Schwach sein dürfen und seine Folgen?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Staubkorn
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Schwach sein dürfen und seine Folgen?!

Beitrag Mi., 19.10.2011, 16:45

Hallo an alle

Könnt ihr eure Schwächen zeigen?
Also auch mal traurig, weinerlich sein innerhalb der Therapie?
Ist ja auch anscheinend was normales, dennoch schaff ih es noch nicht trotz dessen, das ich mich gut aufgehoben bei meiner T. fühle.
Kennt jemand von euch solche Blockaden? Wenn ja, wie kann man damit umgehen?
Es geht mir dabei nicht mal darum, das man unbedingt weinen muss, nein.
Dennoch hängt es schon damit zusammen, also Schwäche.
Es ist noch zu stark alles verkoppelt in mir. Sprich Schwäche = negative Konsequenzen.
Zählt ja auch das annehmen und akzeptieren der Erinnerungen dazu, welche jedoch sehr schmerzhaft sind und diese werden abgeblockt.

Ich weiß nicht, ob es nun zu wirr ist. Ich hoff, irgendwer kann mich dennoch verstehen, was ich mein/will?

Gruß, Korn
Das Überleben hängt von der Fähigkeit
ab, sich zu verändern.
(Charles Darwin)

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Atara
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Beitrag Mi., 19.10.2011, 17:55

meistens versuche ich kontrolliert zu sein. aber manchmal kann ich es zulassen, dass mir etwas wehtut,
oder kann darüber reden wenn etwas schmerzt in mir was rausmuss. aber ich bin oft so schüchtern und habe angst etwas zu sagen was "ihr" nicht gefällt, was natürlich rational gedacht, völliger käse ist.
es ist schwer sich zu öffen und sein inneren ängste preiszugeben.
ich denke dass das alles eine vertrauenssache ist.
aber wir kommen langsam voran...
"Wenn ihrs nicht fühlt, ihr werdets nicht erjagen"

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sonnenuntergang
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Beitrag Do., 20.10.2011, 12:08

das problem kenn ich, für mich ist das immer wieder kommisch bin ich es doch gewohnt immer stark sein zu mußen

aber mitlerweile schaff ich es manchmal

meine T. hat das großen anteil daran,

also streß dich nicht rein es wird kommen wenn du dich gut aufgehoben fühlst

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Honig
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Beitrag Do., 20.10.2011, 12:27

Ich war neulich sehr, sehr wütend in der Therapiesitzung, und zwar auf die Therapeutin, die mir gegenüber saß. Sie (selbst recht wütend) provozierte mich, ich würde doch gleich platzen vor Wut und ich solle das mal rauslassen. Ich aber behielt meine Maske.

In meiner Herkunftsfamilie gilt es als Schwäche, Wut auf sein Gegenüber auszudrücken.

Und jetzt brauche ich die Stärke, meinem Gegenüber ehrlich meine Gefühle auszudrücken. Wo ich dazu sogar noch aufgefordert werde.
Aber ich kann nicht darüber hinweg, dass es eine Schwäche wäre und absolut kindisch und was weiß ich, meine Wut nach außen zu erkennen zu geben.

Mit Weinen und Leiden habe ich vielleicht nicht ganz so sehr ein Problem. Das wurde mir als Kind eher zugestanden als Ärger und Wut.

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Engel22
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:19

hallo, ich kann das echt gut verstehen, auch mir fällt es sehr schwer meine gefühle zu zeigen.weil ich es auch als schwäche empfinde weil ich in meiner kindheit immer die starke gespielt hab bzw. spielen musste um akzeptiert zu werden. und ein sehr großes schamgefühl ist da auch noch dabei vor anderen zu weinen. deswegen bin ich auch nicht in der lage eine beziehung zu führen weil ich mich nicht in die abhängigkeit begeben kann. oder die freiheit verlieren kann. ich denke immer ich verliere dann die kontrolle über meine gefühle. und möchte einfach nicht diese enttäuschung erleben. in der letzten sitzung war ich an so einem punkt wo ich erst mal ne min. da saß und mich erst mal wieder sammeln musste das ich nicht anfange zu weinen und dann zu sagen das ich darüber nicht reden möchte, weil ich durch dieses schweigen stark unter druck geraten bin. es hat auch nix mit meiner therapeutin zu tun das ich ihr nicht vertraue, im gegenteil ich schätze sie wirklich sehr, aber ich muss wohl erst noch den ricxhtigen zeitpunkt abwarten bis ich es zulassen kann.

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Lebsi
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 11:52

Puh,also bei mir hats sehr lange gedauert,bis ich mich getraut habe, meine Thera meine schwachen Seiten zu erzählen,von meinen negativen Seiten und Fehlern. Hatte immer Angst,was sie über mich denken würde,ob sie mich dann nicht mehr mögen würde

Über mich wurde in meiner Familie sehr viel gelästert und hergezogen und das sitzt wohl immer noch sehr tief,dass ich immer noch glaube,dass alle schlecht über mich denken :(
LG Lebsi

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Honig
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 13:08

@Lebsi: Meinst du mit Schwächen und Fehlern solche vermeintlichen Schwächen wie deine Gefühle oder meinst du noch was anderes?

Auf meine eigentlichen Schwächen, bzw. wo sie sich zeigen (Gefühle deckeln, Festhalten an Symtomen, Sich Einrichten in der Krankheit), spricht mich die Therapeutin sehr direkt an.

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Flowerbomb
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 13:39

Direkt auf den Threadtitel bezogen: ja, ich konnte meine Schwächen irgendwann zeigen. Die Folgen waren: alle Symptome wegen denen ich die Therapie angefangen hatte, verschwanden nach kurzer Zeit. Es war absolut das Beste was mir innerhalb der Therapie hätte passieren können. Mittlerweile hab ich wieder ein bisschen Probleme damit, sehe aber auch nicht die absolute Notwendigkeit, weil es mir zur Zeit gut geht. Aber ich arbeite auch wieder daran.

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Honig
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 14:03

@Flowerbomb: Hast du das Zeigen deiner Schwächen (was für welche ungefähr?) in der Therapie begonnen und konntest dann auch im Leben außerhalb des Therapieraumes deine "Schwächen" anders nehmen als sonst?

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Flowerbomb
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 14:24

z.B. erzählen von früher, Vertrauen, Gefühle zeigen, weinen..das alles sehe ich jetzt nicht mal mehr als Schwächen. Das außerhalb der Therapie annehmen und anwenden geht besser als früher, da sind wir aber noch dran.

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Lebsi
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 16:01

Honig hat geschrieben:@Lebsi: Meinst du mit Schwächen und Fehlern solche vermeintlichen Schwächen wie deine Gefühle oder meinst du noch was anderes?
Ich meine auch, meine Gedanken (Suizidgedanken,ich hasse mich,ich bin fett, niemand mag mich oder kanns mit mir aushalten) und das Verhalten,das mich an mir extrem stört,wie z.B. klammern oder nach Aufmerksamkeit suchen
Das hab ich ihr sehr lange verheimlicht,weil ich das bei mir so sehr hasse und nicht haben will :(


aber was heisst ,,Gefühle deckeln''?
LG Lebsi

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Honig
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 18:26

@Flowerbomb: ah, ok, verstehe ...

@Lebsi: Du zählst Dinge auf, die ich auch nicht wage, in der Therapie auszusprechen. Also "Ich fühle mich dick", habe ich inzwischen schon zwischen den Zähnen hervorbekommen. Folgen: bis jetzt noch keine, glaube ich. Ich bin mir nicht mal sicher, wie sie das abgespeichert hat. Vielleicht eine gute Folge: ich würde es ihr nochmal sagen, wenn ich darüber reden will.
Dass ich als anhänglich und klammernd bezeichnet werde, habe ich ihr schon in den ersten Therapiestunden erzählt. Mit manchen Schwächen mach ich das nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Folge: sehr fruchtbare Arbeit, kann mich selbst wieder besser leiden in diesem Punkt.
Mit anderen Dingen (z.B. Bewunderung erheischen wollen) habe ich noch hinterm Berg gehalten. Einige Träume lassen sich gar nicht erzählen, ohne dass ich das Gefühl habe, eine Schwäche (etwas unsympathisches) preiszugeben.

Mit "Gefühle deckeln" meinte ich, Gefühle unterdrücken.

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Staubkorn
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Beitrag Fr., 21.10.2011, 18:47

Hallo an alle
Atara hat geschrieben:oder kann darüber reden wenn etwas schmerzt in mir was rausmuss. aber ich bin oft so schüchtern und habe angst etwas zu sagen was "ihr" nicht gefällt, was natürlich rational gedacht, völliger käse ist.
Jaa, das kommt mir doch irgendwo her bekannt vor. Nur irgendwie gehts nicht darum, "ihr" nicht zu gefallen ... bin ich auch froh drum, wenn ich es zugeben darf.
Sondern eher weil mir die Themen etwas arg zusetzen und ich Bedenken habe, mit meinen Reaktionen nicht klar zu kommen ... und sie dann auch nicht.

Habe eine zeitlang alles mögliche an negativen Verhaltensweisen, etc von mir gezeigt, weil ich sie "loswerden" wollte, bzw. ein unterbewusster Prozess, wie mir heute klar ist.
Denn sobald ein mensch zuviel von mir weiß, arbeite ich daran, den Menschen zu "vergraulen". Klappte nur irgenwie nicht, das schürte dafür jedoch das Vertrauen.
sonnenuntergang hat geschrieben:das problem kenn ich, für mich ist das immer wieder kommisch bin ich es doch gewohnt immer stark sein zu mußen
aber mitlerweile schaff ich es manchmal
meine T. hat das großen anteil daran,
Jaa, dieses "immer stark sein müssen" ... das wird ein grundliegendes Problem sein. Denn sobald SChwäche gezeigt, wird man verletzbar ... in der Vergangenheit wurde dies ja zu oft schamlos ausgenutzt ... auch wenn die Schwäche zuvor durch Handlungen erst erzeugt werden musste -.-
Honig hat geschrieben:Ich war neulich sehr, sehr wütend in der Therapiesitzung, und zwar auf die Therapeutin, die mir gegenüber saß. Sie (selbst recht wütend) provozierte mich, ich würde doch gleich platzen vor Wut und ich solle das mal rauslassen. Ich aber behielt meine Maske.
Ich denke, das ist ein Teil deren Arbeit.
Versucht meine auch oft, nur klappt es erst in letzter Zeit immer besser.
Besserer Zugang zu meinem Inneren aufgrund der Situation derzeit? Möglich,, denk ich.
Und allgemein kann es ja auch förderlich sein.
Engel22 hat geschrieben:ich kann das echt gut verstehen, auch mir fällt es sehr schwer meine gefühle zu zeigen.weil ich es auch als schwäche empfinde weil ich in meiner kindheit immer die starke gespielt hab bzw. spielen musste um akzeptiert zu werden. und ein sehr großes schamgefühl ist da auch noch dabei vor anderen zu weinen
Ja, Schamgefühl auch irgendwie. Aber warum schämt man sich denn so für die eigene Person, wobei es doch das natürlichste der Welt ist?
Lebsi hat geschrieben:Über mich wurde in meiner Familie sehr viel gelästert und hergezogen und das sitzt wohl immer noch sehr tief,dass ich immer noch glaube,dass alle schlecht über mich denken :(
Mhm, sowas prägt leider sehr stark. Ist es denn bei dir auch heute noch so?
Ich dachte ja, es hat sich einiges geändert, aber leider ist dies eine falsche Annahme gewesen.

Nun denn ... merke, selbst sowas "kleines" hat einen großen Nachklang.
Und ich merke aber auch innerlich, das es irgendwie an der Zeit ist, das einiges "verarbeitet" werden möchte, weil es sich stets aufdrängt ...
Gefühle unterdrücken war und ist auch stets ein Thema ... nur nicht zeigen, wie es in einem wirklich aussieht ... nicht wirklich schön, aber bereits automatisiert.

lg, Korn
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abendrot79
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Beitrag Sa., 22.10.2011, 21:35

Hallo Staubkorn,

ich kann definitiv keine Schwächen zeigen, bin aber auch noch ganz am Anfang meiner Therapie (= mein persönlicher Welpenschutz?). Bisher habe ich mich gut "durchgemogelt" , wobei meine Thera das natürlich direkt von Anfang an durchschaut hat und mir immer und immer wieder ziemlich direkt vor die Füsse wirft. Letzte Stunde war es dann soweit, denn sie hat für die nächste Stunde "angedroht" genau darüber sprechen zu wollen , also nicht direkt über meine Schwächen, sondern wieso ich sie nicht zeigen kann. Ich denke sie hat einfach gemerkt, wie sehr ich damit kämpfe alles fein säuberlich an meinen Schwächen vorbei erklären zu wollen .

Ich muss sagen dass ich vor dieser nächsten Stunde ziemlichen Bammel habe und wahrscheinlich nicht drumherum komme, spätestens dann mal ein bischen Schwäche zu zeigen .... die ganze Stunde zu schweigen ist ja auch keine Lösung (auch wenn mir wahrscheinlich danach sein wird ).

Einen guten Rat zum überwinden dieser Blokade habe ich leider nicht, ganz im Gegenteil. Ich suche noch nach einer Überlebens-Strategie für die nächste Thera-Stunde ....

Liebe Grüsse,
abendrot79
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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