Führt Ihr ein Therapie-Tagebuch? /@ Therapietagebuch

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle
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Beitrag Mi., 03.02.2010, 22:47

Ich habe nie ein solches Tagebuch geschrieben. Ich finde das auch nicht soooo ratsam, aber mag mich da auch nun nicht weiter einmischen.

Nun, warum fühlst Du Dich nicht wohl? Schreibst Du nichts mehr über Dein normales Leben ausserhalb der Therapie? Ist es schon eine Sucht, ein Zwang oder bekommst Du es allein in den Griff?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Stöpsel
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Beitrag Do., 04.02.2010, 00:20

Hallo Coco,

ich hab am Anfang auch nicht soviel aufgeschrieben, später dann immer mehr. Jetzt hab ich die Gespräche immer als Aufnahme, aber schriftlich ist es mir trotzdem lieber, weil man das eher mal überfliegen kann. Das habe ich dann auch mal fast wörtlich aufgeschrieben und frag mich auch, ob das so gut ist, weil es einiges an Zeit kostet. Hatte mir vorgenommen, es dann deutlich weniger gründlich aufzuschreiben, aber das funktioniert irgendwie nicht gut (hängt von Thema und Art der Diskussion ab). Im Moment mach ich es eher so, wenn es mir zuviel ist, schreib ich gar nichts auf (außer was ich in dem Zusammenhang nochmal ansprechen will), weil ich könnte es ja noch nachholen (ist allerdings einigermaßen unrealistisch, selbst wenn es die beste Stunde ever war).
Grundsätzlich ist mir das aufschreiben schon wichtig. Ich hab viele Themen, und auch wenn wir über ein THema grad nicht sprechen, ist es für mich oft aktuell und dann ist es gut, da nochmal nachschauen zu können (und wenn ich mir was anschaue, was sie vor ein paar Monaten sagte, fallen mir manche Gedanken/Argumente/Einstellungen auch dann erst wieder ein). Und ich find es auch gut, beim aufschreiben/durchlesen über bestimmte Sachen nochmal nachdenken zu können, und dann beim nächsten Gespräch nochmal an was altes anknüpfen zu können. Z.B. merke ich erst im Nachhinein, wo Mißverständnisse lagen und das dann nochmal ansprechen zu können, ist für mich oft das wertvollste.
Da wir in einem Gespräch oft über 3-4 Themen sprechen, wollte ich meine Aufzeichnungen auch mal nach Thema sortieren, so daß ich bei einem aktuellen Problem darauf zurückgreifen kann. Allerdings hab ich das auch noch nicht geschafft, weil so zeitaufwendig. Dabei wäre es jetzt gut gewesen, sowas zu haben, weil ich die Therapeutin in Krisenzeiten eben nicht so oft sprechen kann, wie ich es bräuchte.
MAnche Sachen schreib ich mir gar nicht auf, z.B. sowas wo es am Thema vorbeigeht oder wo es nur um die Klärung unserer Beziehung geht.
Die heutige Sitzung war zum Beispiel gar nicht gut, ich habe komplett am eigenen Thema vorbei geredet und die Therapeutin ist voll drauf eingestiegen. [...] Schon beim Schreiben habe ich gemerkt, was für ein unglückliches Gespächsverhalten ich da an den Tag gelegt habe. Dafür war es sicher gut, aber auf der anderen Seite: will ich wirklich so ein Tagebuch später lesen?
Na ja, vielleicht ist es ja gut, wenn Du Dich damit nochmal auseinandergesetzt hast, weil Du Dir dann vielleicht bewußter drüber wirst, es nochmal ansprechen zu müssen?! Also, um was es Dir eigentlich ging und daß Du umschwenken wolltest, aber eigentlich drauf gehofft hast, daß sie das macht.
Aber sowie Du das gemerkt hast, mußt Du ja nicht mehr weiterschreiben (na ja, wenn da das mit dem Vollständigkeitsbedürfnis nicht wäre), wenn Du denkst, es bringt Dir eh nichts.

Viele Grüße

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Dakota
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Beitrag Do., 04.02.2010, 06:39

Ich schreibe schon immer Tagebuch und die Therapie ist natürlich auch Thema darin.In den letzten Jahren ist schon eine Menge zusammengekommen Es ist interessant mir alte Einträge durchzulesen, denn daran kann ich erkennen was sich schon geändert hat und wie weit ich schon gekommen bin, manchmal wiederholen sich auch noch Gedanken und Gefühle.

Ich schreibe über jede Sitzung, mal mehr mal weniger, je nach Thema. Das Schreiben hilft mir nochmal wichtige Dinge oder Aussagen die mein Thera gemacht hat zu reflektieren. Ich kann es alles in Ruhe "sacken lassen".
Oft mache ich mir auch Gedanken über die nächste Sitzung und mache mir auf einem Zettel Stichpunkte was ich alles ansprechen möchte.

Grüsse !

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TimpeTe
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Beitrag Do., 04.02.2010, 15:23

Nach meinem Zusammenbruch habe ich zu schreiben begonnen. Es hat mir sehr geholfen, meine Verzweiflung in Worte zu verwandeln und auf den weissen, unbeschriebenen Seiten deponieren zu können. Auch alle Träume habe ich aufgeschrieben,....es sind sehr sehr viele und manchmal höchst erstaunliche und beeindruckende Traum-Geschichten. Und jetzt steht dieses Zeugnis meiner Elendsjahre als dicker, praller Ordner im Bücherregal. Scheiben find ich gut...ist auch eine mögliche Form von Selbsttherapie.
einen schönen Tag zu euch medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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Silent*
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 12:43

Ja, ich habe in meiner ersten Therapie damit begonnen, aber da wieder aufgehört, da mir die Therapie ja nichts brachte und immer das gleiche aufschreiben, wäre ja auch nicht sinnvoll.

