Wie beendet man eine Therapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Yoni
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Wie beendet man eine Therapie?

Beitrag Di., 09.09.2008, 10:32

Hallo zusammen!

Ich möchte gerne meine Therapie beenden und kriege das auf Grund meiner sozialen Phobie nicht hin. Vielleicht kann mir jemand sagen, wie ich mich verhalten kann, was ich sagen soll.

Folgende Situation: meine 80 Stunden Verhaltenstherapie sind abgelaufen und meine Therapeutin hat mir angeboten, daß ich noch einmal im Monat zu ihr kommen könnte (bezahlt die Krankenkasse ohne Antrag). Leider war ich schon seit längerem unzufrieden mit der Therapie, weil ich das Gefühl hatte, gar nicht voran zu kommen. Meine Depressionen sind im Laufe der vier Jahre zwar besser geworden, aber an meiner sozialen Phobie hat sich rein gar nichts geändert. Ich war ganz froh, daß die Stunden jetzt aufgebraucht waren. In der letzten Stunde habe ich es sogar geschafft meine Enttäuschung darüber anzusprechen, daß sich an meinen sozialen Ängsten so wenig geändert hat, was halt auch der Grund dafür ist, daß ich eigentlich gar keine weiteren Stunden mehr bei ihr nehmen möchte. Dummerweise hat das jetzt aber genau das Gegenteil bewirkt. Sie hat daraufhin versucht mich zu motivieren und mir Mut zu machen und hat mir versichert, daß man das alles lernen kann. Ich habe mir einen weiteren Termin geben lassen, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Dabei mag ich gar nicht mehr, meine Motivation ist auf dem Tiefpunkt angekommen. Ich habe mich weitestgehend mit meinen Beschränkungen abgefunden und versuche das beste daraus zu machen. Ich bin in der Hinsicht einfach absolut lernunfähig, mag mir nichts mehr vormachen und sinnlose Anstrengungen unternehmen, ich hab schon zu viel ausprobiert. Ich weiß einfach nicht, wie sie mir noch helfen könnte. Ich empfinde nur noch Widerstände.

Wie kann ich das denn jetzt abschließen, was soll ich zu ihr sagen? Ich möchte mich gerne im Einvernehmen von ihr trennen und sie nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich war sie immer sehr bemüht.
Wie soll ich ihr denn erklären, daß ich schon aufgegeben habe, daß sie mir nicht weiterhelfen kann. Ich möchte sie mit meinem Versagen nicht kränken. Oder soll ich das vielleicht gar nicht mehr ansprechen und ihr einfach nur sagen, daß ich jetzt erst mal allein klarkomme und im Moment gar keine Thematik mehr habe. Wie beendet man so eine Therapie am besten?

Hoffentlich hat jemand eine Idee...

Yoni

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F43_1
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Beitrag Mi., 10.09.2008, 06:51

Die Frage deiner Motivation ist der Kern.

Es geht in einer PT um dich! Wenn du also eine Meinung hast, dann vertrete sie. Die muss nicht deckungsleich mit dem PT sein und deswegen darfst du ja alles ansprechen. ich würde dein Wohl nicht davon abhängig machen, was deine PT darüber denkt und noch schlimmer: fühlt. Das ist ihre eigene Sache und damit würde ich mich nicht belasten!

Wenn du etwas klären willst, tue es. Wenn du einen Standpunkt vortragen willst, tue es. Wenn es dir zu viel ist; lass es..................................du hast die Ent-scheidung (Scheiden----Trennen)
Immer Mensch bleiben!

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MissX
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Beitrag Mi., 10.09.2008, 17:54

