Erfolgreiche Traumatherapie bei unerfahrenem Thera?!

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 18.07.2011, 21:16

Hallo Windig,
daß das deinem Thera klar ist,ist ja schon mal gut.
Jetzt mußt nur du es noch verinnerlichen.Und das ist gar nicht so leicht,wie es sich auf den ersten Blick anhört.Deswegen:
Und du hast vollkommen recht. Im Moment ist bei mir sehr viel Wut und auch Hass auf das innere Kind. Ich will mich nicht darum kümmern, ich will einfach nur, dass es weg geht, dass es mich in Ruhe lässt, dass es mit dem Rumgeheule aufhört. Ich will es loswerden und nicht Kontakt dazu herstellen...
Ich kenn das von mir her auch - schließlich hat man sich "arrangiert" damit,das verletzte Kleine mit seiner Not "auszusperren",damit man "funktionsfähig" bleibt.
Sich jetzt mit dieser abgespaltenen Not auseinanderzusetzen,bringt ja erstmal "Gefahr".
Das Erleben des Kleinen ist ja,wenns nahekommt,dermaßen "Jetzt",daß man denkt,man stehe dem wieder genauso hilflos gegenüber wie damals als Kind.

Was das innere Kleine noch nicht weiß : es ist jetzt nicht mehr "alleine",denn du Große hast ja ganz andere Möglichkeiten als Erwachsene,mit den Verletzungen umzugehen und fertigzuwerden.

Bei mir/uns hat das damals dazu geführt,daß wir uns aus "Pflichtgefühl" und wegen der Vernunft um die Kleinen gekümmert haben.Damit es unserem "Ganzen" besser gehen kann."Liebe" und Fürsorglichkeit kamen erst viel später so langsam hinterher...

Daß die Kleine schon mal wieder etwas Vertrauen zum Thera aufbaut,seh ich schon auch als sehr positiv.Klar hilft das auch - nur verlier nicht aus dem Blick,daß das nur ein Anfangsschritt ist.
Grade,wenn die abgespaltenen Teile nicht ganz "autonom" laufen,zieht die Not der Kleinen gern mal das ganze Innere mit oder besser: "flutet" es.Und dann ist es sehr sehr schwer,mal nicht sofort auf Theras Hilfe zuzugreifen,sondern das Erwachsene in sich zu stärken und da selber in die Verantwortung zu gehen.

Der Thera soll ja "Verbündeter" sein,und nicht "Dauerretter" - "Retter in der Not" muß er ja eh noch oft genug sein.

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montagne
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Beitrag Di., 19.07.2011, 23:56

Meine persönliche Meinung ist, man braucht keine spezielle Therapie. Man KANN, aber man MUSS NICHT. Der eine fühlt sich sicher, wenn der Therapeut exakt auf sein Problem spezialisiert ist. Vllt. nicht nur auf Trauma, sodnern gar auf eine spezielle Art von Trauma.
Der andere fühlt sich sicher, wenn die Beziehung stimmt. Beides kann richtig sein.

Man muss auch nicht alles bei einem Therapeuten machen, man kann aber. Allerdings würde ich, so meine Erfahrung das hinterfragen, im Sinne von ergründen, warum man alles bei einem machen möchte. Bei mir ist das auch so. ich sehe woher dieser Wunsch bei mir kommt. das er wahrscheinlich mehr oder wneiger in Erfüllung gehen wird, trägt zu einem großen teil zu meiner Heilung bei. Mir ist bewusst, dass es nichtz selbstverständlich ist und ich kein Recht darauf habe. Aber ich wollte nie etwas anderes, als alles, was ich zu besprechen/therapieren habe bei dieser einen Therapeutin bearbeiten. Und ich habe es mir dadurch nicht einfacher gemacht. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wäre es einfacher gewesen zu wechseln. Aber ich/wir haben das durchgestanden, da es eben wichtig für mich ist und auch die Therapeutin die Tragweite dessen kennt.

Was mich bei dir wundert ist allerdings, dass dein Therapeut seine Zweifel an seiner Kompetenz und Drittmeinungen mit dir bespricht. Gerade bei einem solchen Thema, hm.. wie soll ich sagen...
Wie geht es dir damit zu erfahren, dass dein therapeut sich nicht asicher ist, es zu schaffen?

Ich meine eine Garantie gibt es nie. Ich merke nur, kann ja nur von mir ausgehen, dass was mir so gut tut eine ziemliche Sicherheit und Bestimmtheit meiner Therapeutin ist. Weil ich ja selbst so viele Zweifel habe, die auch daher kommen, das ich zwarrational einiges erkennen kann, aber ich habe nur wenig Kontakt zu dem ganzen. Zu den Erinnerungen, den gefühlen dazu, usw. und daher habe ich eben zweifel an den Erlebissen, an meiner wahrnehmung, daran wie es sich ausgewirkt haben soll.

Dennoch denke ich, jede Therapie, auch wenn es u.a. um Trauma geht (wird ja nicht das einzige sein, nehme ich an), ist so individuell. Es ist dein Weg, euer Weg. Nur weil 10 nadere hier sagen, EMDR sei unbedingt notwenig, nur weil ich es komisch finde, wenn der Therapeut an sich zweifelt, heißt es nicht, das es für dich so gelten muss.
Es kann sein, dass das für dich alles so richtig ist. Ich finde du solltest in dich hinein horchen. Dort liegt die Antwort. hier kann sie dir im Grunde niemand geben.
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stern
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 10:20

