Wenn man fürs Reden bezahlen muss

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Hamna
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Beitrag So., 01.08.2010, 13:26

Momentan würde ich am liebsten alles schmeißen und keinen Psychiater und Therapeut mehr wieder sehen.
Und das finde ich jetzt eine übertriebene Reaktion - du schreibst zwar, es kommen noch mehr Dinge dazu, aber ausgelöst ist das doch erst durch die Reaktion des Ex-Thera.

Hoffst du, deine Therapeutin wird dich davon abhalten?

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hungryheart
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Beitrag So., 01.08.2010, 13:42

Stöpsel hat geschrieben:
also ich finde es hier irgendwie ungünstig, wie es läuft.
Auch wenn an einigen Sachen was dran ist, was hier gesagt wird, finde ich es manchmal doch zu offensiv. Manche Dinge sind schwer begreiflich zu machen, da ist ein anonymes Forum dafür wohl kaum der richtige Weg

(.....)

Dann wird teilweise gar nicht richtig gelesen, und dafür im Vergleich viel zu offensiv vorgegangen. Mir ist vieles nach wie vor nicht klar, da finde ich nachfragen den besseren Weg.
Jedenfalls finde ich es so logisch, wenn Joyce teilweise dicht macht. Und da wiederum finde ich es schade um die guten Argumente, für die Joyce dann vermutlich weniger Zugang hat, die ein genaueres Hinschauen aber sicherlich wert sind.


im eingangspost schrieb joyce
Joyce hat geschrieben: Mein Posting ist vielleicht etwas provokant geschrieben, aber das sind meine derzeitigen Gefühle, und die wollte ich mal loswerden.
Vielleicht entsteht ja auch eine Diskussion, mich würden die Ansichten von anderen diesbezüglich auch sehr interessieren.

wir sind eben keine therapeuten, sondern schreiben, wie hier ja explizit gewünscht, über unsere ansichten.
ich habe auch nicht das gefühl, dass joyce einigermaßen klare worte nicht verträgt und ein bis zu unkenntlichkeit weichgespültes rumgeeiere benötigt.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Pfötchen
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Beiträge: 86

Beitrag So., 01.08.2010, 14:46

.....gebe Stöpsel recht....die eigene Ansicht hier zu äußern finde ich ok, jedoch fällt es auf, dass es hier in so manchem Tread einfach darüber hinaus geht....vor allem: immer freundlich bleiben-und nicht bewerten sollte hier oberstes Gebot sein!!

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today
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Beiträge: 428

Beitrag So., 01.08.2010, 14:49

Hungry
muss bereit sein, auf kosten seines privatlebens im zweifelsfall auch nachts, im feierabend oder im urlaub da zu sein
Mein Tierarzt muss - nicht im Zweifelsfall, sondern im extremen Notfall.
Ansonsten wärs nicht jemand, den ich "mein" Tierarzt nennen würde.

Für den extremen Notfall (nicht Zweifelsfall) halte ich es auch für angemessen, dass ein Therapeut auch außerhalb der Öffnungszeiten erreichbar ist.
Bei Leben vs. Urlaub habe ich ganz klare Prioritäten pro Leben.
Und das "Spielfeld" eines Therapeuten ist keine Autowerkstatt.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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gandalf_der_graue
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Beiträge: 35

Beitrag So., 01.08.2010, 16:39

today hat geschrieben:
Ja, Handy ausschalten wäre vermutlich die bessere Lösung.
Ich konstruiere mal den sicherlich höchst seltenen Fall, dass der Letzte, den der Patient vorm Suizid anruft, der Therapeut wäre. Wer dann rangeht - die Mailbox oder der Therapeut - könnte dann entscheidend für den weiteren Fortgang des Geschehens sein.
Wobei Suizid sicher auch ab und an die bessere Lösung sein kann.
Und selbstverständlich ist der Suizidant selber für seine suizidalen Tunnelblick verantwortlich, der ihm den Weg in eine Klinik versperrt.

Mein Tierarzt kommt auch nach Feierabend, nachts und im Urlaub, wenns gar nicht anders geht und ich es bis in die Tierklinik nicht schaffe.
Freilich sind sowas ganz extreme Ausnahmefälle.
Aber dann erwarte ich das von ihm.
Auf diese Diskussion fallen mir mehrere Antworten ein ...

1.) Die persönliche. Ich glaube, kein Therapeut kann es leisten, für alle seine Klienten auch im Urlaub erreichbar zu sein. Das ist nicht zu schaffen. Wenn jetzt die ehemaligen Klienten dazu kommen, wäre er/sie schnell Notfallseelsorger für viele, viele Menschen. Das würde die persönlichen Belastungsgrenzen überschreiten.

