Provozieren von Therapeuten

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EinTherapeut
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Beitrag Do., 28.03.2013, 08:53

chaosfee hat geschrieben: Vielleicht mag ich auch einfach nicht mit IHM darüber reden. Er kommt mir zurzeit so arrogant vor, so kalt und unnahbar. Mir fällt gerade auf, dass das wahrscheinlich das ist, wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Ist das Spiegeln?

LG Chaosfee
Das Konzept der Übertragung/Gegenübertragung erfasst die Situation wohl besser.
-> http://www.psychology48.com/deu/d/ueber ... ragung.htm
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

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chaosfee
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Beitrag Do., 28.03.2013, 17:10

Hallo Kaltlüter und ch123,

ihr sagt ja recht ähnliche Dinge, die vermutlich ganz gut die SItuation treffen, denn:
ch123 hat geschrieben:kannst du dich gut über was aufregen, sagen "hey, mein lieber sooo nicht" und weisst trotzdem, dass die beziehung zum anderen deshalb nicht leiden wird?
ch123 hat geschrieben:kannst du gut verzweifelt sein, und die schlechtigkeit der welt beklagen, dann aber wieder deine anderen ressourcen "zusammenpacken" und der welt wieder zuversichtlich begegnen?
Definitiv nein.

Durch und durch Borderline eben.
Vermutlich hat seine Bemerkung, mich zu mögen, tatsächlich meine emotionale Hinwendung zu ihm bewirkt/verstärkt. Und damit mach ich mich angreifbar - genau das, was ich normalerweise strengstens vermeide. Somit wäre ich durch meine Verletzlichkeit "ertappt". Dann lieber kühl bleiben, abprallen lassen. Wobei ich mich eigentlich schon in der Stunde selbst "verraten" habe, da ich sehr heftig darauf reagiert habe.
Kaltblüter hat geschrieben:Woher kommt denn das mit dem "kalt, unnahbar, arrogant"? Schätzt Du dich selbst so ein, oder ist dir das gesagt worden?
Das hat er mir mal gesagt. Etwas weniger heftig, so etwas wie "aalglatt, distanziert", wurde mir das auch schon von anderer Seite gesagt. Bin allerdings nicht oft so. Aber in der Therapie, da bin ich glaub ich fast jede Stunde so. Ich sag dann halt nichts, schweige, bocke, widersetze mich. So richtig angenehm eben.

ch123, das, was du vorschlägst zu sagen klingt super, könnte ich allerdings nienienie zu ihm sagen. Da würde ich ihn viel zu nah an mich heran lassen. Ich versuche es aber anzusprechen, etwas vorsichtiger.

@EinTherapeut: Das mit der Gegenübertragung hab ich nie richtig verstanden. Auch in diesem Fall nicht. Es heißt doch nicht, dass der Therapeut exakt das gleiche empfindet wie der Patient?

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carö
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Beitrag Do., 28.03.2013, 17:42

chaosfee hat geschrieben:@EinTherapeut: Das mit der Gegenübertragung hab ich nie richtig verstanden. Auch in diesem Fall nicht. Es heißt doch nicht, dass der Therapeut exakt das gleiche empfindet wie der Patient?
nein, die gegenübertragung bezeichnet - einfach ausgedrückt - die gefühle des therapeuten auf den patienten. dh wenn der patient den therapeuten als kalt empfindet, KANN (muss nicht) es sich um eine übertragung der beispielsweise frühen erfahrungen des patienten mit dem distanzierten kalten vater handeln. die gegenübertragung des therapeuten könnte dazu sein, dass er sich streng und distanziert und kalt empfindet, obwohl er das "eigentlich" nicht ist/sein will. er übernimmt/ empfindet sozusagen die zugewiesene/übertragene rolle gefühlsmäßig. das ist aber nur ein mögliches beispiel... hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Gegen%C3%B ... bertragung
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)


chaosfee
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 14:30

Hallo carö,

in dem Artikel steht ja sogar, dass der Begriff immer wieder KOnfusionen hervorruft, da er nicht einheitlich verwendet wird, sondern verschiedene Phänomene bezeichnen kann. Ich denke, daher auch die Verwirrung hier.

(Hallo alle Leser,)

Wir haben das jetzt aber lösen können. Er wollte mich tatsächlich provozieren (und hat es ja auch geschafft). Es war also ein Instrument seiner Therapie. Warum es nun so hart sein musste... vielleicht spreche ich das irgendwann noch einmal an, denn wirklich gut fand ich das nicht. Aber da ist eben wieder der schmale Grat zwischen schmerzhaft für den Patienten, aber therapieförderlich und therapeutischem Fehlverhalten. Wer kann das schon von außen eindeutig beurteilen.

Auf jeden Fall war der Thera in der letzten Stunde wieder ganz Zucker. Ich glaube nicht, weil es ihm Leid getan hätte oder er meinte zu weit gegangen zu sein, sondern weil er einfach die Peitsche wieder weggelegt hat und das Zuckerbrot dran war. Was ich dann auch dankbar angenommen habe. Und er hat mir versichert, dass ich nun nicht jede zweite Stunde von ihm eine (verbale) Ohrfeige kriegen werde.

Ob durch die Provokation in der vorhergehenden Stunde oder nicht, die letzte Stunde war eine der produktivsten seit langem. Ds Wort Fortschritt benutze ich ja nicht gern, weil nach 2 Schritten vorwärts immer 1 Schritt rückwärts folgt. Vor dem fürchte ich mich auch. Aber jetzt möchte ich erst einmal die Erkenntnisse der letzten Stunde verhirnlichen oder besser veremotionalisieren. Ich habe einen großen Schritt Richtung Vertrauensaufbau getan, und das ist, was momentan zählt.

Liebe Grüße
Chaosfee

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Thalia
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 15:10

Hey,
ich hab gestern mit meinem Thera nochmal drüber geredet und auch dass ich das doof fand und mich völlig unverstanden fühlte und er meinte halt dass er mich provozieren wollte und mich ein wenig zum nachdenken anregen wollte weil ich mich angeblich in letzter Zeit nur im Kreis drehe und alle Vorschläge mit "Ja,aber..." abwehre. Er denkt nicht das ich ein hoffnungsloser Fall bin, nur das ich momentan was verändern muss. Gestern die Stunde war er wieder ganz normal und lieb und verständnisvoll. Zum Glück...

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EinTherapeut
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 15:15

Thalia hat geschrieben: Er denkt nicht das ich ein hoffnungsloser Fall bin, nur das ich momentan was verändern muss.
Ob Du etwas verändern musst, ist eigentlich Deine Entscheidung, nicht die Deines Therapeuten.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

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Thread-EröffnerIn
Thalia
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Beitrag Sa., 30.03.2013, 19:53

ja ich weiß ... aber mich aus diesem sich im Kreis drehen raus zu holen ist aufgabe von meinem Terapeuten. Zumindest mich dabei zu unterstützen ...

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