Verzweiflung nach 'misslungener' Sitzung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Avalona
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Beitrag So., 08.05.2011, 21:48

Hallo liebe Mitlesenden.

Jemand hat mir heute erklärt, dass ich Vieles als Anregung verstehen darf, mich deutlicher mitzuteilen. Ich glaube ich muss das üben. Jedenfalls waren meine vergangenen Posts das Gegenteil von Deutlichkeit.

Sie entstanden, weil ich gerade wieder nur Scheitern sehe in der Therapie. Und das macht mich so wütend.

"Wie kann ich Sie am besten unterstützen?" - Das heißt für mich immer wieder und immer noch "Ich kann Ihnen nicht helfen." Und über diesen Punkt komme ich einfach nicht hinaus, auch wenn sich das immer wiederholt. Und für meinen Geschmack wiederholt es sich auch zu häufig. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch, dass ich immer wieder darauf zurückgeworfen werde, abgelenkt werde.

Sie passt nicht an die Stellen, an denen Sie gestellt wird, diese Frage. Und ich sehe die Motivation nicht, diese - wie ich es nannte - Keule immer wieder auszupacken. Ich hatte mich gerade erst vom letzten Mal erholt.

Kann ich darum bitten, diese Frage auszusparen? Ich habe solche Angst, diesen ganzen für mich langen Weg der Sinnlosigkeit zu überführen.

Ava
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 00:36

Hallo Avalona,
Avalona hat geschrieben:"Wie kann ich Sie am besten unterstützen?" - Das heißt für mich immer wieder und immer noch "Ich kann Ihnen nicht helfen."

Ich denke, rational ist dir klar, dass das so etwas wie ein "Übersetzungsfehler" ist, was natürlich nicht immer weiter hilft.
Avalona hat geschrieben:Kann ich darum bitten, diese Frage auszusparen?
Aber selbstverständlich.
Avalona hat geschrieben:Ich habe solche Angst, diesen ganzen für mich langen Weg der Sinnlosigkeit zu überführen.
Das habe ich nicht so ganz verstanden.
Avalona hat geschrieben: . . . , weil ich gerade wieder nur Scheitern sehe in der Therapie.
Wie sähe denn erfolgreich sein für dich aus?

Gruß
Anastasius


montagne
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 09:45

Du kannst um Aussparung bitten, aber ob er auf die Bitte eingeht ob das sinnvoll wäre?

Ich glaube die Frage: "Was kann ich für sie tun? Wie kann ich sie am besten unterstützen?," kennt nahezu jeder aus der Therapie. Ich denke es ist eine der Kernfragen einer Therapie und eines der Kernprobleme eines jeden Klienten. man weiß nicht (mehr) was man tun kann, was man braucht, damit das Problem, was immer es ist gelöst wird. Es gilt dies herauszufinden, zusammen. Du und er.
Er kann dir dabei helfen, aber letzlich kannst ja nur du herausfinden, erspüren, durchdenken, was DU brauchst.

Ich würde die Frage auch eher übersetzen mit: "Was brauche ich, damit es mir besser geht, damit das Problem gelöst wird?" und eine nächste Frage kann da sicher sein: "Welchen Beitrag kann der Therapeut dazu leisten?" Muss aber auch nicht zwingend.

Um die Frage was brauche ich, kommt niemand herum, egal ob man Therapie macht oder nicht.
amor fati

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carö
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 09:52

liebe ava,

könntest du dir vorstellen, deinem therapeuten genau das, was du hier beschreibst, mitzuteilen ?

ich habe die erfahrung gemacht, dass es oft sehr mühselig war und klein-kleine schritte sind, um sich in der kommunikation wirklich aneinander anzunähern, um sich besser zu verstehen.

wer meint was, wie und warum ?
ich habe mir zB. angewöhnt viel zurückzumelden, wie ICH etwas (v.a. in der therapie) verstanden habe, wie ich etwas empfunden habe, wie sich sätze für mich anfühlten, was sie auslösten... viel geübt in der therapie, aber auch im realen leben ist das oft hilfreich, um missverständnisse evtl. gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. sie auch wieder ausräumen zu können.

vielleicht ahnt er gar nicht, welche not er bei dir mit dieser frage auslöst... er sollte es unbedingt wissen. es wäre ein wichtiger schritt, denke ich. vielleicht kann er dir genauer erklären, was er damit meint oder erreichen will. und natürlich kannst du ihm das sagen, dass du diese frage nicht mehr willst und was sie bei dir auslöst.

lieben gruß
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Gast
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 12:32

Hallo Avalona,

ich werde jetzt mal ganz kleinkariert. Und bitte, das keinesfalls irgenwie als Kritk aufzufassen.

