Könnt ihr aufhören mit dem ewigen Testen eurer Theras?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Erdbeermütze
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Beitrag Do., 31.05.2012, 20:59

Hallo,

wenn ich so eure Beiträge so lese, wird mir bewusst, dass ich meinen Thera wohl auch immer wieder, oft, ständig, unbewusst teste.

Blos ich kann seine durchweg positiven Reaktionen nicht annehmen, schaffe es einfach nicht.
Gerade heute hat er auf eine E-Mail (die erste rein über meine Gefühle bzw. Zustand, weil ich abgestürzt bin, die ich ihm geschrieben habe mit sehr viel Angst über Konsequenzen) von mir echt super reagiert (sagt mein oberster Verstand). Ich lese die mir immer wieder und wieder durch aber ich verstehe es nicht, kann es einfach nicht so stehen lassen. Das es ihm leid tut, das er es sehr gut findet, das ich geschrieben habe, er sich entschuldigt das er nicht sofort zurückschreiben konnte, ich ihm weitere schreiben darf und er bis heute abend spät da wäre......


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pandas
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 21:05

Noch ein Frage dazu:

Ist es Euch denn schon mal passiert, dass Euer Thera dem Test nicht standgehalten hat??
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Chakotay
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Beiträge: 243

Beitrag Sa., 02.06.2012, 21:36

@biber:
Nein.
Das wäre für mich auch ein Grund, die Therapie abzubrechen...
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)


pandas
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 21:40

@ chatokay

Nja, ich denke, auch darüber, wenn der Test zwar schiefgelaufen ist, kann frau erstmal mit dem Thera reden.

Aber sicher kann es auch sein, dass es sinnvoll ist, die Therapie dann zu beenden, aber ich meinte nicht unbedingt den Extremfall.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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sweet_hom_hh
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Beitrag So., 03.06.2012, 12:27

biber hat geschrieben:Noch ein Frage dazu:

Ist es Euch denn schon mal passiert, dass Euer Thera dem Test nicht standgehalten hat??
Ja, das ist mir passiert. Es war ein unbewustes testen, wenn es ein war- aber ich denke schon. Sehr schmerzhafte Erfahrung und auch eben die "Bestätigung" >>ich wusste es ja!!!, verdammt wie konnte ich soooo blöd sein mich auf die einzulassen und co>>
Es ist schon 2 Jahre her und sitzt aber immer noch. Ich war bei anderen Theras hinterher als Selbstzahler - konnte es aber finanztiell nicht tragen und auch keinem mehr vertrauen. Dann war ich in der Klinik, die hat etwas geholfen, aber tozdem bin ich seitdem sehr bedacht was ich sage und wie ich mich benehme: also immer AUFPASSEN und niemandem 100% VERTRAUEN.
Nun bin ich bei der wieder, aber es ist mehr so eine Art wie Zeit absitzen und dann wieder in die Klinik (bald) und dann vielleicht keine Thera mehr.
ta tü ta ta

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Fancy
Helferlein
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Beitrag So., 25.11.2012, 11:06

Hmmm...ich würde gerne das Thema wieder aufgreifen:

Letzte Woche hatte ich eine Stunde in der ich mich sehr meiner Thera gegenüber verweigert hatte. Ich weiß nicht, inwiefern das absichtlich oder eher unabsichtlich war...wir hatten am Anfang der Therapie einige Anlaufschwierigkeiten gehabt, weil ich anfangs die Therapie nicht wirklich wollte. Sie hatte sich damals sehr um mich bemüht, was ich auch sehr genoss irgendwie. Dann hatten wir die letzten Wochen eine echt gute Beziehung, konnten sehr offen über vieles reden und haben viel gelacht. Aber ich habe dieses "Bemühen" um mich vermisst. Ja, und deswegen habe ich letzte Woche mehr geschwiegen als sonst und habe sehr doppeldeutige und knappe Antworten gegeben, ja ich habe ihr die Arbeit sehr schwer gemacht...