ich glaube sie wird es überleben, wenn du ihr sagst, dass du die Therapie bei ihr in beenden wirst. Letztendlich ist es ja auch eine geschäftliche Beziehung. Ich meine du bezahlst sie indirekt, damit sie dir hilft mit deinem Problem klarzukommen. Wenn sie jetzt ne Lackiererin wäre und hätte dein Auto mit ner ganz falschen Farbe lackiert und auch noch total fleckig, würdest du dann dein Auto beim nächsten Mal auch noch bei ihr lackieren lassen? Nö.
Also warum is das jetzt bei der Thera anders? Weil du emotional an sie geknüpft bist wahrscheinlich. Aber sie muss so viel Professionalität haben, dass sie da total drüber steht, wenn du ihr das beim nächsten Mal sagen wirst. Das is ihr Job, dafür kriegt sie die Kohle. Stell dir mal vor, sie wäre bei jedem Patientin total gekränkt, die die Therapie abbricht. Da wär sie ja nach nem halben Jahr n psychisches Wrack. Das geht doch gar nicht. Wie sollte sie da denn ne Thera bleiben. Und du brichst die Thera ja noch nich mal ab, sie is ja eigentlich schon zu ende. Und ich denk mal es ist auch so ne Art Verpflichtung dich darauf hinzuweisen, dass es für sie ok wäre, wenn du die Thera weitermachst. Damit du das Gefühl hast du könntest gern weiter zu ihr gehen. Aber das verpflichtet dich doch zu nichts. Wenn du ihr klipp und klar beim nächsten Mal sagst, dass du lange darüber nachgedacht hast und dich entschieden hast die Thera zu beenden, weil du keinen Sinn mehr in einer Fortsetzung siehst etc. dann hat sie das und wird das akzeptieren. Und mach dir nich so viel Gedanken wie es IHR geht. Es geht um DICH in der Therapie. Schade, dass sie dir noch nicht einmal das während der 80 Stunden vermitteln konnte. Die geht es mit der Thera nicht besser, also versuch was neues. Oder willste jetzt auf ewig bei der festkleben und da deine Zeit verschwenden?

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Affenzahn
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Beitrag Mi., 10.09.2008, 21:17

Yoni hat geschrieben:Sie hat daraufhin versucht mich zu motivieren und mir Mut zu machen und hat mir versichert, daß man das alles lernen kann. Ich habe mir einen weiteren Termin geben lassen, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte.
Mein Tipp: du kannst sagen: "Ich will keinen neuen Termin." Du kannst auch sagen: "Sie überzeugen mich, aber ich will trotzdem keinen Termin." Das ist ein bisschen frech, aber überhaupt nicht unhöflich. Du hast das Recht dazu und es wird dir gelingen, wenn du dich daran hältst.

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Yoni
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Beitrag Fr., 12.09.2008, 11:40

Hallo und danke für eure Antworten!

Ich habs geschafft! Komme gerade von meiner definitiv letzten Therapiestunde. Ich habe Deinen Ratschlag, F43.1 beherzigt und habe entschieden, daß es mir zu viel ist meine wahren Beweggründe zu erklären. Der Abschied war dadurch ganz problemlos. Ich habe gleich als erstes gesagt, daß ich eigentlich jetzt gar keine Thematik mehr habe. Sie hat das sofort aufgegriffen und gleich richtig gedeutet, so daß ich gar nicht so deutlich sagen brauchte, daß ich keine weitere Stunde möchte.
Im Augenblick ist es für mich noch recht schmerzlich mit der Vorstellung jetzt ohne Therapie dazustehen. Ich fühle mich eigentlich immer noch hilfsbedürftig, zweifle mittlerweile aber, ob mir überhaupt jemand wirklich helfen kann. Der Mangel an Alternativen macht mir etwas zu schaffen. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich bin trotz allem jetzt erst mal erleichtert den Absprung geschafft zu haben!

Lieben Gruß,
Yoni

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Vetiver
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Beitrag Fr., 12.09.2008, 12:15

Hallo Yoni,

die Tatsache, dass du diese Therapie beendet hast, bedeutet ja nicht, dass du ab jetzt unbedingt alleine klar kommen MUSST.
Als meine erste Therapie beendet war, habe ich mir dann doch noch einmal eine neue Therapeutin gesucht, die nach einer anderen Methode arbeitet. Bin ziemlich glücklich damit jetzt. Bei meiner ersten Therapie kam ich auch nicht mehr weiter - den Eindruck hatte meine Therapeutin auch. Es war klasse, noch mal einen anderen Weg zu beschreiten, um mich meinen "Macken" aus einer anderen Perspektive zu widmen. ;o)) Hat mich sehr weiter gebracht.
Also vielleicht ergibt sich ja aus dem Abschluss dieses Kontaktes etwas ganz neues.

Und wenn du dich hilfebedürftig fühlst, wie du schreibst, dann nimm das Ernst!
Es ist einfach wichtig, gut für sich zu sorgen, egal ob durch Trennung oder einen Neuanfang.
Vielleicht war es auch einfach mal gut mit Verhaltenstherapie...

Viele Grüße
Vetiver

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F43_1
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Beitrag Fr., 12.09.2008, 14:18

Schließe mich meiner Vorschreiberin an!
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Yoni
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Beitrag Sa., 13.09.2008, 09:59

Hallo ihr beiden,

ich weiß noch nicht, was ich jetzt mache. Ich hatte dieses Jahr schon zwei Erstgespräche, war aber wenig überzeugt von den Therapeuten. Habe jetzt erst mal beschlossen mich nicht weiter um eine anschließende Therapie zu bemühen. Muß erstmal zu mir kommen und mich neu ordnen. Den Schmerz auf mich allein gestellt zu sein, möchte ich erst mal in Kauf nehmen. Bin eben zu demotiviert und frustriert einen neuen Versuch zu starten.

Trotzdem danke für die Anregungen.

Lieben Gruß,
Yoni

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F43_1
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Beitrag Sa., 13.09.2008, 11:01

Eine BEWUßTE ENtscheidung!
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Stöpsel
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Beitrag Sa., 13.09.2008, 11:41

Hallo Yoni,
Muß erstmal zu mir kommen und mich neu ordnen.
Das kann ich gut verstehen. Manchmal ist Abstand das einzige was hilft.
Ich habe mich weitestgehend mit meinen Beschränkungen abgefunden und versuche das beste daraus zu machen. Ich bin in der Hinsicht einfach absolut lernunfähig, mag mir nichts mehr vormachen und sinnlose Anstrengungen unternehmen, ich hab schon zu viel ausprobiert.
Aber vielleicht, wenn Du genügend Abstand zu der jetzigen Therapiesituation hattest und Dich wieder ein bißchen geordnet hast, kannst Du darüber nochmal nachdenken. Denn ich glaub nicht, daß Du absolut lernunfähig bist. Du hast Dich in der jetzigen Therapiesituation so empfunden, aber das vielleicht einfach deswegen, weil es nicht das richtige für Dich war oder das richtige zum falschen Zeitpunkt oder oder... Das schwierige ist glaub ich, rauszufinden, was das richtige ist, was einem hilft und da hilft einem Abstand und sich vorläufig mit seinen BEschränkungen abfinden, um die Verkrampftheit aus der Situation zu nehmen, manchmal gut weiter.

Aber vielleicht nimmst Du grundsätzlich (irgendwann später) das mutmachen dieser Therapeutin mit: Du kannst das sicher alles lernen, aber eben nicht jetzt bei ihr, eben alles zu seiner Zeit und auf eine Weise, wie Du das brauchst!

Aber jetzt gehts erstmal um den jetzigen Augenblick und da finde ich es gut, daß Du für Dich weißt, was Du jetzt brauchst und was Du nicht brauchst

Viele Grüße

P.S.: Und weil Du Dich verunsichert fühlst, daß auch diese beiden Erstgespräche nichts waren: 2 Gespräche sind nicht viel, ich bin bei wesentlich mehr gewesen. Und das ist doch ok. Es kostet nur halt Kraft und kann ziemlich frustrieren, wenn man ewig nicht findet, was man braucht. Aber es ist kein prinzipielles Problem und schon gar nichts, was man sich selbst vorwerfen muß!

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Ivi
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Beitrag Do., 31.03.2011, 09:05

Ich habe noch eine Stunde in meiner Psychoanalyse, am 7.4. ist die letzte Stunde.
Abgesehen davon, dass Abschied/Beziehungsende ein zentrales Thema in meiner Analyse/meinem Leben ist/war, habe ich überhaupt nicht das Gefühl, dass ich "fertig" bin. Die Analyse und die Analytikerin waren in den letzten 4 (!) Jahren die Sache, die die höchste Priorität genoß (d.h. ich habe meinen Uni-Stundenplan darum gebaut, ich habe keine Stunde ohne sehr, sehr triftigen Grund abgesagt und das einzige Mal, wo ich nicht vor Ort war, war mein Auslandssemester, das allerdings meine Therapeutin ausdrücklich als förderlich befürwortet hat).