windig hat geschrieben:Das ist für mich so schwer einzuschätzen. Erst sind da diese Gefühle des hilflosen Kindes, gleichzeitig aber dieses Hyperventilieren, hohe Wachsamkeit und auch das Gefühl gelähmt zu sein, mich nicht bewegen oder sprechen zu können. Dann rutsche ich ohne Vorwarnung in Wut und Zorn, weil das Kind irgendwie "nicht sein darf", sich nicht zeigen darf, nichts verraten darf oder was auch immer. Manchmal kratz ich mich dann mit den Händen am Arm um mich zu bestrafen und bin wie weggetreten. Fast immer bekomme ich aber von aussen etwas mit, merke und höre wie der Thera zu mir spricht und ich habe schon auch das Gefühl, dass es ankommt, aber ich kann nur schwer reagieren. Ich weiß nicht ob das Dissoziation ist. Beendet wird das ganze oft mit großer Erschöpfung, es hört dann einfach irgendwie auf.
Wie gesagt: Das musst du auch nicht abschätzen können, ob das eine Dissoziation ist... das sollte (edit: muss) ein Thera einordnen und damit umgehen können (solange du das noch nicht hinreichend kannst). Das einzige was du machen kannst, ist (so gut es eben möglich ist) zu schildern, was gerade in dir vorgeht (wenn es im Moment selbst nicht geht, dannn sobald es wieder geht bzw. die nächste Sitzung... genauso wie du es hier auch machst). Und da er anscheinend auch Reddemann liest, wie du meintest (wobei einschlägige Leitlinien dasselbe besagen), dürften ihm eigentlich nur schwerlich die Ausrufezeichen entgehen, dass anhaltende dissoziative Neigungen, etc. eine Kontraindikation für Traumakonfronation sein können bzw. mindestens besondere Vorsicht/Abwägung erfordern (wobei (Trauma)Therapie und Konfrontation für mich wie für Reddemann nicht dasselbe sind. Also Dissoziationen oder sonstige weitere Kontraindikationen schließen Therapie nicht unbedingt aus... aber lt. einschlägigen Leitlinien kann es fraglich werden, ob Traumakonfronation i.e.S., um die es bei dir geht bzw. ob dein bisheriger Thera das leisten kann, angebracht ist... und die Folgen muss eben der Patient ausbaden, WENN es nach hinten los geht ).

Und es KANN nach hinten losgehen, wenn best. Risikofaktoren wirken, die klar bei jedem Patienten individuell sein können. Und genau deswegen ist das sauber diagnostisch abzuklären, was der Patient an Schwierigkeiten mitbringt, die bevorzugt bei einer Konfronation wieder auftreten können (und bei mangelnder Stabilität fast zwangsweise auftreten MÜSSEN), wie bei dir anscheinend z.B. die dissoziativen Tendenzen, SSV, Affektsteuerung usw. Wenn man nicht hinreichende Stabilität aufbringen kann liegt es doch auf der Hand, dass man kaum anders kann als wieder mit diesen Notmechanismen zu reagieren oder ins ungefilterte Wiedererleben zu schlittern (=Retraumatisierung)... was den therapeutischen Effekt auf 0 bis schädlich schwinden lassen kann, WENN der Patient nicht damit umgehen kann. Umso mehr, wenn ein Thera im Fall das Falles dann damit auch noch überfordert sein sollte (ich habe es durchaus schon erlebt, wie ein Thera mehr oder weniger gegenübersaß, aber nicht eingriff oder nicht wusste wie, wobei es sich nichtmal um eine Konfrontation handelte, sondern offensichtlich etwas angestossen wurde, siehe unten).

Daher kann vorgelagert (vor Konfrontation) eh erstmal wichtig sein in solchen Punkten ansatzweise Stabilität zu erlangen (100%ige ist eh utopisch aus meiner Erfahrung heraus zumindest... aber bitte nicht Missachtung, DASS solche Schwierigkeiten vorhanden sind, die sich umso mehr bei gezielter Konfronation entfalten können. Das schreibe ich aus dem background heraus, dass bei mir bereits ohne gezielte Konfrontation manches auslösbar ist... und bei dir offensichtlich auch... und wie sich das anfühlt und wie du damit noch umgehst, weißt du selbst am besten. Wenn man sich halbwegs stabil halten kann ist das was ganz anderes ... und das erlebe ich dann auch als heilsam. Im Ggs. zu einem blossen angetriggert-werden, das eben auch ohne gezielte Konfrontation aus eben noch heiterem Himmel geschehen kann.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 20.07.2011, 11:13, insgesamt 4-mal geändert.
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 10:24

Und wegen der Supervision, wenn du mit transparent meinst, dass er offen mit mir darüber spricht was da diskutiert wurde, ja, dann macht er das und wir entscheiden auch zusammen wie es weitergeht, was das nächste Ziel ist und so.
Diese Transparenz finde ich pers. gut... und ich kenne es (in ein paar Punkten) auch nur so, dass Therapeuten (amb. oder stat.) offenlegten, wenn sie meinten, mit ihrer Kompetenz oder Erfahrung an die Grenze gelangen zu können. Dann hat man als Patient die Möglichkeit zu entscheiden (außer der Thera gibt die Entscheidung, dass er sich auf Vorgehen xy nicht einlässt unverhandelbar vor... nachdem er Nutzen- und Risiken abwägte. Denn der Patient trägt eben die gesundheitlichen Folgen, WENN es nach hinten los geht oder nicht das bringt, was es bei einem kompetenteren Thera bringen könnte - dessen man sich IMO schon bewusst sein sollte... ein Thera bestenfalls, wenn er Behandlungfehler begangen hat, was aber natürlich auch ein Entscheidungskriterium für den Thera sein könnte, dass er sich mangels Kompetenz oder Erfahrung wirklich nicht zutraut xy zu behandeln). Schreibe ich als jemand, die in der Tat schon die Erfahrung machte, wie es sich "anfühlt", wenn der Thera in der Tat überfordert war... ich auch nicht mehr wirklich erreichbar war (mich darauf hinzuweisen bringt mir dann auch nicht viel... ebenso wenig wie Hinweise, dass ich gerade zusehends regrediere. Letzteres merkte ich selbst, konnte aber im Kind-Modus noch nicht gut gegensteuern... und der Thera offensichtlich auch nicht, fühlte sich für mich vielmehr an wie zu schauen)... es zunehmend eskalierte, usw. Und das geht eben auch anders! Was ich daher sagen kann, da ich (bedingt insbes. auch durch stationäre Therapien) mittlerweile Erfahrungen mit verschiedenen Theras habe. Fazit: Mangelnde Erfahrung oder fachliche Kompetenz kann zum Stolperstein werden... muss aber natürlich nicht zwingend (bei mir wurde es jedoch in ein paar Punkten ein Stolperstein, woraus sich vermutlich meine Haltung z.T. erklärt). Wenn's nach hinten losgeht, kann man nur hoffen, dass man es als Patient spürt, dass xy nicht bekommt... und spätestens dann auf Veränderung setzt.

