Zweigleisig: stark und depressiv

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Juline
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 181

Beitrag Sa., 05.05.2012, 17:59

Ich versteh das in mir nicht.

Ich kann mich ja wirklich glücklich schätzen. Und das tue ich auch. Ich war so lange so depressiv. Das bin ich nicht mehr. Ich bin aktiv und viel sozialer.

Was passiert da in mir? Welcher Schalter legt sich da um, der mich so runterzieht und das Leben negiert? Das passt überhaupt nicht zusammen.

Ich sehe von einer Sekunde auf die Andere keinen Sinn mehr in meinem Leben. Es lohnt sich nichts an diesem Leben. Es ist nicht lebenswert. Und kurz darauf bin ich ein fröhlicher, aktiver Mensch, der seine Ängste immer besser im Griff hat und wieder genießen kann. Und irgendwo bin ich doch tieftraurig.

Aber wie kann ich das so verpacken, dass mir das meine Thera wirklich glaubt? Ich bin dort so stabil und stark. In den Momenten dort, muss ich mich ja selbst auslachen, wenn ich von den negativen Gedanken spreche. Das gehört ja auch gar nicht wirklich zu mir. Auf jeden Fall darf es nicht wieder so schlimm werden, dass ich meine guten zufriedenen und angstfreien Phasen verliere.

Kennt diese Zweigleisigkeit sonst niemand?

Werbung

Benutzeravatar

Phönixia
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 36
Beiträge: 917

Beitrag Sa., 05.05.2012, 19:57

Hallo Juliane,
Kennt diese Zweigleisigkeit sonst niemand?
ja bei mir verläuft es auch "zweigleisig".
Es ist so ähnlich, wie bei dir. Ich war jahrelang depressiv. Heute würde ich mich kaum mehr richtig als Depressiven beschreiben.
Es hat sich alles psychisch zum positiveren entwickelt, ich bin sozialer, aufgeschlossener, einfach leichter vom Wesen her.
Aber es kommt noch zu depressiven Schüben, die oft recht heftig sind, aber dafür kurz. Nur wenige Stunden oft anhalten. Danach bin ich wieder ganz positiv gestimmt.
Und kann tatsächlich über meine negativen Gedanken lachen.
Ich nehme sie einfach nicht mehr so ernst meine negativen Gedanken.
Im Gegensatz zu dir sehe ich das mit dem Zweigleisig nicht so negativ.
Ich erkläre mir das so, es hat sich vieles ins Positive verändert. Ich habe wohl die Depression weitestgehend überwunden (keine Antidepressiva!) und bin neutral bis positiv gestimmt, aber die alten Depressionsmuster leben noch weiter fort und verselbständigen sich von Zeit zu Zeit wieder. Sie bekommen aber nicht mehr soviel Nahrung in Form von negativen Gedanken und dadurch verschwinden die depressiven Verstimmungen schnell wieder.
Insgesamt aber eigentlich eine positive Entwicklung. Ich persönlich freue mich darüber.
I
Vielleicht ist es bei dir ähnlich?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Juline
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 181

Beitrag Sa., 05.05.2012, 21:55

Liebe Phönixia,

danke! Es hat mir gerade richtig gut getan deine Nachricht zu lesen.

Ja so ist es auch bei mir. Ich freue mich ja auch, wie schön es manchmal wieder sein kann.
Phönixia hat geschrieben:...bin neutral bis positiv gestimmt, aber die alten Depressionsmuster leben noch weiter fort und verselbständigen sich von Zeit zu Zeit wieder. Sie bekommen aber nicht mehr soviel Nahrung in Form von negativen Gedanken und dadurch verschwinden die depressiven Verstimmungen schnell wieder.
du beschreibst das echt gut. Ja, ich nähre meine depressiven Stimm(ung)en auch nicht mehr so sehr. Ich habe so viele positiven Gedanken dazu gewonnen und habe gelernt wieder vorwärts zu schauen.
Phönixia hat geschrieben:Aber es kommt noch zu depressiven Schüben, die oft recht heftig sind, aber dafür kurz. Nur wenige Stunden oft anhalten. Danach bin ich wieder ganz positiv gestimmt.
"Depressive Schübe" - finde ich sehr treffend. So ist es auch bei mir.
Machen dir diese Schübe manchmal Angst?
Phönixia hat geschrieben:Und kann tatsächlich über meine negativen Gedanken lachen.
Ich nehme sie einfach nicht mehr so ernst meine negativen Gedanken.
Lachen kann ich über meine negativen Gedanken weniger (auch wenn ich dies so wegen der Therapiestunde geschrieben habe). Mir sind diese negativen Gedanken so fremd. Als ob sie nicht zu mir gehören (sollen). Ich habe Angst vor diesen Gedanken. Da steckt so viel Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit drin. Das muss ich fast ernst nehmen. Und manchmal wird das so heftig, dass sich so starker Druck aufbaut, dass ich versuche alles zu verdrängen. Und es geht, und dann bin ich glücklich und stark. Bis es wieder kommt ...
Phönixia hat geschrieben:Insgesamt aber eigentlich eine positive Entwicklung. Ich persönlich freue mich darüber.
Ja, das stimmt. Ich freue mich auch. Wenn nicht auch das andere da wäre, dem dazu nur lebensverneinende Gegenargumente einfallen..


Darf ich fragen, ob du noch Therapie machst? Besprichst du diese Schübe also auch?

LG Juline

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag