Hi,
in Büchern über Freud, Psychotherapie etc. liest man ja manchmal, dass auch Märchen im Therapieprozess nützlich sein können. Das erschien mir immer ziemlich abgehoben, man hat ja als Erwachsener meist wenig mit Märchen am Hut! Und selbst wenn, wie könnten die ihren Weg in die Therapie finden?
Aber da jetzt tatsächlich zu meiner Verwunderung ein Märchen eine große Rolle in meiner Therapie und meiner Entwicklung spielt, würden mich andere Erfahrungen mit Märchen in der Therapie interessieren, falls jemand welche hatte.
Habt Ihr einen Bezug zu Märchen?
Wer hat das Märchen zum Thema gemacht und wie und warum?
Wie seid Ihr damit umgegangen, habt Ihr selbst recherchiert nach Deutungen?
Hat der Thera auch Input geliefert?
Wie lange hat Euch das Märchen beschäftigt?
Hat Euch das weitergebracht und inwiefern?
Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand was beizusteuern hätte. So war/ist es bei mir:
Da ich mit Kindern arbeite, sind Märchen immer wieder pädagogisch ein Thema für mich gewesen. Für mich persönlich aber erst, als ich die Wolfsfrau gelesen habe. Seitdem sind einige Jahre vergangen, wo Märchen eher marginal in meinem Leben vorkamen.
In einer Therapiestunde ging es um meine Wut/Enttäuschung über den Therapeuten, als ich mich von ihm nicht gesehen gefühlt habe und dann darum, wie ich meine Wut in der Therapie ausdrücken dürfte. Dabei hatte ich ein Bild von einem Rumpelstilzchen im Kopf, das im Therapiezimmer herumhüpft. Da ich lachen musste, erzählte ich ihm davon. Später ging es noch mal um ein Gefühl von Zerrissenheit und Feststecken in der Erde, was ich dann auch noch mal mit dem Rumpelstilzchen in Zusammenhang brachte.
Daraufhin las ich zu Hause noch mal in Grimms Hausmärchen nach, fand aber das ganze Märchen ziemlich dumm. Die Habgier und der Materialismus der Männer in dem Märchen regte mich auf. In einer anderen Version fand ich Erklärungsansätze und suchte nach Deutungen im Internet. Immer mehr Parallelen zwischen mir und der Müllerstochter und dem Rumpelstilzchen (als eine Kraft der Müllerstochter gesehen) traten zu Tage. Ich schrieb einige Punkte zusammen und brachte sie in die Stunde mit.
Bisher sind es 3-4 Wochen, seit das Thema zum ersten Mal aufkam, dazwischen waren zwar Therapieferien, aber ich habe mich auch währenddessen damit beschäftigt.
Nachdem ich vor wenigen Monaten noch den Eindruck hatte, die Therapie ist zwar gut für mich, aber es geht nichts voran, habe ich jetzt zum ersten Mal das Gefühl einen großen Schritt gemacht zu haben, eine wirklich neue Erkenntnis und einen ersten Lösungsansatz gewonnen zu haben!
Liebe Grüße
weidenkatz
Arbeit mit Märchen in der Therapie
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Toll,toll, das Forum war weg und mein langer Beitrag auch, also kurz: Mich begleiten Märchen noch immer.
Was du jetzt in Therapie genutzt hast, hat für mich nichts mit Märchen zu tun, sondern du hast jetzt ein Bild ausgesucht für deinen Zustand, welches jeder sofort nachvollziehen kann.
Solltest du dich wirklich mit Märchen auseinandesetzen in Therapie, würde ich gerne wissen wie es vor sich geht.
Viele Grüße!
candle
Was du jetzt in Therapie genutzt hast, hat für mich nichts mit Märchen zu tun, sondern du hast jetzt ein Bild ausgesucht für deinen Zustand, welches jeder sofort nachvollziehen kann.
Solltest du dich wirklich mit Märchen auseinandesetzen in Therapie, würde ich gerne wissen wie es vor sich geht.
Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs!
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@ candle, schade, dass Dein Beitrag verschwunden ist!
Ich habe oben den Auslöser genannt und den Rest nur angedeutet, aber wenn es Dich interessiert, kann ich auch noch grob skizzieren, was weiter dabei rauskam: Männlich attribuiere ich als materialistisch, habgierig, "immer mehr haben wollen", ausbeuterisch, oberflächlich. Die Müllerstochter wie auch ich müssen sich der männlich dominierten Welt beugen und stehen vor scheinbar unlösbaren Aufgaben (mit meiner Krankheit meinen Platz im (Berufs-) Leben finden). Verzweiflung, Unfähigkeit, fehlende Ressourcen, Not rufen neue Kräfte auf den Plan. Die sind ambivalent, männlich-weiblich, unbekannt, zweifelhaft, namenlos, nicht einschätzbar (Erkennen meines Problems, Verstehen -> weiblich aber auch Medikamente, Funktionieren, Durchhalten, Durchsetzen ->männlich). "Kapitulation" vor dem Männlichen, aber mit Hilfe eines Mannes (in der älteren Version der König!) Suchen nach und Erkennen (Namen finden) der Kraft, ist Erkenntnis des Selbst und auch Aussöhnung mit dem Männlichen (im weiblichen Selbst und in der Partnerschaft). Überprüfung von Idealen (Dogmen? "Etwas Lebendiges ist mir tausend mal lieber als alles Gold der Welt"), dem Männlichen (in meinem Selbst) bewusst Raum geben.
Sind jetzt nur die (bisher) wichtigsten Brocken und es geht auch noch ziemlich wirr zu in meinem Kopf damit, aber ich (und mein Thera) meinen, dass wir da an was ziemlich essentielles für mich gestoßen sind, was auf jeden Fall weiterhin Thema sein wird.
lg weidenkatz
Ich habe oben den Auslöser genannt und den Rest nur angedeutet, aber wenn es Dich interessiert, kann ich auch noch grob skizzieren, was weiter dabei rauskam: Männlich attribuiere ich als materialistisch, habgierig, "immer mehr haben wollen", ausbeuterisch, oberflächlich. Die Müllerstochter wie auch ich müssen sich der männlich dominierten Welt beugen und stehen vor scheinbar unlösbaren Aufgaben (mit meiner Krankheit meinen Platz im (Berufs-) Leben finden). Verzweiflung, Unfähigkeit, fehlende Ressourcen, Not rufen neue Kräfte auf den Plan. Die sind ambivalent, männlich-weiblich, unbekannt, zweifelhaft, namenlos, nicht einschätzbar (Erkennen meines Problems, Verstehen -> weiblich aber auch Medikamente, Funktionieren, Durchhalten, Durchsetzen ->männlich). "Kapitulation" vor dem Männlichen, aber mit Hilfe eines Mannes (in der älteren Version der König!) Suchen nach und Erkennen (Namen finden) der Kraft, ist Erkenntnis des Selbst und auch Aussöhnung mit dem Männlichen (im weiblichen Selbst und in der Partnerschaft). Überprüfung von Idealen (Dogmen? "Etwas Lebendiges ist mir tausend mal lieber als alles Gold der Welt"), dem Männlichen (in meinem Selbst) bewusst Raum geben.
Sind jetzt nur die (bisher) wichtigsten Brocken und es geht auch noch ziemlich wirr zu in meinem Kopf damit, aber ich (und mein Thera) meinen, dass wir da an was ziemlich essentielles für mich gestoßen sind, was auf jeden Fall weiterhin Thema sein wird.
lg weidenkatz
Märchen haben für mich heute noch eine genauso große Bedeutung wie damals, als ich noch klein war. Wenn ich den Wunsch nach Entspannung versprüre, dann suche ich nicht selten auf Youtube nach Märchenfilmen,
Bei mir zu Hause, also bei meiner Mutter, gab es sowas nicht. Aber mein Vater hatte für mich eine ganze Sammlung angelegt. Und immer, wenn ich ihn besuchen durfte rannte ich sofort zum Plattenspieler und legte mir ein Märchen auf.