Es war immer so, dass ich umziehen konnte, den Freundeskreis wechseln, Beziehungen beenden, mich von meinen Eltern entfernen, was weiß ich, aber was immer gleich blieb, war, dass ich zwei (oder drei) Mal pro Woche bei der Analyse aufschlug - auch, wenn ich keine Lust hatte, nur 3 Stunden geschlafen hatte oder meinte, nix zu erzählen zu haben.

Ich habe von der Analyse sehr profitiert, aber jetzt habe ich das Gefühl, sie ist einfach vorbei und ich werde wieder wunderbar Gelegenheit haben, mich mit anderen, oberflächlichen Dingen zu beschäftigen und damit die Sicht nach Innen zu vernachlässigen (ja - klar, kann ich mir vornehmen, einmal pro Tag mal so ein wenig nachzudenken. Nur, auch wenn meine Therapeutin nicht viel sagt, wenn sie was sagt, hat es Hand und Fuß und bringt mich weiter, anders als mein stummes Selbstgespräch. Abgesehen davon hat sie für mich eine große Legimitationsmacht, wenn sie sagt, ich darf etwas blöd finden, über etwas traurig sein oder etwas verweigern, dann glaube ich erst richtig, dass es wirklich so ist. Hört sich blöd an, aber ich denke dann immer: Die wird es ja wohl wissen, ich bin ja nicht die Erste, die hier hin kommt.)

Ich weiß, dass man nach 2 Jahren Pause wiederanfangen/weitermachen kann. Bloß werde ich wohl kaum in dieser Stadt sein, vielleicht nirgendwo sein, wo ich weiß, hier bin ich lang genug für eine längerfristige Therapie. Außerdem wurmt es mich, dass es nicht diese Therapeutin sein wird, eine, die ich für fähig erachte und die jetzt schon alles über mich weiß und mich kennt und dementsprechend Dinge schneller merkt als jemand, der mich vielleicht erst monatelang richtig kennenlernen muss.

Hat jemand von euch ähnliche Probleme mit dem Therapieende gehabt? Ich glaube, bei mir liegt es einfach daran, dass ich das Gefühl habe, gar nicht fertig zu sein (Verlängerung ist übrigens nicht mehr möglich) und daran, dass es so lang war.

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carö
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Beitrag Do., 31.03.2011, 10:21

liebe Ivi,
Nur, auch wenn meine Therapeutin nicht viel sagt, wenn sie was sagt, hat es Hand und Fuß und bringt mich weiter, anders als mein stummes Selbstgespräch. Abgesehen davon hat sie für mich eine große Legimitationsmacht, wenn sie sagt, ich darf etwas blöd finden, über etwas traurig sein oder etwas verweigern, dann glaube ich erst richtig, dass es wirklich so ist.
viell. wirst du feststellen dürfen, dass du deine therapeutin in deinem inneren integriert hast... das wäre doch schön ?! du wirst dich an vieles erinnern können und dir werden viele ihrer gedanken in den sinn kommen, wenn entsprechende fragen oder situationen auftauchen.

so eine analyse ist ja nicht vorbei, nur weil man sich nicht mehr trifft. es wird in dir weiter arbeiten, du wirst selbständig über dich nachdenken können - das ist ja auch ein ziel einer analyse - und - so ist es zu hoffen - auch fühlen können, was mit dir los ist und was du brauchst. du wirst nun die gelegenheit haben festzustellen, dass du sie als konkrete person, die etwas für dich legitimiert vielleicht gar nicht mehr brauchst, weil sie als gute erfahrung mit all den vielen erlebnissen, die ihr zusammen hattet, tief in dir drinnen verankert ist...

natürlich ist man nicht "fertig", wenn eine analyse vorbei ist... das leben geht ja weiter mit all seinen schwierigkeiten und anforderungen. ist man wirklich je fertig ?

du wirst sicherlich nach einer gewissen zeit dann auch merken können, ob du weiter hilfe benötigst oder nicht.

ich wünsche dir alles gute für die kommende zeit!
LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Ivi
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 22:57

Danke für deine Antwort! Hat mich irgendwie beruhigt, dass mit dem analyseende fertig sein nicht zwingend so ist.

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