Wie gern darf man seine Therapeutin haben?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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graue seifenblase
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Beitrag So., 17.03.2013, 01:07

Ich verstehe, das die Theras es lieber haben, wenn man es sagt, denn so kommt es einmal aus einem heraus, aber ich finde es schon sehr seltsam, dass sie es schriftlich nicht annehmen will!
Wieso schämst du dich?
Wegen der Gefühle oder weil du es ihr nicht sagen kannst, also aufschreiben müsstest?
Oder wegen was ganz anderem?
Lg gr sb

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verwirrt10
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Beitrag So., 17.03.2013, 12:29

Ich schäme mich das ich überhaupt Gefühle ihr gegenüber haben die stark sind und weh tun ich kann die gar nicht einordnen ...
Außerdem ist ja klar wenn es niemals so.wird wie ich will und Sie es nicht erwidert,das es weh tut wenn wir reden,ist ja so als ob man einen Korb bekommt

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graue seifenblase
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Beitrag So., 17.03.2013, 16:22

Prinzipiell ja, aber sie kann dir helfen besser damit zurecht zu kommen.
Schämen brauchst du dich für deine Gefühle nicht. Gefühle sind doch etwas schönes, auch wenn sie manchmal für Schwierigkeiten sorrgen. Aber ich weiß nur zu gut, dass das leichter gesagt als getan ist, genauso ist es leichter gesagt als getan, wenn man Gedanken ändern soll, die ganz tief und fest verankert sind.


leberblümchen
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Beitrag So., 17.03.2013, 16:32

Ich hab es woanders schon mal geschrieben: Es muss sich überhaupt nicht anfühlen wie 'einen Korb bekommen'. Es kann sich wunderschön anfühlen. Es kann ein Geschenk sein, darüber so offen reden zu können und so damit gesehen zu werden. Für mich eigentlich die größte therapeutische Erfahrung!

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CrazyChild
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Beitrag So., 17.03.2013, 19:18

titus2 hat geschrieben:Es kann sich wunderschön anfühlen. Es kann ein Geschenk sein, darüber so offen reden zu können und so damit gesehen zu werden.
Es kann momentan auch sehr erleichternd sein wenn es einfach mal ausgesprochen ist und die Gefühle somit
legitim sind. Was ist wenn es jedoch ein kindliches Defizit ist das sich nicht einfach mal durch verbalisieren der
Gefühle so stillen lässt ? Wenn es nicht genug ist das einfach mal so mitzuteilen ? Dann weiß der Therapeut/in zwar um die Gefühle, akzeptiert diese, aber sie prallen am Thera einfach ab. Das heißt es kommt nichts zurück. Und dann fängt es an weh zu tun. Sehr weh. Das kann sich dann zu ner richtigen Quälerei entwickeln.
LG, CrazyChild

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leberblümchen
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Beitrag So., 17.03.2013, 19:30

Ich hab es nicht so erlebt, dass es abprallt und nichts zurückkommt. Letztlich läuft es darauf hinaus: Man muss lernen, etwas zu wagen, zu riskieren. Das gilt für das Leben und es gilt auch für die Therapie, und später kann man es aufs Leben übertragen. Es ist nicht gesagt, dass man immer das bekommt, was man sich wünscht. Aber wenn man nicht sagt, was man sich wünscht, bekommt man gar nichts, denn man muss lernen, das Leben in die Hand zu nehmen; dazu gehört auch, dass man lernt, zu seinen Gefühlen zu stehen.

Und wenn man dann die Erfahrung machen kann, dass die Gefühle sein dürfen, dann kann man auch später seinen Gefühlen trauen. Dass man auch lernen muss, dass kindliche Wünsche so nicht mehr nachgeholt werden dürfen, gehört ebenso dazu.

Ist alles ziemlich schwierig, aber das ist der Job eines Patienten.

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CrazyChild
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Beitrag So., 17.03.2013, 20:02

titus2 hat geschrieben:Ich hab es nicht so erlebt, dass es abprallt und nichts zurückkommt.
Was hast Du zurückbekommen ? Hat es Dir gereicht ? War es genug ? Ist es genug ?
LG, CrazyChild

***stay strong***


leberblümchen
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Beitrag So., 17.03.2013, 20:09

Ganz ehrlich: Ich habe es im Rahmen der Therapie wirklich wie ein warmes Bad empfunden. Er hat mir nie mit Worten das gesagt, was ich hören wollte und er hat mich auch nie körperlich berührt, aber ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so geborgen gefühlt.

Und ja, mir reicht das. Nicht einmal, nicht zweimal. Aber über die Monate merke ich, dass mich das beruhigt und mich 'nährt', auch wenn vieles nicht so aufgenommen werden kann und immer Rückschläge auf beiden Seiten zu verkraften sind.