Ich habe mich erinnert und dann noch mal nachgeschaut, dass der Thread mit einem Problem der Deutung eines Satzes deines Therapeuten begann. Wo du sozusagen sehr eingeengt deutetest, keine mögliche "Bandbreite" drin liegt. In dem Fall sozusagen der Bezugspunkt verwischt.
Avalona hat geschrieben:erzählt, dass es mir seit einigen Tagen besonders schlecht geht, woraufhin ich dem Therapeuten die auslösende Situation schilderte. Seine Antwort war (mal wieder), dass die von mir empfundene Bedrohung nicht real sei. Eine Aussage mit der ich nichts anfangen kann, weil aber die depressiven Gefühle durchaus real sind.
Avalona hat geschrieben:"Wie kann ich Sie am besten unterstützen?" - Das heißt für mich immer wieder und immer noch "Ich kann Ihnen nicht helfen."
Das kann doch genauso gut heißen: "Ich kann Sie vermutlich sehr wohl unterstützen, und werde das auch tun. Nur, können Sie mir sagen, wie ich das aus ihrer Sicht am besten kann?"

Ich weiß nicht, ob dir das was weiterhilft oder "zu schräg" ist.

Gruß
Anastasius

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hungryheart
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Beitrag Mo., 09.05.2011, 17:51

Avalona hat geschrieben:
"Wie kann ich Sie am besten unterstützen?" - Das heißt für mich immer wieder und immer noch "Ich kann Ihnen nicht helfen." Und über diesen Punkt komme ich einfach nicht hinaus, auch wenn sich das immer wiederholt. Und für meinen Geschmack wiederholt es sich auch zu häufig. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch, dass ich immer wieder darauf zurückgeworfen werde, abgelenkt werde.


diese frage kennt wahrscheinlich wirklcih fast jeder aus seiner therapie.
und sie hat wohl auch schon fast jeden von uns gequält, weil genau diese fähigkeit, zu spüren, was man braucht, bei so vielen von uns nur rudimentär vorhanden ist.
oder gar nicht.

und deshalb ist die frage so schwer.
und genau deshalb ist sie aber auch so unglaublich wichtig.

wir sollen üben, zu spüren, was für gefühle da sind und was für bedürfnisse hinter diesen gefühlen stehen.


bei mir war, zu einer zeit, als es mir grottenschlecht ging, schon das "erarbeiten" so "einfacher" zusammenhänge wie:
ich bin traurig
und mein bedürfnis ist: trost.
eine abartigst schwierige geburt, die fast ein halbes jahr mit immer wieder dieser frage: was kann ich für sie tun? wie kann ich ihnen helfen?



das ist nicht die kapitulation: ich kann ihnen nicht helfen.
sondern die aufforderung zu beginnen hinzuspüren, was du brauchst.
weil das so eine immens wichtige fähigkeit ist.

meine thera hat mir das mal so erklärt:
in einem restaurant wird man ja auch gefragt, was man essen möchte.
worauf man appetit hat, was man sich leisten möchte etc. das kann man nur selbst sagen. die bedienung kann einen nur unterstützen, dann auch das zu bekommen, was man möchte.
aber kein mensch auf der welt, kann so gut in dich hineinspüren und herausfinden, was du brauchst, wie du selbst.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Avalona
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Beitrag Di., 10.05.2011, 23:01

Ich stelle fest, dass ich keine praktikablere und gleichzeitig lesefreundlicher Lösung finde, als die Beiträge nacheinander "abzufrühstücken", was mir zwar ein bisschen unrecht ist, aber ich bin ja auch ein Hamster . Also denn mal los:

Hallo Anastasius,
Anastasius hat geschrieben:Ich denke, rational ist dir klar, dass das so etwas wie ein "Übersetzungsfehler" ist, was natürlich nicht immer weiter hilft.
Ja, es ist irgendwie logisch falsch verknüpft und ich finde den Operator nicht, damit der Satz richtig aufs Papier kommt.
Avalona hat geschrieben:Kann ich darum bitten, diese Frage auszusparen?
Aber selbstverständlich, antwortest du, Anastasius. Klar, und ich merke jetzt, dass das hinfällig ist, denn eine Bitte kann man auch abschlagen und somit ist das kein sicherer Weg "drum herum zu kommen". Daraus widerum ergibt sich die (wohl rhetorische) Frage: Sollte ich drum herum kommen wollen?
Avalona hat geschrieben:Ich habe solche Angst, diesen ganzen für mich langen Weg der Sinnlosigkeit zu überführen
Damit meine ich: Im Nachhinein feststellen zu müssen, dass ich mit dieser Therapie aufs falsche Pferd gesetzt habe, ist für mich eine arg schlimme Vorstellung.
Anastasius hat geschrieben:Wie sähe denn erfolgreich sein für dich aus?
... zum Bespiel: meine Bedürfnisse (er-)kennen, mitteilen zu können, und vor allem Bezugsquellen parat zu haben für all den Bedarf. Außerdem (und das wünsche ich mir vor allem für die Therapie als Lernerfahrung): diesmal keine verbrannte Erde.

