Übertragung - ewige Sackgasse?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Beitrag Sa., 05.02.2011, 14:53

Hallo Anna Blume

ich bin dir noch 'ne Antwort 'schuldig' :
Ja, der T. hat mir uneingeschränkt geglaubt. Ja, es war richtig, es letztlich anzusprechen.
Das gibt mir wohl das Gefühl, auch irgendetwas für ihn tun zu können
Du kannst NICHTS FÜR den T. tun. Gar nichts, er ist Therapeut, er dürfte gar nix nehmen. Das EINZIGE was du tun kannst, ist etwas FÜR dich zu tun.

Mit dem zurückhalten, mit weglaufen passiert (in deinem Sinne 'etwas tun') das Gegenteil: du tust nichts FÜR dich und DEINE Therapie.. Das wäre superschade, meinst du nicht?


Die einzige Möglichkeit ihn überhaupt zu berühren, ist, wenn du mit dir, an dir mit seiner Unterstützung arbeitest.

Ich sehe allerdings nicht, dass dein derzeitiges handeln sinnlos ist Anna Blume. Der Sinn ist (weil ich ja draußenstehe. Du weißt schon, im Wald, die Bäume, die sieht man nicht, wenn man drinne ist ) dass du erkennst, WAS du gerade tust. Tust, wie immer? Was ist es (musst ja hier nix antworten, nur dir)? Angst? Selbstbild? Fremdbild? Zurückweisungsangst? Dass was hochkommt?
Oder vielleicht sogar die Angst, was du träumen sollst, wenn der T. mit dir das bearbeitet und du dann gesundest?

Sowas hatte ich bei mir mal gedacht: Rosenrot, du willst kneifen, denn was, wenn der T. dir glaubt. Einfach so. Musst du dich dann mit der Sache auseinandersetzen. Kannste dann nicht mehr verdrängen. Du Angsthase Rosenrot. Du willst ja gar nicht heile werden was..feige Nuss...und als ich dann mich rangetastet hatte wurde es tatsächlich erstmal schlimmer.. was blieb, war ein gutes Gefühl, es gewagt zu haben, mich meinem Sch*** zu stellen.

Bißchen doof zu erklären, aber vielleicht hast du ja 'ne Ahnung, worauf ich hinaus will?

Rosenrot

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AnnaBlume
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Beitrag Sa., 05.02.2011, 23:54

Du kannst NICHTS FÜR den T. tun. Gar nichts, er ist Therapeut, er dürfte gar nix nehmen. Das EINZIGE was du tun kannst, ist etwas FÜR dich zu tun.

Mit dem zurückhalten, mit weglaufen passiert (in deinem Sinne 'etwas tun') das Gegenteil: du tust nichts FÜR dich und DEINE Therapie.. Das wäre superschade, meinst du nicht?
Ich weiß, dass ich nicht weiter komme, indem ich mich zurückziehe. Ich komme aber auch zur Zeit in der Therapie nicht weiter, also muss ich abwägen, was sich im Moment am erträglichsten anfühlt und das ist gerade der Rückzug - wobei ich auch merke, dass es nicht so leicht fällt wie erhofft.
Oder vielleicht sogar die Angst, was du träumen sollst, wenn der T. mit dir das bearbeitet und du dann gesundest?
Was Du da beschreibst, kann ich gut nachvollziehen. Es beschäftigt mich seit Längerem, ob mein Zustand sich vielleicht ständig verschlechtert, weil ich Angst davor habe, meinen Therapeuten zu verlieren, wenn es mir besser geht, dass ich seine Hilfe irgendwann nicht mehr brauche? Im Moment packt mich die nackte Panik, wenn ich mir vor Augen halte, dass die Therapie früher oder später ein Ende haben wird, da liegt es ja nahe, dieses Ende hinauszögern zu wollen, indem sich der Zustand einfach nicht bessern will. Diese Erklärung ist weit entfernt von einer bewussten Erkenntnis, aber zumindest einige Überlegungen wert.