Irgendwann hat mich meine Thera dann gefragt, ob ich sie gerade "testen" möchte.
Ich konnte dazu nicht viel sagen, weil mir das ja gar nicht so bewusst war und ich mir ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob ich wirklich teste oder ob ich einfach nur auf meine Gefühle von "Nicht mehr so wichtig zu sein" reagiere.

Haben eure Theras gemerkt, dass ihr sie testet? Und haben sie euch darauf angesprochen?

Lieben Gruß

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HeAndMe
Helferlein
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Beiträge: 146

Beitrag So., 25.11.2012, 11:59

Ja, meine Thera sagte einmal, nachdem ich in der Sitzung davor voller Mißtrauen und daraus resultuierendem Widerstand bis hin zu Angriffslust war (nach dem Motto: "ich kann ihnen doch sowieso nicht vertrauen weil....):

"Ich glaube sie haben mich letzte Stunde getestet. Aber das ist ok. Und es wird sicher nicht das letzte mal gewesen sen." Und dabei grinste sie mich verschmitzt an!
Das war eine gute Reaktion für mich. Ich spürte, daß das irgendwie stimmte, denn sie hatte mir akut ja gar keinen Grund für dieses Misstrauen gegeben. Es kam also tatsächlich aus meinem Innersten.

Und ich wußte nun daß sie das nicht persönlich genommen hat und sie diese "Schutzfunktion" bei mir versteht und zulässt. Ein Gefühl von tiefem verstanden und angenommern werden stellte sich ein!

Ach, es sind schon manchmal tolle Menschen, unsere Theras!

Aber eben auch Menschen, und es gab bei meiner Thera auch schon Situationen wo sie sich nicht so stark abgrenzen konnte und "persönlicher" reagierte (spontan etwas gekränkt, sichzurückziehend) auf meine Abwehr. Aber auch das (oder erst recht das) vermittelte mir (nach dem ersten Schockmoment) ein Gefühl von "Autenzität" und Ehrlichkeit.

Heandme
man müßte mit allem rechnen- auch mit dem Guten


chaosfee
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Beiträge: 887

Beitrag So., 25.11.2012, 16:46

Ich kann mir auch nach dem Lesend es ganzen Threads immer noch nicht vorstellen, worin diese "Tests" bestehen sollen. Was teste ich denn, wenn ich einsilbige Antworten gebe? Wie er drauf reagiert? Und was ist das die "erfolgreiche" Reaktion? Was du sagst, HeAndMe, ist für mich kein Test, sondern eben ein Schutzmechanismus. Testen kann ich doch nur bewusst..?
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno


ziegenkind
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Beiträge: 3514

Beitrag So., 25.11.2012, 17:04

chaosfee, ist das einsilbig und wortkarg sein nicht immer auch ein stück weit bewusste inzenierung, die nicht zuletzt darauf zielt, den beweis des gegenteils zu erhalten? mit anderen worten, geht es nicht auch immer darum, den therapeuten ein bisschen zu manipulieren, ihn in die ecke des bösewichtes zu stellen, um ihn dazu zu bringen dann besonders zugewandt und liebevoll zu sein? und wenn das so ist, dann ist das ja auch nicht nur nett, oder? sicher, man kann es verstehen, aber alles kann man auch nicht immer als schutzmechanismus entschuldigen - ist zumindest eine schmerzliche erfahrung, zu der ich durch die beobachtung meines eigenen agierens gekommen bin. darin, dies zu erkenne, liegt für mich eine ungeheure chance.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Fancy
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Beitrag So., 25.11.2012, 17:13

Also ich habe das Testen jetzt so verstanden:

Dein Thera hat dir ja sicher mal versichert, dass er immer für dich da ist, dich nicht im Stich lässt etc, egal was du machst. Diese bedingungslose Zuneigung!

Beim Testen geht es doch darum rauszufinden, ob er das auch ernst meint...und deswegen benimmt man sich mal ein bissle daneben...

Ich sehe es aber weniger als Manipulation, weil Manipulation immer suggeriert, dass einer Person geschadet werden soll, und das ist hier ja nicht der Fall.
Im übrigen glaube ich, werden wir von den Theras deutlich häufiger getestet, ohne es zu merken.

