Den Therapeuten zu etwas 'zwingen' wollen...

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 05.07.2010, 09:02

captcha hat geschrieben: Analysen gefährden Patienten hochgradig, von ihrem Analytiker abhängig zu werden.
münchnerkindl hat geschrieben: Eine Beziehung zu haben und in einer solchen Zuwendung und Nähe zu bekommen ist doch ein gesundes, normales, menschliches Bedürfnis und keine therapiebedürtige Neurose.
genau!

@ Freistil
ich glaube ganz sicher nicht, dass dein Analytiker 'eifersüchtig' ist. Dazu scheint er mir zu seriös. Ich denke, der meint das genauso, wie er es dir gesagt hat. (das mit dem Brennpunkt)
Jepp, das ist ja fast schon wie in einer Sekte. Ein Sektenführer würde ähnlich agieren dabei Anhänger an sich zu binden. Solche Leute erzählen auch, daß das (in diesem Fall spirituelle) Heil in dem Sektenführer liegt und daß Bindungen nach draussen dieses Heil gefährden würde, so isolieren sie ihre Opfer und machen sie zu leicher Beute für Indoktrination und Abhängigkeit.

Bei der Vorstellung daß ein Therapeut versucht, dem Klienten sein Privatleben wegzunehmen, bzw über dies zu bestimmen mit dem Hintergedanken, eine exklusive Beziehung zu ihm herzustellen läuft es mir kalt den Rücken runter.
Weil was glaubst du in was für ein Loch du fallen wirst, wenn du dein ganzes Privatleben kastriert hast für die Therapie und diese dann irgendwann zu ende ist und du dann nichts hast, was dich alternativ stabilisiert? Das ist unverantwortlich! Aber der Therapeut muss ja hinterher mit dem Chaos das er angerichtet hat nicht leben, er kassiert fröhlich die Kohle, kommt sich superschlau vor und hinterlässt im schlimmsten Fall einen Klienten der schauen muss wie er sich von der Therapie wieder erholt.

Das Threadthema ist ja hier "Den Therapeuten zu etwas zwingen wollen" Also ist das Thema, den anderen zu etwas kriegen, das er freiwillig nicht tut. Ich denke, jemand der einer anderen Person vorwirft manipulieren zu wollen sollte dies nicht selbst tun. Weil erstens ist man unglaubwürdig und wenn zwei Parteien so gestrickt sind so zu agieren entwickelt sich da unweigerlich ein subtiler Machtkampf, der nirgendwo hinführt. Der hier vermutlich dazu führen soll, daß sich der Klient dem Druck unterordnet, aber das kann ja wohl nicht Sinn und Zweck einer Therapie sein.

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metropolis
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Beitrag Mo., 05.07.2010, 09:35

münchnerkindl hat geschrieben:
Warum? Es ist doch keine ERSATZbefriedigung, wenn man generell das legitimie Bedürfnis nach einer Beziehung hat, den Therapeuten prinzipiell toll fände aber da er nicht zu kriegen ist Ausschau nach einem realistischen Objekt hält.

Was ist so therapeutisch wertvoll daran, dazu gezwungen zu sein, seine Beziehungsfantasien erfolglos auf den Therapeuten zu projizieren, weil der einem einem verbietet, auf Partnersuche zu gehen. Eine Beziehung zu haben und in einer solchen Zuwendung und Nähe zu bekommen ist doch ein gesundes, normales, menschliches Bedürfnis und keine therapiebedürtige Neurose. Und ein Analytiker kann einem dies nunmal nicht geben.
Ich sag ja auch nicht, dass ich dieses Abstinenzgebot für Patienten gut finde, ich wollte nur erklären, wie die Analytiker ticken. Es MUSS keine Ersatzbefriedigung sein, wenn der in der Übertragung steckende Patient auf Partnersuche geht, aber es KOMMT VOR, und nicht gerade selten.

Solange Freistil einfach ihre sozialen Kontakte pflegen möchte und dazu gehören eben auch (Sex-)Partner, hätte ich auch keine Bedenken. Trotzdem wird es wohl erlaubt sein, zu fragen, ob unbefriedigte Wünsche an den Therapeuten, bei der Motivation einen Partner zu suchen, eine Rolle spielt. Die Augen muss er ja nun nicht gleich verschließen, wenn er eine Verstrickung vermutet.

LG

metro
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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Forums-Gruftie
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Beitrag Mo., 05.07.2010, 10:05

oh!
jetzt hab ich meinen Beitrag nochmal geändert und nicht gesehen, dass schon jemand drauf geantwortet hat.
ich hatte ihn geändert, weil Freistil ihren Thread ja eigentlich ruhen lassen wollte.

aber.. zu spät!

Ich kann mir vorstellen, dass es Fälle gibt, in denen sich ein Therapeut aktiv einklinkt, wenn er z.B.:

- einem ehemals drogenabhängigen Patienten rät, nicht mehr an bestimmte Orte zu gehen, weil er dort Leute trifft, mit denen er früher gedealt hat.

- oder einem Menschen, der sich in soziale Kontakte stürzt, weil er sich damit von eigenen Problemen ablenkt, fragt, ob es nicht mal gut wäre, sich auf sich selbst zu konzentrieren.

aber generell... finde ich eine aktive Einmischung des Therapeuten in das Leben des Patienten schon recht fragwürdig.

weil nämlich beispielsweise das passieren kann, was münchnerkindl sagt:
münchnerkindl hat geschrieben: Weil was glaubst du in was für ein Loch du fallen wirst, wenn du dein ganzes Privatleben kastriert hast für die Therapie und diese dann irgendwann zu ende ist und du dann nichts hast, was dich alternativ stabilisiert?

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