In der jetzigen Therapie mache ich es wieder, seit Beginn an und ich muss sagen, mir hilft es. Grade auch, weil ich es hinterher oft total ausblende oder mich kaum mehr erinnern kann, was wir bsprachen ... da kann ich dann nachschauen.

lg und einen schönen Tag euch allen

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Stöpsel
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Beitrag Mo., 08.03.2010, 15:25

Hallo coco,

ich wollte mal nachfragen, ob Du bei Deinen Überlegungen inzwischen weitergekommen bist?
Mich beschäftigt dieses Thema auch noch immer, einerseits die Dinge durchs Aufschreiben besser nachvollziehen zu können und das Chaos in meinem Kopf besser sortieren zu können, andererseits aber eben so pragmatische Überlegungen, daß ich dadurch nicht zuviel Zeit verlieren möchte.

Viele Grüße

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 08.03.2010, 15:44

Sir, weshalb nochmal ein Link zum Beginn des Threads?

Ich führe ein Therapietagebuch und einen Blog. In das Buch kommen all die Dinge, die zu persönlich wären oder die ich aus Anonymitätsgründen nicht publik machen möchte. Den Blog speichere ich alle paar Wochen ab.

Sir, mach doch auch einen Blog auf! (dann könntest du da z.B. gaaaaanz viele Bilder von sexy Frauenkörpern sammeln und hättest nicht ständig den Ärger mit empörten Userinnen.


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Beitrag Mo., 08.03.2010, 16:17

SandyP. hat geschrieben:Sir, weshalb nochmal ein Link zum Beginn des Threads?
Du meinst den auf S. 1 unten = blackout!
SandyP. hat geschrieben:Sir, mach doch auch einen Blog auf! (dann könntest du da z.B. gaaaaanz viele Bilder von sexy Frauenkörpern sammeln und hättest nicht ständig den Ärger mit empörten Userinnen.
Habe ich nicht. Kommt höchstens mal vor, daß ich was Deplaciertes in einem Blog poste, aber ich bin da lösch- und lernbereit.


Heimatlos
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Beitrag Mo., 08.03.2010, 17:19

Das Schreiben wirkt echt magisch, ich bekomme automatisch den anderen Blinkwinkel auf mein Leben und meine Gefühle, das ist die einzigartige und sehr hocheffektive Selbsttherapie.
Unser wahres Leben liegt nicht in Worten
von Liebe oder Hass oder Kälte, sondern in den
feurigen Tiefen des Herzens
.
William Q. Judge

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Stöpsel
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Beitrag Mo., 08.03.2010, 17:37

@ Sir:
Zur Ehrenrettung vor Dir selber :
Coco hatte vor ein paar Wochen einen Thread zu dem Thema aufgemacht und Du hattest sie mit dem Link darauf verwiesen, daß es hierzu schon einen Thread gab. Danach erst haben Amdin/Mods die Threads aneinandergehängt.

Mir ging es mit meiner Nachfrage jetzt v.a. um die pragmatische Herangehensweise, habe deshalb bei Coco nachgefragt, weil es sich so anhört, als geht es bei uns um diesselben Abwägungen. Aber freue mich natürlich auch über Antworten von anderen mit ähnlichen Abwägungen. Vielleicht so ne Art Erfahrugnsaustausch, wie man ein gesundes Mittelmaß hinkriegt.
Ich möchte mir auf jeden Fall weiter Dinge aufschreiben, nur mag ich das eben auch nicht auf die Spitze treiben.

Hab ich erst jetzt entdeckt:
Rosenrot hat geschrieben:Ich schreibe schon mein ganzes Leben immer wieder Dinge auf, so auch das, was ich erlebe in der Therapie.
[...]
Häufig nur auf Zettel, die ich dann zerreisse.
Ich will damit nur meine (verloren gegangene) Wahrnehmung und das Vertrauen darauf schulen.
Was meinst Du mit Wahrnehmung schulen? Bei mir ist es nämlich ein bißchen so, daß ich mir die Dinge nicht gut merken kann, wenn ich sie mir nicht aufgeschrieben habe. Deswegen finde ich das interessant...

Viele Grüße

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 08.03.2010, 18:30

Ich finde, es ist auch ein großer Unterschied, ob man mit einem Stift schreibt (rationale Gehirnhälfte aktiviert) oder mit beiden Händen an der Tastatur (beide Gehirnhälften). Beim Schreiben im Blog komme ich viel schneller an mein Unbewusstes heran, z.B. plötzliche Erinnerungen, auffällige Formulierungen...

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AmEnde
Helferlein
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Beitrag Mo., 08.03.2010, 19:13

Eine Freundin von mir macht etwas, dass mich sehr eeindruckt. Sie schreibt gleich nach der Therapie alles was sie fühlt und was ihr in den Sinn kommt auf.
Dabei ändert sie niemals etwas (der innere Zensor bleibt also ausgesperrt) und diesen Zettel liest sie sich auch nicht nochmal durch.

Sie gibt ihn dann zu Beginn der nächsten Stunde ihrer Thera und die liest das dann.
Ich denke, das ist sicher eine sehr fruchtbare Sache....wenn man sich das so traut. Ich persönlich habe da (noch) zu viele innere Kritiker in mir...
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegard

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