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Kywalda
sporadischer Gast
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Beiträge: 13

Beitrag So., 25.11.2012, 19:54

Bei mir war das "Testen" eine Zeitlang ganz wichtig. Erst war es eher unbewusst, dann habe ich bewusst Dinge gesagt oder sogar getan, von denen ich wusste, dass sie den Thera ärgern würden. Es war mir einfach wichtig zu erfahren: Wie reagiert er? Will er trotzdem weiter mit mir Therapie machen? Oder hat er jetzt genug von mir? Und über wirklich grenzüberschreitende Dinge wie z.B. Sachbeschädigungen haben wir geredet. Er hat bisher alle meine "Tests" bestanden, und mittlererweile bin ich über dieses Stadium hinweg. Ich vertraue darauf, dass er mich aushält, egal wie ich bin.

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Wandelröschen
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Beiträge: 994

Beitrag So., 25.11.2012, 22:44

Mein Thera hatte auch mal gesagt, dass ich ihn sehr lange und sehr intensiv getestet hätte, hab aber nicht nachgefragt, wie er das meinte, denn bewusst war mir da nichts.

Aber jetzt hab ich mal ´ne Frage an Fancy:
Du schriebst:
Fancy hat geschrieben:Im übrigen glaube ich, werden wir von den Theras deutlich häufiger getestet, ohne es zu merken.
Kannst du da mal sagen, woran du das festmachst, deinen Eindruck, wie du das gemerkt hast?
Denn so 2/3 mal hatte ich auch etwas zeitverzögert nach einer Thera-Stunde das Gefühl, dass mein Thera irgendwas ausgetestet hat, natürlich ohne es zu sagen, hatte dann aber nicht mehr nachgefragt.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Fancy
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Beitrag So., 25.11.2012, 23:16

@wandelröschen: Naja, manchmal sind da schon sehr provokante Kommentare von meiner Thera oder bei Vorschlägen, ob wir dieses oder jenes mal ausprobieren wollen höre ich dann etwas zeitversetzt schon die Frage "vertraust du mir da denn noch nicht so ganz?". Es ist kein Vorwurf, aber ich merke, wie getestet wird.

Einmal habe ich ein Glas Wasser angeboten bekommen, ich habe am Ende der Stunde gemerkt, dass es noch ganz voll war (hatte völlig vergessen es zu trinken während der Stunde), dann hab ich es schnell genommen und in einem Zug ausgetrunken. Ich habe dabei genau gesehen, wie meine Thera geschaut hat und sich dann was notiert hat. Wir hatten einige Stunden davor mal darüber gesprochen auch mal einen Teller nur halb aufessen zu können (sprich ihn nicht immer leer essen zu müssen, also auf sein Hunger-Sättigungsgefühl zu hören) - ich glaube nicht, dass das mit dem Glas Wasser ein Zufall war, also das sie mir das Glas überhaupt erst angeboten hat. Sie wollte da sicher was beobachten.

Oder manchmal stellt sie mir faktisch die gleichen Fragen (nur anders formuliert), nur um zu schauen, ob ich je nach Situation andere Antwort gebe.

Keine Ahnung, vielleicht täusche ich mich auch, aber in meinen Augen sind das schon Tests irgendwie. Aber es ist ja nicht Unangenehmes, von dem her ist es ok für mich.

Kennt das denn sonst keiner von euch???

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(e)
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Beitrag Mo., 26.11.2012, 00:03

Ich habe in einem Fachartikel gelesen, dass solche mit meiner Diagnose den Thera eher nicht testen. Diesen Text hab ich gleich meinem Thera geschickt als Mail-Anhang. Also sollte er jetzt eigentlich wissen, dass ich ihn nicht teste.

Trotzdem ist es so, dass ich grundsätzlich vorsichtig bin und nur schwer Vertrauen aufbauen kann. Testen tue ich nicht direkt, weil ich das Risiko dabei scheue. Ich bin echt ein Feigling!
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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