2.) Eine Psychotherapie ist KEINE Krisenintervention, sondern eine langfristige Arbeitsbeziehung, um psychische Probleme zu überwinden. Für psychische KRISEN sind erstmal die Notfallambulanzen, der ärztliche Notdienst, Krankenhäuser und letztlich die Psychiatrien zuständig. Ich weiß, es ist schwieriger, sich dort hin zu wenden, aber dafür sind sie da. (Im Gegensatz zum Tierarzt, wo es so etwas nicht gibt.)

3.) Ein Mensch ist für mein Empfinden zu aller Erst für sich selbst verantwortlich. Ich kann - und will - nicht die Verantwortung für ein anderes Leben übernehmen. (Das gilt nicht für Personen mit aktuell oder permanent eingeschränkter Handlungsfreiheit, aber da zählt wieder meine Nr. 2.)

4.) "Ich erwarte das von ihm ..." ist für mich eine Aussage über denjenigen, der das schreibt und eventuell über die Arbeitsbeziehung zwischen Dir und Deinem Tierarzt ... aber daraus leitet sich kein moralischer oder gar juristischer Anspruch ab.
Carla1 hat geschrieben:
today hat geschrieben: Ich konstruiere mal den sicherlich höchst seltenen Fall, dass der Letzte, den der Patient vorm Suizid anruft, der Therapeut wäre.
Ist bestimmt nicht soooo selten. In einer extremen Notsituation habe ich mal zuerst meinen Freund angerufen, dann meine beste Freundin. Da beide nicht ans Telefon gegangen sind, nahm die Sache ihren Lauf... Wenn ich damals in Therapie gewesen wäre, hätte ich vorher höchstwahrscheinlich noch meine(n) Thera angerufen.
Ja, es gibt Menschen, die das tun, wenn auch selten. Ich habe auch schon Klienten, denen es schlecht ging, meine Handy-Nr. gegeben (auch schon im Kurzurlaub). Aber das war dann abgesprochen für bestimmte Situationen.

Soviel zur "Therapeutensicht". Ich schätze, dass ich irgendwo im Mittelfeld der Therapeuten liege, mit meiner Haltung dazu. Es gibt welche, die kann man Tag und Nacht anrufen, andere geben üherbaupt keine privaten Nummern 'raus.

Mehr will ich dazu nicht schreiben, denn eigentlich ist das ja OT. Ob das korrekt, oder moralisch richtig war, wie der Therapeut gehandelt hat.

Joyce fühlte sich - wenn ich das richtig verstehe - zurück gewiesen und im Stich gelassen. Ob sie mit diesem Thread erhofft, Beistand zu bekommen im Sinne von "so eine Unverschämtheit ..." oder ob sie zur Ruhe kommen will, in dem sie es aufschreibt, weiß ich nicht. Ich hoffe, der Thread hat ihr weiter geholfen.

Gruß,
Gandalf

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today
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Beiträge: 428

Beitrag So., 01.08.2010, 17:02

Selbstverständlich gibt es tierärztlichen Notdienst.
Ich habe auch schon Klienten, denen es schlecht ging, meine Handy-Nr. gegeben (auch schon im Kurzurlaub). Aber das war dann abgesprochen für bestimmte Situationen.
Dann ist doch gut.
Genauso geht das auch mit meinem Tierarzt. Nur ist die Gefahr des Missbrauch seiner Freizeit da selbstverständlich erheblich geringer.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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worst case
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Beitrag So., 01.08.2010, 17:07

ja, den tiernotdienst gibts überall in D, zumindest.

allerdings finde ich diesen vergleich kurios.

ich denke auch, ein tier kann sich selbst nicht helfen. das muß der dosenöffner und TA tun.
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Joyce
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Beitrag So., 01.08.2010, 19:20

hungryheart hat geschrieben:

es steckt schon eine gewisse anspruchshaltung dahinter, gekränkt und verletzt zu sein, wenn ein helfer außerhalb seiner dienstzeiten sein privatleben schützt.

aus diesem grund glaube ich auch nicht, dass joyce's thema ist "ich will keinen belästigen".
sondern eher "ich war lange allen zu viel, inzwischen hole ich mir hilfe, wenn ich sie brauche, und dann darf man mich auf keinen fal zurückweisen, weil ich sonst ein schlechtes gefühl beim mir-hilfe-holen habe"

sprich: der andere muss mir, wenn ich jetzt schon frage, auf jeden fall geben, was ich will.
wenn er das nicht tut so liegt die verantwortung für das schlechte gefühl, dass ich dann wieder habe, bei ihm und nicht bei mir.
Nichts für ungut, aber ich wäre dir sehr dankbar deine Laienpsychologie zu unterlassen und keine Mutmaßungen anzustellen, wenn du von meinem Leben eigentlich absolut keine Ahnung hast.
Falls du meine Beiträge nicht genau gelesen hast, was ich annehme, hier noch mal eine Kurzfassung für dich:
Ich habe geschrieben, dass ich A.) gar nicht wusste dass er in Urlaub ist (hätte ich es riechen sollen?), und B.) dass ich mir bis jetzt in meinem Leben außerhalb der Therapiesitzungen 2. Mal Hilfe eines Therapeuten geholt habe, und ich mir viel zu oft nicht Hilfe hole, obwohl ich sie brauchen würde. Ich hole mir dann Hilfe wenn ich kurz davor stehe im Grab zu landen, das kam gottseidank sehr selten vor bis jetzt (2 Mal bis jetzt wie schon erwähnt) – und auch da habe ich enorme Hemmungen, weil ich Angst habe den anderen zu nerven.
Des weiteren ging es mir auch nicht um den Umstand an sich, dass er in Urlaub ist und deswegen keine Zeit hat (ich habe mehrmals betont, dass ich jedem Menschen seinen Urlaub gerne gönne, jeder braucht schließlich mal Urlaub), sondern, dass der Tonfall und die reservierte Art wie sie am Telefon der Fall war mich sehr enttäuscht hat.
Natürlich hätte ich mir erhofft, dass er vielleicht 10 Minuten Zeit gehabt hätte mich reden zu lassen, dabei wärs mir auch ziemlich egal gewesen ob er geschwiegen hätte oder sonstiges gesagt hätte. Und natürlich bin ich enttäuscht darüber, dass er mich abgewimmelt hat. Aber hätte er zb. in einem freundlichen, wertschätzenden Tonfall gesagt „Ich habe keine Zeit, gehen sie in die Klinik“, wäre das für mich ganz anders rüber gekommen.
In mir sind zwei Seiten, die eine sagt ständig „Du bist es sowieso nicht wert leben zu dürfen, du hast das Leben gar nicht verdient.“, das wurde mir von klein auf eingetrichtert, und da mein Selbstbewusstsein fast auf Null ist, kann ich diese Seite auch nur schwer wegdenken. Wenn ich mal an manchen Tagen mehr Selbstwertgefühl habe – was selten der Fall ist – aber immerhin doch ab und zu, dann denke ich mir manchmal, „Ich bins vielleicht auch irgendwie wert leben zu dürfen.“
So wars an dem Tag der Fall, ich hatte den Mut zum Hörer zu greifen, bevor ich den Schritt gemacht hätte eine Dummheit zu begehen und obwohl ich einerseits stolz bin darauf das geschafft zu haben, bin ich nun noch entmutigter als zuvor, da sich mein Gefühl welches ich seit klein auf in mir trage irgendwie wieder mal bestätigt hat. Dieses Gefühl hat er mir irgendwie vermittelt.

Das sind meine Gefühle – für die kann ich nichts. Ich hoffe dass ich mich nun für meine Gefühle hier nicht auch noch rechtfertigen muss.


lg

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worst case
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Beitrag So., 01.08.2010, 19:32

du mußt dich überhaupt nicht rechtfertigen.

deine erklärungen an hungryheart widersprechen ihrem (oder seinem?) post nicht.
eigentlich ist das gegenteil der fall...
du hast dich gerechtfertigt aus eigenem antrieb.

ich frage mich schon, woher die massive abwehr gegen diese sichtweise kommt.
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Joyce
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Beitrag So., 01.08.2010, 19:34

Rilke hat geschrieben:
Momentan würde ich am liebsten alles schmeißen und keinen Psychiater und Therapeut mehr wieder sehen.
Und das finde ich jetzt eine übertriebene Reaktion - du schreibst zwar, es kommen noch mehr Dinge dazu, aber ausgelöst ist das doch erst durch die Reaktion des Ex-Thera.

Hoffst du, deine Therapeutin wird dich davon abhalten?
Wäre vielleicht wirklich eine übertriebene Reaktion, da hast du recht hm. Ich hab einfach das Gefühl dass mich sowieso niemand versteht (im realen Leben), das ist zwar nix neues bei mir im Leben, aber jetzt wieder sehr präsent, vielleicht auch ausgelöst durch das Ereignis, keine Ahnung. Hab grad stark das Gefühl, dass eine Therapie sowieso nichts nützt aus diesem Grund.

Ich muss mich nun wieder regenerieren und ein wenig psychisch erholen die nächsten Wochen. Vielleicht siehts dann wieder anders aus. Und vielleicht wäre es sogar eine gute Idee das ganze Geschehene mit meiner Therapeutin zu besprechen, mal sehen.

lg

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worst case
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Beitrag So., 01.08.2010, 19:40

Joyce hat geschrieben: Ich muss mich nun wieder regenerieren und ein wenig psychisch erholen die nächsten Wochen. Vielleicht siehts dann wieder anders aus. Und vielleicht wäre es sogar eine gute Idee das ganze Geschehene mit meiner Therapeutin zu besprechen, mal sehen.

lg
du mußt die kränkung verarbeiten und die letzte idee ist tatsächlich eine gute!
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