Ich finde es bewundernswert, dass Dein Blick auf Deine Therapie ein so konkreter, bewusster und vor allem positiver ist, ich hoffe, dass mir das irgendwann auch gelingt.

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Lisa Lyon
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Beitrag So., 06.02.2011, 15:16

Hallo AnnaBlume,

ich finde deinen letzten Gedanken nicht so abwegig.
Die Möglichket, dass ein "Boykott" der Heilung den Vorteil brächte, deinen T. noch lange zu behalten, scheint dir ja sehr klar zu sein.
Entscheidend ist doch aber, ob du danach auch handelst!?

Ich vermute - sehr sehr vorsichtig - dass du genau das schon länger tust.

Du hast dich an einem entscheidenden Punkt im Sommer entschieden, die Therapie nicht abzubrechen.
Du hast dich ihm geöffnet (der Brief), um den Prozess voran zu bringen, dich jedoch sofort wieder verschlossen (verweigern der Kommunikation).
Dir ist theoretisch hier im Forum vieles deutlich klar, kannst aber in der Therapie nicht entsprechend handeln.
Nun, das sind Hinweise, keine Be-weise, ich kann mich wirklich irren.

Aber - auch nach meiner eigenen Erfahrung - das "Hinauszögern-wollen" der Heilung ist auch ein Therapieprozess.
Wenn ich meinen, oder hier im Forum deinen Erkenntnisprozess verfolge, sind doch immer wieder Fortschritte sichtbar.
Man kann sich offensichtlich gar nicht wirklich "künstlich" aufhalten in seiner Persönlichkeitsentwicklung.

Ich habe es auch eine zeitlang erst unbewußt, dann sehr gezielt aus oben genannten Gründen probiert und bin kläglich gescheitert. Wie der Körper hat offensichtlich auch die Seele ein Immunsystem. Das ist doch gut so. In der Beziehung bin ich mittlerweile sehr entspannt

und genau das wünsche ich dir
LisaLion


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Beitrag So., 06.02.2011, 17:13

Hallo Anna Blume
Ich komme aber auch zur Zeit in der Therapie nicht weiter, also muss ich abwägen, was sich im Moment am erträglichsten anfühlt und das ist gerade der Rückzug - wobei ich auch merke, dass es nicht so leicht fällt wie erhofft.
Du kommst in der Therapie nicht weiter? Was meinst du damit? Die Übertragung? Themen?

WAS genau hattest du denn gehofft?

Du bist klug genug, zu wissen, dass diese 'hübsche kleine Hoffnung' ein Trugschluss sein muss, wenn du weiterkommen willst. Oder?

Was wird sein, wenn du ihn nicht mehr brauchst?

Sieh es mal so: wenn du geheilt bist, ist die Übertragung längst Geschichte, das brauchen nicht (mehr) nötig.

Hast du Angst, stärker zu sein, als du dich bisher siehst?

Rosenrot

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AnnaBlume
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Beitrag So., 06.02.2011, 21:36

ich finde deinen letzten Gedanken nicht so abwegig.
Die Möglichket, dass ein "Boykott" der Heilung den Vorteil brächte, deinen T. noch lange zu behalten, scheint dir ja sehr klar zu sein.
Entscheidend ist doch aber, ob du danach auch handelst!?
Hallo LisaLion,

