Psychotherapie - produktiv oder kontraproduktiv?

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Fast Forward
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 13:04

Hallo Pantoffeltierchen, ich erkenne mich selbst hier gut wieder und frage mich daher, ob du nicht vielleicht deswegen diese Bedenken hast, weil du eigentlich große Angst vor den neuen Herausforderungen hast, die auf dich zukommen und die dein Leben verändern. Denn da ist ja eine ganze Menge - Therapie wurde beendet, und dies sehr rasch, du beginnst ein Praktikum, das ist recht viel zum Verdauen... Dass du das Bedürfnis hast, dich bei jemandem fallen zu lassen, das ist mehr als natürlich, denn diese Veränderungen setzen ja voraus, dass du einen Anpassungsprozess durchläufst, das ist anstrengend. Und auch beängstigend... Da kommen ja auch Versagensängste auf, oder? Wie oft habe ich mir da auch immer wen gewünscht, bei dem ich mich zusammenrollen und verweilen kann, bis der Sturm vorbei ist...

Ich denke aber, der Punkt ist, dass du dich dieser Herausforderung stellen solltest und dir zum (ja doch überschaubaren) Ziel setzen solltest, eben bis Herbst "durchzuhalten", zu testen, wie sehr du das packst, mit dem, was du in der Therapie gelernt hast, was du verinnerlicht hast. Die Sehnsucht nach der Umsorge ist ja ganz natürlich und sicher auch ein Teil des Loslöseprozesses. Und zu wissen, dass du dir Hilfe holen kannst (denn du hast das ja schon erfolgreich getan), kann deinen Rücken stärken. Wenn es wirklich zu hart werden sollte, dann weißt du ja schon, in welche Richtung du dich wenden kannst. Insofern ist die therapielose Zeit vielleicht auch eine Art Praktikum und in der stellst du vielleicht überrascht fest, dass du alleine viel viel besser klar kommst, als du selbst gedacht hattest? Ich denke nämlich auch, dein Thera würde dir nicht raten, bis Herbst mal ohne Therapie zu versuchen, wenn er dir nicht ernsthaft zutrauen (und VERtrauen) würde, dass du das hinkriegst.

Ich habe jetzt nicht alle Antworten genau gelesen, da in Eile (also Sorry wenn ich manches wiederhole oder aber Aspekte übersehen haben sollte!), aber hättest du eigentlich die Möglichkeit dich per Mail oder Telefon an deinen ehemaligen Thera zu wenden, wenn du mal ein sehr dringendes Bedürfnis, zu reden hast?

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Innere_Freiheit
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Beitrag Fr., 20.07.2012, 13:30

Hallo Pantoffeltierchen,

meiner Ansicht nach ist es ein großer Kunstfehler in weiten Teilen der Therapie-Szene, wenn ein Therapeut seinen Klienten wie ein Kleinkind behandelt!

Ich selbst habe mir viele Jahre auch immer Therapeutinnen gesucht, die mein inneres Kind versorgt haben.... und habe auch bei einem (wegen äußerer Gründe notwendigen) Therapeutenwechsel so lange gesucht, bis ich wieder eine entsprechende Therapeutin gefunden hatte.....

Heute denke ich, dass dies in Extremsituationen ja auch tatsächlich notwendig sein kann.
Außerdem wirkt es sicherlich auch heilend, wenn man (vielleicht zum ersten Mal im seinem Leben) überhaupt die Chance hat, zu fühlen wie sich eine derartige Fürsorge anfühlt!

Wenn der Therapeut jedoch den Klienten immer nur vorrangig als Kleinkind sieht, statt einen eigenverantwortlichen Erwachsenen, dann blockiert er dessen Weiterentwicklung.
So sehe ich jetzt jedenfalls im Nachhinein viele Jahre meiner eigenen Therapie.
Und genau das Gegenteil erlebe ich, wenn ich mir heute mal hin und wieder Begleitung suche, und als erwachsener Mensch behandelt werde, der zu 100% in seiner Eigenverantwortung nicht angetastet wird.

