Mein Therapeut und ich wissen nicht mehr weiter...

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iontop
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Beitrag Do., 31.03.2011, 18:35

münchnerkindl hat geschrieben:Und kann er dir nun auch etwas anbieten was du für deine Traumaproblematik benötigst? Ich meine, ob er dir stark und selbstbewusst vorkommt sagt darüber ja nun nichts aus.
er wird jetzt definitiv mehr schaun, dass ich mich nicht überlaste... sieht den prozess, der gerade abläuft aber grundsätzlich positiv. das problem war/ist, dass er in der stunde selbst nur schwer eingreifen kann, stopp sagen kann, weil er nicht viel mitkrieg, ich perfekt schauspiele... so weit, bis ich es sage (dass ich kurz vorm umfallen bin). und das ding ist, dass ich es selbst erst zu diesem späten zeitpunkt merke. es baut sich nicht langsam auf. es ist schnell akut.

auf mein drängen, er solle mich mehr führen, öfter intervenieren usw. wurde er hellhörig, hörte mir gut und genau zu. konkret muss es langsam passieren, in kleinen dosen, und ich muss mehr und genauer beschreiben was wann passiert. dass ich völlig zusammenklappe glaubt er nicht, nicht psychisch, körperlich müssen wir aufpassen. aber er sieht die tatsache, dass ich gerade an dem punkt bin, insofern gut, als dass endlich gefühle heraufkommen. und er sie mitbekommt. ich halt sie nur immer noch zurück, vor allem wut und weinen... und das obwohl sie so heftig da sind. und das erzeugt eine enorme innere spannung, die mich dann so "zusammenbrechen" lässt. alles bewegt sich grad kurz vor einer explosion.

eine ptbs habe ich nicht. und die traumata sieht er schon als solche. die dramatik entsteht, weil ich es nicht schaffe, irgendein gefühl loszulassen... momentan auch sehr viel wut ihm gegenüber. ich schone ihn immer. ich müsse aufhören, auf ihn aufzupassen, sagte er. das hat er eh schon oft gesagt. aber das kommt halt auch von damals mit den eltern.

also ich bin mal gespannt, ob es mir in zukunft hilft, besser mit den gefühlen klarzukommen bzw. wie er reagiert, falls es sich mal wieder so zuspitzt wie letzte woche.

die gedankenkreiserei und die trigger waren nicht wirklich thema. da müssen wir nochmal reden. aber ich halt mir dadurch einfach die gefühle dazu fern (trauer, schmerz usw.). je mehr ich von den gefühlen zulassen kann, desto weniger werden die trigger und gedanken werden. er wiederholte halt immer, langsam muss es gehen bei mir, weil es mich überfordert sonst. ich hab immer den stress. er hat ihn eh nicht. das ist sein oberstes bearbeitungscredo... langsam und behutsam.

lg,
iontop
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Dannie
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Beitrag Do., 31.03.2011, 19:03

Hallo iontop.

Also bei mir kommt es so rüber, dass du das was in dir vorgeht, zumindest hier in schriftlicher Form sehr klar und selbstreflektiert wiedergibst.

Könnte es dir eventuell leichter fallen deinem Therapeuten mal deine Gefühlsbeschreibungen schriftlich zu geben? Wäre das eine denkbare Möglichkeit für dich/ euch?

Was du beschreibst, diese Gefühle zurück zu halten, das kenne ich selber sehr gut. Bei mir geht das auch mit körperlichen Schmerzen einher, wenn der Widerstand zu groß ist. Mir hilft es, wenn der Widerstand zu groß ist, dass ich mir Zeit lasse. Meine Thera und ich haben vereinbart, dass ich dabei eine kurze Sprechpause einlegen darf und sie mir die nötige Zeit gibt. Ich darf dabei etwas Luft hohlen, tief atmen, vielleicht kurz aufstehen. Und erst dann weiter machen und sprechen.

Ich finde übrigens, dass bei dir zwischen den Zeilen auch ein gewisser Kampfgeist durchschimmert. Was du schreibst, klingt nicht so als würdest du dich schnell geschlagen geben.

Ehrgeiz ist gut und den scheinst du auch zu haben, aber lasse dir auch ein wenig Zeit dabei.