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Speranza
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Beitrag So., 17.03.2013, 21:59

Das finde ich wirklich so interessant, weil das genau die Gedanken sind, die mich auch immer beschäftigen.
Ich wünsche mir so sehr, meinem Therapeuten all meine Wünsche und Sehnsüchte, die ihn betreffen, zu erzählen und mit ihm darüber zu reden. Das schaffe ich jedoch schon seit Jahren gar nicht bzw. nur in einem sehr abgeschwächten Maße. Ich frage mich in letzter Zeit öfters, ob ich vielleicht so blockiert bin, weil ich weiß, dass er mir diese Dinge nie erfüllen wird. Und in meiner Fantasie kann er sie erfüllen. Dann würde also alles zusammenbrechen... Andererseits bin ich eben in meiner Fantasie ganz allein mit diesen Gedanken.

Was titus2 beschreibt, hört sich so an, als ob man in guter Begleitung durch seinen Therapeuten durchaus daran wachsen kann, dass gewisse Dinge eben auch nicht mehr erfüllt werden können. Sind diese Wünsche jetzt bei dir weniger geworden??


leberblümchen
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Beitrag Mo., 18.03.2013, 08:16

Nein, sie sind nicht weniger geworden Ich bin ja auch noch mittendrin in der Therapie. Wenn ich am Ende in diesem Zustand wäre, in dem ich jetzt bin, wäre das sicher traurig. Aber so habe ich das sichere Gefühl, lernen zu können, meine Wünsche zuzulassen und mich nicht deshalb als minderwertig abtun muss, weil sie sowieso nicht erfüllt werden.

Es haben ja viele Leute Wunschträume: ein Haus auf einer griechischen Insel, ein Wohnwagen - das sind meine Träume - oder auch eine Nacht mit George Clooney - hätte ich jetzt auch nicht soooooooooooo viel dagegen - oder eine Putzfrau, mehr Geld auf dem Konto, was weiß ich. Und normalerweise geht man ja nicht so mit den Träumen um, dass man jammern muss, dass George Clooney heute schon wieder nicht geklingelt hat, sondern man geht milde mit sich um: akzeptiert, dass es eine Sehnsucht ist, mal stärker, mal schwächer, die zum Leben dazu gehört. Vielleicht ist es nicht George Clooney, der klingelt, dafür aber jemand anders? Das kann man aber nur dann wahrnehmen, wenn man aufmerksam, auch für die eigenen Bedürfnisse, wird.

Und: Ich kann lieben und mögen, wen ich will. Das kann mir niemand verbieten, und ich finde die Fähigkeit zu lieben auch schon sehr, sehr schön.

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Fast Forward
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Beitrag Mo., 18.03.2013, 09:30

Diese Übertragungsliebe kann schon ein Biest sein. Mal vergeht man vor Sehnsucht, die ja nicht stillbar ist (denn wenn sie gestillt würde, würde dies nur für noch größere Wunden sorgen, als das nicht Erfüllen verursacht), dann ist es wieder einfach nur schön... Und bei mir zumindest kann es nie von einer Woche auf die nächste konstant bleiben. Ganz schön anstrengend! Mensch, ich war schon tagelang so von der Rolle deswegen! ABER; ich würde es nicht anders haben wollen. So endlos viel habe ich gelernt in meiner Therapie und ich bin sicher, ohne die Intensität der Gefühle wäre da nicht so viel bei mir angekommen.

Einmal habe ich geträumt, meine Wünsche gingen in Erfüllung. Ich habe mich so vergewaltigt gefühlt! Da wurde mir eines klar; diese Wünsche haben eben nur als Wünsche Existenzberechtigung. Sobald sie real würden, wäre ihre "magische" Wirkung verflogen.

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Beitrag Mo., 18.03.2013, 11:31

Habe jetzt schon öfter von Übertragungsliebe gelesen was ist das?

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CrazyChild
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Beitrag Mo., 18.03.2013, 12:57

verwirrt10 hat geschrieben:Habe jetzt schon öfter von Übertragungsliebe gelesen was ist das?
Kannst Du auf Wikipedia nachlesen - es bedeutet nichts anderes als daß Du Deine früheren, aber auch aktuelle Verhaltensweisen, unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte Personen gegenüber auf deine/n Thera "überträgst", z.B. der Wunsch nach Schutz und Geborgenheit, Anerkanntsein, beachtet werden, usw. Da dies in gewisser Weise auf therapeutischer Basis durch den Thera erfüllt wird kann es passieren daß man dadurch in eine sog. Übertragungsliebe hineingerät, die manchmal sogar kurzzeitig in der Therapie gefördert wird um damit arbeiten zu können. Besonders in der Analyse ist dies sogar erwünscht.

Das sollte sich aber im Laufe der Therapie wieder auflösen.
LG, CrazyChild

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