Bei dir ist der Unterschied, dass du es unter dem Strich als hilfreich erlebst a la:
Keine Ahnung, im Moment fühlt es sich gut und richtig an, vor allem, dass der wütende und/oder destruktive Teil Berechtigung hat, dass er nicht "eliminiert" werden soll.
Das halte ich auch für wichtig, vorgelagert.... kommt mir in andere Vorgehensweise im Ergebnis jedenfalls vertraut vor. Aber wie gesagt: Noch reden wir nicht von Traumakonfrontation. Und nur am Rande bemerkt:
Und du hast vollkommen recht. Im Moment ist bei mir sehr viel Wut und auch Hass auf das innere Kind. Ich will mich nicht darum kümmern, ich will einfach nur, dass es weg geht, dass es mich in Ruhe lässt, dass es mit dem Rumgeheule aufhört. Ich will es loswerden und nicht Kontakt dazu herstellen...
Ohne das jetzt ausführen zu wollen: Auch sowas kenne ich nur so, dass das vorgelagert der Therapie zugeführt wurde... wo an Konfrontation noch gar nicht zu denken war. Denn was machst du mit dem Kind, wenn es während oder nach der Konfronation vordergründiger wird? Wieder loswerden wollen... fertig machen fürs Rumgeheule... und vermutlich noch einiges mehr? Und btw: Wie verträgt sich diese Haltung btw. mit "Berechtigung haben" und "nicht-eliminiert-werden-sollen" (siehe oben) ? Alleine deswegen (ohne obige weitere Stolperfallen zu berücksichtigen) könnte man eine zu frühzeitige Konfrontation als fraglich ansehen. Darüber hinaus erscheint in solchen Kontexten Aufklärung ratsam, worum es geht... Konfrontation, etc. ist ja auch nicht Selbstzweck, sondern sollte (unter Beachtung und Abwägung der Risiken) v.a. einen klar umrissenen Nutzen haben, der IMO eigentlich auch transparent sein sollte. Aber wie gesagt: Manches (z.B. Aufklärung, angebrachte Interventionen zum Unterbrechen destruktiver Prozesse, die der Patient noch nicht bewältigen kann, Abwägen von Nutzen und Risiken von Maßnahmen, Erfassung und Einordnung individueller Schwierigkeiten, etc.) sollte man auch getrost dem Thera überlassen können... aber nicht alles übernimmt der Thera (kann er ja auch gar nicht), zum Bleistift dass man (ggf. mit vorangegangenen Hilfestellungen des Theras) mit der Zeit lernt fürs "Kind" sorgen zu können (was ja auch nochmals besonders nach der Konfrontation wichtig sein kann), etc. pp. Alles andere wäre nur etwas, was du eh schon zur Genüge kennst (und worunter die ja nicht mehr so leiden willst).
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windig
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 13:46

@Waldschratin,

ich war lange sehr beschäftigt, Schule, Studium usw., das hat mich abgelenkt. Und dann nach meiner Ausbildung kam das große Loch, Arbeitslosigkeit, keine Perspektive. Auf einmal drängte sich diese Erinnerung auf, die vorher erfolgreich beiseite geschoben worden war. Ich glaube mittlerweile, dass ich durch den Beginn der Arbeitslosigkeit nicht mehr in der Lage war "zu funktionieren" in dem Sinne, es zu verdrängen, weil ich nicht mit anderen Dingen beschäftigt genug war...

Mich aus Pflichtgefühl um mein Inneres zu kümmern, wäre vielleicht tatsächlich eine Idee, aus Fürsorglichkeit geht es im Moment nämlich nicht, danke für den Tipp!
Grade,wenn die abgespaltenen Teile nicht ganz "autonom" laufen,zieht die Not der Kleinen gern mal das ganze Innere mit oder besser: "flutet" es.Und dann ist es sehr sehr schwer,mal nicht sofort auf Theras Hilfe zuzugreifen,sondern das Erwachsene in sich zu stärken und da selber in die Verantwortung zu gehen.
*seufz* ja, kann ich leider sehr gut nachvollziehen - viel zu gut... und es ist in der Tat schwer...

@montagne:

Herzlichen Dank für deine klugen Worte! Warum ich im Moment alles bei meinem Therapeuten mache ist eine interessante Frage. Abgesehen von der Vertrauenssache ist es halt auch so, dass er mich inzwischen sehr gut kennt, er weiß was er wie sagen muss, damit es richtig bei mir ankommt, er weiß wie er mit mir umzugehen hat, kennt meine Macken usw. Dadurch, dass ich ursprünglich mal wegen etwas anderem da war, weiß er auch viel von meinem sonstigen Leben, ich muss nicht bei Null anfangen oder erklären wer da gemeint ist, das möchte ich nicht aufgeben. Klar, die Option trotzdem nochmal jemandem zu Hilfe zu holen bleibt immer noch, ich schliesse es auch nicht völlig aus für die Zukunft, aber im Moment kommt es nicht in frage.

Dass er mir sagt, dass er sich nicht sicher ist finde ich ehrlich gesagt gut. Das zeigt mir, dass er sich da schon auch Gedanken macht und seine Grenzen kennt. Durch die Supervision jetzt ist eigentlich alles wieder ok, aber was schon ein Problem ist, wenn ich das Gefühl habe, dass er sich in bestimmten Situationen überfordert fühlt. Kam einmal vor und ich war selbst hilflos, das war dann schon sehr unschön. Ich habe auch große Zweifel an meinem Empfinden, denke oft, dass ich total überreagiere, dass es doch nicht so schlimm gewesen sein kann, dass ich jetzt so ein Theater veranstalte, ob ich es mir nicht einbilde, ob/wieviel wirklich passiert ist usw. aber da ist er mit seinen Antworten schon sehr sicher und bestimmt, so dass ich es auch glauben kann. Klar, ich hinterfrage es oft, weil immer wieder Zweifel kommen, ob er denn auch die Wahrheit sagt usw., aber da kriegt er mich eigentlich immer wieder überzeugt.

Deine abschliessenden Worte sind schön gewählt und weise. Und im Prinzip denke ich ähnlich, wenn ich das Gefühl habe, dass irgendwas nicht in Ordnung ist oder Zweifel habe, dann äussere ich das auch. Und ich hoffe, dass ich es auch merke, wenn ich woanders hingehen sollte.

Liebe Grüße
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 14:11

Hallo stern,
Das einzige was du machen kannst, ist (so gut es eben möglich ist) zu schildern, was gerade in dir vorgeht (wenn es im Moment selbst nicht geht, dannn sobald es wieder geht bzw. die nächste Sitzung... genauso wie du es hier auch machst).
Reden fällt mir nicht besonders leicht in solchen "dissoziativen" Momenten. Daher schreibe ich oft Mails oder wir telefonieren, irritierenderweise kann ich am Telefon viel mehr reden, wie wenn ich bei ihm bin...
aber lt. einschlägigen Leitlinien kann es fraglich werden, ob Traumakonfronation i.e.S., um die es bei dir geht bzw. ob dein bisheriger Thera das leisten kann, angebracht ist...
Vielleicht habe ich mich undeutlich ausgedrückt, um Traumakonfrontation geht es im Moment nicht. Auch nicht in absehbarer Zeit (und irgendwie hoffe ich, dass es überhaupt gar nie nötig sein wird), es geht, glaube ich, schon erstmal darum mich irgendwie zu stabilisieren, mein Innerstes irgendwie zusammen zu flicken. Dass mit der Traumakonfrontation mit/und EMDR, dass ich erwähnt hatte, naja, das war langfristig gedacht. Und uns beiden ist inzwischen klar, dass es durchaus Jahre dauern KÖNNTE, bis das mal konkret ansteht, falls es dann noch in frage kommt. Die Vorstellung da dann woanders hingehen zu sollen/müssen, macht mir nur jetzt schon Panik, aber es steht im Moment wirklich nicht an, daher ist die Frage ob mein Thera Konfrontation machen kann oder nicht noch nicht Thema, Gott sei Dank...
Das schreibe ich aus dem background heraus, dass bei mir bereits ohne gezielte Konfrontation manches auslösbar ist... und bei dir offensichtlich auch...
Ja, ist bei mir leider auch so. Zumindest scheinbar. Das hat bestimmt auch irgendwo seine Ursache, aber ich sehe keinen offensichtlichen Grund dafür.
Schreibe ich als jemand, die in der Tat schon die Erfahrung machte, wie es sich "anfühlt", wenn der Thera in der Tat überfordert war... ich auch nicht mehr wirklich erreichbar war (mich darauf hinzuweisen bringt mir dann auch nicht viel... ebenso wenig wie Hinweise, dass ich gerade zusehends regrediere. Letzteres merkte ich selbst, konnte aber im Kind-Modus noch nicht gut gegensteuern... und der Thera offensichtlich auch nicht, fühlte sich für mich vielmehr an wie zu schauen)
Den Thera als teilnahmslosen Zuschauer hatte ich auch schon, war die Hölle. Hab ich ihm dann mitgeteilt, wie das für mich war und er hatte zum Glück kurz darauf eine Supervisions-Sitzung und irgendwie war's danach dann besser. Klar, sowas hinterlässt Spuren, aber ich bin irgendwie auch zu hartnäckig und trotzig, deswegen zu sagen ich geh woanders hin. Denn wie schreibst, unter'm Strich fühlt es sich für mich immer noch richtig und gut an. Ich hoffe einfach, dass ich es wirklich selber merke, wenn es nichts mehr bringt, wenn es mehr schadet wie das es nützt oder dass er es merkt und dass ich dann in der Lage bin auch zu sagen, dass ich mir woanders Hilfe suchen muss. Ich kann deine vorsichtige Haltung sehr gut nachvollziehen und ich bin dir sehr dankbar für soviel Anregung, das hilft mir zu erkennen, wo potentielle Gefahren lauern.
Auch sowas kenne ich nur so, dass das vorgelagert der Therapie zugeführt wurde... wo an Konfrontation noch gar nicht zu denken war.
Tut mir leid, das verstehe ich jetzt nicht...
Wie verträgt sich diese Haltung btw. mit "Berechtigung haben" und "nicht-eliminiert-werden-sollen" (siehe oben) ?
Ja, das sind der Herr Widerspruch und die Frau Zwiespalt, die mich da immer wieder besuchen Mmh, wie kann ich das erklären? Es ist so, dass ich als Erwachsene mich nicht um darum kümmern will, aber dass irgendein wütender, vielleicht auch destruktiver Teil in mir froh ist, dass er nicht gehen muss, dass er nicht zerstört wird, sondern dass ihm zugehört wird. Weiß nicht so genau, wie ich das besser erklären soll. Das ist wieder dieses komische, ich weiß, dass es da Anteile in mir gibt, ich weiß, was sie ungefähr fühlen, aber ich kann nicht so richtig Kontakt herstellen bzw. sträube mich dagegen.

Nochmals vielen lieben Dank für soviele Worte, für soviel Input, es hilft mir sehr!
Liebe Grüße
windig

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Beitrag Mi., 20.07.2011, 16:29

windig hat geschrieben:Daher schreibe ich oft Mails oder wir telefonieren, irritierenderweise kann ich am Telefon viel mehr reden, wie wenn ich bei ihm bin...
Das klingt gut... eben dass er darauf eingeht... und auch, dass er sich supervidiert in den Punkten, in denen er an seine Grenze stößt.
Vielleicht habe ich mich undeutlich ausgedrückt, um Traumakonfrontation geht es im Moment nicht. Auch nicht in absehbarer Zeit (und irgendwie hoffe ich, dass es überhaupt gar nie nötig sein wird), es geht, glaube ich, schon erstmal darum mich irgendwie zu stabilisieren, mein Innerstes irgendwie zusammen zu flicken.
O.k. das klärt einiges (für mich)... ich ging nämlich wirklich davon aus, dass das irgendwann demnächst ansteht... was aus meiner Sicht in der Tat nicht ohne wäre, wenn eine Konfronation zu frühzeitig angesetzt wäre (solange in manchen Punkten wie autoaggressives Verhalten, Dissoziationsneigung, Affektsteuerung, Regressionneigung etc. nicht noch etwas Stabilität erreicht ist, was entsprechend einschlägiger Leitlinien u.a. auch relative Kontraindikationen für eine Konfrontation sind). Eine Konfronation ist eben nicht ohne, und erfahrungsgem. weiß ich, dass das man (wie gesagt selbst ohne gezielte Konfronation) "ungebeten" wieder in etwas "rasseln" kann, solange man nicht hinreichend gefestigt ist. Persönlich habe ich jedenfalls keinen Bedarf soetwas herbei zu beschwören.
Das hat bestimmt auch irgendwo seine Ursache, aber ich sehe keinen offensichtlichen Grund dafür.
Hm... so ging es mir auch längere Zeit... so dass ich oft nicht umhin kam, manches als "absurd" einzuordnen... als Überreaktionen, die nicht verstehbar sind, geschweige denn dass sie der Situation angemessen sind, usw. Mittlerweile lichtet sich manches... aber es ist nach wie vor manchmal schwer, es zusammenzubringen. Z.B.: Vor einiger Zeit kam einiges hoch (was ich sogar ausnahmsweise halbwegs klar habe, was das ist)... nur frage ich mich nach wie vor: Warum ausgerechnet DAS (was eben gar nicht wirklich in die Kontexte zu passen scheint, in den genau DAS hochkam. Wenn dabei etwas anderes hochkommen würde, wäre das noch irgendwie nachvollziehbar... aber warum DAS? Wordurch wird das öfters ausgelöst, usw.). Kommt mir also manchmal nach wie vor wie ein Puzzlespiel vor... aber zum Glück mittlerweile wie eines, dass nicht mehr nur aus x Teilen besteht, sondern mittlerweile teils ein Bild ergibt.

Wah, wieder schwer zu beschreiben: In den Momenten, wo ich Kopf und Gefühl (und zwar so, dass ich es aushalten kann) zusammenbrachte, kapiere ich für gewöhnlich recht eindeutig, was sich dann abspielt... und woher manches kommt. Z.B. Klinik (wobei das nicht direkt eine Konfrontation i.e.S. war): Rollenspiel zu einer Situation, die "Wellen schlug" nachgespielt... und ich konnte (endlich) emotionalen Bezug so herstellen, ohne dass es mich wieder niederschmetterte (wie i.d.R. zuvor)... und dabei wurden dann auch Zusammenhänge hergestellt, die ich auch emotional und kopfmäßig nachempfinden konnte. Tierisch anstrengend... aber so brachte ich in dem Fall dann zusammen, was sich zuvor abspielte, dass ich bisher als "absurd und nicht nachvollziehbar, dass ich so heftig reagiere, das es schier unerträglich wird" erlebte. Aber ohne Stabilität kann das erfahrungsgem. nach hinten los gehen... und das brauche ich für meinen Teil nicht, weil ich weiß, wie mir das dann bekommt.
Den Thera als teilnahmslosen Zuschauer hatte ich auch schon, war die Hölle.
Kann ich mir bildlich vorstellen... und ich sehe es echt als Pluspunkt an, dass dein Thera sich supervidieren lässt. Machte besagter Thera nicht, der eh stark auf der Linie war, mir in manchem nicht helfen zu können (wo ich zu dem Zeitpunkt noch Hilfe brauchte... und das erlebte ich ja auch so, nicht nur einmalig, dass in manchen Punkten echt Grenzen erreicht wurden. Insofern ist das anders als bei dir gewesen).

Wie soll ich's formulieren: Dadurch dass ich die Erfahrung machte, dass andere Theras (als ich dann stationär ging) damit sehr wohl umgehen und bestimmt eingreifen konnten (solange ich für solche Zustände noch nix an der Hand hatte), konnte ich mit der Zeit auch lernen, wie ich selbst damit umgehen kann. Bzw. anders formuliert: Solche Krisen, wenn es dann auch mal in der Thera passierte, waren in gewisser Weise auch ein Chance, weil ich dann durch das direktive Eingreifen hautnah mit einem Thera gegenüber erleben und ausprobieren konnte, wie ich wieder aus dem unerträglichen "hilflosen-Kind-Modus" kommen kann bzw. den destruktiven Prozess zumindest mal etwas unterbrechen kann (mehr ging anfangs gar nicht... also ich pendelte dann gerne wieder zurück, so dass mehr als Unterbrechung unrealistisch gewesen wäre).
Zuletzt geändert von stern am Mi., 20.07.2011, 17:20, insgesamt 5-mal geändert.
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 16:32

Denn wie schreibst, unter'm Strich fühlt es sich für mich immer noch richtig und gut an.
Das ist viel wert... wobei es mich nach wie vor wundert, warum ihr nicht auch in Richtung Dissozations-Stopps arbeitet, wenn du dissoziierst (was gut sein könnte). Oder geht bzw. ging es bei euch auch schon darum, wie mit Dissoziationen umzugehen ist? Ich kenne es wie gesagt nicht anders Unterbrechung, wenn sich derartiges auch nur ansatzweise anbahnt (insbes. anfangs der Therapie)... weswegen ich verwundert bin, wenn ein Thera eine Dissoziation laufen lässt (außer es wird in dem Moment selbst nicht als solche erkannt, was ja auch nicht immer sooo augenfällig sein muss... gerade wenn man es als Patient noch nicht kommunizieren kann. Was heißt kommunizieren... notfalls kann ich ein Handzeichen geben, um etwas erstmal zu unterbrechen. Als ich davon auch schon das eine oder andere mal Gebrauch machte, meinte meine Thera sogar, es sei gut, dass sie sich insoweit mittlerweile auch auf mich verlassen kann).
Tut mir leid, das verstehe ich jetzt nicht...
Äh ja, blöd formuliert von mir... ich meinte:
ich will einfach nur, dass es weg geht, dass es mich in Ruhe lässt, dass es mit dem Rumgeheule aufhört. Ich will es loswerden und nicht Kontakt dazu herstellen...
Solche Gedanke sind mir auch sehr vertraut... was heißt Gedanken, das mussten sich Theras oft genug anhören. Da gab's dann auch erstmal Aufklärungen, dass das so nicht funktionieren kann... bzw. sozusagen "Schulungen" im Umgang mit inneren Kindern usw. Vorgelagert... also zu Zeitpunkten, als Konfrontation noch gar nicht zur Debatte stand. *g* Ich hab sogar noch ein paar kreative Arbeiten, die sprechen für sich Bände, wie ich damals mit kindlichen Anteilen am liebsten umgegangen wäre (die das "funktionieren-können" aus meiner damaliger Sicht nur behinderten). Und ja:
Es ist so, dass ich als Erwachsene mich nicht um darum kümmern will, aber dass irgendein wütender, vielleicht auch destruktiver Teil in mir froh ist, dass er nicht gehen muss, dass er nicht zerstört wird, sondern dass ihm zugehört wird. Weiß nicht so genau, wie ich das besser erklären soll.
Ich meine es durchaus nachvollziehen zu können... wobei sich bei mir eher folgende Schwierigkeiten auftut: Dass sich der erwachsene? Anteil durchaus um kindliche Anteile kümmern möchte... aber ab und an flashed anscheind irgendein weiterer Anteil dazwischen, der auf den kindlichen (mal mehr und mal weniger destruktiv) losgeht (à la heule jetzt nicht rum, etc. pp. Schockte mich fast, was sich manchmal schon aufdrängte) - womit ich dann auch einen Zwiespalt habe, wovon ich auch einige berühmt berüchtigte kenne.

Dass ich Anteile (selbst wenn sie auf den ersten Blick destruktiv wirken) besser annehmen kann (und nicht mehr so erpicht aufs loswerden bin), dabei hat mir geholfen, wenn herausgearbeitet wurde, welche Funktion dahinter stehen könnte... klappt wie gesagt solange gut, bis nicht obiger Anteil dazwischenfunkt (den ich noch nicht so ganz klar habe). Allerdings ist die Sicht dazu, soweit ich das überblicke, nicht einheitlich... also manche Thera setzten auch darauf bestimmte Anteile ausgesprochen NICHT als Selbstanteile anzunehmen, sondern möglichst zu eliminieren (das funktioniert aber bei mir nicht so recht. Denn das, was ich "loswerden" will, holt mich in der Regel umso stärker wieder ein. Sondern ich kann einen Anteil (selbst wenn er heute erstmal destruktiv erscheint) oft relativ gut annehmen, sofern sich mir (ggf. mit Hilfe des Theras) eine nützliche Funktion erschließt, die er erfüllt... und damit wurden manche Anteile auch friedlicher, aber hin- und wieder, allerdings seltener als zuvor, kann es durchaus noch passieren, dass sie sich mal wieder melden).

However: Wenn man konfrontativ arbeitet, ist es sinnig, kindliche Anteile dann auch halbwegs annehmen zu können (das war bei mir eben auch nicht per se gegeben)... und sie nicht in den Wind schießen zu wollen oä. Insofern kann ich mir auch gut vorstellen, dass es hilfreich für dich sein kann, wenn du die Erfahrung machst, dass auch wütende und/oder destruktive Teile Berechtigung haben können, und dass er nicht "eliminiert" werden soll (auch wenn noch ein Zwiespalt vorhanden ist).
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 17:28

Noch ein Nachtrag:
windig hat geschrieben:Die Vorstellung da dann woanders hingehen zu sollen/müssen, macht mir nur jetzt schon Panik, aber es steht im Moment wirklich nicht an, daher ist die Frage ob mein Thera Konfrontation machen kann oder nicht noch nicht Thema, Gott sei Dank...
Egal ob man es für gut oder schlecht befindet, aber es ist gängiger Standard/Empfehlung: Einschlägige Behandlungs-Leitlinien/Empfehlungen sehen auch vor, dass eine Traumakonfronation, die in einen Gesamtbehandlungsplan eingebettet sein sollte (also einfach mal ohne Therapie drauflos konfrontieren soll auch nicht sein), von einem entsprechend qualifizierten (ärztlichen oder psychologischen) Thera durchgeführt werden sollte... vermutlich hat sich auch der Supervisor daran orientiert . Aber schiebe das noch etwas beiseite, wenn es in absehbarer Zeit noch nicht ansteht... und vielleicht wird's ja nichtmal nötig.

Tippe es wäre geschickter gewesen, wenn das der Thera noch nicht erwähnt hätte, dass er eine evtl. anstehende Konfrontation evtl. nicht machen kann, die frühestens in ein paar Jahren anstehen könnte (hat also dzt. zu vagen Charakter, denn es ist ja, so wie mir jetzt deutlicher wird, noch nicht mal spruchreif, was irgendwann mal sein könnte oder auch nicht). Wenn beiseite schieben nicht geht, ist die andere Option zu sehen, was genau Panik macht. Denn deswegen jetzt schon Panik zu haben, was vielleicht in ein paar Jahren sein könnte, ist ja auch nicht sonderlich förderlich... aber nachvollziehbar. Aber vielleicht lässt sich das ja wieder etwas eindämmen. Ich wünsche es dir zumindest.
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 18:24

Etwas kommt mir noch in den Sinn, wenn ich eure Beiträge, windig und stern, lese:

Zum Thema, Therapeut fühlt sich überfordert. Ja ich glaube den Eindruck hatte ich auch schon. Bei mir WAR es auch so, wie die Therapeutin viel später kurz angedeutet hat. Aber es ist ja so: ein Trauma hat immer etwas mit unerträglicher Hilflosigkeit, Ohnmacht zu tun. Und es liegt in der Natur des Menschen sich unerträglicher Gefühle zu entledigen, u.a. durch Projektion. D.h. das Gefühl, hier Ohnmacht ist dann bei mir weg und ich nehme es beim anderen war. Komplizierter wird es, wenn eine projektive Identifizierung stattfindet, d.h. der andere, hier der Therapeut es nicht mehr als Projektion erkennt, sondern es so fühlt, als wären es seine eigenen Gefühle.

Das so ein Mechanismus in der Therapie rund um Trauma stattfindet ist wohl ziemlich wahrscheinlich. Denke ich mir zumindest so. Denn ich habe es auch so erlebt und meine Therapeutin ist, laut Eigenauskunft, nicht unerfahren in Gesprächen mit schwer traumatisierten Menschen. Jetzt wo wir dieses überstanden habe, erlebe ich sie auch als ziemlich routiniert, bestimmt, sicher.

War aber eben mal anders. Da hatte ich den Eindruck sie nimmt es nicht Ernst, nicht an. Schutz vor Überforderung. Zum einen wegen des genannten Mechanismuses. (Ich habe ja genau das gleiche gemacht! Es nicht angenommen, gezweifelt, relativiert, um es aushalten zu können.) Zum anderen müssen sicher noch Faktoren hinzukommen, damit aus einer Projektion eine projektive Identifizierung wird. Bei mir/uns lag jedenfalls noch etwas anderes vor.

Ich denke aber eben vor solcher Verstrickung ist man auch mit einem Spezialisten nicht gefeit. Dort ist vllt. die Wahrscheinlichkeit geringer oder aber die Wahrscheinlichkeit wieder heraus zu kommen größer. Ich denke nur, genau DAS gehört mit zur Arbeit am Trauma, die Reinszenierung, die Klient UND Therapeut erfasst. Denn zu fast jedem Trauma, gerade Missbrauch und häusliche Gewalt gehört ja auch, dass das Kind nicht gesehen wird, das wenn es sich überhaupt äußert diese Äußerungen angezweifelt werden. Durch das nicht sehen, die nicht-Validierung oder Invalidierung weiß man irgendwann nicht mehr was Wirklichkeit war und was nicht. man zweifelt selbst und man Reinszeniert es eben.

Das kam mir in den Sinn.

Und an windig speziell:
Daher denke ich, eine situative Überforderung, ja das kann und wird vllt. sein. Wichtiger finde ich für mich, wie ich die Gesamtsituation der Therapie einschätze.
Bei mir war es auch so, ich habe die Therapeutin als schon kompetent und vor allem sehr engagiert erlebt. Also habe ich Geduld geübt, mit mir, mit ihr auch. An einem Punkt wäre es vllt. leichter gewesen zu wechseln. Ich habe es aber nicht getan, weil es neben den rationalen Gründen, die du auch nennst, die gegen einen Wechsel sprechen noch etwas anderes bei mir gibt. Denn die Gründe, die du nennst, sie sind nicht von der Hand zu weisen. Aber die Vorteile zu wechseln sind es auch nicht.
Bei mir gibt es aber auch noch etwas, sagen wir ein implizites Therapieziel, das gewichtiger ist, als die offensichtlichen Vorteile zu wechseln. Etwas für das es sich lohnt zu kämpfen und das auch, glaube ich die Therapeutin immer sah und darum gekämpft hat. Und das ist etwas, dass positiv motiviert.

Denn ich denke man sollte das schon mal überlegen ob es noch Lebensgeschichte Gründe gibt, die man in dem Zuge dann ja auch aufarbeitet. Und was einem diese lebensgeschichtlichen Gründe sagen: Ob das bleiben wollen eine positive, motivierende, neue Kraft ist oder ob es etwas altes ist, mehr desselben und man vllt. etwas neues probieren sollte und wechseln sollte.

Ich fand diese Frage für mich zu beantworten gar nicht so einfach.
amor fati

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windig
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Beitrag Do., 21.07.2011, 20:38

Hallo stern,
wobei es mich nach wie vor wundert, warum ihr nicht auch in Richtung Dissozations-Stopps arbeitet, wenn du dissoziierst (was gut sein könnte). Oder geht bzw. ging es bei euch auch schon darum, wie mit Dissoziationen umzugehen ist? Ich kenne es wie gesagt nicht anders Unterbrechung, wenn sich derartiges auch nur ansatzweise anbahnt (insbes. anfangs der Therapie)
Irgendwie wollen wir die Dissoziationen schon verhindern, und wir haben das auch schon erfolgreich geschafft, aber hinterher habe ich mich supermies gefühlt, als hätte ich mich selbst betrogen, ich war wütend und zornig, war destruktiv... es ist schwer das zu beschreiben. Handzeichen geben funktioniert mitunter, wobei es eher Fingerzeichen sind. Ich höre wie gesagt fast immer was zu mir gesagt wird, wenn ich "wegdrifte", und manchmal kann ich auf Fragen reagieren, aber gefühlsmässig bin ich halt sehr tief drin und dann auch dieses Gefühl gelähmt zu sein, es geht nicht immer da irgendwie Zeichen zu geben. Ich denke, da ist es noch eher Regression, aber die Gefahr dann in Flashbacks zu rutschen ist sehr hoch, wie du selbst auch schon geschrieben hast. Ich kann es mir nicht erklären, warum ich mich selbst so betrogen fühle, wenn ich die Dissoziationen/Regressionen unterbinde. Aber dieses Gefühl ist nicht viel besser wie die Dissoziation/Regression selbst.
Da gab's dann auch erstmal Aufklärungen, dass das so nicht funktionieren kann
*seufz* Im Prinzip weiß ich, dass es so nicht funktionieren kann...
Dass sich der erwachsene? Anteil durchaus um kindliche Anteile kümmern möchte... aber ab und an flashed anscheind irgendein weiterer Anteil dazwischen, der auf den kindlichen (mal mehr und mal weniger destruktiv) losgeht
Ja, genau so ist es bei mir auch... und diesen Teil vernichten zu wollen, ich fürchte der Schuss geht nach hinten los, es fühlt sich wie gesagt irgendwie richtig an ihn anzunehmen, ich denke schon, dass er irgendeine Funktion hat und dass es Sinn ergibt, wenn ich das mal verstehe, aber ich scheue mich noch davor es im Detail anzusehen...
Tippe es wäre geschickter gewesen, wenn das der Thera noch nicht erwähnt hätte, dass er eine evtl. anstehende Konfrontation evtl. nicht machen kann, die frühestens in ein paar Jahren anstehen könnte (hat also dzt. zu vagen Charakter, denn es ist ja, so wie mir jetzt deutlicher wird, noch nicht mal spruchreif, was irgendwann mal sein könnte oder auch nicht). Wenn beiseite schieben nicht geht, ist die andere Option zu sehen, was genau Panik macht. Denn deswegen jetzt schon Panik zu haben, was vielleicht in ein paar Jahren sein könnte, ist ja auch nicht sonderlich förderlich... aber nachvollziehbar. Aber vielleicht lässt sich das ja wieder etwas eindämmen. Ich wünsche es dir zumindest.
Kann ich dir im Prinzip nur zustimmen, aber es mir zu verschweigen wäre wahrscheinlich auch nicht geschickt gewesen, wenn ich das herausgefunden hätte. Jetzt ist die Katze aus dem Sack und naja, da es nicht absehbar ist und vielleicht gar nicht nötig ist es im Moment erstmal ok. Was genau Panik macht, naja, ich hab 'ne Vermutung: Angst alleine gelassen zu werden...

Was hat denn bei dir zur Stabilisierung geholfen?!

Liebe Grüße.

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windig
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Beitrag Do., 21.07.2011, 20:54

Hallo montagne,
Daher denke ich, eine situative Überforderung, ja das kann und wird vllt. sein. Wichtiger finde ich für mich, wie ich die Gesamtsituation der Therapie einschätze.
Ich denke ähnlich wie du, sowas kann auch bei einem Spezialisten passieren. Klar, vielleicht kann man das dann vielleicht schneller lösen, aber ich bin froh, dass wir das auch hingekriegt haben und es bestätigt auch mein Gefühl, dass die Beziehung tragfähig ist. Hätten wir das nicht geschafft, wäre ich vielleicht jetzt woanders.
Denn ich denke man sollte das schon mal überlegen ob es noch Lebensgeschichte Gründe gibt, die man in dem Zuge dann ja auch aufarbeitet. Und was einem diese lebensgeschichtlichen Gründe sagen: Ob das bleiben wollen eine positive, motivierende, neue Kraft ist oder ob es etwas altes ist, mehr desselben und man vllt. etwas neues probieren sollte und wechseln sollte.
Interessant Frage. Kann ich so spontan auch gar nicht beantworten. Aber muss ich mir mal Gedanken machen. Danke dir!

Liebe Grüße.

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stern
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Beitrag Sa., 23.07.2011, 07:08

windig hat geschrieben:Ich denke, da ist es noch eher Regression
Hehe.. das schreibe ausgerechnet ich, die sich auch schon Gedanken machte, wo Regression, Wiedererleben und Dissoziation anfangen und aufhören... trotzdem: Versuche dich nicht so an den Begrifflichkeiten aufzuhängen. Meiner Erfahrung kann ebenso wie Dissoziationen auch ein unkontrolliertes Abgleiten in regressive Zustände nicht sonderlich förderlich sein (das eine schließt btw. das andere nicht aus, sondern begünstigt es eher... ebenso wie eine dabei auftretende Hyperventilation, die ich aber nur seltener kenne, auch nicht förderlich ist... da sie z.B. Schwindelgefühle/Ohmacht/Paniken begünstigt, was z.B. bei mir eher ein Punkt ist). Wirklich schwer zu beschreiben... aber "Wegdriften" und vom eigenen Innenleben regelrecht absorbiert zu werden, und sich quasi in einem Kindmodus wiederzufinden (+ diverse destruktive Eskalationsstufen) kenne ich auch (wobei es nicht mehr sooo krass ist, wie es mal war)... und wobei nicht ähnlich sein muss, was ähnlich wirkt. Und in dem Sinne:

Was ich aber meine zu wissen: Solche Aufschaukelungs-Prozesse wurden auch stationär (wo das bei mir noch relativ leicht auslösbar war... und das ganze auch ziemlich eskalieren konnte... mittlerweile eskaliert es i.d.R. auch nicht mehr soweit) möglichst bereits im Keim unterbunden. Schau' auch mal hier (gerade zufällig gefunden)... von den Interventionen, falls es doch passierte oder sich anbahnte, kommt mir manches jedenfalls durchaus vertraut vor:
http://www.heiligenfeld.org/heiligenfel ... sation.pdf . Plus: Das Arousal (Erregung) ist dann i.d.R. so hoch, dass man dann eh nicht mehr davon sprechen könnte, dass noch etwas verarbeitet wird, bei mir zumindest nicht (aber die Hyperventilation spricht IMO dafür, dass bei dir die Erregung dann auch relativ hoch ist, sofern es nicht organisch bedingt sein sollte) - auch wenn du noch (mal mehr und mal weniger) zuhören kannsto der noch ansprechbar bist. Ich kann in einer solche Verfassung jedenfalls kaum eine neue Erfahrung "abspeichern" (eher interpretiere ich dann Worte so, wie sie nie gemeint waren, etc.... selbst wenn der Kopf evtl. noch ein Korrektiv sein kann, dass das jetzt mit dem Hier und Jetzt zu tun hat, was gerade mit mir abgeht... aber das sonstige Erleben macht mir halt einen Strich durch die Rechnung... und das macht es ziemlich schwer). Und ich sehe nach wie vor eher den Punkt, dass sich manches noch weiter "festfährt", je öfter es passiert... für dich kann ich es aber natürlich abschätzen... und ich bin halt auch kein Therapeut.

Das "Gefühl" der Hilflosigkeit/Handlungsunfähigkeit gesellte sich früher dann auch gerne dazu... aber Handzeichen oä zu geben wäre bei mir schon noch möglich gewesen. Was ich jetzt in der Form nicht kenne ist das:
aber hinterher habe ich mich supermies gefühlt, als hätte ich mich selbst betrogen, ich war wütend und zornig, war destruktiv... es ist schwer das zu beschreiben. ... Ich kann es mir nicht erklären, warum ich mich selbst so betrogen fühle, wenn ich die Dissoziationen/Regressionen unterbinde. Aber dieses Gefühl ist nicht viel besser wie die Dissoziation/Regression selbst.
Zumindest nicht, wenn manches wieder abgeklungen ist (eher solange es sich hochschaukelt, dass sich dann auch noch ("moderate"... also es gibt schlimmere) autoaggressive Impulse, deren Ausagieren ich aber teils noch verhindern kann, dazu gesellen können)... deswegen schau' ich eher aus dieser Dynamik aussteigen zu können.

Für dich kann ich es nicht abschätzen... aber mglw. ist das "Gefühl" des Betrogen-werdens, etc. ja auch noch Teil der destruktiven Dynamik selbst (die also noch anhält), keine Ahnung. Bzw. mglw. ein weitere Anteil/Ego state, der im Zuge der Dynamik auftaucht. Muss aber nicht sein... also vielleicht taucht dieser Anteil in der Tat erst später auf, wenn du es geschafft hast, aus der Dissoziation (oder wie man es sonst bezeichnen mag... ich bin mit Begriffen nicht so firm) auszusteigen.
ich denke schon, dass er irgendeine Funktion hat und dass es Sinn ergibt, wenn ich das mal verstehe, aber ich scheue mich noch davor es im Detail anzusehen...
Wenn ich das richtig verstanden habe, so wollt ihr das ja ansehen, welche Funktion einzelne Teile habe (und ich meine auch Reddemann folgt diesem Ansatz, zumindest als eine Möglichkeit, um damit umzugehen)... das man sich dem nicht unbedingt gerne annähert, ist nachvollziehbar... aber dabei muss und sollte man nicht wieder in eine destruktives Erleben versinken.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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