Therapieerfolg selbst gefährden...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Justus
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 17:22

@ sandrin

Ja, ich sollte sie wirkich ermutigen...

...aber ich möchte sie in ihren Konzepten nicht auch noch bestärken...

Ich will nicht, dass sie ihre Kopflastigkeit für gesund hält!

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sandrin
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 17:26

Nein, wer will das schon. Darum geht es aber jetzt grad auch nicht.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 17:55

Hallo Jolly,ich finde das nen wichtigen Punkt,was Dysfunction geschrieben hat:
Vielleicht ist es auch einfacher, krank zu bleiben, das ist man ja schließlich über Jahre gewohnt, wie soll man denn auf einmal damit umgehen, wenn es plötzlich nicht mehr so ist und die Unklarheiten, die einen ewig begleiteten, auf einmal einen Sinn ergeben? Und dieser blöde Satz diente eben als Behuf dazu, um die neue Situation nicht aushalten zu müssen.
Was meinst du dazu?

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sandrin
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:02

Naja, aber die Krankheit verschwindet doch nicht nur dadurch, dass man sie sich jetzt erklären könnte. Aber ich vermute, dysfunction will auf eine Art Abwehr hinaus, wenn ich sie richtig interpretiere.

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Corumbra Myosotis
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:09

Dysfunction will sagen, daß eine Krankheit (jedenfalls in psychischer Richtung) nicht ohne Grund entsteht und ihre Berechtigung hat, als Schutzmechanismus zum Beispiel. Und wenn da eben etwas gefunden wird, was diesen durchschaut, ist die Folge daraus manchmal, daß man ihn dann aufheben kann. Was wiederum eine ungewohnte Situaton ist. Der Mensch ist naturgemäß nicht sonderlich auf Veränderungen ausgelegt und die Psyche schon gar nicht. Egal, ob "krank" oder gesund, das ist immer mit Stress verbunden, weil erst 'mal ein Einstellen auf die neuen Gegebenheiten statt finden muss. Und gerade, wenn man psychisch angeknackst ist, ist das Stresslevel ja sowieso viel niedriger oder das Niveau höher und dann wird Veränderung eben schnell wieder zu viel. Was also tun? ... Da nimmt man alles, was man kriegen kann, um eben diesen Stress zu vermeiden. Und sei es halt ein blöder, polemischer, kontextloser Satz. Das ist unbewusst so drin, denke ich.

Hab das jedenfalls oft beobachtet und bin quasi auch Spezialist darin ...

(Versteht man irgendetwas von dem, was ich sagen will? :/ )
Zuletzt geändert von Corumbra Myosotis am Mo., 20.02.2012, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
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"It is not nor it cannot come to good:
But break, my heart; for I must hold my tongue.“

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Justus
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:21

Nee, ich verstehe das überhaupt nicht...

...also bei mir fing die Heilung erst an als ich mich von Konzepten verabschiedete und mich mit meiner Geschichte nicht mehr identifizierte...

Ist mir doch schnuppe woher meine Persönlichkeitsstörung kam! Damit beschäftige ich mich gar nicht mehr, weil es keine Rolle mehr spielt...

Das kommt mir alles vor wie aus einem früheren Leben! Keine Ahnung, warum ich mich vorher jahrelang daran gerieben habe und mich obsessiv damit beschäftigte...

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Osa
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:23

Hallo Jolly,
jolly32 hat geschrieben: Vor allem mit deiner 3. Überlegung. Ja, das bin leider genau ich. Darf ich fragen, wie du dagegen ankämpfst?
Wenn ich das nur wüßte... dann wäre ich wahrscheinlich gar nicht hier im Forum angemeldet Im Gegensatz zu dir hab ich noch keine PA angefangen, ich bin momentan noch auf Therapieplatzsuche, hatte bislang nur probatorische Sitzungen. Im Alltag hilft es mir gerade sehr, mir immer wieder die banale Frage zu stellen, die mir ein ganz toller Analytiker (der mich leider nicht übernehmen kann) im Erstgespräch gestellt hat: Wer nimmt Ihnen denn die Freude weg?
jolly32 hat geschrieben: Noch eine Anmerkung zur deiner zweiten Überlegung, bei mir hat sich das im Gehirn kurz gesagt so abgespielt: Wenn die Psycholgie falsch liegt, dann gibts vielleicht doch eine Schuld... und schon war ich drinnen in dieser Angstspirale.
Kenn ich total gut! Bist du auch so einer, der sich anfangs dauernd gefragt hat, ob er denn wirklich therapieberechtigt ist, wo es doch so viele Menschen mit viel größeren Problemen gibt und man selber müsste sich doch einfach nur ein bisschen mehr zusammenreißen?
Mir selber geht das z.T. immer noch so, bei allen anderen habe ich großes Verständnis und bin auch überzeugt davon, dass psychologische Hilfe zur Heilung beitragen kann, nur bei mir selber bin ich oft streng und gebe mir die "Schuld", dass ich unfähig bin, alleine klar zu kommen. Aber das ist ja auch auf der Verstandesebene unlogisch und inkonsequent (davon abgesehen, dass es auch nicht zielführend ist) - warum habe ich bei anderen Menschen mehr Verständnis als bei mir selber?
Wenn ich mir diesen Widerspruch immer wieder vor Augen führe, hilft es mir zumindest eine zeitlang, die "Schuldfrage" auszublenden (ich hoffe, in einer PA dann da genauer dahintersteigen zu können).