Märchen waren sehr wichtig für mich, für meine Entwicklung und auch für meinen Heilungsprozess. Sie zeigten mir, dass das Leben nicht nur schön ist, sondern auch sehr krisenbeastet sein kann, eben wie mein Leben bei meiner Mutter. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, dann ist man groß und kann in die Welt hinausziehen. Märchen empfand ist stets, trotz aller Fiktion, als sehr realistisch. Märchen haben mir gezeigt, dass Leid nicht ewig andauert, sondern irgendwann endet. Sie haben mir gezeigt, wie man Probleme bewältigen kann. Und sie haben mir gezeigt, dass man nie aufgeben darf. Aus dem ärmsten Kind kann eine Königin werden, wenn es Geduld und Mut aufbringt und es sich nicht selbst aufgibt.
Es gab eine Zeit in der ich selber Märchen geschrieben habe und klassische Märchen umgeschrieben habe. So endete meine Rapunzel-Version damit, dass Rapunzel eines Tages erkennt, dass sie sich ja selber retten kann indem sie an ihrem langen Haar selber den Turm hinunterklettert.
Gearbeitet wurde in meiner Therapie nicht mit Märchen. Eigentlich schade.
Bei mir zu Hause, also bei meiner Mutter, gab es sowas nicht. Aber mein Vater hatte für mich eine ganze Sammlung angelegt. Und immer, wenn ich ihn besuchen durfte rannte ich sofort zum Plattenspieler und legte mir ein Märchen auf.
Märchen waren sehr wichtig für mich, für meine Entwicklung und auch für meinen Heilungsprozess. Sie zeigten mir, dass das Leben nicht nur schön ist, sondern auch sehr krisenbeastet sein kann, eben wie mein Leben bei meiner Mutter. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, dann ist man groß und kann in die Welt hinausziehen. Märchen empfand ist stets, trotz aller Fiktion, als sehr realistisch. Märchen haben mir gezeigt, dass Leid nicht ewig andauert, sondern irgendwann endet. Sie haben mir gezeigt, wie man Probleme bewältigen kann. Und sie haben mir gezeigt, dass man nie aufgeben darf. Aus dem ärmsten Kind kann eine Königin werden, wenn es Geduld und Mut aufbringt und es sich nicht selbst aufgibt.
Es gab eine Zeit in der ich selber Märchen geschrieben habe und klassische Märchen umgeschrieben habe. So endete meine Rapunzel-Version damit, dass Rapunzel eines Tages erkennt, dass sie sich ja selber retten kann indem sie an ihrem langen Haar selber den Turm hinunterklettert.
Gearbeitet wurde in meiner Therapie nicht mit Märchen. Eigentlich schade.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
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Hallo weidenkatz!
Es ist natürlich eine interessante Geschichte mit deinem Gefühl für Männer und der Männerwelt, denke aber, das die Märchen so ja nicht ausgelegt waren, es ging da eher versteckt um politische Hintergründe. Also "Müllerstochter" und Co haben eher eine andere Bedeutung. Die Männer kommen ja in den Märchen eher so weg, dass sie erlöst werden (Schneeweißchen und Rosenrot) oder aber, dass sie die Erlöser sind (Dornröschen). Also es gibt diese Dominanz wie du sie beschreibst dort nicht. Wenn du hinschaust, geht es sehr oft um böse Frauen. Das wäre ja die umgekehrte Weise der Märchen.