Pantoffeltierchen hat geschrieben:Ist die Frage: Besser in Therapie gehen und das durcharbeiten oder besser der Therapie fern bleiben und die Sehnsucht unterdrücken, um nicht das Schema "Wenn es mir schlecht geht, bekomme ich das, wonach ich mich sehne, also darf es mir nicht gut gehen" zu verstärken.
Ich würde mir einen Therapeuten suchen, der nicht auf mich hereinfällt.
Ein Therapeut, der auf deine "Einladungen" ohne es zu merken hereinfällt, kann dir zwar (auf Kosten der Allgemeinheit) Wellness bieten, aber auf Dauer keine persönliche Weiterentwicklung.
Pantoffeltierchen hat geschrieben:Auf der anderen Seite kann ich mir nicht vorstellen, mich einem Thera gegenüber zu öffnen, der nicht diese Wärme, Besorgnis und Fürsorglichkeit für mich aufbringt.
Meiner Erfahrung nach ist beides möglich. Auch jemand der diese Eigenschaften hat, braucht nicht unbedingt auf die Strategien seiner Klienten hereinzufallen.


Im Richtigen Leben, also in realen Beziehungen zwischen zwei (oder mehreren) Menschen, ist es meiner Ansicht nach so, dass jeder mal in die Rolle des Kindes geht, während der andere mal die Rolle eines Elternteils einnimmt.
Aber auch wenn man loslässt, sich vom anderen stützen, halten lässt, bleibt die Verantwortung trotzdem bei einem selbst.
Und lernen, wie man selbst das eigene Innere Kind, so wie es gerade ist(!), mit Liebe umfassen kann - all dies ist eigentlich die Aufgabe einer dem Menschen weiterhelfenden Therapie.

Trotzdem finde ich, um den Bogen jetzt wieder zu schließen, dich keinesfalls gestört - sondern du hast ja deine Strategien nun erkannt und kannst, wenn du es möchtest, dir einen Therapeuten suchen, der mit dir über diese Strategien hinausgehen will.... und dir helfen kann zu lernen dir (nun auf eine erwachsene Weise) im realen Leben zu holen was du brauchst....

Einen lieben Gruß

Innere Freiheit
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

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Pantoffeltierchen
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Beitrag So., 22.07.2012, 09:31

Danke für eure Antworten, für's Zu"hören" und Anregungen geben.

@ Fast Forward: Ja, es stimmt sicherlich, dass es gerade einige Dinge sind, die mir Angst machen und an denen ich gerne meinen Thera an meiner Seit hätte. Und ja, du hast sicher Recht, dass er mir das mit Herbst nicht vorgeschlagen hätte, wenn er es mir nicht zugetraut hätte. Ich habe ihn ja dann auch noch gefragt, ob ich überhaupt weiter machen soll und er meinte, dass er mir das schon empfehlen würde. Nur - und das glaube ich unabhängig von meiner Angst vor dem was kommt - bin ich mir halt unsicher, ob ich mit einer neuen Therapie nicht negatives Verhalten belohnen und Abhängigkeit fördern würde. Zum Teil kommt es mir fast schon so vor, als hätte ich ihm in der Therapie vorgespielt, dass es mir schlecht geht um seine Zuneigung zu bekommen. Was nicht wirklich stimmt, denn wenn ich in der Stunde total fertig auf den Boden gestarrt habe, hätte ich wirklich nicht anders gekonnt. Denke ich. Eine kleine Stimme flüstert mir, dass ich mich hätte zusammenreißen können und ihn anschauen. Andererseits war es mir in diesen Momenten schon fast körperlich unmöglich ihn anzuschauen. Also nichts vorgespieltes. Denke ich. Oder? Ach, ich bin verwirrt, verzeiht mein seltsames Geschreibsel...

Ich würde das alles wirklich gerne mit ihm besprechen (wobei ich mich wohl eh nicht trauen würde. ) aber die Frage stellt sich ja nicht wirklich. Ich darf ihn zwar anrufen oder schreiben, wenn etwas dringendes ist, aber das sehe ich jetzt nicht gerade als Notfall...

Danke für's Zuhören und Anregungen geben!

@ Innere_Freiheit:

Naja, was meinst du mit wie ein Kleinkind behandeln? So hätte ich es jetzt eigentlich gar nicht bezeichnet. Aber er war halt sehr fürsorglich. Ich wüsste nur einfach keine andere gute Variante. Entweder sie sind eben so fürsorglich, wenn es mir schlecht geht, daraus würde ich dann wieder ein positives Gefühl ziehen und es würde wieder "belohnen", dass es mir schlecht geht, oder sie tun es eben nicht, dann kann ich aber nicht dieses Vertrauen, diese Nähe aufbauen, die ich brauche. (*schluck* Mir wird gerade klar, dass das genau das ist, was mein Thera wohl meinte, als er sagte, ich bräuchte Druck um Nähe zu empfinden. )

Hm, also doch gar keine Therapie mehr? In den letzten Tagen haben sich wieder Symptome eingeschlichen, nach ICD-10 bin ich wohl noch immer krank. Zumindest grenzwertig. Und ich habe halt auch einige Sachen, die ich gerne noch beredet würde...

Bin gerade i-wie verwirrt. Wenn ich im Herbst mit der Therapie beginne, werde ich das auf alle Fälle ansprechen. Zumindest werde ich es versuchen, ich hoffe ich traue mich...
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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Fast Forward
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Beitrag So., 22.07.2012, 10:10

Finde ich gut, dass du selbst schon annehmen kannst, dass du vielleicht auch ohne Therapie kannst! Bis Herbst ist es zwar nicht mehr sooo lange, aber lange genug, um in dich selbst hinein zu horschen und herauszufinden, ob du einen Therapeuten brauchst oder mittlerweile selbst die Symptome (ich habe keine Ahnung, was deine Problematik ist, ich vermute hier also nur) in den Griff bekommst.
Ich denke aber nicht, dass du ihm das alles vorgespielt hast, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie gesagt, dieses Verhalten kenne ich von mir selbst nur zu gut und mache mir immer wieder Vorwürfe, dass ich seine Zeit stehle. Besonders, wenn er mir erzählt, dass er in den letzten zwei Wochen jeden Tag bis 10 Uhr Abends gearbeitet hat. Oder wenn ich plötzlich meine Höhenangst beschreibe, nur damit er vorschlägt, dass wir das auch behandeln, damit ich mehr Zeit gewinne. Aber andererseits; diese Dinge zu sagen, dieses Verhalten, dass wir in der Therapie an den Tag legen, das zeigt doch, wie es einem geht und auch wenn Therapeuten keine Hellseher sind, so haben sie doch gelernt, Verhalten zu deuten. Wie du sagst, du hättest ihn in diesen Situationen nicht ansehen können, auch wenn du gewollt hättest. Du hättest dich zwingen müssen und wem hätte das genützt? Wahrscheinlich hat diese Haltung mehr über dein Seelenleben gezeigt, als hättest du ihn angesehen und es runtergespielt.

Ebenfalls gut, dass du selbst sagst, du empfindest die Situation nicht als Notfall. Du rennst also nicht wegen einer "Kleinigkeit" hin oder so, du willst es also doch erst so klären. Das zeigt doch auch, dass du schon viel Unabhängigkeit und Eigenständigkeit entwickelt hast, oder? Und andererseits weißt du, du könntest Kontakt aufnehmen, wenn es für dich untragbar werden sollte.

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Pantoffeltierchen
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Beitrag Mo., 23.07.2012, 15:01

Danke für deine lieben Worte, fast forward!

Mit Symptomen meine ich meine Essstörung/das Erbrechen und das sich fett fühlen...
Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten.

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