Transgenerationale Weitergabe von (Kriegs-) Traumata

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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AmEnde
Helferlein
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Beiträge: 95

Beitrag So., 16.05.2010, 16:14

Hallo,

ich habe gerade ein Buch gelesen, in dem unter anderem auch dieses Thema angesprochen wird. Es geht um das lebenslange Drama zwischen Eltern und Kindern.
Es heißt "Elternliebe Elternhass" und ist von Isabelle Filliozat. Hier der link, falls das funktioniert? Sorry, falls nicht- bin da noch unsicher, wie es geht.

... 597&sr=8-1

Dort geht es in einem Kapitel um Familiengeheimnisse und Verschwiegenes.
Liebe Grüße.
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegard

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SamuelZ.
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 29
Beiträge: 2154

Beitrag So., 16.05.2010, 20:36

Elle hat geschrieben:Danke für Eure Antworten.
Mich würde besonders ein Mechanismus interessieren, den ich z.T. auch bei mir festzustellen meine:
dass Eltern traumatische Erfahrungen quasi in ihren Kindern "auslagern" und so eine Vermischung beider Generationen stattfindet - dass also die Kindergeneration oder ein Teil der Kindergeneration die Erfahrungen der Eltern weiterlebt, ohne sie selbst gemacht zu haben.
Falls das irgendwie verständlich ist.
Hallo Elle,
so hier auf Seite 2 kann ich wieder mitlesen und -schreiben.
Das, was du oben beschreibst, vermute ich bei mir auch schon eine lange Zeit.
Ein Beispiel: Mein Großvater väterlicherseits war in Russland stationiert. Als er zurückkam, wurde er zu einem "abwesenden Vater", soll heißen, er saß tagelang nur noch in der Küche am Fenster, rauchte eine nach der anderen, sagte kein Wort und trank nebenher sein Bier. Dabei starrte er ständig aus dem Fenster.
Meine Vermutung ist, dass er durch die Traumatisierung an der Front eine Art "Totenstarrre" aufrecht erhalten hatte. Auslöser muss seine Angst im Schützengraben gewesen sein, das Gefühl völlig hilflos und allein gelassen den tödlichen Angriffen ausgesetzt gewesen zu sein. Eine Art Paralysierung aller vitalen Lebensäußerungen.
Bei meinem Vater sah es ähnlich aus. Er wurde zum Alkoholiker, saß meistens in seiner Wohnstube, rauchte und trank, redete nur ungern. War halt depressiv.
Wenn ich mich heute so betrachte, dann bemerke ich ähnliches. Nicht das ich trinke und rauche aber ich kenne diese Totenstarre sehr gut, oder vllt eine Dissoziation, wenn ich Angst habe und meine, dass mir Schlimmes bevorsteht. Ich bin allerdings die ersten in meiner Familie, die sich Hilfe geholt hat.

Kann bei mir natürlich auch alles individuelle Gründe haben, aber ich denke, man übernimmt von den Eltern und Großeltern auch bestimmte Verhaltensmuster, die in Krisensituationen dann abgerufen werden.

Auf jeden Fall ein sehr spannendes Thema.

Ich habe kürzlich auf BR3 einen Podcast zum Thema gehört. Da ging es v.a. um Kriegskinder. Ich finde, es hilft schon weiter, wenn man weiß, was die Eltern- und Großelterngeneration mitgemacht hat. Dies kann vllt auch einen notwendigen Dialog eröffnen, in dem dann Parallelen gezogen werden, indem beide Seiten von ihren Gefühlen reden. Wäre ja mal ein verbindender Ansatz.

lg Sandy

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floaty
Helferlein
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weiblich/female, 40
Beiträge: 43

Beitrag So., 16.05.2010, 21:26

spannendes Thema... meim Vater hat mir als ich noch sehr klein war so zwischen 3 und 5 Kriegsgeschichten erzählt, traurige und geheimnissvolle... manche Dinge durfte ich nie jemanden sagen, soweit ich mich erinnere weil er sich zu Stillschweigen verpflichtet hatte. Er kam mit den Erlebnissen glaube ich nicht wirklich zu recht und ein Gefühl, das mich diese Sachen belasten habe ich schon- manchmal habe ich urplötzlich in Bestimmten Situationen Angst verfolgt/ ausgegrenzt zu werden und dieses "Mund zu genäht" habe ich glaube ich einfach vererbt bekommen... bislang habe ich mich noch nicht wirklich damit auseinander gesetzt

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