zu deinem zweiten Beitrag:
Anastasius hat geschrieben:ich werde jetzt mal ganz kleinkariert. Und bitte, das keinesfalls irgenwie als Kritk aufzufassen.
Durchaus nicht, es steht ja für mich selbst noch im Kontext dieses "großen Ganzen" eben jener Therapie.

Meinst du mit deinem aufgeführten Beispiel: Ava begeht damals wie heute den Fehler, zu wenige bzw. nur eine einzige Deutungen für möglich zu erachten und schafft dadurch quasi eine Art Nebenkriegsschauplatz? Sollte ich dich richtig verstanden haben, dann würde meine Antwort " " lauten.

Merssi vielmals!
Ava
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Avalona
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Beitrag Di., 10.05.2011, 23:15

Hallo vallée,

deine Fragen ebenso wie auch dein Übersetzungsvorschlag sind bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen und ich habe das in Teilen schon in meine vorhergehende Antwort einfließen lassen (bei Interesse scrollen ).

Manchmal bin ich vielleicht zu schnell zu bequem und denke dann: "Och nöööööö, nicht schon wieder. Das war beim letzten Mal schon so grauselig, dass muss nicht schon wieder sein." Und wenn ich dann deine Antwort lese zu solchen Essentials, dann ist das beinah als hörte ich sowas zum ersten Mal

Also auf eine Neues!

Merssi auch dir!
Ava
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Avalona
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Beitrag Di., 10.05.2011, 23:26

Hallo carö,
carö hat geschrieben:könntest du dir vorstellen, deinem therapeuten genau das, was du hier beschreibst, mitzuteilen ?
Ja, und die Mitteilung ist auch schon frankiert und auf dem Postweg. Damit sie bzw. der Mut dafür nicht verloren geht bis zum nächsten Mal.

Und ansonsten kann ich sagen, dass das innerhalb der Therapie zumindest schon besser geworden ist, besser im Sinne von offener und und zeitnaher. Im Alltag muss ich noch immer aufpassen, dass ich beim Achten auf meine Kommunikation nicht neue Unsicherheiten entwickle.

Lieben Dank dir auch fürs "Zurückholen in den thread".
Ava
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Avalona
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Beitrag Di., 10.05.2011, 23:41

Hallo hungryheart,

mit deiner Antwort erläuterst du mir diese Frage in vielen Facetten - wie auch carö und vallée das ja schon getan haben - und ich merke wie sich seit dem Lesen der letzten Beitrage so viel Verstehen auftut bei mir.

Während ich deinen Beitrag beantworte, will ich beinah schon wieder nörgeln, warum das hier funktioniert, und nicht dort, wo es meinem Verständnis nach funktionieren sollte: in der Therapie. Und Überraschung: mir kommen ein paar spontane Ideen, denen ich unbedingt mal im stillen Kämmerlein nachgehen sollte...morgen ist auch noch ein Tag.

Gute Nacht und Merssi!
Ava
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Beitrag Di., 10.05.2011, 23:44

Hallo Avalona,
Avalona hat geschrieben:Meinst du mit deinem aufgeführten Beispiel: Ava begeht damals wie heute den Fehler, zu wenige bzw. nur eine einzige Deutungen für möglich zu erachten und schafft dadurch quasi eine Art Nebenkriegsschauplatz? Sollte ich dich richtig verstanden haben, dann würde meine Antwort " " lauten.

Merssi vielmals!
Nein, ich habe leider keinen "Daumen nach oben" verdient. Weil meine Antwort nicht das sondern nur Ähnliches meinte. Ich würde "Fehler" und "Nebenkriegsschauplatz" weglassen und sagen: "Avalona erachtet(e) nur wenige bzw. nur eine Deutung für möglich und schafft(e) sich dadurch einen beengten Lebensraum."

Gruß
Anastasius

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