auf der ständigen Suche nach Antworten auf die Frage, wieso es mir, seit ich die Therapie begonnen habe, stetig schlechter geht, ziehe ich diese Möglichkeit durchaus in Betracht. Allerdings dann - wie gesagt - keineswegs bewusst.
Du hast dich an einem entscheidenden Punkt im Sommer entschieden, die Therapie nicht abzubrechen.
Du hast dich ihm geöffnet (der Brief), um den Prozess voran zu bringen, dich jedoch sofort wieder verschlossen (verweigern der Kommunikation).
Dir ist theoretisch hier im Forum vieles deutlich klar, kannst aber in der Therapie nicht entsprechend handeln.
Nun, das sind Hinweise, keine Be-weise, ich kann mich wirklich irren.
Vielleicht bin ich zur Zeit einfach so süchtig nach dem Gefühl, dass sich jemand um mich kümmert und sorgt, dass ich unbedingt das Ende verdrängen, geradezu verhindern will.
Ich frage mich nur, wie man aus diesem Sumpf herauskommt, wie man eine Besserung zulassen und sie sogar genießen kann?
Aber - auch nach meiner eigenen Erfahrung - das "Hinauszögern-wollen" der Heilung ist auch ein Therapieprozess.
Ein Prozess im Sinne vom Herausfiltern der Gründe für dieses Verhalten, ja - aber selbst die Erkenntnis, warum dem so ist, bringt ja keine Besserung.
Ich habe es auch eine zeitlang erst unbewußt, dann sehr gezielt aus oben genannten Gründen probiert und bin kläglich gescheitert. Wie der Körper hat offensichtlich auch die Seele ein Immunsystem. Das ist doch gut so. In der Beziehung bin ich mittlerweile sehr entspannt
Du sagst, Du bist kläglich gescheitert, inwiefern?
Warst Du nicht mehr authentisch, hat Dein Therapeut Dir nicht mehr geglaubt, oder Du Dir selbst?

Viele Grüße,
A.

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AnnaBlume
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Beitrag So., 06.02.2011, 21:47

Du kommst in der Therapie nicht weiter? Was meinst du damit? Die Übertragung? Themen?
Die Übertragung stellt sich zur Zeit allem in den Weg, ja. Davon abgesehen dachte ich, dass meine starken Kontrollmechanismen, die sich zu Beginn der Therapie entwickelt haben, mit der Zeit nachlassen, aber stattdessen haben sie mich immer fester im Griff. Ich dachte, dass der Gewinn diverser Erkenntnisse zumindest ein Stück weit dazu beiträgt, dass ich mich einfach ein wenig besser fühle, das Leben wieder als lebenswert sehen kann. Aber das bleibt vollkommen aus und treibt mich in die Enge.
Betrachte ich meinen "Verfall" seit letztem März bis heute, habe ich einfach nur Angst vor dem, was noch kommt.
Was wird sein, wenn du ihn nicht mehr brauchst?
Dann werde ich wahrscheinlich sehr froh sein.
Was aber wird sein, wenn sich das Gefühl, ihn nicht mehr zu brauchen, nicht zeigt?
Sieh es mal so: wenn du geheilt bist, ist die Übertragung längst Geschichte, das brauchen nicht (mehr) nötig.
Woran erkennt man Heilung denn? Daran, dass man viele Antworten auf seine Fragen gefunden hat und sich besser kennt als vorher? Oder eher daran, dass man diese Antworten in sein Leben integriert, sie in automatisierte Mechanismen umgewandelt hat? Zwischen diesen beiden Alternativen stehen aber doch im Zweifelsfall Jahre, Jahrzehnte?
Hast du Angst, stärker zu sein, als du dich bisher siehst?
Ich habe eigentlich eher Angst davor, mich niemals damit abzufinden, dass ich nicht so stark bin, wie ich gerne wäre.

Guten-Abend-Gruß,
A.

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Lisa Lyon
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Beitrag Mo., 07.02.2011, 09:09

Hallo liebe AnnaBlume
ich hab leider noch nicht kapiert, wie man zitiert.

Ich war so abhängig von der Zuwendung meines T., dass ich die blanke Panik bekommen habe bei dem Gedanken, dass die Therapie nicht unendlich ist. Deswegen auch mein besagter "Boykott" der Heilung. Wenn ich Fortschritte verspürte, habe ich sie tunlichst geheimgehalten. Aber die Fortschritte lassen sich nicht aufhalten. Das kennst du und ihr anderen da draussen sicherlich auch: was man einmal gesehen hat, lässt sich nicht mehr verdrängen.
Und mein kluger T. hat meine Verweigerung sicher auch gesehen und ich bin ihm heute dankbar, dass er mich immer wieder geduldig daran erinnert hat, dass die Therapie irgendwann ein Ende haben wird und ich die kostbare Zeit nutzen sollte.

