Unmöglich, Hilfe anzunehmen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Buridan
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 13

Unmöglich, Hilfe anzunehmen

Beitrag Sa., 15.09.2012, 17:03

Hallo,

in letzter Zeit ging es mir nicht besonders gut. Irgendwann war ich aufgrund verschiedenster Faktoren ziemlich am Boden. Ich konnte einfach nicht mehr. Und im Grunde wusste ich, dass es ohne Unterstützung von irgendjmd sehr, sehr schwer wird da raus zu kommen.

Ich hatte dann auch einige Gespräche mit "professionellen Menschen" und allein die Gespräche waren eine Entlastung, mir ging es etwas besser und ich habe dann diesen Kontakt dort beendet. Man hatte mir dort ziemlich eindringlich zu einer Therapie geraten.

Mir ging es eine Zeitlang wirklich besser, nur hielt das nicht lange an.
Mitterweile ist es so, dass ich einfach so ein krasses Bedürfnis habe mit irgendwelchen Menschen zu reden und darüber zu sprechen, dass es mir schlecht geht. So ist es einfach, auch wenn ich es gern anders hätte. Früher habe ich alles immer ausschließlich mit mir selbst ausgemacht, das hat sich aber jetzt total verändert.

Rein rational, weiß ich auch, dass es vermutlich vernünftig wäre, mir Hilfe zu holen.
Aber das Problem ist, dass ich es irgendwie nicht kann. Als hätte ich eine riesige Blockade.
In meinem Privatleben bin ich immer für alle, da wenn sie Probleme haben. Und ich weiß, dass es auch Menschen gibt, die für mich da wären.
Professionelle Hilfe könnte ich theoretisch auch in Anspruch nehmen.
Aber es ist wie ein innerer Kampf.

Und wenn ich mir rein rational sage, dass es nun vernünftig wäre mit jemandem zu reden, werde ich extrem wütend auf mich selbst. Warum weiß ich nicht. Es macht mich einfach wütend. Und ich verbiete mir irgendwas zu tun, was gut für mich wäre. Es ist so, als ob ich alles, was schlecht für mich ist, unbedingt will.
Und das verursacht so einen extremen inneren Kampf. Also irgendwie will ich mir selbst schaden, andererseits dann wieder doch nicht. Und dieser Kampf hört einfach nicht auf. Es ist als ob beide Seiten genau gleich großes Gewicht habe und ich immer, wenn ich etwas tue, was gut wäre, die andere Seite zum Vorschein kommt und dann will ich es plötzlich nicht mehr.

Das führte eben auch dazu, dass ich erst dazu bereit war mir helfen zu lassen, dann aber wieder doch nicht. Dann alles kaputt mache, mich zurückziehe usw. Und ständig dieses hin und her, was ich nicht kontrollieren kann.

Wie kommt man da raus?
Und kommt man da überhaupt wieder raus?

Werbung

Benutzeravatar

Fast Forward
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 24
Beiträge: 369

Beitrag Sa., 15.09.2012, 18:25

Ich bin ein bisschen verwirrt... Du sagst, du willst das, was dir schadet. Sobald du etwas in Richtung tust, dass es dir besser gehen könnte, wehrst du dich umso stärker dagegen, habe ich das richtig verstanden?

Du hast es mal geschafft, dir Hilfe zu holen und auch jetzt hast du es geschafft, ein Forum aufzusuchen, wo du gelesen werden kannst. Du musstest das Forum suchen, dir anschauen, ob es thematisch so passt, ob du dich dort wohlfühlen könntest, um was zu schreiben, ob genug Aktivität ist, dann dich registrieren, einen Namen suchen, dem Link folgen, um schreiben zu können, ein neues Thema eröffnen, dem Thema einen Titel geben und beschreiben, was deine Situation ist... Das ist schon ziemlich viel Mühe, wenn man sich doch eigentlich nicht helfen lassen will.

Jetzt frage ich dich, wirst du lesen, was wir dir schreiben? Wirst du darüber nachdenken? Wirst du uns dann Antworten geben, damit wir besser wissen, wie wir helfen können?

