchmal sieht man es einem an, manchmal sind es einfach hoch sensible Antennen, die man selber hat.
Und man sieht es einem auch an, ob jemand müde ist und ein Burn out hat. Man spürt es. Die Aufmerksamkeit des anderen ändert sich und so vieles mehr.
Schau genau hin, was Projektion ist und was mit der Person zu tun hat, die dir gegenübersitzt und vetrau Deiner Wahrnehmung. Es ist nicht immer alles Projektion, auch wenn viele Therapeuten glauben, sie seien ein Neutrum, das nichts ausstrahlt und auf das Gegenüber keine persönliche Wirkung hat.
Viele Grüße
Jenny
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Das is ja fast schon peinlich billig offensichtlich Ich glaube, an so manchen Therapeutenklischees sind Therapeuten selber schuld.Jenny Doe hat geschrieben:Meine Analytikerin hatte vergessen einen Verlängerungsantrag zu stellen. Das erwähnte sie mal eben so nebenbei am Ende der Sitzung und erklärte mir beim Rausgehen, dass wir uns deshlab nächste Woche nicht sehen werden. Ich reagierte verärgert darüber, dass sie mir das mal so eben nebenbei zwischen Tür und Angel beim Rausgehen erzählte. Von ihr bekam ich nur zu Antwort: "An was erinnert Sie mein Verhalten?".
Eisberg voraus!
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