Die Überlegung, die Rosenrot anstellt, finde ich übrigens sehr stimmig.
Es deckt sich mit meiner Erfahrung, dass die Übertragung KEINE ewige Sackgasse ist.
Denn wenn sie aufgelöst ist, ist das Gefühl, ihn zu brauchen, nach seiner Zuwendung süchtig zu sein, längst nicht mehr so stark.

Ich glaube, auch daran erkennt man Heilung.

Aus der (kindlichen) Abhängigkeit rauszugehen mit der Erfahrung, da hat mich jemand bedingungslos begleitet, auch wenn ich schwierig, trotzig, wütend, schmollend, ungerecht, verletzend, usw. war,
ist eine tolle Erfahrung und macht mir Mut für offenere Beziehungen.

Bei dem Gedanken, dass auch meine Therapie dem Ende zu geht, könnte ich in meinen Ärmel weinen, aber die blanke Panik habe ich nicht mehr.

Es lohnt sich da durch zu gehen, liebe AnnaBlume
ich wünsche dir Neugier, Kraft und Mut

LisaLion

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Beitrag Mo., 07.02.2011, 18:10

Liebe AnnaBlume,

...Du steckst also auch immer noch gewaltig fest...so wie ich auch...immer noch...diese Übertragungsliebe treibt mich noch in den Wahnsinn...das geht nun seit Monaten so und will nicht wirklich besser werden. Ich will nicht alles wiederholen, was bisher geschrieben wurde, ich weiß nur, daß ich mich in fast allem selbst lesen kann. Ich habe bis jetzt auch noch keinen wirklichen Plan wie ich da jemals wieder rauskommen soll. Und ich fühle mich dadurch in meinen Fortschritten behindert. Es ist natürlich so unglaublich schön solch einen Menschen (Therapeuten) an seiner Seite zu haben, ein Leben nach der Therapie ohne ihn (momentan) kaum vorstellbar. Wir (meine Thera und ich) sprechen seit Monaten fast nur über dieses Thema, und ich muß sagen Ihre Geduld und Toleranz scheint unendlich groß zu sein...nun sind wir zu 14-tägigen Terminen übergegangen damit die Stunden noch ein Jahr reichen. Allein schon diese Umstellung schürt schon wieder diese wahnsinnige Verlustangst, lässt mich diese Endlichkeit spüren mit der ich (noch) GAR NICHT umgehen kann.
Manchmal weiß ich nicht, wie das weitergehen soll.

LG
CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Beitrag Mo., 07.02.2011, 18:13

dieses Leiden ist fürchterlich
ich kenne es zu gut
mein Vorteil ist
dass ich nach all den Jahren mich immer noch "taub" stellen kann
emotional taub
dann mache ich einen Schnitt (zu Menschen) und dann sind sie weg.
Es ist nicht die optimale Lösung
und ich arbeite daran und bin zuversichtlich
dass es auch noch eine andere Möglichkeit geben wird.
Aber falls nicht
werde ich immerhin so nicht draufgehen...

LG euch
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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CrazyChild
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Beitrag Mo., 07.02.2011, 18:17

Hallo liebe ADW,

...emotional "taub" ? Ich glaube, ich verstehe was Du meinst, eine Art emotionale Verdrängung ?

Holt es Dich nicht dann irgendwann umso stärker ein ?

CC
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Beitrag Mo., 07.02.2011, 18:31

CrazyChild,

es ist irgendwie regelrecht pervers...
am Anfang tut es weh, sehr weh, ich denke einige tagelang ich gehe drauf und dann sind diese Menschen weg und ich habe jemanden neues...

aber natürlich ist es ein Leiden
wenn es keines wäre
würde ich mich nicht mit diesem Thema in meiner Therapie befassen...

Manchmal habe ich Angst
dass ich zu echter Liebe überhaupt nicht fähig bin
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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