Wenn du jetzt mit einem Märchen wirklich arbeiten würdest, welches würdest du dir aussuchen und welche Personen würdest du dort stellvertretend unterbringen? Es kann ja sein, dass dir deine Mutter die Sicht auf die Männer "beigebracht" hat.
candle
Es ist natürlich eine interessante Geschichte mit deinem Gefühl für Männer und der Männerwelt, denke aber, das die Märchen so ja nicht ausgelegt waren, es ging da eher versteckt um politische Hintergründe. Also "Müllerstochter" und Co haben eher eine andere Bedeutung. Die Männer kommen ja in den Märchen eher so weg, dass sie erlöst werden (Schneeweißchen und Rosenrot) oder aber, dass sie die Erlöser sind (Dornröschen). Also es gibt diese Dominanz wie du sie beschreibst dort nicht. Wenn du hinschaust, geht es sehr oft um böse Frauen. Das wäre ja die umgekehrte Weise der Märchen.
Wenn du jetzt mit einem Märchen wirklich arbeiten würdest, welches würdest du dir aussuchen und welche Personen würdest du dort stellvertretend unterbringen? Es kann ja sein, dass dir deine Mutter die Sicht auf die Männer "beigebracht" hat.
candle
Now I know how the bunny runs!
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- Forums-Insider
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Hallo Weidenkatz,
Welch ein schönes Thema hast du dir da ausgesucht!
Wir arbeiten ganz, ganz oft mit Märchen. Es gibt auch - für mich hochinteressante - Bücher mit tiefenpsychologischer Deutung. Gerne habe ich das Buch von Verena Kast gelesen.
Leider habe ich es nicht mehr genau im Kopf: das ZDF hat vor Jahren einen Dreiteiler über Märchen gesendet. Es ging um Sterntaler, Schneewittchen; das dritte Märchen ist mir grad nicht präsent. Findest du hoffentlich noch in der Mediathek, wenn du magst.
Liebe Grüße
Welch ein schönes Thema hast du dir da ausgesucht!
Wir arbeiten ganz, ganz oft mit Märchen. Es gibt auch - für mich hochinteressante - Bücher mit tiefenpsychologischer Deutung. Gerne habe ich das Buch von Verena Kast gelesen.
Leider habe ich es nicht mehr genau im Kopf: das ZDF hat vor Jahren einen Dreiteiler über Märchen gesendet. Es ging um Sterntaler, Schneewittchen; das dritte Märchen ist mir grad nicht präsent. Findest du hoffentlich noch in der Mediathek, wenn du magst.
Liebe Grüße
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Danke Ferdin übrigens für den Literaturtipp, ich bin nämlich "zufällig" kurz darauf über ein Buch von Verena Kast über Befreiungsmärchen gestoßen und fand es sehr gut. Ich nehme es immer wieder mal zur Hand und finde (wie das ja bei Märchen auch so sein soll) immer wieder Neues und Inspirierendes darin. Das Rumpelstilzchen wird darin leider nicht besprochen, wenn jemand dazu was weiß, freue ich mich über einen Hinweis. Das tanzt nämlich immer noch in meinem Leben herum ; )
Lg weidenkatz
Lg weidenkatz
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- sporadischer Gast
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- Beiträge: 16
huhu,
ich möchte dir das Buch "Rumpelstilzchen Gold statt liebe" ans Herz legen. Da geht es um, ich denke, genau das was du beschreibst.
ich möchte dir das Buch "Rumpelstilzchen Gold statt liebe" ans Herz legen. Da geht es um, ich denke, genau das was du beschreibst.
"Das nächste mal werde ich es nich verkacken Mum" - "Kind deine Ausdrucksweise" - "Entschuldigung....das nächste mal werde ich es nicht verkacken....Mutter!"
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- sporadischer Gast
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Bitte, gerne. Ich hoffe es kann dir weiterhelfen. Märchen sind sehr gut um verstehen und begreifen zu lernen. Gib ihnen deinen eigene Interpretation und lass dich von diesem Buch inspirieren. Viel Erfolg und Spaß dabei!
"Das nächste mal werde ich es nich verkacken Mum" - "Kind deine Ausdrucksweise" - "Entschuldigung....das nächste mal werde ich es nicht verkacken....Mutter!"
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