Wahl des Gesprächsthemas

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titus
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Wahl des Gesprächsthemas

Beitrag Mo., 28.11.2011, 13:35

Ich tue mich immer wahnsinnig schwer damit, herauszufinden, worüber ich in den Sitzungen sprechen möchte. Ich meine auch schon herausgefunden zu haben, woran das liegt, aber trotzdem ist es ein Problem. Nicht, weil ich nicht wüsste, was ich sagen soll, sondern weil es eher zu viele Sachen sind, die mir unter der Woche durch den Kopf gehen. Und ich kann und möchte da nicht werten, welches Thema wichtiger, ergiebiger oder passender wäre. Ich weiß z.B. auch nicht, ob man dabei immer an die vorangeganene Sitzung anknüpfen sollte, um etwas abzuschließen, so wie in der Schule, wo man eine Unterrichtseinheit nach der anderen bearbeitet.

Ich habe das natürlich auch schon angesprochen. Er hat geantwortet, dass ich mir da nicht so viele Gedanken machen soll.

Mein Kopf ist so voll mit Gedanken und Gefühlen, dass das einfach nicht reicht für eine Stunde. Ich könnte den ganzen Tag dort sitzen und erzählen - nicht, dass das irgendwie Geschwafel wäre; ich glaube, ich kann schon ganz gut reflektieren, aber wenn ich jetzt in die Stunde gehe und mir dabei vornehme, mehrere Sachen anzusprechen, dann ist das schon wieder so verplant wie eine Unterrichtsstunde. Und das will ich eigentlich nicht. Wenn ich mir aber nur ein Thema vornehme, dann geht vielleicht etwas anderes unter, was ich dann wochenlang mit mir rumschleppe.

Ich komme mir vor wie ein Lehrer, der seinen Unterricht planen soll und damit überfordert ist.

Wie ist das denn bei euch? Lasst ihr die Gedanken frei laufen oder plant ihr eure Stunden? Erzählt ihr, was in der laufenden Woche passiert ist oder sucht ihr euch gezielt bestimmte Probleme? Oder sagt euch der Therapeut, was als nächstes dran wäre?

Die Themen wären kein Problem - es ist eher die Angst, dass es zu viel für eine Stunde wird.
Meine Beiträge spiegeln meine persönliche Einstellung wider. Sie sind nicht allgemeingültig; was ich schreibe, muss nicht auf andere Menschen zutreffen. Ich möchte das nicht in jedem Beitrag wiederholen, weil ich es für selbstverständlich halte.

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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 13:47

Ich muss sagen, ich mag es am liebsten, wenn meine Thera Sachen vorschlägt und ich dann sagen kann: ja oder nein. Habe ihr vor einer Weile mal ne Liste gegeben, über was ich bis am Ende der Therapie alles reden will. Seitdem ist es etwas besser, aber es gibt immer noch Situationen, in denen ich nicht richtig weiß, was jetzt auch für mich gut wäre, zu besprechen. Dann soll ich meistens meine Augen schließen und gucken, welches Gefühl am Stärksten ist und darüber reden wir dann. Meistens ist es soviel, dass ich es nicht immer schaffe, das Wichtigste zu filtern, aber am Anfang war es noch viel schwieriger.

Manchmal plane ich aber auch wirklich, wenn es z.B. um unsere Beziehung geht oder so und schreibe mir kurz vorher was auf, was ich sagen will.

Am Anfang reden wir meist kurz über die Woche.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 14:39

Ich mache mir immer viele Gedanken darüber, was ich in der Stunde sagen soll. Aber letztlich verläuft das Gespräch dann oft anders. Die Antworten der Therapeutin kann ich ja nicht planen. Manchmal wird ein Stichwort aufgegriffen, das dann in eine ungeplante Richtung führt. Aber letztlich geht es immer um Dinge, die mich bewegen, die gerade wichtig sind. Anderes, was auch wichtig ist, findet dann eben seinen Platz in einer anderen Sitzung. Manchmal kommt es allerdings vor, dass ein Thema unbedingt besprochen werden muss, und das spreche ich dann meistens gleich am Anfang an, so dass es nicht untergeht. Gibt es für dich nicht auch oft ein Thema, das dir gerade unter den Nägeln brennt, so dass es automatisch in den Vordergrund rückt, auch wenn dir unter der Woche vieles andere durch den Kopf geht? Ein Thema, das unmittelbar vor der Stunde wichtiger als die anderen erscheint? Was deine Frage zum Anknüpfen an die vorangegangene Sitzung betrifft, so denke ich nicht, dass dies erforderlich ist. Es geht ja nicht um ein systematisches Abarbeiten. Wichtige Themen kommen automatisch immer wieder hoch, man kann sie sowieso nicht vergessen oder unterdrücken.

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abendrot79
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 14:57

Hallo Titus,

bei mir ist es imer so, dass ich die Stunden nicht bewusst vorbereite, aber sich dazwischen immer ein Thema rauskristalisiert, welches dann mein "Eingangs-Thema" wird. Ich gehe z.Zt. nur alle 14 Tage zur Therapie und meistens wirkt die letzte Stunde noch nach, wird aber dann recht schnell von ganzen anderen Themen abgelöst. Die schwirren mir dann durch den Kopf und im Laufe der Tage sortiere ich dann aus und übrig bleibt dann meistens ein ganz wichtiges Thema. Oft hat dass dann auch indirekt mit der letzten Stunde zu tun bzw. wurde dadurch "losgetreten". Also irgendwie hängt schon immer alles zusammen ... oft aber auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Gerade jetzt ist es so, dass die letzte Stunde so extrem nachgewirkt hat, dass mein neues Eingangs-Thema schlichtweg die letzte Stunde ist und ich bin fest davon überzeugt, dass sich daraus wieder ganz viele neue Themen ergeben werden.
flowerbomb2 hat geschrieben:Habe ihr vor einer Weile mal ne Liste gegeben, über was ich bis am Ende der Therapie alles reden will.
Mir schwirren in letzter Zeit auch so viele alte Erlebnisse und Geschichten im Kopf herum, dass ich meiner Thera die auch nur mal stichpunktartig sagen möchte, einfach damit sie nicht verlorengehen und sie so ungefähr weiss was mir wichtig ist. Auch für den Fall dass ich mal nichts weiss und ich an die Themen auch nicht denke. Vielleicht wäre das auch ws für Titus, einfach eine Themen-Sammlung anlegen und schonmal "abgeben" ...
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Proserpina
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:01

Hm....

....bei mir ist es ja schon länger her, aber mein Thera hat sich immer einfach mir gegenüber gesetzt und schweigend (wartend) durch seinen Bart gestrichen. Manchmal hat er auch einfach schweigend und mit geschlossenen Augen da gesessen (und ich habe manchmal darauf gewartet, dass er anfängt zu schnarchen - hat er aber nie). Wir haben uns bisweilen über Minuten angeschwiegen, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und einfach mit irgendwas rausgeplatzt bin. Der Rest ergab sich dann von allein.

Feste Themen oder Vorgaben gab es gar nicht.

....

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titus
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:04

Tristezza: So hat er mir das auch erklärt, dass das Wichtige sowieso immer wieder besprochen wird - und so ist es ja dann auch. Wenn sich ein Gespräch ergibt, macht es mir auch überhaupt nichts aus, dass mein eigentlicher Schwerpunkt woanders geplant war. Das ist ja gerade das Spannende, dass man selbst Sachen völlig unwichtig findet, und wenn sie dann ausgesprochen sind, fällt es einem selbst oder dem Therapeuten auf, dass das doch ein ganz wesentlicher Aspekt war.

Aber vorher mache ich mir immer so einen Kopf, als würde die ganze Therapie nur eine Stunde dauern und ich bekäme einen Preis für jedes geschaffte Problem Vielleicht will ich auch einfach zu viel auf einmal.

Es gibt viele Dinge, die ich für gleichermaßen wichtig halte, deshalb fällt es mir ja so schwer, zu filtern. Wenn ich in der nächsten Stunde gerne über meine Ängste, die vor ein paar Tagen wieder hochgekommen sind, sprechen möchte, dann denke ich mir: "Na, toll, dass ich Ängste habe, weiß er ja, wieso soll ich es ihm nochmal erzählen?" Und gleichzeitig würde ich noch mal gerne über die letzte Stunde reden, weil ich da etwas nicht verstanden habe. Und dann würde ich gerne über unsere 'Beziehung' reden und davor, dass ich Angst habe, dass er mich nicht versteht. Aber das sind drei so große Themen, die unmöglich in 50 Minuten abgearbeitet werden können. Und nun überlege ich, womit ich anfange. Ich bin es halt von Ärzten so gewohnt, dass man sich kurzfassen muss und innherhalb von zwei Minuten die ganze Anamnese runterrattern muss...
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titus
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:08

Proserpina hat geschrieben:Hm....

....bei mir ist es ja schon länger her, aber mein Thera hat sich immer einfach mir gegenüber gesetzt und schweigend (wartend) durch seinen Bart gestrichen. Manchmal hat er auch einfach schweigend und mit geschlossenen Augen da gesessen
So ist das bei uns auch - ich habe erst gar nicht verstanden, dass ich diejenige bin, die sprechen soll und hab mich immer gewundert, warum er nicht redet und ob ER irgendein Problem hat. Mittlerweile setze ich mich in den Stuhl, und es vergehen keine Sekunden, bis ich loslege. Aber mir kommt das meist so unwirklich vor und ich denke, ich müsste irgendwelche Erwartungen erfüllen und ich mache bestimmt irgendwas falsch und wähle das falsche Thema oder so.
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Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 15:12

Es gibt viele Dinge, die ich für gleichermaßen wichtig halte, deshalb fällt es mir ja so schwer, zu filtern. Wenn ich in der nächsten Stunde gerne über meine Ängste, die vor ein paar Tagen wieder hochgekommen sind, sprechen möchte, dann denke ich mir: "Na, toll, dass ich Ängste habe, weiß er ja, wieso soll ich es ihm nochmal erzählen?" Und gleichzeitig würde ich noch mal gerne über die letzte Stunde reden, weil ich da etwas nicht verstanden habe. Und dann würde ich gerne über unsere 'Beziehung' reden und davor, dass ich Angst habe, dass er mich nicht versteht
Sag ihm doch zu Anfang gleich genau das : das und das und das bring ich mit,alles ist mir gleich wichtig,Zeit reicht aber nicht!
Und dann hilft er dir doch bestimmt mit,das Wichtigste rauszufinden - und behält selber mit im Auge,was dir daneben auch noch wichtig war.

Ich hab übrigens ein ähnliches "Problem" damit,daß ich in alter Manier meinem Thera erstmal "anamnesemäßig" runterrassel,was ich so mitbringe grad.
Aber ich find das eher hilfreich : weiß er schon mal gleich zu Anfang,was alles auf ihn zukommt die nächsten 50 min...
Und wenn ich mich verzettel,kann er anknüpfen.

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