Ich wünsche dir viel Erfolg,

Dannie

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stern
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Beitrag Do., 31.03.2011, 19:19

iontop hat geschrieben:weil er nicht viel mitkrieg, ich perfekt schauspiele... so weit, bis ich es sage (dass ich kurz vorm umfallen bin). und das ding ist, dass ich es selbst erst zu diesem späten zeitpunkt merke. es baut sich nicht langsam auf. es ist schnell akut.
Könnte bis vor einiger Zeit auch ich lupenrein so geschrieben haben... na gut, mittlerweile ist es besser, manchmal ergeht es mir noch immer so: Mir half (in der Therapie) ein Gespür für meine Grenzen zu entwickeln... und halt insges. diverses, um die Selbstwahrnehmung (inkl. Gefühlswahrnehmung, aber auch Körper, etc.) zu verbessern (gleichzeitig gepaart damit, wie ich Abstand gewinnen kann... denn wenn ich umgeflogen bin, isses bereits zu spät, um noch noch irgendwie darauf reagieren zu können, makaber aber wahr gesagt... je frühzeitiger das noch gelingt, desto besser also... ich kenne mittlerweile Voranzeichen).
und ich muss mehr und genauer beschreiben was wann passiert.
ja, wichtig. Wenn's allerdings gerade ganz akut ist, hilft mir das jedoch gerade nicht... sondern dann ist evtl. gar Aufmerksamkeitsabzug angesagt, wenn ich nicht umkippen will.
dass ich völlig zusammenklappe glaubt er nicht, nicht psychisch, körperlich müssen wir aufpassen.

Bist du schon mal umgekippt... also es muss nicht passieren, nicht bei jedem. Stimmt. Von mir kenne ich es jedoch, und habe Aussagen gefressen von wegen "kann nicht passieren" oder "glaube ich nicht"... stimmt, muss echt nicht bei jedem passieren. Wenn man aber zu denen gehört, denen es passiert, dann sind solche Menschen erst vorsichtig, wenn es passiert... weswegen ich mich jedes mal aufs neue aufregen könnte, wenn solche Aussagen getroffen werden. Und öhm... klar, vor einem noch weitreichenderen, psychischen Zusammenbruch kann als Shutdown ein körperlicher Zusammenbruch durchaus bewahren (das kann auch gerade Sinn sein, kann ich für dich jedoch nicht abschätzen)... nur klar ist, dass sich das schon auf einer relativ späten Grenze bewegt. Daher evtl. für Grenzen sensibilisieren... schnell reagieren muss ich jedoch mitunter dennoch.
vor allem wut und weinen... und das obwohl sie so heftig da sind. und das erzeugt eine enorme innere spannung, die mich dann so "zusammenbrechen" lässt. alles bewegt sich grad kurz vor einer explosion.
ja. klingt sehr nachvollziehbar. Das Einbrechen kann ein Zeichen sein, dass du mit den Gefühlen noch nicht so gut umgehen kannst... daher langsam herantasten. Ich behaupte, wenn Notmechanismen greifen müssen, ist das evtl. ein Zeichen, dass es situativ too much ist/war.
er wiederholte halt immer, langsam muss es gehen bei mir, weil es mich überfordert sonst. ich hab immer den stress. er hat ihn eh nicht. das ist sein oberstes bearbeitungscredo... langsam und behutsam.
ja, das klingt gut.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 31.03.2011, 19:54

Doch, doch das hört sich schon ganz hoffnungsvoll an!

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hungryheart
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 07:34

hey iontop, das freut mich für dich!
klingt echt gut und kompetent, v.a. dass er dir so gut zuhört und so flexibel scheint.
sicher kann er auch besser beurteilen, ob du eine ptbs hast, als wir hier.


das ganze zeigt, dass es einerseits gut sein kann, sich hier anregungen zu holen, dass aber letztlich das gespräch mit dem thera das wichtigste und weiterbringendste ist.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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iontop
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Beitrag Fr., 01.04.2011, 18:50

Dannie hat geschrieben:Könnte es dir eventuell leichter fallen deinem Therapeuten mal deine Gefühlsbeschreibungen schriftlich zu geben? Wäre das eine denkbare Möglichkeit für dich/ euch?
ist schon öfter passiert... und ist immer eine möglichkeit.
stern hat geschrieben:Bist du schon mal umgekippt... also es muss nicht passieren, nicht bei jedem
nein, noch nie so, dass ich ohnmächtig war. kreislaufzusammenbruch schon (nicht in der therapie).

ich meinte aber mit dem körperlichen problem mehr, dass ich gesundheitlich ernste probleme hab und wir da aufpassen müssen, dass ich arbeitsfähig bleibe und nicht in krankenstand gehen muss bzw. irgendwann im krankenhaus lande.
hungryheart hat geschrieben:das ganze zeigt, dass es einerseits gut sein kann, sich hier anregungen zu holen, dass aber letztlich das gespräch mit dem thera das wichtigste und weiterbringendste ist.
ja, absolut. ohne den austausch hier hätt ich aber nie so radikal meine ängste und kritikpunkte ausgesprochen. ich hab ihn schon kritisiert gestern... nicht angegriffen, aber kritisiert. das war gut.
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