Ich arbeite übrigens wie du auch in der Wissenschaft und kenne das Gefühl, dass man alles, was nicht ordentlich empirisch belegbar ist, ständig hinterfragen und anzweifeln muss. Wenn ich aber merke, dass ich gerade schon wieder anfange, die Grundlagen anzuzweifeln (kann einem die PA wirklich helfen, etc.), hilft es mir meistens, erstmal zu akzeptieren, dass es sich eben um etwas handelt, dass ich mit Logik nicht erfassen und dadurch auch nicht kontrollieren kann.
Und dann denke ich an Bereiche in meinem Leben, wo es mich komischerweise gar nicht stresst, dass ich sie verstandesmäßig nicht erfassen kann, z.B. habe ich kein Problem damit, gleichzeitig an Gott glauben, ohne aber natürlich die Erkenntnisse der Evolutionsbiologie in Frage zu stellen. Meistens beruhigt mich das dann auch wieder.
jolly32 hat geschrieben: Vielleicht sollte ich dieses Gefühl sogar als hilfreich und konstruktiv sehen, das mir, zwar mit brachialer Gewalt, aber dennoch zeigen will, dass es nun an der Zeit ist, wieder selbst das Ruder in die Hand zu nehmen.
Das klingt doch gut!
Eine weitere Überlegung hierzu: Vielleicht hilft es, dich an dein Studium zurückzuerinnern. Da gab es sicher auch Momente, wo erstmal ein großes Aha eingesetzt hat und du dir dachtest "ah, jetzt hab ich alles verstanden", dann wieder leichte Zweifel, wenn du über eine gegensätzliche Theorien gestolpert bist und gegen Ende dann aber die Gewissheit, einen Überblick über beide Seiten zu haben und für dich eine passende Synthese/eine neue adaptierte Theorie/... bilden zu können. Ich hoffe, du verstehst, wie ich das meine.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:25

Dysfunction hat geschrieben:(Versteht man irgendetwas von dem, was ich sagen will? :/ )
Also,ich verstehs...
Und sehs genauso.Und hab da auch hin und wieder mal ne ähnliche Erfahrung gemacht.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:28

Justus hat geschrieben:Nee, ich verstehe das überhaupt nicht...

...also bei mir fing die Heilung erst an als ich mich von Konzepten verabschiedete und mich mit meiner Geschichte nicht mehr identifizierte...
Aber dahin muß man erstmal kommen...
Solche "Abwehrmuster" finden ja unbewußt statt.Das muß man erstmal blicken - und dann kann man anfangen,sich davon zu lösen.

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Osa
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:33

Dysfunction hat geschrieben: (Versteht man irgendetwas von dem, was ich sagen will? :/ )
Ja, finde ich sehr verständlich, wie du das beschrieben hast und würde ich auch sofort so unterschreiben. Gilt ja oft auch für physische Erkrankungen (nicht umsonst gibt es den Bereich Psychosomatik)
Justus hat geschrieben: Ist mir doch schnuppe woher meine Persönlichkeitsstörung kam! Damit beschäftige ich mich gar nicht mehr, weil es keine Rolle mehr spielt...

In einer Psychotherapie geht es m.W. aber doch auch nicht primär darum, herauszufinden, was der Ursprung einer PS oder Depression oder ähnlichem ist, sondern welche Funktion sie für dich in deinem Alltagsleben hat oder hatte.

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jolly32
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Beitrag Mo., 20.02.2012, 18:36

@ Justus: Deshalb die Anführungszeichen!
@ Sandrin: Danke, sehe ich genauso!

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ENA
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Beitrag Di., 21.02.2012, 18:28

Vielleicht wäre es auch an der Reihe, Jolly selber nochmal zu Wort kommen zu lassen. Er war seit gestern abend nicht mehr online. Vielleicht kommt er in den nächsten Tagen nochmal wieder.

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Beitrag Fr., 24.02.2012, 05:10

Hinweis: OT-Postings wurden in die Plauderecke ausgelagert, Hickhack auf der letzten Seite wurde entfernt. Bitte zur Erinnerung wieder mal in die Netiquette reinlesen!

mfg Admin

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