Steigerung der Selbstunsicherheit

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag So., 28.10.2012, 21:40

montagne hat geschrieben:Das schutzlose und wunde Gefühl kenne ich. War am Anfang viel da, jetzt weniger, normal würde ich sagen.
Liebe montagne

Du machst mir damit viel Mut. Bei mir läuft das ja noch nicht lange so. Der Panzer fiel erst weg und doch fühle auch ich schon jetzt die positive Bilanz einer Festigung meines Selbstwerts. Ich träumte, dass sich das alles noch normalisieren wird und Dein Satz tendiert auch in diese Richtung und bestätigt es irgendwie.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Werbung

Benutzeravatar

FiLu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 133

Beitrag Di., 06.11.2012, 17:45

Mirja hat geschrieben: "Und dann kam der Tag, an dem es mir größere Schmerzen bereitete, eine verschlossene Knospe zu bleiben, als zu wagen, mich zur vollen Blüte zu öffnen." Anaïs Nin
Liebe Mirja,
beim Durchstöbern des Forums bin ich über Deinen Beitrag gestolpert. Ich hab Dein erstes Posting gelesen und hab gedacht "Wat mach ICH denn hier?" ;O) Mir geht`s 1:1 genauso. Ich danke Dir für das wunderbare Zitat von Anais Nin. Das trifft es auf den Punkt.

Bei mir ist es ebenso, dass ich merke, dass all die Faccetten nicht mehr so richtig funktionieren bzw. ich merke "na...wat fährste denn da grad wieder für ne Mauer hoch?" Das macht es, für mich, unendlich schwierig und es verunsichert mich auch zutiefst.
Ich denke, dass es sehr sehr wichtig ist (sein könnte) Vertrauen zu sich zu gewinnen. Vertrauen zu sich und zu dem, was man im Moment fühlt und erlebt. Es ist ein Austesten, ein Herantasten und ein "sich wagen".

Ich denke, seitdem ich das bei mir so merke, immer wieder an eine Szene aus dem Film "Matrix" (der ja an Platon`s Höhlengleichnis anlehnt) in dem Neo (nach seiner "Befreiung") Morpheus fragt: "Warum tun meine Augen so weh?" und Morpheus ihm antwortet "Weil du sie noch nie benutzt hast"

Ich würde wagen zu behaupten, dass das, was wir da im Moment erleben dem sehr nahe kommt.

Liebe Grüße
FiLu
"Und dann kam der Tag, an dem es mir größere Schmerzen bereitete, eine verschlossene Knospe zu bleiben, als zu wagen, mich zur vollen Blüte zu öffnen" (Anais Nin)

Benutzeravatar

StefanM
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 40
Beiträge: 207

Beitrag Do., 08.11.2012, 15:13

Mirja hat geschrieben: (...) Solche Beobachtungen habe ich in letzter Zeit häufiger gemacht, und ich kann es noch nicht so ganz fassen. Ich fühle mich da irgendwie wie ein kleines Kind, welches seine ersten Gehversuche macht. Gut ist, dass ich diese Wahrnehmungen habe und es zulasse, was ich jedoch noch lernen muß ist, damit umzugehen und es in zielgerichtetere Bahnen zu lenken.
Ich finde das Bild mit dem "kleinen Kind" hier sehr passend.

Es ist nämlich finde ich gar nicht so leicht zu akzeptieren, wie verborgene, nicht in die Erwachsenen-Persönlichkeit integrierte Persönlichkeits-Teile mit einem "sprechen". Nämlich tatsächlich wie ein Kind, dass zwar ein eindeutiges Gefühl äußern kann (Angst, Wut, Trauer), aber auf Nachfrage nicht erklären könnte warum.

Das ist man von seiner „Erwachsenen-Persönlichkeit“ nicht gewohnt, die hat immer ihre Gründe, die man sich selbst erklären kann. Bei den „neu hochkommenden“ Persönlichkeits-Anteilen spürt man dagegen, dass es sozusagen keinen Sinn macht, auf Begründungen zu bestehen, und dass dieser Anteil sich dem verschließt. Das liegt psychologische gesehen vielleicht auch daran, dass die entsprechenden Gefühlsanteile noch in der vorsprachlichen Phase angelegt wurden und sich daher gar nicht artikulieren können.

Das könnte heißen, dass man mit diesen Persönlichkeits-Anteilen vielleicht tatsächlich am besten umgeht wie mit einem kleinen Kind. Bei dem würde Insistieren („warum fühlst Du das“) ja auch nur dazu führen, dass das Kind überfordert wäre, nicht weiß, was da von ihm verlangt wird, sich verschließt. Besser ist eine Haltung, sein eigenes Nicht-Verstehen wohlwollend zuzugeben und es zu akzeptieren („ich weiß zwar überhaupt nicht, warum Du das fühlst, ist aber Ok so“; bei gleichzeitiger Bereitschaft zuzuhören und etwaige Signale wahrzunehmen/zu entschlüsseln zu versuchen).
The whole man must move at once!


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Do., 08.11.2012, 15:35

StefanM hat geschrieben:Das liegt psychologische gesehen vielleicht auch daran, dass die entsprechenden Gefühlsanteile noch in der vorsprachlichen Phase angelegt wurden und sich daher gar nicht artikulieren können.
Interessante These, Stefan. Aber wie soll man die bloss bestätigen oder auch widerlegen?

Ist Sprache so wichtig und ausschlaggebend für das Erkennen und (Ein-)Ordnen von Gefühlen, frage ich mich gerade. Macht es Sinn, seine Gefühle in "Teile" oder "Anteile" zu zerlegen, sowie das Kind, das man einst war, von seinem "Erwachsen-Sein" zu trennen?

Ich würde mich vorzugsweise ganzheitlich erkennen und begreifen wollen. Ich war nicht das Kind. Ich bin es noch und werde es immer sein.
Nämlich tatsächlich wie ein Kind, dass zwar ein eindeutiges Gefühl äußern kann (Angst, Wut, Trauer), aber auf Nachfrage nicht erklären könnte warum.
Das fällt vielen "Erwachsenen" nicht unbedingt leichter.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Werbung

Benutzeravatar

FiLu
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 133

Beitrag Do., 08.11.2012, 15:59

Ich glaube Vincent, so meint Stefan das nicht. Sprache ist hier gar nicht so wichtig. Es sind ja Emotionen die hochkommen. Mir geht`s sehr ähnlich. Ich erwische "mich" in gewissen Bereichen, wo ich reagiere wirklich wie ein "kleines Kind". Ich denke, dass dieses sozusagen "hinterherwachsen" muss oder kann. Und dazu musste das, was dieses kleine Kind empfindet einfach erstmal so hinnehmen und vielleicht auch entsprechend behandeln. Wenn jemand traurig ist, dann ist doch in erster Linie Trost wichtig - nicht die Frage nach dem "warum".
Weißt wie ich meine?
Lieg ich da richtig Stefan?
Schöne Grüße
FiLu
"Und dann kam der Tag, an dem es mir größere Schmerzen bereitete, eine verschlossene Knospe zu bleiben, als zu wagen, mich zur vollen Blüte zu öffnen" (Anais Nin)


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Do., 08.11.2012, 16:49

FiLu, mal sehen, ob Stefan da noch etwas konkreter wird.
FiLu hat geschrieben:Mir geht`s sehr ähnlich. Ich erwische "mich" in gewissen Bereichen, wo ich reagiere wirklich wie ein "kleines Kind". Ich denke, dass dieses sozusagen "hinterherwachsen" muss oder kann.
Wohin soll denn das "kleine Kind" hinterherwachsen? Damit setzt du doch eine Trennung zwischen "ihm", also dem Kind, und etwas anderem "Bestimmtem" voraus, was du jetzt glaubst zu sein. Aber ist denn letzteres tatsächlich so eindeutig bestimmt oder bestimmbar, dass es abgrenzbar vom "vergangenen Kinde" ist?
FiLu hat geschrieben:Wenn jemand traurig ist, dann ist doch in erster Linie Trost wichtig - nicht die Frage nach dem "warum".
Ja, Trost soll helfen. Dennoch ist Trost im Grunde nur Symptomlinderung. Danach aber sollte man sich auch schon bald dem "Warum", also der Ursache, widmen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Benutzeravatar

StefanM
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 40
Beiträge: 207

Beitrag Fr., 09.11.2012, 14:06

Vincent hat geschrieben:Macht es Sinn, seine Gefühle in "Teile" oder "Anteile" zu zerlegen, sowie das Kind, das man einst war, von seinem "Erwachsen-Sein" zu trennen?
Ich würde meinen: einfach ausprobieren! Es gilt hier wie für alle psychologischen Konzepte, die wir hier im PT-Forum besprechen: was hilft, hat recht. Umgekehrt natürlich auch ein Konzept zu verwerfen, wenn es Dir nichts bringt (selbst dann, wenn es anderen hilft).
FiLu hat geschrieben:Lieg ich da richtig Stefan?
Ja, in der Tat, genau so meinte ich es.
The whole man must move at once!


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Fr., 09.11.2012, 14:48

StefanM hat geschrieben:Es gilt hier wie für alle psychologischen Konzepte, die wir hier im PT-Forum besprechen: was hilft, hat recht.
Gute Antwort. Danke Stefan!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag