Meine Geschichte über meine Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Wildkatze
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 51
Beiträge: 206

Beitrag So., 11.10.2009, 21:45

Herbstflocke hat geschrieben:Wow, Wildkatze!
Aber ist das nun nicht völlig verkehrt?? Sie befriedigt deine kindlichen Bedürfnisse, und die Abhängigkeit löst sich auf? Führt nicht eben genau diese Befriedigung noch viel mehr in die Abhängigkeit
Ja, liebe Herbstflocke, ich bin selbst verwundert, dass die Abhängigkeit sich durch diese einmalige Bedürfnisbefriedigung aufgelöst hat/aufgelöst zu haben scheint.
Es ist aber tatsächlich so!

Ich hatte am Anfang der Therapie schon mal eine ähnliche Situation mit meiner Thera, die der Auslöser für meine Abhängigkeit war. Nach dieser Therastunde am Anfang der Therapie heftete sich mein inneres Kind emotional wie eine Klette an meine Thera.

Und blieb dort verzweifelt kleben bis zur besagten Stunde vor ungefähr einem Monat.

Ich hätte jetzt auch erwartet, dass ich durch die Umarmung noch abhängiger werde, aber - wie gesagt - das Gegenteil ist der Fall. So ganz kann ich mir das auch nicht erklären.
Ich brauche dafür im Moment aber gar keine Erklärung, weil es gut so ist, wie es im Moment ist.
Die Verwirrung darüber wird sich lösen - von alleine oder mit Hilfe meiner Thera.


Mir fällt gerade auf, dass ich "VERZWEIFELT kleben" schrieb. Das Wort könnte den (gefühlten) Unterschied zwischen Abhängigkeit und Nicht-Abhängigkeit (mir fällt kein passenderes Wort ein) machen. Denn ich klebe immer noch an meiner Thera. Aber es ist eben nicht mehr verzweifelt.
Weil ich jetzt von ihr bestätigt bekommen habe, dass sie mich mag, dass sie den Weg mit mir zusammengeht, solange wie es nötig ist. Hat sich deswegen die Verzweifelung gelegt?

Hm, ich bin selber verwirrt, dass ich diese Abhängigkeit nicht mehr als Abhängigkeit empfinde.

Ach , weiß auch nicht, es ist auf jeden Fall so und es ist gut so im Moment.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Herbstflocke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 99

Beitrag Do., 22.10.2009, 09:51

Liebe Wildkatze,

Ich habe deinen Text in die Therapie mitgenommen - Sie hat ihn vorgelesen und wir haben darüber gesprochen. Vielen Dank
Das alleine hat schon viel zur Lösung beigetragen, denke ich. Körperkontakt ist immer möglich, aber vorher müssen meine Bedürfnisse geklärt und bewusst sein.

Neuerdings "sterbe" ich nicht mehr, wenn ich meine Therapeutin ein paar Tage nicht sehe - sie wird für mich jeden Tag ein wenig "normaler". Das hat aber auch zur Folge, dass ich mir aus der Therapie im Moment nicht allzu viel holen kann.
Allerdings hat sich eine andere Person in mein Leben geschlichen, die sich herzlich um mich kümmert.
Solange ich mir dessen bewusst bin, erlaube ich mir aber, das anzunehmen.

Die Gefahr besteht, mich wieder allzu abhängig zu machen und entsprechend später enttäuscht und verletzt zu sein.
Auch, weil nicht geklärt ist, welcher Art diese Beziehung ist. Nur professionell kümmernd oder auch privat? Wohl gemischt.
Es gilt entweder zu klären, oder abwarten und die Zeit klären lassen.
Ich tendiere zu letzterem, gerade weil ich es - glaube ich - gar nicht so schlimm fände, wenn es "nur" professionel kümmernd wäre.
Andererseits auch, weil ich die mögliche Zurückweisung fürchte - sie dann gleich ganz zu verlieren.
Ich kann es nicht so genau sagen, aber ich habe das Gefühl, der eingeschlagene Weg ist gar nicht so schlecht.

Wie ist es bei dir weitergegangen, liebe Wildkatze?
Herzlichen Gruss, Herbstflocke
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

Benutzeravatar

Wildkatze
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 51
Beiträge: 206

Beitrag Do., 29.10.2009, 08:28

Herbstflocke hat geschrieben:Ich habe deinen Text in die Therapie mitgenommen - Sie hat ihn vorgelesen und wir haben darüber gesprochen. Vielen Dank
Das alleine hat schon viel zur Lösung beigetragen, denke ich. Körperkontakt ist immer möglich, aber vorher müssen meine Bedürfnisse geklärt und bewusst sein.
Das freut mich, dass mein Text ein Beitrag für die Lösung Deines Problems ist!
Herbstflocke hat geschrieben:Wie ist es bei dir weitergegangen, liebe Wildkatze?
Hm...naja....also, die letzte Woche war wieder so richtig übel.
Da denke ich, dass ich mal die Kurve gekriegt habe, aber so längerfristig kriege ich das einfach nicht hin.

Neulich schrieb ich noch...
...
Wildkatze hat geschrieben:Es ist so wichtig, dass Deine Therapeutin diese beiden Anteile gleichzeitig anspricht und nicht zwischen den beiden Ebenen hin- und herwechselt
...

..aber irgendwie hat genau das beim letztenmal wieder gar nicht geklappt.
Das liegt aber nicht so hauptsächlich an meiner Thera, sondern immer noch an meiner riesengroßen Angst abgelehnt zu werden.
Das hat mich beim Termin in der vergangenen Woche wieder innerlich so erstarrrt.
Dabei hätte ich gerade da sooo viel zu erzählen gehabt. Aber ich hatte wieder meine Fassade aufgesetzt und redete über Dinge, die zweitrangig sind.
Ein vorsichtiges Herantasten von mir an wichtige Themen?
Wäre ja schön, aber mich hat das wieder ganz schön zurückgeworfen.
Ein "falsches" Wort am Anfang der Stunde von seiten meiner Thera oder sonst etwas an ihrem Verhalten und sie erscheint mir so distanziert, dass ich nicht mehr reden mag.

Sonderlich viele Brücken hat sie mir in der letzten Stunde aber wirklich nicht gebaut.

Dabei weiß ich genau, dass ICH distanziert war und diese Distanz nur in sie projiziere.

Ja, ja, die kognitive und die emotionale Ebene - da ist auch bei mir gerade mal wieder ein riesiger Spalt dazwischen.

Morgen habe ich den nächsten Termin und da werde ich von Anfang an voll kognitiv einsteigen, sprich: einfach darüber reden, was mich beschäftigt. Dann hoffe ich, dass ich dadurch die emotionale Ebene erreiche und diese Angst vor Ablehnung überwinde.

Es ist doch gar nicht so mit der Ablehnung! Aber - verdammt - diese Angst davor sitzt so tief.

Mein Problem ist auch, wenn ich nicht gleich am Anfang der Stunde meine wichtigen Themen anspreche, dann kriege ich die Kurve in der Stunde nur noch sehr schwer, weil ich immer denke, dass die Stunde gleich vorbei ist.
Diese blöde Zeit immer im Nacken.....

Also, liebe Herbstflocke, wie Du siehst, habe ich zwar in den letzten Wochen kluge Gedanken gehabt und vor allem diese Gedanken auch gefühlt (das war so ein schönes Gefühl - so lebendig, so geborgen ), aber das war schönes Gerede, so richtig auf die Reihe kriege ich das immer noch nicht.

Liebe Grüße

Wildkatze

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Herbstflocke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 99

Beitrag Do., 29.10.2009, 09:35

Hallo liebe Wildkatze
Hast ne PM!
Wildkatze hat geschrieben:Das liegt aber nicht so hauptsächlich an meiner Thera, sondern immer noch an meiner riesengroßen Angst abgelehnt zu werden.
Das wird sie absichtlich nicht tun. Ich wünsche dir Mut zu neuen, besseren Erfahrungen...
Wildkatze hat geschrieben:Mein Problem ist auch, wenn ich nicht gleich am Anfang der Stunde meine wichtigen Themen anspreche, dann kriege ich die Kurve in der Stunde nur noch sehr schwer, weil ich immer denke, dass die Stunde gleich vorbei ist.
Diese blöde Zeit immer im Nacken.....
Geht mir genauso. Ist auch der Grund, warum ich in der Stunde nicht weinen kann...
Wildkatze hat geschrieben:Also, liebe Herbstflocke, wie Du siehst, habe ich zwar in den letzten Wochen kluge Gedanken gehabt und vor allem diese Gedanken auch gefühlt (das war so ein schönes Gefühl - so lebendig, so geborgen ), aber das war schönes Gerede, so richtig auf die Reihe kriege ich das immer noch nicht.
Es wird! *ein bisschen Zuversicht rüberschick*

Sei lieb gegrüsst,
Herbst
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Herbstflocke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 99

Beitrag Do., 29.10.2009, 09:37

Soooo,

Ich bin dann mal weg.
Drückt mir die Daumen!

Liebe Grüsse, Herbstflocke
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

Benutzeravatar

Wildkatze
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 51
Beiträge: 206

Beitrag Do., 29.10.2009, 12:42

Herbstflocke hat geschrieben:Ist auch der Grund, warum ich in der Stunde nicht weinen kann...
Ich kann in der Stunde weinen - jederzeit - und fühle mich im Moment auch so, als könnte ich die ganze Stunde nur weinen und nichts sagen (wobei ich unter Tränen meistens am besten reden kann, weil die Maske dann eh schon gefallen ist).

Aber ich habe immer noch große Probleme damit zu weinen.
Ich komme mir dann oft akut so blöd vor, diese Stille dann im Raum, nur mein Weinen, nicht zum Aushalten manchmal.
Ich denke dann oft: "Wir blöd muss ich denn jetzt gerade aussehen, wenn ich hier so verheult sitze?"

Ja, ich kämpfe oft damit, nicht zu weinen, obwohl ich es könnte. Dadurch passiert es dann immer wieder, dass ich über so belanglose Dinge rede.

Außerdem befürchte ich in letzter Zeit, dass meine Thera dann denkt, dass ich sie manipulieren will. So nach dem Motto: Nun weint sie wieder, dann will sie wohl wieder in den Arm genommen werden.
Oder ICH denke, dass ich deswegen weine?
Und wenn schon....

Aber so simpel sind wir beide, glaube ich, nicht gestrickt, dass es nur das ist.
Es hat wohl unter'm Strich viel damit zu tun, dass ich mir schon als Kind fest vergenommen habe, niemandem zu zeigen, wie traurig ich bin.

Da ist es wieder - das eingeschlossene Kind.

Hm, bin echt richtig hin- und hergerissen momentan mal wieder.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Herbstflocke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 99

Beitrag Sa., 09.01.2010, 10:55

Wie es weiterging

Seit Anfang November bin ich in der Klinik, und habe seither keinen Kontakt zu meiner ehemaligen Therapeutin, werde diesen vorläufig auch nicht mehr aufnehmen, und ich habe bereits einen neuen ambulanten Therapeuten gefunden.
Ich bin durch alle Phasen gegangen, zuerst die Sehnsucht und das Vermissen meiner Therapeutin, dann die Wut, die Verzweiflung und die Abscheu über das Geschehene, und nun ein noch immer schales Gefühl, welches aber in Richtung Akzeptanz geht, Akzeptanz wie es gelaufen ist, was dazu beigetragen hat, dass es so laufen konnte. Und vielleicht kommt irgendwann auch die Dankbarkeit darüber, ihr in diesem Mutterthema so nahe gekommen zu sein?

Ich bin der Meinung, dass Nachbeelterung in der Therapie möglich ist, so dass korrigierende emotionale Erfahrungen möglich sind. Allerdings ist der Therapeut nicht Vater, der Analysand nicht Kind. Übertragungen müssen als solche erkannt werden, behutsam - gemeinsam - behandelt werden und dürfen keinesfalls für des Therapeuten Bedürfnisse ausgenützt werden.

Nun bin ich noch zwei Wochen in der Klinik, habe jetzt schon unheimliche Respekt vor dem Abschied, der Rückkehr in den Alltag, wird er gelingen? Auch davor, meinen Therapeuten hier zu sehr zu vermissen.
Und dennoch - wow - ich habe eine unheimlich intensive Zeit hinter mir.

Mit lieben Grüssen, Herbstflocke
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

Benutzeravatar

hungryheart
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1968

Beitrag Sa., 09.01.2010, 11:02

he flöckchen,
schön mal wieder von dir zu lesen.
das klingt ja alles nach einer großen entwicklung bei dir.
wie kam es, dass du in der klinik gelandet bist?

herzlicher gruß
Nimm was du willst und zahl dafür.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Herbstflocke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 99

Beitrag Sa., 09.01.2010, 11:09

Liebe Hungry,

Schön von dir zu lesen
Der Aufenthalt war geplant, Esstörung, Angst, und eben auch, weil ich unter dieser Therapeutin dermassen gelitten habe.

Aber der Kampf beginnt danach, draussen, das spüre ich schon.
Mit lieben Grüssen, Herbst
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

Benutzeravatar

hungryheart
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 1968

Beitrag Sa., 09.01.2010, 11:16

Nimm was du willst und zahl dafür.

Benutzeravatar

Wildkatze
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 51
Beiträge: 206

Beitrag Mi., 13.01.2010, 07:53

Liebe Herbstflocke,
Herbstflocke hat geschrieben:Nun bin ich noch zwei Wochen in der Klinik, habe jetzt schon unheimliche Respekt vor dem Abschied, der Rückkehr in den Alltag, wird er gelingen?
Ich freue mich, dass Dir der Klinikaufenthalt so gut tut und wünsche Dir eine schöne letzte Woche.
Nächste Woche müsste doch die letzte Woche sein, oder?

Natürlich wünsche ich Dir auch, dass die Rückkehr in den Alltag gut gelingt.

Du schriebst ja, dass Du einen neuen ambulanten Therapeuten gefunden hast.
Er wird Dich bestimmt in der ersten Zeit besonders unterstützen.

Wie hast Du Deinen neuen Therapeuten gefunden, Herbstflocke?

LG

Wildkatze

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Herbstflocke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 21
Beiträge: 99

Beitrag Fr., 21.05.2010, 19:46

Hey liebe Wildkatze,

Lange her... wie geht es dir?
Ich denke zurzeit öfters an diese alte Therapeutin... allerdings mit Abstand.
Hätte Lust zu erfahren, was aus ihr geworden ist, und möchte ihr irgendwie auch zeigen, was ich seither geschafft habe.

Freue mich von dir zu hören!

Lieben Gruss,
Herbstflocke
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag