Verlängern oder nicht?

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grasgrün
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Verlängern oder nicht?

Beitrag Fr., 09.09.2011, 09:27

Hallo,

demnächst laufen meine von der KK bewilligten Stunden aus, man könnte nochmal verlängern. Ich bin mir nicht schlüssig, ob ich das tun sollte oder nicht.

Seit über einem Jahr mache ich die Therapie nun, habe das Gefühl, dass es mir sehr gut getan hat / gut tut - ich komme mittlerweile wieder viel besser zurecht. Eigentlich hab' ich das Gefühl, dass sich - im Vergleich zu "damals" - alles sehr gebessert hat (Ursprünglich begann ich die Therapie wg. Angstzuständen und depressiver Episode).

Aber ehrlich gesagt...mein Thera tut mir trotzdem so gut irgendwie, wenn ich ehrlich bin, hab' ich schreckliche Angst "ihn loszulassen", ihn gehen zu lassen. Wenn es mir nicht gut geht, denk' ich an ihn und was er raten/sagen würde, dann kann ich mich besser runterholen bzw. beruhigen. Aber wenn ich ihn nicht mehr sehe, dann weiß ich nicht, ob dieses bewährte Mittel noch funktionieren würde.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das jetzt vorbei sein soll. Ich glaub' ich steck' in ner fetten Übertragung oder wie auch immer. Fühl mich bei ihm bzw. wenn ich an ihn denke so geborgen, gehalten, geschützt -und das kann ich mir einfach (noch nicht) selbst geben

Oh man, ich weiß, ich müsst' es ansprechen.

Andererseits frag' ich mich, ob die Stunden nicht vielleicht "aufgespart" werden sollten, wenn mal wieder was Gravierenderes ist...Insgesamt komm' ich ja klar...

Ich könnte auch ihn fragen, was er denkt, aber ich bin mir sicher, dass er mich das selber entscheiden lassen will.

Wie läuft denn so ein "Beenden" ab - ich mein' er war jetzt schon die letzten Monate ne Vertrauensperson für mich, ich kann doch nicht einfach servus sagen, auf nimmerwiedersehen? Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen...

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Celice
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 09:38

An deiner Stelle würde ich genau das auf jeden Fall noch mit ihm besprechen. Und erst dann entscheiden. Ich glaub, diese Ablösephase ist ganz wichtig und auch das wirkliche Loslassen. Aber das will auch vorbereitet und besprochen sein. Und es kann auch eine Chance sein, noch eine Verlängerung zu beantragen und an genau dieser Übertragung zu arbeiten (je nachdem, welche Ausmaße sie so hat) um dann durch die endgültige Ablösung eine wirkliche persönliche Weiterentwicklung zu haben. Wenn du jetzt einfach so gehst, kann es sein, dass du in der Entwicklung erneut stecken bleibst und in absehbarer Zeit wieder am selben Punkt bist wie zu Beginn der Therapie.

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schmetterling.1983
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 14:12

Hallo grasgrün,
grasgrün hat geschrieben:Oh man, ich weiß, ich müsst' es ansprechen.
Du weißt ja schon ganz genau was das beste wäre
grasgrün hat geschrieben:Andererseits frag' ich mich, ob die Stunden nicht vielleicht "aufgespart" werden sollten, wenn mal wieder was Gravierenderes ist
Ich wüsste nicht wie das gehen soll, meines Wissens ist es egal WV Stunde du auf Kasse gemacht hast (zumindest in DE), du bekommst erst mal eine 2Jahressperre (bis auf Ausnahmefälle, die mit Sonderantrag genehmigt werden können), wenn du deine Therapie beendest.
Wenn eure Stunden langsam ausgehen solltest du es tatsächlich mit dem Thera besprechen und ihm sagen wie dein Wunsch ist, bzw. ob du ihn brauchst oder nicht. Am besten beschreib ihm doch was du hier beschrieben hast.
Gemeinsam findet ihr dann sicher ein praktikable Lösung.
grasgrün hat geschrieben:Wie läuft denn so ein "Beenden" ab - ich mein' er war jetzt schon die letzten Monate ne Vertrauensperson für mich, ich kann doch nicht einfach servus sagen, auf nimmerwiedersehen? Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen...
Meistens bespricht man es mit dem Thera und einigt sich auf eine niedrigere Stundenfrequenz um sich langsam daran "zu gewöhnen", dass man weniger Unterstützung bekommt. Dabei kannst du immer noch thematisieren wenn es dir mal schlechter geht, er ist aber noch immer da. Bis irgendwann, die Stunden ganz aufhören. Wie die letzten Stunden dann inhaltlich aussehen liegt an eurer Gestaltung. Aber wahrscheinlich werden dann Trennung und Abschied und die damit verbundenen Ängste Themen werden.

Gib dir einen Ruck und schildere mal wie du die Situation siehst, mal sehen was daraus entsteht.
LG
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern


Waldschratin
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 14:20

Hallo grasgrün,
dein Thera geht da wohl offensichtlich von ner Verlängerung aus,oder?Sonst hätte er das Thema "Beenden" und "Abschied" schon mal selber thematisiert,wenn du eh nur nochn paar Stunden bewilligt hast.

Aber ich bin da auch der Meinung:
Offen ansprechen und graderaus deine Ängste mitteilen!

Wenn die Stunden "alle" sind und du in dieser 2-Jahres-Sperre bist,gibts aber immer noch die Möglichkeit von "Notfallstunden".
So weit ich weiß,sind die kürzer als "normale" und man kriegt nur eine pro 8 Wochen.
Aber besprich auch das ruhig mal mit deinem Thera.

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grasgrün
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 14:25

Cecile
Danke für deine Meinung.
Das Unbewusste ist ein Verräter mag ich!
Das, was du schreibst, klingt ziemlich schlüssig und ich denke auch, dass es wahrscheinlich falsch wäre, jetzt einfach so aufzuhören ohne diese Übertragung oder diese Abhängigkeit noch aufzuarbeiten.
Dazu müsste ich das ganze natürlich erstmal ansprechen, ich alter Hasenfuß...

Schmetterling
Auch dir danke für deine Einschätzung.
Manchmal hass' ich mich dafür, dass ich ihm das nicht einfach so sagen kann, wie ich es hier im Forum tue, aber ich werd' mir nächste Woche einen Ruck geben, hoffe ich!
Wenn ich die 2Jahressperre so und so kriege, egal ob alle Stunden verbraucht sind oder nicht, dann sollte ich wohl doch die Verlängerung beantragen, wenn ich mir nicht schlüssig bin, ob ich schon bereit bin oder nicht, denke ich.
Ach so ein Bockmist, echt.

Ich merke auch, dass meine Ängste irgendwie wiederkommen, wenn ich an das Ende der Therapie denke. Nicht so extrem wie früher, aber sie sind wieder da irgendwie...Angst davor, alles nicht zu schaffen, Angst davor, alles nicht zu können, zu versagen...

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grasgrün
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 14:28

Waldschratin

Auch dir danke erstmal!
Nein, Abschied oder so wurde noch nicht thematisiert, aber wenn dann müsste das auch von mir kommen oder? Oder meinst du, er hätte das von sich aus angesprochen? Es sind wohl noch 7 Stunden übrig, glaub' ich.
Das mit den Notfallstunden hab' ich jetzt auch schon öfter gehört, das ist immerhin besser als gar nichts. Wahrscheinlich würde ich sie gar nicht brauchen, einfach die Sicherheit, es gäbe sie, wenn ich sie bräuchte, würde mir schon helfen.

Das Ende einer Therapie dient ja auch dazu, mal zu schauen, ob man zurecht kommt, denke ich. Zu sehen, dass man auch alleine weiterlaufen kann...


Waldschratin
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Beitrag Fr., 09.09.2011, 19:19

Das Ende einer Therapie dient ja auch dazu, mal zu schauen, ob man zurecht kommt, denke ich. Zu sehen, dass man auch alleine weiterlaufen kann...
Seh ich auch so...
Ich würds an deiner Stelle aber trotzdem bald mal thematisieren,wie`s nu weitergehen soll und wie ihr "Abschied" gestalten wollt.

Soweit ich weiß,kann aber zwischen den Stunden auch ne "Pause" von bis zu 6 Monaten liegen,bevor sie "verfallen".
Also könntest du auch erstmal noch Verlängerung beantragen und dann mal gucken und die Abstände zwischen den Stunden länger und länger werden lassen.Und so sehen,wie kommst du zurecht.

Mit den genauen Zeitabständen,das weiß ich leider nicht mehr so genau.Aber dein Thera bestimmt und im Zweifelsfall kannst du ja auch einfach mal bei deiner Krankenkasse nachfragen.

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