Also, du hast schon ganz schön viele Schritte in Richtung "gehört/gelesen werden" getan. Ich bin mal gespannt auf deine nächsten Schritte

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Buridan
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 13

Beitrag So., 16.09.2012, 11:03

Fast Forward hat geschrieben:Sobald du etwas in Richtung tust, dass es dir besser gehen könnte, wehrst du dich umso stärker dagegen, habe ich das richtig verstanden?
Ja, so war es zumindest bis jetzt immer. Also ich kann nur den ersten Schritt machen und irgendwann komme ich eben immer an so einen Punkt an dem ich es nicht mehr ertragen kann, dass mir jemand hilft. Ich habe deshalb auch schon private Kontakte abgebrochen, weil diese dann zuviel von mir wussten.
Und bei nicht-privaten Kontakten sondern bei "professionellen Leuten" war es dann genauso.
Deshalb weiß ich auch nicht, was es für einen Sinn hätte eine Therapie anzufangen. Ich könnte nur ein paar Stunden hingehen. Dann wäre es auch so, dass ich anfangen würde so unterschwellig zu provozieren, ein negatives Bild von mir zu erschaffen und irgendwann würde ich abbrechen. Ich kann dieses Gefühl nicht ertragen, was entsteht, wenn mir jemand hilft. Ich weiß nicht, ob jmd. versteht, was ich damit meine... Kanns gerade nicht besser beschreiben.
Fast Forward hat geschrieben:Das ist schon ziemlich viel Mühe, wenn man sich doch eigentlich nicht helfen lassen will.
Ich will es ja auch. Also in vielen Momenten will ich es wirklich.
Dann aber irgendwann ändert sich das wieder komplett ins Gegenteil. Dann breche ich manchmal alles ab. Und später , wenn diese "Phase" vorbei ist, es mir schlecht geht, bereue ich es wieder.
Manchmal komme ich mir wirklich vor, wie ein kleines Kind, weil ich meine Emotionen dann einfach nicht unter Kontrolle hab
Fast Forward hat geschrieben:Jetzt frage ich dich, wirst du lesen, was wir dir schreiben? Wirst du darüber nachdenken? Wirst du uns dann Antworten geben, damit wir besser wissen, wie wir helfen können?

Also, du hast schon ganz schön viele Schritte in Richtung "gehört/gelesen werden" getan.
Ja, vllt. Zumindest im Vergleich zu früher wo ich alles mit mir selbst ausgemacht habe, habe ich irgendwie Schritte in eine andere Richtung getan. Aber dann geht es ja irgendwann nicht weiter -zumindest nicht in diese Richtung.
Hier im Forum ist es ja auch einfacher, weil ich mich hier, glaube ich, nicht so "bedrängt" fühlen könnte, wie in Face-to-face-Situationen. Das ist etwas ganz anderes.

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag So., 16.09.2012, 11:11

Hast du Angst dich von anderen abhängig zu machen oder wie erklärst du dir, dass du keine Hilfe annehmen kannst?

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Buridan
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 13

Beitrag So., 16.09.2012, 11:17

Tristezza hat geschrieben:Hast du Angst dich von anderen abhängig zu machen oder wie erklärst du dir, dass du keine Hilfe annehmen kannst?
Ich erkläre mir das so, dass ich einfach "Angst" davor habe, dass Menschen zuviel von mir wissen. Und außerdem kann ich dieses Gefühl nicht ertragen, was entsteht, wenn mir andere Leute helfen wollen.
Mmh, Angst vor Abhängigkeit vllt. Aber vllt auch eher, dass dann Menschen zu viel von dem wissen, was mich wirklich ausmacht...

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag So., 16.09.2012, 11:23

Buridans Esel hat geschrieben:Ich erkläre mir das so, dass ich einfach "Angst" davor habe, dass Menschen zuviel von mir wissen. Und außerdem kann ich dieses Gefühl nicht ertragen, was entsteht, wenn mir andere Leute helfen wollen.
Also misstraust du anderen Menschen, weil sie ihr Wissen missbrauchen könnten? Wie fühlt sich das denn an, wenn andere dir helfen wollen, abgesehen von der Angst?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Buridan
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 13

Beitrag So., 16.09.2012, 12:34

Tristezza hat geschrieben: Also misstraust du anderen Menschen, weil sie ihr Wissen missbrauchen könnten? Wie fühlt sich das denn an, wenn andere dir helfen wollen, abgesehen von der Angst?
Ja, ich denke dann schon, dass mir die Menschen damit ja Schaden zufügen könnten, einfach indem sie diese Dinge von mir wissen. Ich habe immer eher das Gefühl, Menschen wollen mir schaden und nicht so sehr das Gefühl, dass sie mir wirklich helfen wollen.

Wenn mir jemand hilft fühlt es sich zuerst im Grunde gut an. Also vllt so was Richtung beruhigend usw. Aber irgendwann zeitversetzt empfinde ich so etwas wie Hass oder Wut, auf mich oder auf die Person, die das hervorgerufen hat.

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag So., 16.09.2012, 13:00

Buridans Esel hat geschrieben:Ich habe immer eher das Gefühl, Menschen wollen mir schaden und nicht so sehr das Gefühl, dass sie mir wirklich helfen wollen.
Du dürftest (in deiner Familie?) entsprechende Erfahrungen gemacht haben, die du jetzt auf andere überträgst. Das Gefühl, dass andere die mit ihrer Hilfe schaden wollen, kommt mir schon ziemlich extrem vor. Es gibt ja eigentlich viele Abstufungen zwischen mehr oder weniger selbstloser Hilfe und schaden wollender "Hilfe". Das wäre schon ein Thema, das du in einer Therapie bearbeiten könntest - falls du dich mal richtig darauf einlassen würdest ...
Buridans Esel hat geschrieben:Also vllt so was Richtung beruhigend usw.
Der Smiley weist darauf hin, dass mit Hilfe in Anspruch nehmen für dich auch Schamgefühle verbunden sind. Auch nicht angenehm.
Buridans Esel hat geschrieben:Aber irgendwann zeitversetzt empfinde ich so etwas wie Hass oder Wut, auf mich oder auf die Person, die das hervorgerufen hat.
Puh, starke Gefühle ... klingt so, als seist du wütend auf dich, weil du dich wieder auf jemanden eingelassen hast, der dir nur schaden will.

Vielleicht kannst du hier im Forum mal versuchen, dich auf Hilfe einzulassen. Hier ist es ja nicht ganz so "gefährlich" wie im RL. Und es gibt hier garantiert User, die dir mit ihren Hilfsangeboten nicht schaden wollen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Buridan
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 13

Beitrag So., 16.09.2012, 20:28

Tristezza hat geschrieben:Du dürftest (in deiner Familie?) entsprechende Erfahrungen gemacht haben, die du jetzt auf andere überträgst.
Ja, das kann sein. Also ich habe schon in meiner Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass ich quasi "verletzt" werde, dass sich niemand wirklich für mich als Mensch interessiert, dass ich wegen allem möglichen kritisiert/beschimpft werde, aber da irgendwie so ein positives Gegengewicht fehlte. So grob zusammen gefasst. Obwohl es sich jetzt in dieser Zusammenfassung auch krasser anhört als es eigentlich war.
Tristezza hat geschrieben:Das wäre schon ein Thema, das du in einer Therapie bearbeiten könntest - falls du dich mal richtig darauf einlassen würdest ...
Ja, vielleicht. Es ist ja auch nicht so, dass ich das nicht will. Sondern eher, dass ich befürchte da wieder zu "versagen" und mir das ersparen möchte.
Tristezza hat geschrieben:dass mit Hilfe in Anspruch nehmen für dich auch Schamgefühle verbunden sind. Auch nicht angenehm.
Ja, das stimmt, aus diesem Grund ist es mir auch zusätzlich unangenehm.
Tristezza hat geschrieben:Puh, starke Gefühle ...
Das ist halt irgendwie das Problem. Weil es eben irrational ist und ich dann Dinge tue/sage, die mir dann mit zeitlichen Abstand peinlich sind. Aber in dem Moment verhalte ich mich dann halt wirklich auch ziemlich extrem. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich das in den Momenten dann wirklich unter Kontrolle habe Und ich kann es ja dann aber nicht wieder rückgängig machen kann. Meistens resultiert es dann darin, dass ich den Kontakt abbreche oder auch mal verletztende Dinge sage.
Das führt halt auch noch zusätzlich dazu, dass mir das später unangenehm ist. Und ich mit der Person keinen Kontakt mehr möchte, falls sie dann überhaupt noch will.

Keine Ahnung, vllt sollte ich es einfach probieren, Aber irgendwie weiß ich halt auch, wie das Alles (mal wieder) enden wird.

Benutzeravatar

Fast Forward
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 24
Beiträge: 369

Beitrag Mo., 17.09.2012, 19:33

Erstens kann in einer Therapie nur der Therapeut versagen, nicht der Patient

Weißt du, ich glaube, wenn du den Schritt in eine Therapie wagen würdest, dann würdest du nicht so schnell weglaufen... Vielleicht manchmal die Kontrolle verlieren, den Therapeuten beschimpfen, ihn hassen... Das sind Dinge, mit denen er dann umgehen können muss (und ja, solche gibt es durchaus, sofern sie merken, dass man auch gewillt ist, sein Verhalten zu verändern) und du wirst lernen müssen, es unter Kontrolle zu bringen, damit es nicht zu arg wird. Es wird sicher schwer für dich. Aber dass du schnell Reißaus nehmen würdest, das bezweifle ich sehr stark.

Wenn du einen Anlauf nimmst, um dir Hilfe zu holen (so wie hier), tust du das dann, weil du dir beweisen willst, dass es wieder nichts wird und du scheiterst oder weil du dir beweisen willst, dass du nicht zwangsläufig scheitern wirst und es dich doch irgendwo weiterbringen könnte?

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag