Wie reagieren eure Theras auf die 'Übertragungsbeichte'

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sufragette
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 89

Beitrag So., 26.08.2012, 20:37

Hallo liebe verzeihichdir

Ich bin mir da nicht so genau sicher, ob das mit dem Kaffee sich wirklich um Übertragung handelt. Sind das nicht einfach nur gute Manieren, dass man dem anderen auch etwas anbietet bzw. teilt und gerade dann, wenn sich der andere extra Zeit für einen nimmt!?
Wenn meine Thera mir was zum trinken anbietet zu Beginn der Stunde ist es immer sehr spannend zu beobachten was sie dann macht. Nehme ich etwas zu trinken, schenkt sie sich auch ein Glass ein, lehne ich ab, dann nimmt sie auch nix. Ich glaube das ist so ein Gemeinschaftsdenken. Wie aus der Bibel das Abendmahl: Essen/trinken stellt den größten Grad an Gemeinschaft dar.
Also ich finde, du kannst ihr da ruhig was anbieten...:D

Ich habe meine Thera jetzt diese Woche auf meine Gefühle angesprochen, nämlich dass ich sehr enttäuscht war, dass sie nicht gefühlsvoll darauf eingegangen war (Umarmen etc.).
Sie dann nur so: "Wenn ich Sie umarmt hätte, hätten Sie in diesem Moment eine unglaubliche Wärme und Geborgenheit gespürt, wären selig aus diesem Zimmer gegangen und sich dann die nächsten zwei Wochen bis zur nächsten Sitzung innerlich nach diesem Gefühl gesehnt. Diese Qual wollte ich Ihnen ersparen." Das hatte ich dann auch so verstanden und sie hatte gemeint, dass diese körperliche Nähe ganz schnell wie eine Droge wirken kann und sie mir lieber beibringen will, wie ich mir selbst mehr Nähe geben kann.

Mir geht es zwar jetzt nicht besser, aber ich bin wenigstens nicht mehr so enttäuscht und habe nicht das Gefühl einfach so abgelehnt zu sein.

Lieben Gruß

Die Suffragette

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.08.2012, 21:07

Sufragette hat geschrieben:Ich habe meine Thera jetzt diese Woche auf meine Gefühle angesprochen, nämlich dass ich sehr enttäuscht war, dass sie nicht gefühlsvoll darauf eingegangen war (Umarmen etc.).
super. Hat vermutlich auch einigen Mut abverlangt.
Mir geht es zwar jetzt nicht besser, aber ich bin wenigstens nicht mehr so enttäuscht und habe nicht das Gefühl einfach so abgelehnt zu sein.
Gar kein Stück besser? Das heißt es sind noch "negative" Gefühle vorhanden (z.B. der Ablehnung)? Und seit ihr darauf dann auch noch eingegangen, wie es dir damit nun geht? Inhaltlich ist an ihrer Aussage natürlich etwas dran (wobei nicht jeder Mensch gleich empfindet... also dass aus einer Umarmung eine Qual erwachsen muss, die unbedingt zu ersparen ist, würde ich jetzt nicht pauschal behaupten wollen). Nur du fühlst dich mit dieser Begründung (die man als wohlwollend auslegen könnte, dass sie dich nicht unnötig quälen wollte, und möglichst keine destruktivere Abhängigkeit provozieren will, vgl. den Vergleich mit den Drogen) noch nicht wirklich besser?
Zuletzt geändert von stern am So., 26.08.2012, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sufragette
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 89

Beitrag So., 26.08.2012, 21:26

Hallo stern

Doch,mir geht es insofern besser, als das ich jetzt weiß, dass es nicht gegen mich persönlich ging.
Aber mein Bedürfnis nach Liebe und dieser mütterlichen Zärtlichkeit bleibt ja trotzdem.

Ich sitze dann die ganze stunde ihr gegenüber und denke mir nur so "ach komm, steh bitte auf und nimm mich einfach in dem arm, scheiß auf deine prinzipien" obwohl ich ja vom kopf her verstanden hab,dass das nicht geht...
Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, mir selbst diese geborgenheit zu geben...

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag So., 26.08.2012, 22:05

Sufragette hat geschrieben:Ich sitze dann die ganze stunde ihr gegenüber und denke mir nur so "ach komm, steh bitte auf und nimm mich einfach in dem arm, scheiß auf deine prinzipien" obwohl ich ja vom kopf her verstanden hab,dass das nicht geht...
Würde nicht sagen, dass jeder Thera das absolut kategorisch ausschließt. Und auch nicht, dass das kategorisch ausschließen muss, sich selbst zumindest ansatzweise Geborgenheit geben zu können. Natürlich ist aber beides nicht dasselbe, sondern macht einen Unterschied.

Aber deine Thera hat eben ihre "Prinzipien", die insofern nachvollziehbar sind, dass es auch wichtig ist, zu lernen, sich selbst Geborgenheit geben zu können... sonst hat es etwas von Abhängigkeit, wenn man sich das im Grunde nur von außen holen kann. Also z.B. (anderer, aber IMO i.w.S übertragbarer Kontext, ich möchte es allgemeiner halten): So habe ich auch schon gehört, Thera könne mir xyz jetzt nicht geben. Würde mir natürlich mitunter extrem entgegen kommen, wenn das möglich wäre . Aber würde sie das jedes Mal machen (ich erhalte natürlich Unterstützung.. aber offensichtlich nicht immer im gleichen Maße) wäre ich mir nicht so sicher, ob das ausreichen würde, dass ich irgendwann selbst mit xyz umgehen könnte. Ich weiß es nicht... kann sein, kann nicht sein. Denn es besteht schon etwas die Gefahr diese "Aufgabe" dann eher an andere "auszuquartieren" (und im selben Atemzug davon abhängig zu sein), aber nichts selbst nutzen zu können. Geht aber IMO auch nicht darum, gar keinen Trost mehr von anderen zu holen... sondern mehr darum, sich das etwas mehr als bisher selbst geben zu können. Insofern:
Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, mir selbst diese geborgenheit zu geben...
wenn zumindest vorstellbar wäre, dass dir deine Thera dabei helfen könnte, wäre das auch ein Ansatz. Aber es ist nicht das gleiche.

Meine Sichtweise, nicht mehr und nicht weniger... können andere vielleicht anders sehen... sehen ja nichtmal alle Theras einheitlich .
Zuletzt geändert von stern am So., 26.08.2012, 22:13, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Werbung

Benutzeravatar

verzeihichdir
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 60

Beitrag Mo., 27.08.2012, 17:25

@ Sufragette
schön, dass du mich verstehst. In meinem menschlichen Sein, da denke ich eigentlich auch so und ich habe mir auch überlegt das nächste Mal bringe ich ihr einfach mal einen Kaffee mit oder verabrede mit ihr einfach wer sich um ein Getränk kümmert;) sie ist da eigentlich immer ganz offen. Hab schon andere Theras gehabt, aber bei ihr darf ich mich irgendwie wohlfühlen, wenn ich möchte. Schuhe ausziehen,bequem sitzen, also bei mir wirkt das ware Wunder was Therapie betrifft, also ich kann viel besser Therapie machen, wenn ich mich wohlfühlen kann. Wie siehst du das denn? Also ich fand deine Antwort total nett!
Also irgendwie muss ich sagen, dass ich hier viele sehr nette Leute antreffe.

Benutzeravatar

verzeihichdir
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 60

Beitrag Mo., 27.08.2012, 18:06

@Sufragette
Was machst du eigentlich für eine Therapierichtung?


ziemlichsauer
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 80
Beiträge: 2

Beitrag Mo., 27.08.2012, 20:22

@verzeihichdir,

vergeht da nicht kostbare Zeit, wenn ihr euch um die Getränke kümmert? Ich meine, dass der Tee auch erst gekocht werden muss und eine Stunde ist schnell rum.


LG

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Mo., 27.08.2012, 20:47

weiß nicht, ob es von Interesse ist, aber ich werfe es dennoch mal ein:

also ich kenne es so zum Beispiel so (Probetherapeuten inklusive):

Dass Tee i.d.R. schon (bereits gekocht) da stand (kann mir auch selbst einschenken, wenn Thera noch nicht da ist). Mache ich aber nicht regelmäßig... auch schon passiert, dass ich im Eifer das Gefechts dann vergessen haben zu trinken. Aber besonders dann nützlich, wenn der Mund trocken wird, was das Sprechen erschwert.

Oder Wasserflasche steht mit Glas in greifbarer Nähe.

Oder Thera bietet Kaffee an, der offensichtlich ratzfatz im Nebenzimmer gemacht werden könnte (wohl Automat).

Also Zeitverlust war bei mir anders... potentielle Schweigepausen (die ich bisher nie wirklich in dem Sinne hatte) würden wohl mehr Zeit kosten.

Wobei es wirklich ätzend wäre bei trockenem Mund nicht trinken zu können, deswegen hatte ich, wenn die Möglichkeit nicht bestand, früher immer eine Flasche o.ä dabei.

Sehe es ansonsten ähnlich wie Sufragette, dass zur Not (wenn man es nicht einfach als nette Geste sehen kann) selbst das noch Raum für diverse Beobachtungen lässt: Kann man es abnehmen, ggf. ablehnen... könnte man selbst eine angenehmere Atmosphäre schaffen, usw.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Sufragette
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 89

Beitrag Mo., 27.08.2012, 21:09

Hallo verzeihichdir :D

Ich muss dir zustimmen, lauter nette Menschen hier und vor allem sehr hilfsbereit und kompetent. Manchmal habe ich sogar das Gefühl einige hier studieren heimlich Psychologie. :D

Auf deine Frage bzgl. dem Wohlfühlen: Nein, eigentlich fühle ich mich nicht so wohl während der Thera-Stunde. Ich mag meine Thera zwar unglaublich gerne, aber die Dinge über die wir reden sind nicht sonderlich angenehm und deswegen bleibe ich verkrampft. Dazu kommt, dass ich ein Mensch bin der viel zu hohe Erwartungen an sich selbst knüpft und ich will die Stunde dann immer besonders effektiv machen...Sie sagt mir zwar immer, dass ich für sie völlig ausreiche, dass keine Zeitnot besteht und ich mich nicht stressen soll, aber ein bischen tue ich es halt trotzdem. Denke, das hat auch was mit der Übertragung zu tun - eine Mutter nicht enttäuschen zu wollen...

Naja, aber im Großen und Ganzen war und bin ich sehr zufrieden mit der Thera.
Seid wann bist du in Thera?

lieben Gruß

Die Suffragette

Benutzeravatar

verzeihichdir
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 60

Beitrag Mo., 27.08.2012, 22:56

Ich bin jetzt seit einem haben Jahr bei ihr. Sie ist die erste, die mir wirklich helfen kann mit meiner ptbs umzugehen, die bei nirgendwo durch einen ms verdacht ausgebrochen ist. Das Triggerte meine Erkrankung wieder, die nur in bestimmten aber vermeidbären Situationen ausbrach. Hab drei Jahre hart für meine Zugang zum Studium gearbeitet, hab ewig nach Therapie gesucht. Nie war was geeignetes dabei. Dann würde ich nach meinen Prüfungen so krank das immer noch ms oder eine autiimmunerkrankung im Raum steht. Leider wissen sie nicht was und es Macht mich fertig. Sie gestaltet die Therapie sehr gut auch in den klinikZeiten wenn ich in der Neuro bin. Das ist für mich ungemein hilfreich, dass zu haben. Leider ist es eigentlich vt da sie Psychologin ist parallel ihre Ausbildung Macht. Ich hab Angst dass mir die stunden irgendwann nicht meht bezahlt werden. Ich hatte echt andere Pläne jetzt bekomm natürlich Angst. Wenn man gesund ist dann ist ein ende schwer wenn man krank ist noch mehr. Was machst du für eine Richtung? Ich bin auch eine ehrgeizige gewesen. Das mit dem Wohlfühlen war nur auf die Umgebung bezogen. Sie ist da sehr umsichtig und animiert dazu für sich zu sorgen. Wie lange machst du das schon? LG auch an alle andere Mitleser

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag