Welche Therapie bei (komplexen) Traumatisierungen?

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stern
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 09:56

ich hab nur heikle Themen.. und wozu zum Therapeuten gehen, wenn man da nur small talk macht...
small-talk ist natürlich nicht sinn der sache... aber das heikle Themen nicht jederzeit besprochen werden (so kenne ich das auch, besonders bei traumasensiblen Therapeuten) heißt nicht im selben Atemzug small-talk. Sondern en contraire: Kann auch Stabilisierung heißen (was wiederum ein weitläufiger Begriff ist, aber auch hier fällt mir keiner ein, der es treffender in einem Wort nennt)... um z.B. dahin zu kommen, dass Verletzungen nicht mehr so die Wucht haben, sondern man "emotional stabiler" reagieren kann. Wie gesagt, ich kann es nicht beurteilen: Wenn bei dir emotional-instabile Anteile vorhanden sein sollten, würde ich dazu tendieren, ist (emotionale) Stabilisierung sogar umso wichtiger. Emotional-instabil meine ich jetzt auch nicht direkt diagnostisch, eher wörtlich in dem Sinne: Umso mehr Wucht etwas hat, das nicht beherrschbar erscheint, so hat das ja was emotional instabiles (wie gesagt wörtlich genommen). Auf der anderen Seite ist natürlich nicht jedes starke Gefühle (auch Gefühle können nunmal sehr stark sein) ein Ausdruck von Instabilität, sondern sogar heilsam. Wichtig, dass man das unterscheiden kann... denn das sind zwei paar Stiefel. Und natürlich sollten in einer Therapie möglichst wenige (im Otimalfall gar keine) destruktive Prozesse in Gang gesetzt werden (dass sie dennoch auftauchen können, liegt in der Natur der Sache).
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kügeli
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 11:04

Ich denke, Verletzungen(egal, wie sie passieren) haben so lange die Wucht, wie Altes nicht angesehen und entsprechend gewürdigt wurde.

Sie zeigt ja nicht nur keine eigene Reaktion, wenn ich etwas erzähle, sondern sie redet noch zusätzlich bagatelliserend über alles, was ich erzähle. Sei es Kindheit, sei es anderer MB, der mir als Erwachsene passiert ist. Einmal kam sogar der Satz, man müsse für alles bezahlen. ... so als ob ich Schuld sei.
Einmal, ziemlich am Anfang, kam der Satz, ich habe kein Recht auf irgendwas. .. auch nicht auf Liebe und positive Gefühle.
Sowas jemand zu erzählen, der immer nur Opfer war, und voller Wut und Trauer, empfinde ich als mehr als unsensibel, empfinde als regelrecht grobklotzig. Passt nicht zur Behandlung eines traumatisierten Menschen.
Es ist also schon der richtige Ansatzpunkt, dass es darum geht, dass DU daheim kommst, DEINE eigene Gefühle zu spüren (wozu es in Therapien vermutlich häufiger zu Nachfragen kommt bzw. man Raum zur Selbstbeobachtung erhält. Wenn man das dann nicht spüren oder benennen kann, dann kann ich absolut nachvollziehen, dass das Unzulänglichkeits"gefühle" auslösen kann *pfeif* (bei dir insbes. auch Nicht-anerkennung)... wäre halt gut, wenn du das dann erwähnen könntest, was es auslöst, dass man=du dich erstmal dem widmen kannst.
Ja, verstehe, aber darin sehe ich keinen Sinn, weil die Frau mich eh nicht versteht, weil sie keine Gefühle zeigt, und weil sie alles, was ich bis jetzt erzählt habe, bagatellisiert hat.
Da muss man sich ja unzulänglich fühlen.
Ich stehe ja regelrecht unter Zugzwang, "Schlimmes" beweisen zu müssen, damit sie mal etwas anerkennt. (Was sie vermutlich nie tun wird).
Da hab ich keine Lust mehr drauf.

Ich erzähle einfach sowas nicht mehr. Was dann übrig bleibt, als Gesprächsthema... keine Ahnung. An die alten Sachen oder missbräuchliche Erlebnisse oder schlechte Alltagserlebnisse gehe ich in dieser Therapie nicht mehr ran.

Danke allen Beteiligten für den guten Dialog.

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stern
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 11:39

Doch nochmals kurz:
kügeli hat geschrieben:Ich dissoziiere... was soll ich daran üben? Wie schön es ist, zu dissoziieren?
Letzteres verstehe ich als rhetorische Frage. Und doch, mir hat es mitunter auch "geholfen", wenn "Wallungen" das eine oder andere mal auch in der Therapie "passiert" sind (und nicht nur im RL, wo ich dann im Zweifel alleine damit umgehen muss, außer ich würde anrufen oä). Dass destruktive Prozesse möglichst vermieden werden sollen, schrieb ich bereits... aber ich empfände es (erfahrungsgem.) als unrealistisch zu sagen, es ist immer vermeidbar.

Denn dann sitzt ja ein Thera gegenüber, der notfalls auch mal direktiver eingreifen kann.

Und das kann mir eben noch in den Sinn: Sie stellt die Diagnose borderline. Du machst VT. Gut, DBT wäre z.B. eine möglicher VT-Ansatz (z.B. bei borderlinetyp. Beschwerden), mit dem aber in der Tat nicht alle VTler firm sind. Aber irgendetwas an skills, Dissoziationsstopps, etc. pp. werdet ihr doch hoffentlich besprochen haben, geübt oä haben???, wenn sie schon diese Diagnose stellt... auch wenn DBT oä nicht ihr Spezialgebiet ist.

Pauschalisieren kann man das natürlich nicht... aber gerade der VT sagt man ja teils schon mitunter direktiveres Vorgehen nach, in dessem Rahmen man durchaus solche für dich nützlichen Dinge lernen könnte (edit: und vermutlich auch sollte, wenn entsprechende Schwierigkeiten da sind... wobei es hier vermutlich auch verschiedene Zugangswege gibt, aber wenn du VT machst, bewegt sich der Thera dann der Wahrscheinlichkeit nach methodenkonform... wenn er nicht zu denen gehört, die übergreifender arbeiten). Und skills, etc. sind ein möglicher Zugangsweg der VT. Wenn natürlich die Diagnose nicht passen sollte, dann würde sich das erübrigen. Btw.: Auch der Umgang mit Gefühlen wäre etwas, was die DTB umfasst sowie der Umgang mit Krisen, etc. (sogar relativ konkret, pragmatisch)... und wenn die Diagnose passt dann auch nützlich für dich. Insofern ist es IMO alles andere abwegig, dass sie dich nach Gefühlen in best. Sitationen befragt, sondern vielleicht umso wichtiger für dich? Sollte aber wie gesagt nicht überfordern. Individuelle Überforderungen wären zu kommunizieren.
Ich denke, Verletzungen(egal, wie sie passieren) haben so lange die Wucht, wie Altes nicht angesehen und entsprechend gewürdigt wurde.
Meiner bescheidenen Erfahrung: letztlich funktioniert das bei mir nur, wenn dass von innen/aus mir heraus geschehen kann... was natürlich evtl. einiges an Vorarbeit bedarf.
so als ob ich Schuld sei. ...
notfalls klären, wie's gemeint ist... und wie gesagt: Bagatellisierungen sind natürlich fehl am Platz. Aus dem Kontext gerissen können wir das natürlich hier nicht interpetieren. aber ich kann nachvollziehen, dass solche Aussagen in den falschen Hals rutschen können, selbst wenn sie anders gemeint gewesen sein sollten, wie sie auf den ersten Blick anmuten. Trotzdem:
ich habe kein Recht auf irgendwas. .. auch nicht auf Liebe und positive Gefühle.
Rechte hast du natürlich. Ganz viele sogar ... aber positive Gefühle/Liebe kann man nicht einfordern (wie ein Recht). Wenn es so gemeint sein sollte, könnte ich eine solche Aussage wiederum nachvollziehen. Nicht wenn es gemeint ist wie: Dir steht nix zu. Aber wie gesagt: Ich versuche im Zweifel zu klären, wie etwas gemeint ist... wenn nicht sofort, dann später, wenn ich ich mich in der lage dazu sehe. Und wie gesagt: Ansprechen, was es auslöst, notfalls später, wenn es im Moment bei dir nicht geht.
Ich stehe ja regelrecht unter Zugzwang, "Schlimmes" beweisen zu müssen, damit sie mal etwas anerkennt.
Umpf, das habe ich schon rausgelesen die ganze Zeit... und aus deiner Perspektive heraus sogar irgendwie nachvollzierbar. Iss aber ein destruktives Muster, wenn sich das in einer Therapie etabliert, aus das es IMO auszusteigen gilt. Gelingt dir vielleicht mit einem anderen Thera besser.
Was dann übrig bleibt, als Gesprächsthema... keine Ahnung.
siehe oben
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kügeli
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Beitrag Fr., 10.06.2011, 11:51

Hallo stern,
Und doch, mir hat es mitunter auch "geholfen", wenn "Wallungen" das eine oder andere mal auch in der Therapie "passiert" sind (und nicht nur im RL, wo ich dann im Zweifel alleine damit umgehen muss, außer ich würde anrufen oä). Dass destruktive Prozesse möglichst vermieden werden sollen, schrieb ich bereits... aber ich empfände es (erfahrungsgem.) als unrealistisch zu sagen, es ist immer vermeidbar.

Denn dann sitzt ja ein Thera gegenüber, der notfalls auch mal direktiver eingreifen kann.
Sie greift nicht ein, weil sie es nicht einmal bemerkt, wenn ich dissoziiere.
Sie stellt die Diagnose borderline. Du machst VT. Gut, DBT wäre z.B. eine möglicher VT-Ansatz (z.B. bei borderlinetyp. Beschwerden), mit dem aber in der Tat nicht alle VTler firm sind. Aber irgendetwas an skills, Dissoziationsstopps, etc. pp. werdet ihr doch hoffentlich besprochen haben, geübt oä haben???, wenn sie schon diese Diagnose stellt... auch wenn DBT oä nicht ihr Spezialgebiet ist.
Ich hab den Begriff DBT mal ergoogelt. Hab jetzt aber gerade vergessen, was das ist.
Nien, wir haben weder skills noch Dissoziationsstopps erarbeitet.
Sie nimmt ja gar nicht wahr, dass ich Dissos hab und 2., skills brauchen würde, für den Alltag, z.B.
Auch der Umgang mit Gefühlen wäre etwas, was die DTB umfasst sowie der Umgang mit Krisen, etc. (sogar relativ konkret, pragmatisch)... und wenn die Diagnose passt dann auch nützlich für dich. Insofern ist es IMO alles andere abwegig, dass sie dich nach Gefühlen in best. Sitationen befragt, sondern vielleicht umso wichtiger für dich?
aber sie fragt nach Gefühlen aus Situationen aus meiner Kindheit. Die kann ich nicht "bringen".
Natürlich ist das Lernen des Umgangs mit aktuellen Gefühlen, die aber immer ihre Vorgeschichte in der Kindheit haben, hilfreich. Sie meint halt, ich reagiere sehr oft verhältnissmäßig "über". Das weiß ich ja jetzt. Ich weiß auch wo das her kommt. Aber mehr, weiter komm ich nicht.
Meiner bescheidenen Erfahrung: letztlich funktioniert das bei mir nur, wenn dass von innen/aus mir heraus geschehen kann... was natürlich evtl. einiges an Vorarbeit bedarf.
Ja. Aus mir heraus, aber nur mit Begleitung.
Zitat:
Ich stehe ja regelrecht unter Zugzwang, "Schlimmes" beweisen zu müssen, damit sie mal etwas anerkennt.

Umpf, das habe ich schon rausgelesen die ganze Zeit... und aus deiner Perspektive heraus sogar irgendwie nachvollzierbar. Iss aber ein destruktives Muster, wenn sich das in einer Therapie etabliert, aus das es IMO auszusteigen gilt. Gelingt dir vielleicht mit einem anderen Thera besser.
Ja. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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